Ingolstadt. – Die Coronadelle ist beinahe ausgemerzt: Der regionale Arbeitsmarkt ist gut durch die Coronakrise gekommen – das bestätigen nach einer vorläufigen Einschätzung zu Beginn des Jahres nun auch die endgültigen Zahlen der Agentur für Arbeit Ingolstadt. Der regionale Arbeitsmarkt nähere sich nach einem Einbruch im Lockdown 2021 zu Beginn des Jahres inzwischen wieder deutlich dem Vorkrisenniveau an – so das Fazit. Im Jahresdurchschnitt lag die Arbeitslosigkeit bei 2,6 Prozent und damit besser als 2020, aber immer noch leicht höher als 2019. Für das laufende Jahr zeigt sich Johannes Kolb, Leiter der Agentur für Arbeit, aber verhalten optimistich, dass sich die zuletzt positive Entwicklung im weiteren Jahresverlauf fortsetzen könnte. Sorgen bereiten indes das verhaltene Niveau offener und neu geschaffener Stellen sowie vor allem die Zahl der Ausbildungsplätze: Letztere befinde sich auf dem niedrigsten Wert der letzten zehn Jahre.
„Die großen Herausforderungen für den überregionalen wie auch den regionalen Arbeitsmarkt waren im vergangenen Jahr die Folgen der Pandemie, die Fachkräfteengpässe, die Transformationsprozesse in der Industrie sowie eine zunehmende Knappheit von Bauteilen und Rohstoffen. Vor allem in den ersten Monaten 2021 zeigte sich dies sehr deutlich“, so Johannes Kolb, Leiter der Agentur für Arbeit Ingolstadt. Durch den Einsatz unterstützender Arbeitsmarktinstrumente, insbesondere dem Kurzarbeitergeld habe man die Effekte abfedern können.
Dennoch stieg die Zahl arbeitsuchender Menschen in der Region im Februar auf einen Höchststand von 9.265. „Im weiteren Jahresverlauf, bedingt durch eine Lockerung der pandemiebedingten Einschränkungen und einer deutlich anziehenden Nachfrage, entspannte sich Situation allmählich, so dass im letzten Quartal wieder von einer stabilen Vollbeschäftigung in der Region gesprochen werden konnte“, fasst Kolb zusammen. Das Thema Corona werde „uns auch im neuen Jahr beschäftigen“, befürchtet Kolb. „Die kommenden Wochen sollten zeigen, in welchem Umfang dies der Fall ist.“
Hier die Einschätzung der Agentur im Detail:
Beschäftigung
Nach vielen Jahren des Anstiegs sozialversicherungspflichtiger Arbeitsverhältnisse in der gesamten Region war 2020 erstmalig ein Rückgang zu vermelden. Im vergangenen Jahr veränderte sich diese Zahl kaum. 223.812 Personen und damit rund 200 weniger als ein Jahr zuvor waren zum Stichtag 30. Juni in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Diese Entwicklung stellt sich für die einzelnen Branchen unterschiedlich dar. Während die Arbeitnehmerüberlassung, die Metall- und Elektroindustrie und das Verarbeitende Gewerbe spürbar Personal abbauten, nahm die Beschäftigung im Dienstleistungssektor, insbesondere im Gesundheitswesen, der öffentlichen Verwaltung sowie im Bereich Information und Kommunikation merklich zu.
Arbeitslosigkeit
Bedingt durch Witterungseinflüsse und den zweiten Lockdown erreichte die Arbeitslosigkeit im Februar seit Corona-Ausbruch ihren Höhepunkt. Die Beschäftigungslosigkeit stieg auf 9.265 Personen an. Zum Vergleich: Zwei Jahre zuvor im Februar 2019, lag dieser Wert noch bei 6.485. Dennoch gelang es im Jahresverlauf, die Arbeitslosigkeit deutlich zu reduzieren. Mit Beendigung der Einschränkungen hellte sich die Stimmung in Wirtschaft und Bevölkerung auf, die Kurzarbeit ging spürbar zurück und der Personalbedarf nahm zu. Ende des Jahres waren noch 6.059 Bürger von Arbeitslosigkeit betroffen. Blickt man auf den gleichen Zeitpunkt vor der Pandemie (Dezember 2019), waren 394 Personen weniger gemeldet, das Vorkrisenniveau also weit weniger deutlich überschritten als noch zu Jahresbeginn. Jahresdurchschnittlich waren im vergangenen Jahr 7.475 Menschen arbeitslos gemeldet. Dies bedeutet gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um 319, gegenüber 2019 eine Zunahme um 1.732.
Im Schnitt pendelte sich die Arbeitslosenquote 2021 bei 2,6 Prozent ein, 0,1 Punkte weniger als vor Jahresfrist, 0,6 Punkte mehr als 2019. Mit Blick auf die beiden Rechtskreise Arbeitslosenversicherung und Grundsicherung, ist festzuhalten, dass die Jobcenter in der Region im zurückliegenden Jahr zwar einen Zuwachs an Arbeitslosen gegenüber 2020 hatten, die weit überwiegende Zahl derer, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, jedoch bei der Agentur für Arbeit gemeldet war.
