Gunzenhausen/Eichstätt. – „Drachenblut“ – schon der Name ist spektakulär. Als Wunderheilmittel fand es reißenden Absatz und machte Johann Reichardt wohlhabend. Oder war es vielleicht doch sein Gold? Denn noch viel mysteriöser war ein anderes Geheimrezept des Gunzenhausener „Alchemisten“: Damit habe er in einem Felsenkeller bei Gunzenhausen 50 Meter unter der Erde Blei in Gold verwandelt, erzählt man sich in dort. Den Spuren des „Goldmachers“ geht der Gunzenhausener Stadtarchivar Werner Mühlhäußer in einem aktuellen Beitrag des Bayerischen Rundfunks auf den Grund – und erfährt darin auch endlich das Geheimnis des „Drachenbluts“.
Für die Sendung „Zwischen Spessart und Karwendel“ öffnete der Stadtarchivar nicht nur das Stadtmuseum mit Fundstücken zu dem berühmt-berüchtigten Sohn der Stadt, sondern auch jenen Felsenkeller, in dem Reichardt jenes Wunder gewirkt haben soll, für das so viele andere Alchemisten im Lauf der Jahrhunderte das passende Rezept und Beschwörungsformeln gesucht haben sollen: Gold herstellen. Im Falle Reichardts soll es ein altes Rezept mit altertümlicher Schrift gewesen sein, das 1925 in einem Glasgefäß in einem Hohlraum der Stadtmauer gefunden worden sei, berichtet Mühlhäußer.
Hier der Beitrag aus „Zwischen Spessart und Karwendel“:
Und hier der Link zur kompletten Sendung: https://www.br.de/mediathek/video/zwischen-spessart-und-karwendel-regionalmagazin-alchimist-mit-drachenblut-urban-jungle-aufgemoebelt-in-nuernberg-av:61bc723af34cdd000950a97a
„Schwarze Materie“, „weiße Materie“ und ein Felsenkeller
Dabei begann alles so bodenständig: Reichardt wurde am 4. Januar 1896 geboren und trat zunächst als Metzger in die Fußstapfen seiner Eltern, die eine Metzgerei und Gastwirtschaft hatten. Nach dem Ersten Weltkrieg aber widmete er sich mehr und mehr seiner Leidenschaft, der Naturheilkunde – und der Alchemie, die ihn schon zu Lebzeiten zu einer Berühmtheit machen sollte. Sieben Gramm „Plumbum“, also Blei, dazu „schwarze Materie“, Erhitzen über Feuer und später „weiße Materie“ hinzugeben – so heißt es in jenem Rezept aus der Stadtmauer. Das Ganze an einem abgelegenen Ort wie jenem Felsenkeller mit den rätselhaften Symbolen an den Wänden getan – und schon werde aus Blei Gold.
21 Kilobarren Gold und der Inhalt des „Drachengolds“
Ob es nun funktioniert hat oder nicht – Reichardt wurde tatsächlich reich, kaufte 1939 den ehemaligen Markgräflichen Hofgarten in Gunzenhausen und empfing dort in seiner Praxis die Patienten. Im BR-Film kommt auch eine Zeitzeugin vor, die ihn als junges Mädchen noch persönlich erlebt hat. Die Patienten kamen in Scharen und kauften das „Drachenblut“. Aber war das nun alles echt?
Um den besonderen Heilkundigen ranken sich viele Legenden. Gold habe man in einigen der enthaltenen Proben seiner Experimente nicht gefunden, heißt es auch im BR-Beitrag. Als sicher aber gilt: Johann Reichardt stirbt 1974 als reicher Mann – und zwar im Besitz von 21 Barren Gold zu je einem Kilo – auch nach heutigen Maßstäben als ein gewaltiger Goldschatz. Und was war im Drachenblut? Im Institut für Rechtsmedizin der Universität München untersucht ein Experte die letzte noch erhalten Flasche des Gebräus für die Sendung – und, Achtung, Spoileralarm: Es war ein fachlich gut gemachter und wohl bekömmlicher Trunk mit recht reinem Alkohol: aber eben nur ein Kräuterlikör.
Mehr über Goldforschung und den Mykenischen Goldschatz finden Sie im aktuellen Eichstätter Journal – EINFACH HIER KLICKEN! [/box]Darüber berichtet auch das Portal https://altmuehlfranken-entdecken.de/
Ein Alchemist in Gunzenhausen? – Der Goldmacher Johann Reichardt