LebenPanorama

Grüne Oase, grünes Klassenzimmer und Zukunftswald

Das Eichstätter Nachhaltigkeitsnetzwerk „fairEInt“ legt neben dem THW-Gebäude einen „BürgerInnen-Obstwald“ an

Eichstätt. – Es ist zwar noch lange kein dichter Wald, aber es ist ein Anfang und ein Symbol: der „Eichstätter Obstwald“, der nun gepflanzt wurde. Ein ungewöhnliches Bild bot sich so manchem Passanten am Samstagvormittag in der Industriestraße: Dick vermummt, ausgestattet mit Spaten, Schubkarre, Holzpfosten und einem ganzen Anhänger voller Obsthochstämmen arbeitete ein rund 20-köpfiges Team an der ansonsten nahezu unberührten Wiese neben dem Sitz des Technischen Hilfswerks (THW) im Eichstätter Industriegebiet. Zu einer großen Pflanzaktion hatten sich die Mitwirkenden des Eichstätter Nachhaltigkeitsnetzwerks „fairEInt“ getroffen, um damit den Startschuss für ihr Projekt „Eichstätter Obstwald“ zu geben.

Generationenübergreifendes Projekt: Auch die Kleinsten, wie hier der dreijährige Jakob, halfen beim Pflanzen der ersten Bäume des Eichstätter Obstwaldes mit Begeisterung mit. Fotos: FairEInt.

Mit großer Begeisterung gingen die fairEInt-VertreterInnen bei niedrigen Temperaturen, aber auch immer wieder Sonnenschein an die Arbeit. Per Kleinbagger, den Untrnehmer Peter Schöpfel mit seinem Maschinenverleih dem fairEInt-Team zur Verfügung gestellt hatte, wurden Pflanzlöcher ausgegraben, aus Draht Mäuseschutzkörbe hergestellt und dann die breite Palette heimischer Obsthochstämme mit so wundersam klingenden Namen wie „Schafsnase“, „großfruchtige Hechlinger Walnuss“, „Aprimira“ oder „Leskovac-Quitte“ eingepflanzt.

Die Idee eines Eichstätter Obstwalds hatte sich aus dem Wunsch der rund 20 bei fairEInt Engagierten Vertreter verschiedener beteiligter Organisationen heraus entwickelt, ein nachhaltiges und offenes Angebot für die Bürger Eichstätts zu schaffen, bei dem die Auseinandersetzung mit Fragen des Klimawandels und zukunftsorientierter Bepflanzung in städtischer Umgebung ebenso möglich ist wie Erholung und Naturerfahrung. Im Frühjahr 2021 hatte das Projekt „Eichstätter Obstwald“ dann konkretere Konturen erhalten, die Suche nach einer geeigneten Fläche aber hatte die fairEInt-Mitwirkenden dann noch mehrere Monate beschäftigt – aber letztlich erfolgreich: Die Koordinatoren des Netzwerks waren „mit großer Unterstützung des Eichstätter Oberbürgermeisters Josef Grienberger sowie Andreas Spreng, Abteilungsleiter für zentrale Angelegenheiten der Stadtverwaltung Eichstätt“ am Ende fündig geworden und hatten sich für die städtische Fläche neben den THW-Gebäuden entschieden.

Gemeinschaftsarbeit: Die fairEInt-Mitwirkenden pflanzten knapp 20 Bäume und Sträucher auf der THW-Fläche , die einmal zu einem bunt gemischten Obstgarten werden soll.

Von „A“ wie „Apfelbaum“ bis „Z“ wie „Zwetschgen“

„Unser Ziel ist es, auf diesem Terrain durch die Pflanzung klimaresistenter heimischer Obstbäume, ergänzt durch Sträucher und Wildobst, einen Obstwald wachsen zu lassen“, so die beiden derzeitigen Koordinatorinnen von fairEInt, Silke Beck und Dagmar Kusche. Heimische Pflaumen, Zwetschgen, Mirabellen, Birnen, Quitten, Walnuss, Mispel, Elsbeere, Speierling und Apfelbäume seien gemeinsam mit Expertin Anne Fröhlich, Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landschaftspflege und zugleich Koordinatorin für Nachhaltigkeit und Klimaschutz des Landratsamtes, ausgewählt worden, um in Zukunft einen klimaresistenten und natürlich mittelfristig auch essbaren Obstwald zu bilden können.

