Eichstätt. – Sie retten Menschen und leisten Erste Hilfe, löschen Feuer, bekämpfen Naturkatastrophen, trainieren Kinder im Sportverein, helfen Senioren oder kümmern sich um Tiere – es gibt kaum einen Lebensbereich, in dem man nicht auf sie trifft. Und kaum einen, der ohne sie noch genauso funktionieren würde: Ehrenamtliche sind so etwas wie der Kitt unserer Gesellschaft. Aber was bewegt sie? Hat das Ehrenamt noch Zukunft, und wie hat sich Corona ausgewirkt? Diese Fragen bewegen unter anderem Forscher der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und die Ehrenamtsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, Eva Gottstein aus Eichstätt. Wir haben mit ihnen gesprochen – schließlich ist heute, am 5. Dezember, wieder der offizielle internationale „Tag des Ehrenamtes“.
von Stephan Zengerle
Der Ton ist rauer geworden in Coronazeiten. Die Nerven sind angespannt, und die Gesellschaft blickt bisweilen ein wenig entfremdet auf sich selbst und fragt sich, wo da bei so viel wahrgenommener Spaltung, Empörtheit, Wut und Hass oder zumindest Unverständnis nicht zuletzt in den sozialen Medien noch der Zusammenhalt sein soll. Doch es gibt auch so unendlich viel, was Hoffnung macht und genau das Gegenteil beweist – zum Beispiel eine Zahl: 30 Millionen. So viele Menschen in Deutschland engagieren sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich – einfach so, manchmal vielleicht als stolzer Vereinsvorstand, manchmal ganz leise, im Hintergrund.
30 Millionen ist eine gewaltige Zahl – eine Armee von hilfsbereiten Menschen, die ihr Leben ein Stück weit in den Dienst am anderen, am Mitmenschen stellen. Das sind 40 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren – „in Bayern sind es sogar 41 Prozent“, freut sich Eva Gottstein. Die Eichstätter Landtagsabgeordnete (FW) ist seit dem 27. November 2018 die erste und bisher einzige Ehrenamtsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung – ein Posten, den sie „mit Herzblut“ ausübe, wie sie sagt.
„Ich bin immer wieder berührt, wie sich die Menschen, denen ich bei meinen vielen ,Ehrenamtsbesuchen’ begegne, darüber freuen, dass sie auch einmal ,offiziell’, sozusagen im Namen der Staatsregierung, wahrgenommen werden. Diese Anerkennung und Wertschätzung fehlt manchen – und da kommt es schon manchmal zu rührenden, mich fast beschämenden Augenblicken“, erzählt Gottstein. „Ohne den Einsatz, den Tausende von Freiwilligen jeden Tag leisten, würden viele Bereiche des öffentlichen Lebens nicht funktionieren.“ Um dieser immensen Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements einen Schwerpunkt zu geben, sei ihr Posten geschaffen worden. Auch im Landkreis Eichstätt sei sie schon vertreten gewesen und zeigte mit der Faschingsgesellschaft Eichstätt und dem Verein ‚Nähen für Frühchen und Sternenkinder Beilngries e.V.‘ zwei Beispiele für die Vielseitigkeit des Ehrenamts.
Projektorientierter und hauptamtlicher?
In der Tat: Die Art und Weise, wie sich Menschen im Freistaat und auch in der Region 10 um Ingolstadt und im Landkreis Eichstätt engagieren, ist enorm vielfältig. Es reicht von den vielen Sportvereinen und Freiwilligen Feuerwehren über Umwelt- und Tierschutz, den Tafeln, den Maltesern oder Gartenbauvereinen über die Rotarier oder Lions bis hin zu THW, Alpenverein, Jugendverbänden und kirchlichen Institutionen, Intregationshilfe für Flüchtlinge, Unterstützung für Senioren oder sozial Benachteiligte oder auch Selbsthilfeorganisationen. Wieviele Ehrenamtliche es in der Region genau gibt, weiß niemand so genau. Die Frage ist auch, wo die Grenze läge: Zählt jemand, der nicht Mitglied in einer Organisation ist, aber sich trotzdem für andere engagiert, auch schon dazu? Oder jemand, der wie Fridays for Future für Nachhaltigkeit demonstriert?
