Eichstätt. – Da würden sich wohl auch Nemo und Dori wohlfühlen: Immerhin ist es „Bayerns größtes Korallenriff“, um das sich die teils knallbunten Meeresbewohner tummeln, die doch schwer an Zeichentrickstars aus Pixars Erfolgs-Animationsfilm „Findet Nemo“ erinnern. Jetzt haben sie noch mehr Platz in einem neuen Aquarium, das die Gäste des Jura-Museums auf der Eichstätter Willibaldsburg ab dem 8. Februar wieder bestaunen können.
Zeitreise zurück in die Welt vor 150 Millionen Jahren
Das ursprüngliche Aquarium war seit der Eröffnung des Museums im Jahr 1976 in Betrieb gewesen und musste nun dringend ersetzt werden. Das neue Becken hat zudem ein noch größeres Fassungsvermögen von fast 7000 Litern. Es bietet den Besuchern zudem durch größere Glasflächen bessere Einblicke in eine tropische Korallenlandschaft. Auch die jüngeren Museumsgäste können nun so die mehr als 60 Arten an Korallen, Salzwasserfischen, Seeigeln und weiteren Riffbewohnern besser bewundern. Der Blick in das Aquarium ist zugleich eine Zeitreise zurück in die Welt vor 150 Millionen Jahren, aus der die im Museum ausgestellten Fossilien stammen. Denn in diesem Erdzeitalter erstreckte sich über Süddeutschland mit dem Jurameer eine Landschaft aus Inseln, Riffen und Lagunen.
„Wir freuen uns sehr, dass wir dieses Projekt nach eineinhalb Jahren nun zu einem guten Ende führen konnten. Die Besucherinnen und Besucher erwartet ein wirklich tolles Aquarium“, verspricht die wissenschaftliche Leiterin des Museums, Christina Ifrim. Man könne nun nicht nur wieder Biodiversität unmittelbar erleben, sondern zum Beispiel auch besser beobachten, wie sich feinkörnige Kalke zwischen den Korallen ablagern, ähnlich wie die, in denen sich einst die einzigartigen Versteinerungen bildeten. Ifrim ist daher froh und dankbar, dass die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen (SNSB) einen hohen fünfstelligen Betrag investiert haben, um das Riff wieder für die Museumsgäste sichtbar zu machen.
Umzug für Traumkaiserfische, Riffbarsche, Lippfische und mehr
Die Sanierung des alten Aquariums war unumgänglich: Im Betonsockel, der permanent mit Salzwasser in Kontakt war, hatten sich große Risse gebildet, und das Material bröckelte. Da es außerdem durch die aktuellen Sanierungsarbeiten auf der Willibaldsburg zu Erschütterungen im Boden kommt, war zu befürchten, dass sich die Risse vergrößern. Im Juni 2020 erfolgte somit der Umzug der Korallenstöcke und der farbenprächtigen Riffbewohner, zu denen unter anderem Traumkaiserfische, Riffbarsche und Lippfische gehören. Das Evakuierungsbecken im Vorraum des Museums bot ihnen zwar eine Bleibe für die Zeit der Sanierung, jedoch war es aus Gründen der Betriebssicherheit nicht zugänglich für die Museumsgäste.
Für die Erstellung des neuen Aquariums hat sich Museumsleiterin Christina Ifrim mit Lars Hopf einen Fachmann aus Oettingen geholt. Das Projekt war auch für einen professionellen Aquarienbauer ein ganz besonderer Auftrag: „Ein großes Meerwasseraquarium in einer altehrwürdigen Burg baut man schließlich nicht alle Tage. Noch dazu ist das Museum ein öffentlicher Ort mit vielen Besucherinnen und Besuchern, die später unsere Arbeit sehen. Da steigt die Anspannung schon ein wenig.“
Aquarium eine Woche behutsam befüllt – als Provisorium
Bevor für die Riffbewohner überhaupt der Umzug aus dem Evakuierungsbecken in das neue Domizil vonstattengehen konnte, galt es vor allem, die Wasserqualität genau im Auge zu behalten, denn gerade Korallen sind sehr anspruchsvoll. Deshalb flossen eine Woche lang pro Minute eineinhalb Liter aufbereitetes Wasser allerbester Qualität in das neue Becken. Für geeignete Beleuchtung, Strömungsverhältnisse und gleichbleibende Wasserqualität sorgen nun LED-Beleuchtung und neueste Aquarientechnik. Der eigentliche Umzug in das 24 Grad Celsius warme Wasser erfolgte – wie 2020 auch die Umsiedlung ins Evakuierungsbecken – binnen eines Tages in vorsichtiger Hand- und Teamarbeit. Gerade bei einigen Korallen ist große Vorsicht geboten, da viele sehr scharfkantig sind und stark nesseln.
Auch das neue Aquarium ist noch nicht die dauerhafte Station für das Korallenriff. „Es handelt sich um eine Interimslösung, mit der wir die Zeit bis zur Neukonzeption des Museums überbrücken, deren Zeitplan auch vom Fortschritt der Burgsanierung abhängt“, erklärt Museumsleiterin Christina Ifrim. Das Aquarium sei daher bewusst so gebaut worden, dass es vollständig reversibel sei und nach der Neukonzeption an anderer Stelle weiterverwendet werden kann. „Nemo, Dori & Co.“ bekommen also schon bald wieder ein neues Zuhause.
Das Jura Museum
Im Jura-Museum in Eichstätt sind insbesondere Fossilien der Solnhofener Plattenkalke zu sehen, die in den Steinbrüchen der Region zutage gefördert worden sind. Zu den eindrucksvollen Versteinerungen aus der Jura-Zeit vor 150 Millionen Jahren gehören das Eichstätter Exemplar des berühmten Urvogels Archaeopteryx, das Fossil des Jahres 2020, und das weltweit einzige Exemplar des Raubdinosauriers Juravenator. Trägerin des Museums ist die Stiftung Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. Der größte Teil der Sammlung befindet sich im Besitz des Bischöflichen Seminars St. Willibald in Eichstätt. Wissenschaftlich betreut werden die Sammlung und das Museum von den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns.
Das Jura-Museum auf der Willibaldsburg, Burgstraße 19 in Eichstätt, hat täglich außer montags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Im Museum gilt aktuell die 2G plus-Regel. Wer bereits eine Auffrischimpfung erhalten hat, hat 14 Tagen danach auch ohne Testnachweis Zugang zum Museum.
Weitere Informationen unter www.jura-museum.de.