Eichstätt. – Mit einem Gottesdienst und einem Festakt hat die Maria-Ward-Fachakademie für Sozialpädagogik der Diözese Eichstätt am heutigen Freitagihr 50-jähriges Bestehen gefeiert. „In der Ausbildung an dieser Institution steht das Kind im Mittelpunkt“, betonte Bischof Gregor Maria Hanke in seiner Predigt in der Eichstätter Schutzengelkirche.
Der Berufsabschluss für Erzieherinnen und Erzieher an der diözesanen Fachakademie eröffne vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Allerdings habe die Kirche in den Aufgabenfeldern für Kinder und Jugendliche durch den sexuellen Missbrauch Glaubwürdigkeit in der Gesellschaft verloren. „Schweres Leid wurde jungen Menschen mitten in der Kirche zugefügt, Leben beschädigt oder zerstört“, sagte Hanke. Die Ergebnisse der verschiedenen diözesanen Aufarbeitungsprojekte zum sexuellen Missbrauch hätten in der Öffentlichkeit Enttäuschung, Erschütterung und Zorn über die Kirche ausgelöst.
Missbrauch als „seelisch-menschlicher Super-Gau“
„Wir wollen als Kirche den Weg der Aufarbeitung und der Transparenz gehen“, versicherte der Eichstätter Bischof. „Unser Anliegen muss sein, den Betroffenen Gehör und eine Stimme zu geben, ihrer Sehnsucht nach Leidanerkennung und Gerechtigkeit zu entsprechen sowie die Täter zu sanktionieren, sofern sie noch leben. Und wir wollen lernen.“ Hoffnungsvoll stimmten ihn, so der Bischof, verschiedene Maßnahmen, die die Diözese Eichstätt bereits ergriffen habe, um solchen Gräueltaten und deren Vertuschung Vorschub zu leisten. „Wir wollen in unseren Bemühungen nicht nachlassen, denn sexueller Missbrauch Minderjähriger unter dem Deckmantel geistlicher Autorität ist ein seelisch-menschlicher Super-Gau für die Betroffenen und ein Verrat am Evangelium Jesu.“
Wurzeln vor über 100 Jahren in Haag in Oberbayern
Die Maria-Ward-Fachakademie diene dem Kindsein und seiner Entwicklung, sagte Hanke mit Blick auf das Jubiläum. Die Anfänge der Einrichtung reichen zurück in das Jahr 1916 in Haag in Oberbayern, ehe die vom Orden der Maria-Ward-Schwestern getragene Institution vor 50 Jahren nach Eichstätt verlegt wurde. In den vergangenen fünf Jahrzehnten haben sich nach den Worten des Bischofs die Erziehungswissenschaft und die Praxis des Umgangs mit Kindern und Jugendlichen gewandelt und entwickelt. „Bei aller Veränderung blieb das Ziel gleich: Junge Menschen für die anspruchsvolle Erziehungsaufgabe an Kindern und Heranwachsenden zu qualifizieren“, sagte Hanke.
Die Diözese Eichstätt als Trägerin der Schule legt Wert auf ein ganzheitliches Konzept in der Ausbildung, wie Vitus Lehenmeier, der Leiter der Schulabteilung im Bistum Eichstätt, beim Festakt nach dem Gottesdienst betonte. „Unser Anliegen ist es, die Studierenden auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes auszubilden, so dass sie mit einer fundierten Bildung nicht nur ihr Leben so gestalten können, dass dieses gelingt, sondern auch in den künftigen Einrichtungen entsprechend wirken können.“ Dabei stehe der Mensch im Mittelpunkt: „An dieser Schule sind Sie es, in den Einrichtungen die Kinder und Jugendlichen“, sagte Lehenmeier in Richtung der angehenden Erzieher.
„Was bleiben will, muss sich ändern“
Schulleiterin Ulrike Rhein erinnerte in ihrer Ansprache an das Motto der Übergabe der Trägerschaft der Schule 2005 von der Congregatio Jesu an die Diözese Eichstätt. Die damalige Provinzoberin Sr. Angela Fries habe gesagt: „Was bleiben will, muss sich ändern“. „Änderung und Veränderung“ prägten seit 2019, als sie die Leitung der Schule mit Stellvertreterin Renate Dittmann übernommen hat, ihre Arbeit. Als jüngstes Beispiel nannte Rhein die Umstellung auf Distanzunterricht in der Corona-Pandemie, als auch praktische Prüfungen in den Einrichtungen nicht mehr möglich waren und deshalb als Simulationen ohne Kinder an die Fachakademie verlegt wurden.
Unter dem Radar der Pandemie sei auch die sogenannte „Modernisierung der Erzieherausbildung“ eilig vom Bayerischen Landtag beschlossen worden und werde bereits im laufenden Schuljahr umgesetzt. Bei allen Veränderungen, die die Akademie in ihrer Geschichte gemeistert habe, sei eine Konstante geblieben: „Wer viel gewinnen will, muss auf die kleinen Dinge achtsam sein“. Dieses Zitat von Mary Ward diente auch als Motto des Jubiläumsgottesdienstes in der Schutzengelkirche. „Auch wenn viele Veränderungen anstehen, teils auch gravierende wie die Verkürzung der Erzieherausbildung, darf man die Achtsamkeit auf die kleinen Dingen nicht verlieren“, sagte die Schulleiterin. „Insbesondere dürfen wir uns nicht gegenseitig aus dem Blick verlieren“.
250 junge Erzieherinnen und Erzieher in Ausbildung
Derzeit studieren 250 junge Menschen an der Maria-Ward-Fachakademie für Sozialpädagogik in Eichstätt. Einblicke in die Ausbildung für Erzieherinnen und Erzieher gibt die Einrichtung bei einem Tag der offenen Tür am morgigen Samstag, 30. April, von 11 Uhr bis 15 Uhr. Interessierte können dabei auch ihre Bewerbungsunterlagen mitbringen und einreichen. Weitere Informationen gibt es unter www.fachakademie-eichstaett.de.