Das ist letztlich vielleicht auch gar nicht so wichtig, denn das Ehrenamt verändere sich ohnehin. Man beobachte seit etwa 15 Jahren eine sich verändernde Sichtweise auf das bürgerschaftliche Engagement – weniger institutionell, sondern projektorientierter und individueller werde das Ganze. Statt ein Amt zu übernehmen, wollten sich viele Ehrenamtliche heute eher gezielter engagieren, sich entfalten, etwas erleben, Gemeinschaft erfahren und ihrem Leben Sinn geben, sagen Thomas Metten, Teamleiter des Teams Wissenschaftskommunikation, und Maria Bartholomäus vom Forschungsprojekt „Mensch in Bewegung“ der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) und der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI), das sich in einem Teilbereich auch dem bürgerschaftlichen Engagement widmet.
600 Kilometer mit Rad auf den Spuren des Ehrenamts in der Region
Das Ehrenamt in der Region sei sehr lebendig und in der gesamten Breite vertreten, die es so gebe, sagen sie. „Das Engagement der Menschen in der Region hat uns wirklich beeindruckt. Projekte zur Nachbarschaftshilfe, ein interkultureller Garten oder Betreuungsangebote für Kinder von Senioren zeigen, wie vielfältig Engagement heute ist. Viele engagieren sich auch im Ehrenamt bei Feuerwehren, dem Roten Kreuz oder beim Technischen Hilfswerk“, berichtet Projektleiterin Maria Bartholomäus. 600 Kilometer hat sie per Fahrrad mit ihren Kollegen in 28 Tagen im Sommer 2021 auf ihrer „Ehrenamtstour“ quer durch die Region 10 zurückgelegt, um dabei an 49 Stationen quer durch die drei Landkreise Eichstätt, Neuburg/Schrobenhausen und Pfaffenhofen sowie die Stadt Ingolstadt mit engagierten Menschen ins Gespräch zu kommen.
Rund 30 ausführliche sozialwissenschaftliche Interviews sind während der Tour entstanden, die nun ausgewertet wurden. Hinzu kommen vertiefende Workshops oder Veranstaltungen wie die Ehrenamtsmesse, die vor zwei Jahren in Eichstätt stattfand. Es geht dabei einerseits natürlich darum, das Ehrenamt in all seiner Vielfalt sichtbar zu machen und mehr darüber herauszufinden, wo die Ehrenamtlichen „der Schuh drückt“, wo sie Probleme wahrnehmen und wie Lösungen aussehen könnten. Doch das ist längst nicht alles. Die KU als „engagierte Universität“ und speziell das Projekt „Mensch in Bewegung“, in dessen Rahmen auch die Ehrenamtstour stattgefunden hatten, haben sich das Ziel gesetzt, das Ganze nicht nur zu erfassen und theoretisch abzubilden, sondern auch weitergehend zu begleiten, eine Brücke zu schlagen und einen gesellschaftlichen Mehrwert zu erreichen – eine echte Verbesserung für die Menschen, in diesem Fall die Ehrenamtlichen.
Mitgliederzahlen bei Vereinen trotz Corona relativ stabil
Probleme gebe es viele – insbesondere in Coronazeiten. Ein großes Problem, sei hier die rechtliche Unsicherheit „im Zusammenhang mit der sich oft ändernden Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung“ gewesen, wie Gottstein sagt. Das zeigt auch das „Engagement-Barometer“ aus dem Juli 2021, das regelmäßig vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V. herausgegeben wird: Die Zahl der Vereine, die Austritte von aktiven Engagierten und Funktionsträgern beklagten, sei gestiegen, und es gebe großen Aufholbedarf in Sachen Digitalisierung – so zwei der Ergebnisse. Generell seien die Mitgliederzahlen bei den Vereinen als der immer noch vorherrschender Organisationsform im Ehrenamt in Bayern mehr oder weniger stabil geblieben, sagt Gottstein. Während aber manche Vereine einen gehörigen Mitgliederzulauf verzeichnen könnten, berichteten andere von rückläufigen Engagiertenzahlen. „Vor allem die Sportvereine sind im Zuge der Corona-Pandemie hiervon stark betroffen“, bilanziert die Ehrenamtsbeauftragte.