Entwicklung offener Stellen
Parallel zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit verliefen auch Zugang und Bestand offener Stellen. Zwar wurden den Vermittlungsfachkräften der Agenturen in Ingolstadt, Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen 2021 insgesamt 8.035 vakante Arbeitsplätze und damit 825 mehr als noch 2020 zur Besetzung gemeldet, dennoch waren dies 2.429 weniger als 2019. Jahresdurchschnittlich konnten Arbeitssuchende im vergangenen Jahr auf 3.583 Beschäftigungsmöglichkeiten zurückgreifen, ein Jahr davor waren es 3.443, 2019 noch 4.527. Die Nachfrage nach Arbeitskräften war über das gesamte Jahr 2021 eher zurückhaltend. Es ging sicherlich nach wie vor in erster Linie darum, gut eingearbeitetes Personal auch in schwierigen Zeiten halten zu können.
Entwicklung am Ausbildungsmarkt
Im zurückliegenden Ausbildungsjahr meldeten die Betriebe aus der Region für den Ausbildungsbeginn im September insgesamt 3.723 Berufsausbildungsplätze. 3.177 Ausbildungsverträge konnten schließlich auch abgeschlossen werden. Diese Zahl liegt um 189 oder 5,6 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahres und ist gleichzeitig der niedrigste Wert der vergangenen zehn Jahre. Auch die gemeldeten Bewerber um eine Lehrstelle nahmen erneut, wenn auch geringfügig, ab. 2.570 junge Menschen meldeten sich ausbildungssuchend bei der Agentur für Arbeit, im Jahr davor waren es noch 179 mehr. „Ein Trend, der, vor allem vor dem Hintergrund des bestehenden Fachkräftemangels, mit Sorge zu betrachten ist“, so das Fazit der Behörde.
Kurzarbeit
Die Zahl der Anträge lag in 2021 zwar deutlich unter dem vorangehenden Jahr, dennoch war die Gewährung von Kurzarbeitergeld auch in den vergangenen zwölf Monaten das wichtigste Werkzeug zur Beschäftigungssicherung. 1.790 Betriebe zeigten in 2021 Kurzarbeit für insgesamt 30.208 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 waren es noch 5.807 Betriebe, die Arbeitsausfälle für insgesamt rund 94.000 Beschäftigte planten.
Finanzen
Auch 2021 investierte die Arbeitsagentur Ingolstadt intensiv in Leistungen der aktiven Arbeitsmarktförderung, wie beispielsweise Weiterbildung, Eingliederung, Gründungszuschüsse und Leistungen für Jugendliche. Ein zunehmender Anteil fließt hiervon in die Förderung Beschäftigter. Insgesamt wurde die aktive Arbeitsmarktförderung mit fast 16,2 Millionen Euro unterstützt. Für den Bereich der beruflichen Rehabilitation und die Förderung schwerbehinderter Menschen beliefen sich die Leistungen in 2021 auf rund 13,30 Millionen Euro. Mit fast 222 Millionen Euro bildeten die existenzsichernden Leistungen, hier enthalten Arbeitslosengeld und Kurzarbeitergeld, den größten Posten in der Bilanz. Dies ist vergleichbar mit dem vorangegangenen Jahr. el
Der Arbeitsmarkt im Stadtgebiet Ingolstadt und in den Landkreisen:
Bereits zu Beginn des Jahres hatte die Agentur für Arbeit detaillierte Daten für die Region gemeldet – hier noch einmal die detaillierten Daten:
Im Stadtgebiet Ingolstadt hat sich die Zahl der arbeitslosen Menschen im Berichtsmonat Dezember um 30 Personen etwas verringert und sinkt damit auf insgesamt 2.461 Betroffene (Vorjahr: 3.040, Dezember 2019: insgesamt 2.329 arbeitslose Personen). Die aktuelle Arbeitslosenquote liegt weiterhin bei 3,0 Prozent (Vorjahr: 3,7 Prozent). Aktuell gibt es 1.336 gemeldete unbesetzte Stellen, drei mehr als im Vormonat.
Im Landkreis Eichstätt stieg die Arbeitslosigkeit zum Ende des Jahres etwas an. Zum Stichtag waren 1.186 Personen auf Arbeitssuche, 45 mehr als im Vormonat (Vorjahr: 1.531, Dezember 2019 insgesamt: 1.052 arbeitslose Personen). Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang um 345 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote beträgt Ende Dezember, wie im Vormonat, 1,5 Prozent (Vorjahr: 2,0 Prozent). 947 Arbeitsstellen und damit 69 mehr als im November, sind den Vermittlungsfachkräften als vakant gemeldet.
Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ist die Arbeitslosenquote mit 1,8 Prozent im Berichtsmonat Dezember um 0,1 Punkte angestiegen. Zum Stichtag wurden 1.065 Personen als arbeitslos gezählt, 51 mehr als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau im Dezember 2019 ist die Zahl der arbeitslosen Landkreisbürger sogar um 61 niedriger.
736 Arbeitsstellen sind als vakant gemeldet, 32 mehr als im Vormonat. Vor Jahresfrist waren 546 Arbeitsplätze unbesetzt.
Die Arbeitslosigkeit im Landkreis Pfaffenhofen ist zum Ende des Jahres 2021 erneut etwas gesunken. Die Zahl der arbeitslos Gemeldeten hat sich nochmals um 40 Personen auf 1.347 verringert. Gegenüber dem Dezember des Vorjahres bedeutet dies ein Abschmelzen um 452 (Dezember 2019 insgesamt: 1.158 arbeitslose Personen). Die Arbeitslosenquote liegt weiterhin bei 1,8 Prozent (Vorjahr: 2,4 Prozent). Das Arbeitsplatzangebot umfasst 1.071 offenen Stellen und damit 32 mehr als im Vormonat. Im Dezember 2020 waren zum Vergleich 804 offene Stellen gemeldet.