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„Wir werden schmerzhaft ehrlich sein“: Aufarbeitungskommission zum Missbrauch im Bistum kann loslegen

Geschäftsordnung für die Unabhängige Aufarbeitungskommission zum sexuellen Missbrauch im Bistum Eichstätt verabschiedet

Eichstätt. – Es ist einerseits nur eine Formalie, andererseits aber ein wichtiger Schritt, damit die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der Katholischen Kirche auch im Bistum Eichstätt wirklich funktionieren kann: Mit der Unterzeichnung ihrer Geschäftsordnung verfügt die Unabhängige Aufarbeitungskommission zum sexuellen Missbrauch im Bistum Eichstätt nach ihrer Gründung im vergangenen Jahr nun auch über eine Grundlage für ihre Arbeit, die damit nun Fahrt aufnehmen kann – „endlich!“, dürften Kritiker sagen. Schließlich ist man in anderen Diözesen schon wesentlich weiter.

Nächster Schritt für die Aufarbeitungskommission: Bischof Gregor Maria Hanke und die Vorsitzenden der unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum Eichstätt, Doris Templer und Peter Grimm, (v.l.n.r) unterzeichneten die Geschäftsordnung des Gremiums und tauschten sich gemeinsam aus. Foto: Bernhard Löhlein/pde.

„Wir müssen die Betroffenen in den Mittelpunkt stellen, ihnen Raum und Stimme geben“ – so formuliert Bischof Gregor Maria Hanke eine der wesentlichen Aufgaben, der von ihm eingesetzten Unabhängigen Aufarbeitungskommission zum sexuellen Missbrauch im Bistum Eichstätt. Bei der Unterzeichnung der Geschäftsordnung zusammen mit den Vorsitzenden der Kommission, Doris Templer und Peter Grimm, hob der Eichstätter Bischof die Bedeutung der Sorge für Opfer und Betroffene bei der Aufarbeitung besonders hervor. Die Klagen der Betroffenen nach der Veröffentlichung bisheriger Missbrauchsgutachten seien berechtigt und müssten sehr ernst genommen werden. Der Bischof bat daher die Mitglieder der Unabhängigen Aufarbeitungskommission, mit ihren Erfahrungen und Kompetenzen dazu beizutragen, dass die Anliegen der Opfer und Betroffenen mit hoher Priorität in den Aufarbeitungsprozess einfließen.

„Wir bringen alles zur Sprache“

Mit der Geschäftsordnung besitzt die Unabhängige Aufarbeitungskommission nun nach ihrer Ernennung im vergangenen Jahr eine weitere wichtige Grundlage für ihre Arbeit: „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Wir verstehen uns als Anwälte der Betroffenen“, sagt Doris Templer, eine der beiden gleichberechtigten Vorsitzenden der Kommission. „Wir werden schmerzhaft ehrlich sein“, ergänzte Peter Grimm. „Das heißt, wir bringen alles zur Sprache, was über den Umgang mit Opfern und Betroffenen berichtet wird oder wenn wir im Aktenstudium etwas finden“, verspricht er. Beide werden Bischof Hanke regelmäßig über die Ergebnisse berichten.

„Wir müssen aus den bisherigen Fehlern und dem Versagen lernen“

Die Stimme der Betroffenen werde auch Eingang in die Personalverwaltung des Bischöflichen Ordinariates finden, betont Bischof Hanke. Eine Aufarbeitung, die Betroffene ernst nimmt, solle dazu beitragen, der kirchlichen Verkündigung der Frohen Botschaft glaubhafte Wege zu eröffnen. „Wir müssen aus den bisherigen Fehlern und dem Versagen lernen. Das geht nur, wenn wir uns dieses Versagen eingestehen und auf jene hören und mit jenen sprechen, die unter diesem Versagen oft ein Leben lang leiden müssen“, so Hanke. Die Aufarbeitungskommission soll diesen, bislang zu wenig beachteten Kontakt zu den Betroffenen in den Fokus nehmen und so dazu beitragen, den Standard der Aufarbeitung im Bistum Eichstätt auf das notwendige hohe Niveau zu heben, der dem Anspruch der Opfer und der Betroffenen sowie der kirchlicher Verkündigung gerecht werde.

Die Mitglieder der Unabhängigen Aufarbeitungskommission sind:

  • Doris Templer, Diplom-Sozialpädagogin und stellvertretende Leiterin des Amts für Jugend und Familie Ingolstadt
  • Dr. Helmut Walter, ehemaliger Leitender Oberstaatsanwalt
  • Dr. Robert Steinhauser, Akademischer Rat am Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt
  • Aus dem Kreis der Betroffenen gehören Udo Holy und Alexander Probst dem Gremium an.
  • Mit Peter Grimm, ehemaliger Polizeibeamter, wurde auch ein Mitglied des Diözesanrates im Bistum Eichstätt in die Kommission berufen.
  • Von Seiten der Diözese wirkt Domkapitular Regens Michael Wohner mit.
  • Ständige Gäste in der Unabhängigen Aufarbeitungskommission sind die beiden unabhängigen Ansprechpersonen für Betroffene sowie die Präventionsbeauftragte der Diözese Eichstätt.

Die unabhängigen Ansprechpersonen für das Bistum Eichstätt sind Werner Merkle, Facharzt für Psychiatrie, Innere Medizin und Psychotherapie, und Felizitas Schweitzer, Psychologische Psychotherapeutin, Bereichsleiterin Psychologie und weitere Dienste im Zentrum für Psychische Gesundheit. Sie sind erste Anlaufstelle für Hilfesuchende und Betroffene und als externe Fachleute für die Prüfung von Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger und Schutzbedürftiger zuständig.

Kontakt zu den Ansprechpersonen kann unter folgenden Telefonnummern aufgenommen werden: Dr. Werner Merkle: (08421) 97070, Felizitas Schweitzer: (0841) 880-3060.

Quelle
pde
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