Vor allem die Gruppierungen, bei denen es schon vorher Probleme gegeben habe, hätten weiter gelitten, weiß Bartholomäus aus ihren Gesprächen. „Wir wissen nicht, ob wir das Ganze rüberretten können. Wir müssen wieder bei Null anfangen“ – solche Sätze hat sie auf ihrer Ehrenamtstour auch immer wieder gehört – vor allem in Bereichen, wo es um Engagement mit kürzerer zeitlicher Perspektive gehe: beispielsweise in einer ehrenamtlich organisierten Krabbelgruppe. Sie sei von Eltern getragen gewesen, die sich dann auch für andere engagiert hätten. Wenn die Kinder aber zu groß dafür seien, seien sie raus, und durch Corona sei eine Lücke entstanden, sodass das Ganze Projekt zu scheitern drohe.
Es gebe aber auch die Positivbeispiele, wie die VHS in Schrobenhausen, die wie eine Art Plattform oder Drehscheibe funktioniere, über die sich viele, viele Ehrenamtliche aus verschiedensten Bereichen vernetzten und gegenseitig unterstützten, lobt Bartholomäus. Von den Schulen bis zur Seniorenarbeit arbeite man hier eng zusammen und organisiere auch einmal privat Hilfe wie etwa einen Kindergartenplatz für Menschen, die einen Deutschkurs besuchten, oder anderes mehr.
Dennoch: Das bürgerschaftliche Engagement verändert sich: „Immer mehr Menschen scheuen sich, eine ehrenamtliche Führungsaufgabe zu übernehmen oder sich längerfristig zu binden“, weiß auch Eva Gottstein. „Gerade die Vereinsvorsitzenden sind rar, was auch daran liegen kann, dass die Verantwortung eines oder einer Vorsitzenden immer größer wird. Hierfür gibt es in meinen Augen zwei Lösungsansätze: Das Ehrenamt muss weiter entbürokratisiert werden. Und: Mehr Hauptamt ins Ehrenamt!“, fordert sie.
Solche hauptamtlichen Modelle gibt es natürlich bereits an manchen Stellen. Der FC Bayern München ist schließlich auch ein Verein, aber hat seine millionenschwere Lizenzspielerabteilung eben ausgegliedert, um ein extremes Beispiel zu nennen. Aber auch klassische, größer aufgestellte ehrenamtliche Organisationen leisten sich hauptamtliche Geschäftsführer, um sich besser aufzustellen – viele andere können das aber schon aus finanziellen Gründen natürlich nicht.
Zwischen menschlicher Nähe und professioneller Distanz
Oft ist es sogar umgekehrt: Das Ehrenamt substituiere teilweise hauptamtliche staatliche Stellen und Aufgaben, sagt Metten – dort, wo es Lücken gebe oder dort, wo es entsprechend gewachsene Strukturen gibt etwa – wie in Rettungsdiensten wie der Bergwacht Dollnstein oder den Feuerwehren. Gäbe es Letztere nicht, so müsste wohl der Staat einspringen – mit entsprechenden Kosten. Stattdessen übernehmen das im ländlichen Raum Ehrenamtliche, die Gemeinden und Sponsoren tragen dagegen oft Kosten für Gerätschaften – auch wenn das oft nicht ausreiche, wie Bartholomäus aus Gesprächen mit Feuerwehrleuten weiß.
An anderer Stelle dagegen ist hauptamtliches oder staatliches Engagement gar nicht erwünscht, dafür eben genau das, was das Ehrenamt auszeichnet: menschliche Nähe. Denn wenn zum Beispiel Flüchtlinge oder kranke Menschen oder Mitbürger mit anderen Problemen mit Vertretern der Behörden konfrontiert seien, reagierten sie ganz anders, als wenn einfach engagierte Mitmenschen zu ihnen kämen, die es gut mit ihnen meinten, sagt Bartholomäus. Umgekehrt müssten Profis sogar eine gewisse professionelle Distanz wahren, wohingegen Laien in manchen Bereichen darauf achten müssten, dass sie es eben auch nicht zu gut meinten und quasi leicht „übergriffig“ würden.
Ein anderes Beispiel sind „Foodsaver“, die verderbliche Lebensmittel etwa aus Supermärkten oder Lebensmittelläden vor dem Verfall retten. Wenn staatliche Stellen so etwas machen müssten, möchte man sich gar nicht vorstellen, welche Vorschriften dabei zu beachten wären und welcher Aufwand dafür betrieben werden müsste. So sind es einfach nur Privatpersonen, die im Rahmen des rechtlich Erlaubten Essen mit abgelaufenem Verfallsdatum vor der Zerstörung retten und in Eigenverantwortung und mit gesundem Menschenverstand wieder dem Verzehr zuführen.
