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Stromspeicher per Community: KU-Professor untersucht „enkelgerechte Energieversorgung“

Wirtschaftsgeograph Hans-Martin Zademach forscht über neue Ansätze für Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Gesellschaft

Ingolstadt. – Wer auf dem eigenen Dach eine Photovoltaikanlage betreibt, kann mittlerweile über entsprechende Batteriespeicher mehr vom selbst erzeugten Solarstrom nutzen. Doch der Markt für Stromspeicher ist nicht nur von einem rasanten technischen Fortschritt geprägt, sondern auch von einer Vielzahl neuer Geschäftsmodelle für dezentrale Energieversorgung, die Prof. Dr. Hans-Martin Zademach als Inhaber der Professur für Wirtschaftsgeographie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) derzeit in einem Projekt untersucht. Gefördert wird er dabei von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Seine Expertise fließt auch in den neuen Bachelorstudiengang „Sustainability in Business and Economics“ an der KU ein, in dem Zademach federführend den Schwerpunkt „Spaces and Politics for Sustainable Futures“ anbietet. Der Studiengang startet zum Wintersemester an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät Ingolstadt (WFI) der KU.

Nicht nur nachhaltigen Strom, sondern auch gesellschaftliche Entwicklungschancen sieht KU-Professor Hans-Martin Zademach für die Zukunft. Foto: upd

„Der Solarspeicher für Privathäuser ist an sich zunächst erst einmal nur eine technische Neuerung. Spannend wird es, zu beobachten, wie sich Gesellschaft und Wirtschaft ko-evolutionär vor dem Hintergrund der Technik verändern können. Generell bietet der Markt für Stromspeicher deshalb eine besondere Gelegenheit, um das Zusammenspiel von technischen und organisatorischen Innovationen bereits in der Entstehung genauer zu begleiten“, erklärt Zademach. Derzeit entstünden zum Beispiel ganz neue Anbieter-Kunden-Beziehungen – etwa durch Communities, in denen eine Vielzahl von Photovoltaikanlagen samt dazugehörigem Heimspeichern digital zu einem Schwarm verbunden werden. Der selbst produzierte Strom lässt sich so unter den Mitgliedern diese Energiegemeinschaften aufteilen. Auch Automobilhersteller erkennen entsprechende Marktpotenziale und bieten eigens Ökostrom in Verbindung mit Elektrofahrzeugen an.

Für Zademach stellt sich für das 21. Jahrhundert eine übergeordnete Frage: „Wie organisieren und regulieren wir unsere Gesellschaft so, dass sie enkelgerecht ist im Hinblick auf zukünftige Generationen und auch im globalen Maßstab lebenswert bleibt?“ Dabei müsse dem Gedanken von permanentem Wachstum und Effizienz angesichts begrenzter Ressourcen die Idee der Suffizienz zur Seite gestellt werden. „Es gibt viele Leute, die dazu bereit sind, Gutes zu tun und dafür auch mehr zu bezahlen. Das Inwertsetzen entsprechender Geschäftsideen kann aber nur ein erster Schritt sein. Darüber hinaus gilt es, das gesellschaftliche Handeln insgesamt in Frage zu stellen und zu reflektieren. Muss ich eine Bohrmaschine, die ich nur wenige Mal im Jahr benötige, wirklich selbst besitzen oder genügt es, sich das Gerät mit anderen zu teilen? Solche Fragen und Zusammenhänge von Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit wollen wir in unserem Studiengang grundlegend diskutieren“, schildert Zademach.

Dabei gelte es auch, räumliche und politische Perspektiven zu berücksichtigen, die über rein betriebswirtschaftliche Aspekte hinausgeht. Zademach betont: „Wirtschaften findet nie im Vakuum statt. Wir agieren immer im Raum. Orte sind durch soziales und wirtschaftliches Handeln miteinander vernetzt. Unsere Handlungen haben an ganz anderen Orten Auswirkungen!“ Diese Perspektive nimmt der Professor für Wirtschaftsgeographie auch als Leiter der Landesarbeitsgemeinschaft Bayern der Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft ein. Gemeinsam mit einem breiten Feld an Unterzeichnenden appellierte er deshalb im vergangenen Jahr für ein bayerisches Landesentwicklungsprogramm, das für eine erfolgreiche Transformation ein themen- und ressortübergreifendes räumliches Konzept verfolgen müsse.

Nachhaltigkeit werde häufig als Konzept charakterisiert, das von Natur aus Brücken zwischen verschiedenen Haltungen schlage könne. Es gelte aber aber auch, sich den nicht immer einfach zu überwindenden Zielkonflikten zu stellen, die sich aus unterschiedlichen Interessenslagen ergeben. Auch und gerade diese Konflikte will Zademach mit den Studierenden des neuen Bachelorstudiengangs thematisieren, um ein Grundverständnis für Fragen von Nachhaltigkeit im Kontext von Wirtschaft und Gesellschaft zu fördern.

Eine Bewerbung für den zulassungsbeschränkten sechssemestrigen Bachelorstudiengang „Sustainability in Business and Economics“ ist noch bis zum 15. Juli möglich. Weitere Informationen finden sich unter www.ku.de/sbe.

Quelle
upd
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