Eichstätt. – Wer als Fan des VfB Eichstätt heute Nachmittag in der Halbzeit des Regionalligaspiels gegen den 1. FC Nürnberg II nach Haus gegangen wäre, hätte sich anschließend beim Blick auf das Ergebnis nicht nur schwer gewundert – er hätte auch etwas verpasst. Denn die deutlich verbesserte Elf von Trainer Markus Mattes erkämpfte sich nach 0:2-Rückstand zur Pause in der zweiten Halbzeit noch einen wichtigen 3:2-Heimsieg gegen die „kleinen Clubberer“.
Zwei grundverschiedene Halbzeiten sahen die 480 Zuschauer heute Abend im Liqui-Moly-Stadion. Das lag vor allem am VfB Eichstätt, der zwei völlig verschiedene Gesichter sowie nach einer schwachen ersten Hälfte Moral zeigte und sich das Spiel mit einer kaltschnäuzigen Energieleistung zurückholte.
Es war kein besonders schönes oder packendes Spiel in der Anfangsphase. Die Gäste aus Nürnberg taten mehr für’s Spiel, der VfB lauerte auf Pressingsituationen und Ballverluste, Torschancen blieben zunächst Mangelware. Erste Annäherungen gab es nach einer Viertelstunde, als Club-Angreifer Enrique Katsianas-Sanchez sich vor dem Strafraum den Ball auf links legte, aber drüber zielte (16.). Eine Minute später war es der aufgerückte Club-Kapitän Fabian Menig, der einen aufspringenden Querschläger aus gut 20 Metern volley aus Luft nahm und Junghan erstmals prüfte, der den Ball aber letztlich souverän aus der Ecke fischte.
Der VfB hatte in der 21. Minute seine erste dezente Torannäherung, als Daniel Haubner sich auf der linken Seite durchtankte, aber zu weit nach außen abdrängen ließ. So hatte Club-Schlussmann Jan Reichert letztlich keine Probleme mit seinem Abschluss auf die kurze Ecke. Dabei blieb es aber auch vorerst für eine in der ersten Hälfte harmlose VfB-Offensive.
Club-Chancen in Serie
Ab sofort spielten nur noch die Gäste und kamen phasenweise im Minutentakt zu besten Möglichkeiten. Nach einer knappen halben Stunde hätte das Team von Trainer Cristian Fiel bei einer Doppelchance bereits beinahe in Führung gehen müssen: Erst gelangte ein Abwehrversuch zu Shawn Marc Blum, der im Grätschen versuchte, den Ball über die Linie zu drücken, aber noch von Junghan geblockt wurde. Dann prallte die Kugel erneut Menig vor die Füße. Junghan war bereits geschlagen, aber der Nürnberger „schaffte“ es, freistehend einen Abwehrspieler anzuschießen (29.). Dann war es wieder Katsianas-Sanchez, der aus 15 Metern am linken Pfosten vorbeizielte (31.).
Der VfB verlor in dieser Phase komplett die Ordnung und ließ sich ein ums andere Mal durch einfache Passstafetten aushebeln. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis dabei auch Zählbares herausspringen würde – und zwar in der 35. Minute: Eine Flanke in den Strafraum der Gastgeber konnte nicht sauber geklärt werden, sondern fiel Jermain Nischalke vor die Füße, der sich nicht lange bitten ließ und die Kugel aus wenigen Metern mit links flach im rechten Eck versenkte (35.). Schon eine Minute danach die nächste Gelegenheit, aber Katsianas-Sanchez traf den Ball nicht sauber und verzog aus allerdings ungünstigem Winkel.
Der VfB schien nun völlig von der Rolle und durfte sich beim Club bedanken, dass es zunächst noch beim 0:1 blieb: In der 38. Minute etwa bediente Nischalke im Strafraum den heute vor dem Tor glücklosen Menig, der den Ball aus zehn Metern knapp am rechten Eck vorbeischob (38.). Eine Minute später schon die nächste dicke Chance, als Bryang Kayo sich im Strafraum erneut sträflich freigelassen den Ball auf rechts legte, aber oben knapp am Winkel vorbeizielte (39.).
