Eichstätt. – Provisorien halten ja bekanntlich manchmal besonders lange. So war das auch beim Eichstätter Herzogsteg. Fast genau fünf Jahre war diese zentrale Verbindung zwischen Bahnhof, Spitalstadt und den großen Parkplätzen rechts der Altmühl und der Innenstadt auf der anderen Seite entweder gar nicht vorhanden – oder eben über eine solches Provisorium: eine Behelfsbrücke des THW, die dann eben doch weit länger herhalten musste als geplant. Seite heute Nachmittag um 16 Uhr ist der Herzogsteg nun wieder begehbar – wenn auch erst einmal weiterhin ein wenig provisorisch: Geländer und Handlauf müssen in den nächsten Wochen noch installiert werden.
Von Stephan Zengerle
Fast genau fünf Jahre sind vergangen, seit der Herzogsteg geschlossen werden musste: Am 13. Dezember 2016 war das: Der 1975 bis 1976 errichtete Steg hatte sich in der Mitte leicht gesenkt und musste damals gesperrt werden. Heute Nachmittag wurde nun sein Nachfolger erstmals wieder geöffnet – und gleich rege von zahlreichen Fußgängern genutzt. Noch ist das Ganze links und rechts nur durch einen Bauzaun gesichert, sein finaler architektonischer Charme daher bis dato noch nicht so ganz spürbar – in all seiner geschwungenen Leichtigkeit aber dann doch bereits zu erahnen.
Vor allem aber ist die „architektonische Meisterleistung“, wie Oberbürgermeister Josef Grienberger sie heute anlässlich der Eröffnung bezeichnete, endlich begehbar. Das Ganze sei nun relativ spontan möglich gewesen, die Eröffnung daher auch kurzfristig anberaumt und – passend zur jetzigen Zeit – unspektakulär und ohne große Einweihungsfeier umgesetzt worden: Bauzaun auf, OB und ein großer Teil des Eichstätter Stadtrats einmal hinüber und einmal herüber über die Altmühl – und schon war der Akt vollzogen, auf den viele Eichstätter und Besucher der Stadt, vom Touristen über Pendler und Berufstätige, Einkaufende und Geschäftsleute, seit vielen Jahren gewartet hatten.
Die Geländer aus verzinktem Stahl links und rechts des durchaus elegant geschwungenen, schlanken Brückenkörpers sollen dann ab Montag in den nächsten zwei Wochen installiert werden. „Es ist dennoch schön und wichtig, vor allem auch für die Eichstätter Geschäftswelt, dass es jetzt schon geklappt hat mit der Öffnung“, freut sich Christian Alberter, Fraktionsvorsitzender der SPD-Fraktion, die sich im Stadtrat auch für diese schnelle und pragmatische Eröffnung eingesetzt habe. Auch die anderen Stadtratsmitglieder freuten sich sichtlich und fraktionsübergreifend über die Wiedereröffnung der städtebaulich wie verkehrstechnisch so wichtigen Verbindungsachse der Stadt.
Aber auch bis Anfang 2022 bleibt es noch ein wenig beim Provisorium: Je nach Witterungsverhältnissen werde der Handlauf mit unterseitiger LED-Beleuchtung dann im neuen Jahr montiert, so der OB. Bis man den komplett fertigen Herzogsteg dann tagsüber wie auch nachts als wohl durchaus eleganten Lichtbogen komplett fertig erleben kann, werde es dann wohl noch „bis Ende Januar, Anfang Februar“ dauern. Vorerst wird es das Provisorium inklusive Bauzaun richten müssen, sodass derzeit Fahrräder auch noch über den Steg geschoben werden müssen.
Zwei Millionen, 34 Meter, 100 Jahre
Rund zwei Millionen Euro teuer ist das Machwerk. 34 Meter lang, auf der Spitalstadtseite elf Meter, an seiner schmalsten Stelle in der Mitte nur rund fünf Meter, auf der Seite der Herzoggasse wieder etwas breiter und beinahe ohne Ecken und Kanten geschwungen und nach Meinung der Macher wohl rund 100 Jahre haltbar – auch baulich also durchaus eine nicht ganz unambitionierte Angelegenheit.