Inspiriert wurden die Mitwirkenden von fairEInt unter anderem durch einen Besuch bei Agroforstexperte Matthias Maile in Hausen/Greding, der selbst auf zwei etwa 3,5 Hektar großen Flächen zwischen Hausen und Kraftsbuch Edellaub- und Obstbäume gepflanzt und mit langen Hecken kombiniert hat. Einen großen Anschub erhielten die Aktiven schließlich durch die Zusage des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (BBE) aus Berlin, das das Eichstätter Netzwerk im Frühjahr 2021 als eines von bundesweit drei Nachhaltigkeitsinitiativen als Modellprojekt auswählte und nun für die Anlage des Obstwalds finanzielle Mittel bereitstellt.

„FairEInt“: Auch der Eichstätter OB Josef Grienberger (6. v. l. hintere Reihe) und THW-Ortsbeauftragter Christian Tontarra statteten den tatkräftigen fairEInt-Pflanzern auf der städtischen Fläche neben den THW-Gebäuden einen Besuch ab.

„Kleine innovative grüne Oase für alle Eichstätter“

Die Idee eines Eichstätter Obstwalds hatte offenbar hervorragend zur Ausschreibung des BBE-Wettbewerbs mit dem Titel „Es ist Zeit, Brücken zu bauen! Gemeinsam Umwelt und Gesellschaft gestalten“ gepasst: „Unsere Idee zielt ja in erster Linie darauf ab, eine kleine innovative grüne Oase für alle Eichstätter und Eichstätterinnen, für Jung und Alt, zu schaffen, die mit Leben gefüllt wird – sei es mit Musik, Vorträgen, Garten- oder Pflanzaktionen, sei es in Form eines grünen Lernorts für Kindergärten oder eines ‚grünen Klassenzimmers‘ für die Eichstätter Schulen“, so Gerhard Rott, einer der engagierten Mitstreiter von fairEInt. Dazu plant fairEInt Infotafeln, die die Aufmerksamkeit für die Fläche erhöhen und neugierig machen sollen und eine passende Sitzgelegenheit im Zentrum der Obstwaldfläche.

„Mundraub“ ausdrücklich erlaubt

Bis aus den noch kargen jungen Bäumen langsam ein Obstwald entsteht, wird es noch ein wenig dauern. Doch bis dahin möchten die fairEInt-Engagierten gemeinsam mit möglichst vielen Eichstätter Akteuren, etwa Schulen, Kindergärten, Musikern, Jugendgruppen und Vereinen, nach den eigenen Plänen schon viele ihrer Ideen umsetzen – eben „Brücken bauen“ mit allen interessierten Bürgern. Die Eichstätter Förderschule habe bereits ihr Interesse zugesagt, so Kusche, die auf noch mehr Anfragen hofft.

 

Video: Drohnenbilder von der Pflanzaktion am „fairEInt“-Obstwald.

Denn neben den am Samstag gepflanzten Bäumen aller der bei „fairEInt“ mitwirkenden Gruppe sollen auch weitere Akteure und Vereine die Möglichkeit haben, in günstiger Lage einen klimawandelresistenten Obstbaum oder -strauch zu pflanzen: „Damit wollen wir dauerhaft einen gemeinsamen identitätsstiftenden Treffpunkt für BürgerInnen schaffen, der zugleich auch ein offener Lernort für Nachhaltigkeit werden soll“, so Beck und Kusche. Sie hoffen auch darauf, dass die wachsende grüne Oase auch als schöner Ort für die Mittagspause der in den vielfältigen Betrieben und Unternehmen im Industriegebiet Beschäftigten angenommen wird. Und in absehbarer Zeit, so ergänzt Gerhard Rott schmunzelnd, gehe dann natürlich die Einladung zum Obst-Mundraub an alle Bürger heraus. dak/el

Zu „fairEInt“:

Das Nachhaltigkeitsnetzwerk „fairEInt – Initiative nachhaltige Region Eichstätt“ besteht offiziell seit April 2019 und engagiert sich für eine lokal und global nachhaltige Entwicklung. Mitwirkende sind unter anderem „Eichstätt summt!“, die Kreisgruppe des LBV, die Fairtrade-Stadt Eichstätt, der Welt-Brücke e. V., Foodsharing, der Kapuzinergarten, die Kolpingsfamilie Eichstätt e. V., die Nachhaltige Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU), KU.impact, das Umweltreferat der KU, die Hochschulgruppe Amnesty International, Unverpackt eG, der AK Shalom, der Kreisverband Eichstätt des Bayerischen Roten Kreuzes oder der Spielraum Wald und Wiese e. V. Ziel ist es, die vielfältigen Nachhaltigkeits-Akteure aus der Region Eichstätt zusammenzuführen und gemeinsam mit Bürgern eine nachhaltige und zukunftsorientierte Stadt und Region mitzugestalten.

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