Dann aber doch noch vor der Pause das inzwischen auch verdiente 0:2: Die U21 des Zweitligisten kombinierte sich über die rechte Seite durch, und ein Querpass in die Mitte reichte, um erneut die VfB-Abwehr komplett auszuhebeln: Katsianas-Sanchez stand völlig frei, passte zum ebenfalls freien Leonardo Vodic, der keine Mühe hatte, den Ball neben den linken Pfosten einzuschieben.
Reaktion nach der Pause
In der Pause dürfte es laut geworden sein in der Kabine des VfB – schließlich gilt Markus Mattes als Mann klarer Worte. Und so waren es nicht nur die beiden Wechsel – Markus Waffler kam für Emanuel Gstettner und Johannes Fiedler ersetzte den heute wirkungslosen Fabio Pirner, sondern eine Reaktion der ganzen Mannschaft, die den VfB zurück ins Spiel brachte. Die Grünweißen schoben nun energischer drauf, standen mit Waffler im Abwehrzentrum sicherer, attackierten die Gegner viel früher und energischer und unterbanden so die Ballstafetten der Gäste aus Nürnberg – und profitierten dann von den Fehlern.
Nach einem solchen gab es in der 57. Minute Freistoß für den VfB, der zunächst noch abgewehrt wurde, aber im zweiten Versuch per herrlichem Diagonalball von Florian Lamprecht von der linken Seite zum sträflich freien Tobias Stoßberger am langen Pfosten kam, der den Ball herrlich direkt aus der Luft mit der Innenseite halbhoch im langen Eck versenkte.
Die Gäste begannen spätestens jetzt, zu wackeln, und der VfB zeigte nun seine gewohnte Moral und Kaltschnäuzigkeit: In der 77. Minute eroberte man bei einem Nürnberger Angriff zunächst den Ball, Haubner schaltete schnell, trieb den Ball durch das Mittelfeld, bediente per erstem Heber Julian Kügel auf rechts, der den Ball per nächstem Heber zu Fabian Eberle weiterleitete. Diese Gelegenheit ließ sich der erfahrene Torjäger nicht nehmen und schlug mit seiner ersten richtigen Torchance sofort zu: Kurze annahme im Strafraum, den Ball kurz auf rechts gelegt und ein sehenswerter Schlenzer rechts oben in den Winkel (77.) – und schon war das Spiel wieder ausgeglichen.
Aber damit nicht genug. Die Clubberer wirkten nun angeschlagen, und jetzt waren es die Eichstätter Fans, die das Gefühl haben durften, dass da vielleicht sogar noch mehr möglich sein würde. War es dann auch: Erst köpfte Philipp Federl den Ball nach einer Flanke von Lamprecht noch knapp rechts vorbei, aber dann war es so weit: Zunächst zögerte Lamprecht von Eberle freigespielt links im Strafraum und wurde noch geblockt. Aber das war wohl gut so. Denn den Abpraller schnappte sich Haubner, flankte im zweiten Versuch sofort in die Mitte, wo Kügel völlig frei einköpfte – Spiel komplett gedreht (87.).
Und so steht am Ende ein einerseits mehr als glücklicher Sieg: Zu zerfahren und anfällig präsentierte sich der VfB vor allem in der Viertelstunde vor der Pause. Statt sich seinem Schicksal zu ergeben, aber zeigte das Team in der zweiten Hälfte Moral und erkämpfte sich einen dadurch andererseits wieder verdienten und wichtigen zweiten Saisonsieg. Stephan Zengerle
Das Spiel in Kürze:
VfB Eichstätt: Junghan – Moratz, Trslic (89. Wolfsteiner), Gstettner (46. Waffler) – Lamprecht, Stoßberger (93. Erten), Haubner, Pirner (46. Fiedler), Kügel, Federl, Eberle.
1. FC Nürnberg II: Reichert – Menig, Jahn, Fofana, Brown – Breunig, Loune, Kayo (67. Wähling) – Vonic, Nischalke (77. Muteba), Katsianas-Sanchez (67. Hofmann).
Schiedsrichter: Jürgen Steckermeier
Tore: 0:1 Nischalke (35.), 0:2 Vonic (45.), 1:2 Stoßberger (56.), 2:2 Eberle (77.), 2:3 Kügel (87.).
Gelbe Karten: VfB: Gstettner, Trslic, Fiedler, Kügel, Federl; FCN: Kayo, Nischalke, Muteba.
Besondere Vorkommnisse: –
Zuschauer: 480