Der „ungewöhnlich schlanke Brückenkörper liegt zurückhaltend und doch selbstbewusst vor der historischen Stadtsilhouette“, so war das Ganze bereits im Zuge des Gestaltungswettbewerbs beschrieben worden. Er füge sich „in eleganter und zurückhaltender Formensprache überzeugend in das städtebauliche Umfeld“ ein, so hieß es damals. Davon ist inzwischen durchaus etwas spürbar – mit etwas Phantasie könnte man sich fast eine venezianische Gondel darunter durchfahrend vorstellen. Da wird es wohl bei den vielen Altmühlenten bleiben.
Aber der Herzogsteg ist begehbar und damit ein wichtiger erster Baustein in zentraler Lage. Aber auch dann wird es mit den Provisorien weitergehen: Anschließend wolle man an die Gestaltung des umgebenden Areals gehen, so OB Grienberger – und dann ist noch die Frage nach der Haifischbar offen, die hier wieder für Bewirtung und Leben am Fluss sorgen soll. Aber immerhin: Was lange währt wird ja manchmal auch gut.
Die Bauarbeiten an sich seien absolut professionell und reibungslos abgelaufen, lobt OB Josef Grienberger. Die Vorgeschichte aber hatte sich durchaus hingezogen – und hatte zwar nicht zu einer Hängebrücke, aber doch zu einer Hängepartie geführt: Nach jener Sperrung am 13. Dezember 2016 dauerte es bis Ende 2018, ehe der Steg abgerissen wurde. Zuvor hatte bereits das THW Anfang 2017 eine sogenannte Bailey-Brücke im Baukastensystem errichtet, die eigentlich nur vorübergehend dort den Übergang über die Altmühl ermöglichen sollte – womit wir wieder bei den langlebigen Provisorien wären: Am Ende wurden es fast viereinhalb Jahre.
Am 30. Januar 2019 hatte eine Jury bereits den Siegerentwurf des Gestaltungswettbewerbs für den neuen Steg ausgewählt. 2020 sollte es dann eigentlich bereits mit dem Bau losgehen. Doch dann kam die letzte Stadtratssitzung des – in Coronazeiten damals noch als Ferienausschuss tagenden Stadtrats – vor der Neuwahl des Gremiums 2020 und unter dem Punkt „Sonstiges“ noch eine Hiobsbotschaft vom damaligen Stadtbaumeister Janner: Der Herzogsteg werde heuer, also 2020, nicht mehr gebaut werden können – unter anderem wegen Unklarheiten bezüglich der Belastbarkeit bei Hochwasser. Nicht nur die Begründung – bei einer Brücke über die Altmühl mitten im Hochwassergebiet sollte das ja wohl von Anfang an klar gewesen sein –, sondern auch die Verzögerung der Baumaßnahme um ein weiteres Jahr sorgte für Stirnrunzeln und Verärgerung nicht nur im Stadtrat.
Als dann am 27. April 2021 auch noch die 28 Tonnen schwere Behelfsbrücke des THW per Schwerlastkran abtransportiert und die direkte Verbindung über die Altmühl hier wieder gekappt werden musste, wurde die Situation nicht besser. Im Mai begannen die Bauarbeiten für das Stahlbetonwerk, dass dann nach umfangreichen Schalungsarbeiten am 7. Oktober aus einem Stück in seine ungewöhnlich geschwungene Form gegossen wurde. Fast genau fünf Jahre nach der Sperrung, nämlich am heutigen 10. Dezember 2020, wurde der Herzogsteg provisorisch in Betrieb genommen. Bis Ende Januar oder Anfang Februar sollen dann auch der Handlauf und Beleuchtung fertig sein. sze