Eichstätt. – Ist das 30. Jahr des Open Airs am Berg das vorerst letzte? In einem Video, das die Veranstalter in den sozialen Medien gepostet haben, rufen sie dazu auf, heute möglichst zahlreich auf den Berg zu kommen. Denn der Auftakt gestern war zwar gelungen und die Stimmung gut, das Festivalgelände, das rund 5.000 Besucher fassen könnte, aber nicht so gut gefüllt, wie erhofft. Dabei war das Gewitter, das am Abend gestern das Comeback des Eichstätter Open Airs zu verhageln drohte, vorbeigezogen, und so entwickelte sich gesteren Abend dennoch gute Stimmung und es wurde mit der spanischen Ska-Band Oferta Especial am Ende bis zwei Uhr nachts vor der Bühne getanzt, und im Barbereich und der kleinen Bühne auch danach noch weitergefeiert. Dennoch: Offenbar droht das finanzielle Aus, wenn heute nicht mehr Leute kommen, so die Sorge der Veranstalter.
Es ist ein dringender Appell, den die Organisatoren heute an alle richten, die das Open Air am Berg auch weiter haben wollen: „Es schaut gerade so aus, dass es das nicht mehr geben kann, weil wir leider zu wenig Besucher haben. Wir haben auf dem Festivalgelände eine große Party, es ist eine gute Stimmung bei der Band vorne. Die Leute tanzen und es ist eigentlich wunderbar“, so Nico Leubert vom Organisationsteam. „Aber wenn man auf den Zeltplatz schaut oder auf den Parkplatz schaut, merkt man, dass es doch sehr lückenhaft ist und dass wir so einfach nicht hinkommen, dass es noch finanzierbar ist, und dass es eigentlich keine Chance gibt, dass es dann nächstes Jahr oder in Zukunft wieder stattfinden kann.“
Bunte Mischung und Atmosphäre „so geil“
In der Tat war die Stimmung dennoch gut zum Auftakt gestern am Berg oberhalb von Eichstätt – und zum 30-jährigen Jubiläum des Open Airs am Berg. Nach einem frühen Auftakt und dicken Gewitterwolken, die aber größtenteils vorbeizogen und nur in leichtem Tröpfeln mündeten, nahm bei „Tir Nan Og“ bereits die Stimmung vor der Bühne zu, die dann „Dust Bolt“ mit einer etwas härteren Gangart weiter anheizten – es wurde getanzt und gepogt wie in den frühen Jahren des Eichstätter Open Airs.
„Wir haben uns so auf den Auftritt hier gefreut, vor euch spielen zu dürfen, rief der Sänger von „Dust Bolt“ in die Menge – vor allem auch, weil nach uns „Mono & Nikitaman“ auftreten.“ Diese bunte Musikmischung und die Atmosphäre hier sei einfach „so geil“. In der Tat ist das OPen Air nach dem Neustart nach einem finanziellen Untreuefall, der das Festival zunächst ganz in Frage gestellt hatte, und der etwas „downgesizeten“, also bewusst etwas kleiner gehaltenen familiäreren Atmosphäre schon 2017 wieder ein Stück weit zu den Wurzeln zurückgekehrt. Dennoch habe man die Kapazität für rund 5.000 Besucher. Allerdings hatte man im Vorverkauf wohl nur rund 1.500 verkauft, wie Maximilian Beugel und Katja Knorr im Gespräch mit Ei-live bestätigten.
Über die Gründe können die Verantwortlichen nur spekulieren – vielleicht ein wenig noch die Angst vor Corona, die unter anderem auch eine Band zur Absage gezwungen hatte, weil der Sänger Probleme mit den Stimmbändern gehabt habe, so die Veranstalter. Dennoch waren sie gestern Abend noch recht optimistisch, dass es klappen werde mit einem erfolgreichen Neustart. Die Stimmung im rund 20-köpfigen Orgateam und auch im kompletten alles in allem bis zu rund 300 Menschen starken Helferteam sehr gut.
Es sei rührend gewesen, zu erleben, als das ganze Team die ersten Lieder aus den Boxen hören konnte – bei David Bowies „Heroes“ habe nicht nur sie Tränen in den Augen gehabt, erzählt Katja Knorr. Schließlich habe man so lange und so hart gearbeitet und auch während der Coronapause drei Jahre lang hingefiebert auf das 30-jährige Jubiläum in diesem Jahr. Viele der älteren Generation im Team seien schon damals beim allerersten Open Air am Berg dabei.
„Mono & Nikitaman“ begeistern
Inzwischen seien es schon drei Generationen dabei. Dann aber blieb es eben doch ein wenig leerer als erhofft auf dem weitläufigen Gelände. Sorgenvoll hatten die Organisatoren in den Himmel geblickt, weil das Wetter natürlich beim Verkauf an der Abendkasse eine wichtige Rolle spielen könne. Umso wichtiger sei, dass das Wetter am heutigen Samstag wohl passe. Ansonsten aber war schon gestern Abend alles angerichtet für das Festival, das dann mit „Mono & Nikitaman“ mit ihrer bunten Melange aus Reggae, Hip-Hop, Dancehall, Pop und Punk begeisterten und von den Rogers weiter befeuert wurde.
Der Rettungsappell im Video:
Und so hoffen die Veranstalter auf einen besser besuchten Samstag. Immerhin stehen auch heute musikalisch einige Höhepunkte auf dem Programm – unter anderem ab 19.30 Uhr „Django 3000“ (Programm siehe rechts). Am Ende übrigens hatten sich die dunklen Wolken gestern Nacht längst verzogen und mit Oferta Especial folgte zum Ende noch ein krönender Abschluss im schnellen, spanischen Ska-Rhythmus. Vielleicht verziehen sich ja auch noch jene Wolken über der Zukunft des Festivals – dann nämlich, wenn möglichst viele Besucher heute noch kommen.
„Zusammen haben wir jetzt schon so viele Hürden gestemmt. Uns hat keine Veruntreuung untergekriegt, die Coronapandemie haben wir überstanden, das Team ist stärker als jemals zuvor“, sagt Maximilian Beugel vom Organisationsteam und appelliert an alle Zuschauer. „Ihr habt uns bereits oft und megagut unterstützt. Aber jetzt ist es wirklich nochmal ernst, und deshalb bitten wir euch: Helft uns, teilt dieses Video, zeigt es euren Freunden und Familien und versucht, noch den einen oder andeen zu uns auf den Berg zu holen!“