Das Ehrenamt biete für jeden auch die passende Möglichkeit, sich zu engagieren, sagen Thomas Metten und Maria Bartholomäus. „Besonders beeindruckt hat uns etwa die Tafel Ingolstadt. 150 engagierte Bürgerinnen und Bürger unterstützen dort wöchentlich rund 2.400 bedürftige Menschen durch die Ausgabe von Lebensmitteln. Der Verein arbeitet wie ein mittelständisches Unternehmen, jedoch ohne einen einzigen festen Mitarbeiter.“ Bei solchen Dimensionen könne eine hauptamtliche Stelle durchaus sinnvoll sein.
„Schlankeres Engagement“ per Facebookgruppe
Aber an anderer Stelle könnten sich auch neue, flexiblere Formen von Ehrenamt entwickeln. Die klassischen Vereinsstrukturen und Haftungsfragen seien manchen zu viel, ein Vorstand aus vier, fünf Personen, auf die sich die gesamte Verantwortung – und oft auch ein Gros der Arbeit – verteile, biete Potenzial für Überlastung und Abschreckung. Stattdessen solle man etwa darüber nachdenken, im Rahmen der Satzungen flexiblere Modelle zu finden, beispielsweise zusätzliche Gremien oder mehr projektorientierte Arbeit.
Einen schlanken Ansatz etwa verfolgt auch die private Initiative „Hand in Hand“, die von zwei Freunden in Eichstätt gegründet wurde und Menschen im Landkreis Eichstätt unbürokratisch Hilfe zukommen lässt – ganz ohne Vereinsstrukturen und starre Satzung, aber mit eigenen Regeln und per Abstimmung in der eigenen Facebookgruppe. „Ehrenamt erfindet sich immer wieder neu und ist kreativ, wie auch zum Beispiel die zahlreich entstandenen Nachbarschaftshilfen zeigen“, sagt Eva Gottstein. „Und Ehrenamt ist wandelbar und kann digital – hier mussten in der Coronazeit sehr schnell neue Wege gefunden werden, um handlungsfähig zu sein.“
1,7 Millionen Menschen im Katastrophenschutz aktiv
In anderen Einrichtungen wie dem Katastrophenschutz etwa geht es nur über Ausbildung und feste Strukturen – und so berichtete etwa Ferdinand Jarisch im Rahmen der Auftaktveranstaltung „Engagierte Region – eine Spurensuche“ von Mensch in Bewegung von seiner eher „klassischen Karriere“ über Jugendgruppen bis hin zur heutigen verantwortungsvollen Ehrenamtsposition des Stellvertretenden THW-Ortsbeauftragten in Eichstätt: „Für mich ist die Tätigkeit schon immer ein wunderbarer Ausbruch aus dem Alltag, wenn ich an einem Samstagmorgen mit den verschiedensten Menschen zusammenkomme und mich handwerklich und persönlich weiterbilden kann“, so der sonst als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Fraunhofer-Institut tätige Jarisch. Dies bestätigte auch der Eichstätter Kreisjugendring-Vorsitzende Manfred Muthig, der bereits mit 15 Vater und Bruder in die Freiwillige Feuerwehr folgte und über die Orts-, Kreis- Bezirks- und Landesebene auch hauptberuflich zur Werksfeuerwehr kam: „Im Ehrenamt lernt man fürs Leben, und man lernt dort lebenslang“, betonte er mit großem Enthusiasmus und hat sich seit vielen Jahren auch um die Jugendfeuerwehren gekümmert.
Welche Bedeutung solche Institutionen haben, zeigt auch der Einsatz des THW bei der Flutkatastrophe in diesem Jahr. Etwa 1,7 Millionen Menschen in Deutschland seien bei freiwilligen Feuerwehren, dem Technischen Hilfswerk oder anderen Organisationen aktiv, allein in Nordrhein-Westfalen zähle man mehr als 100.000 ehrenamtlich Aktive in diesem Bereich, weiß etwa Elisabeth Kals, Professorin für Sozial- und Organisationspsychologie an der KU. Aber auch hier brauche es niederschwelligere Einstiegsangebote – etwa Schnupperangebote. Im Auftrag des nordrheinwestfälischen Innenministeriums hatte sie in diesem Jahr im Rahmen einer breit angelegten Studie 8500 Ehrenamtliche und 1500 Menschen aus der Bevölkerung zum Ehrenamt im Katastrophenschutz befragt. Die Ergebnisse fließen nun in eine Image-Strategie ein, mit der NRW über den Katastrophenschutz informieren und für Mitglieder werben will. Denn die Bevölkerung wisse oft zu wenig über Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren.
Die Mitgliederwerbung vor allem junger Neumitglieder sei für viele Organisationen ein Problem, habe ihr etwa ein Gartenbauverein erzählt, sagt Bartholomäus. Hier will Mensch in Bewegung eine Möglichkeit zur Hilfe durch Vernetzung mit anderen, aber auch weit mehr bieten: Man wolle auch spezielles, verlässliches Wissen beitragen, das besonders die Wissenschaft beisteuern könne. Derzeit baut man bei Mensch in Bewegung eine digitale Plattform auf, in deren Rahmen sich Menschen austauschen und die Ergebnisse der Workshops vertiefen und gemeinsam Lösungen entwickeln können. In weiteren Schritten könnten dann Finanzierungsmöglichkeiten gesucht und an die Umsetzung gegangen werden. Und durch die Vernetzung könne auch eine Art Datenbank für Wissensträger entstehen, die den Vereinen schnell die richtigen Ansprechpartner oder verlässliche Informationen bieten könne – besonders in Zeiten der Hassbotschaften und „Fake News“ im Internet, mit denen zum Beispiel ehrenamtlich in der Arbeit mit Geflüchteten engagierte Menschen oft konfrontiert seine, erzählt Metten.
„Sozusagen eine Win-Win-Situation“
Das Ehrenamt sei unglaublich vielfältig und habe so viel zu bieten – oft auch dort, wo man es von außen erst einmal gar nicht vermute. Ihn habe beispielsweise ein Sportanglerverein sehr beeindruckt. Da denke man ja erst einmal an das Fischen. Aber daneben gehe es eben auch um Landschaftspflege, um Biotop- und Artenschutz und um die Vermittlung von vielfältigem Wissen rund um das Thema. Der Verein plane zudem, ein eigenes Gewässer zu kaufen und zu betreuen. Gerade für junge Mitglieder sei damit viele Engagement, Wissen und praktische Arbeit verbunden.
Nach wie vor seien sehr viele Menschen bereit, in ihrer Freizeit nicht nur ihren Interessen zu folgen, sondern sich darüber hinaus auch für andere zu engagieren, so Eva Gottstein. „Ehrenamt ist aber kein Selbstläufer – es braucht weiterhin die Menschen, die diese Aufgabe machen möchten, hauptamtliche Unterstützung und die entsprechende Ressourcenausstattung“, so die bayerische Ehrenamtsbeauftragte, die aber optimistisch in die Zukunft blickt: „Ehrenamt gibt auch viel zurück. Bei Gesprächen mit Engagierten stelle ich immer fest: Fast jeder, der sich ehrenamtlich engagiert, hat selbst etwas davon und tut sich selbst etwas Gutes. Jedem macht es Freude, jeder sieht darin eine Erfüllung und bekommt etwas von einem Engagement zurück. Ehrenamt ist sozusagen eine Win-Win-Situation“ – und ganz nebenbei auch der lebendige Beweis dafür, dass die Gesellschaft eben doch zusammenhält, wenn es darauf ankommt.
„Wenn man sich gerne engagieren möchte, aber nicht genau weiß, in welchem Bereich man seine Zeit einbringen soll, kann man einfach vor Ort ein Freiwilligenzentrum, eine Freiwilligenagentur oder ein Koordinierungszentrum Bürgerschaftliches Engagement aufsuchen. Die haben wir inzwischen in Bayern flächendeckend. Dort vermitteln geschulte Personen das passende Ehrenamt. Unter www.lagfa-bayern.de findet man die nächstgelegene Anlaufstelle. Wichtig ist, sich darüber klar zu werden, wie viel Zeit man investieren kann und will sowie welche Einsatzbereiche denkbar wären.“