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Eichstätt wird „Engagierte Stadt“

Gebündelte Kräfte von Stadt, Universität und Bürgerinitiativen überzeugen Jury

Gute und dauerhaft tragfähige Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches Engagement und Beteiligung etablieren – das ist das Ziel des bundesweiten Netzwerks „Engagierte Stadt“. Zu diesem Verbund aus 100 Städten und Gemeinden gehören nun auch die Stadt Eichstätt, die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) sowie die beiden Eichstätter Initiativen „fairEInt“ und „Bahnhof lebt!“. Mit einem gemeinsamen Antrag haben sich die Beteiligten erfolgreich als „Engagierte Stadt“ beworben.

Überzeugt hat die Jury, dass nicht nur konkrete Prozesse, sondern auch die Sichtbarkeit von Engagement und eine Kultur des Miteinanders betont werden. In der aktuellen Runde wählte die Jury aus rund 50 Bewerbungen 30 neue Partnerstädte aus. Förderer des Netzwerks sind unter anderem das Bundesfamilienministerium, die Bertelsmann-Stiftung sowie die Robert-Bosch-Stiftung. Explizit nicht im Fokus des Netzwerkes stehen einzelne Projekte, sondern langfristige Perspektiven für den Dialog von Stadt, Zivilgesellschaft und Akteuren wie der Universität.

„Eichstätt ist eine Stadt, die trotz ihrer überschaubaren Größe eine große Vielfalt an Engagement vorweisen kann. Die zahlreichen Vereine, Verbände und Gruppierungen sind ein wichtiger Bestandteil unseres gesellschaftlichen Lebens. Ziel des Netzwerkes ist es, die vielen Akteurinnen und Akteure weiter miteinander ins Gespräch zu bringen, aufeinander abzustimmen und gemeinsame Visionen zu entwickeln. Davon werden wir alle profitieren können“, betont Eichstätts Oberbürgermeister Josef Grienberger.

„Zukunftsthema“ gesellschaftliche Verantwortung

Für KU-Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien ist bürgerschaftliches Engagement ein tragender Pfeiler der Gesellschaft: „Die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung ist ein Zukunftsthema nicht nur für die Region, um künftige Herausforderungen bewältigen zu können. Wenn wir die Kompetenzen von Stadt, Zivilgesellschaft und Universität bündeln, tragen wir alle zur Steigerung der Lebensqualität bei.“ Ganz bewusst vermittele die KU deshalb ihren Studierenden ein Bewusstsein für die Bedeutung von Engagement und suche den Kontakt zu Akteuren außerhalb des Campus.

Koordiniert wurde der Antrag von Maria Bartholomäus, die an der KU in der Stabsabteilung Bildungsinnovation und Wissenstransfer zuständig ist für den Bereich Bürgerschaftliches Engagement. „Mit der Teilnahme am Netzwerk bieten sich für alle Interessierten neue Anknüpfungspunkte für einen kontinuierlichen Austausch – sowohl in der Region als auch mit anderen Partnerstädten im bundesweiten Netzwerk. Als Akteure vor Ort können wir am Wissen und guter Praxis aus anderen Städten teilhaben, um Herausforderungen für die gesamte Gesellschaft auf lokaler Ebene angehen zu können“, so Bartholomäus.

Eichstätt wird „Engagierte Stadt“
Engagiert und vernetzt: KU-Präsidentin Gabriele Gien, Tom Muhr, Vorstandsmitglied von „Bahnhof lebt!“, Maria Bartholomäus, Stabsabteilung Bildungsinnovation und Wissenstransfer an der KU, Oberbürgermeister Josef Grienberger und Dagmar Kusche von „fairEInt“ freuen sich über den Erfolg des gemeinsamen Antrags. Foto: Schulte Strathaus/upd

Dabei wachse in Eichstätt – wie die Jury betonte – bereits ein engagiertes Partnernetzwerk. So zählt die erst vor zwei Jahren gegründete Initiative „fairEInt“ bereits mehr als 20 mitwirkende Gruppen und Arbeitskreise, die sich für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Stadt und Region einsetzen. Das Spektrum reicht dabei von Amnesty International Eichstätt über den Weltladen „Welt-Brücke“, die Fairtrade Stadt Eichstätt und die Kolpingsfamilie Eichstätt bis hin zu den Eichstätter Fridays For Future, die Nachhaltigere KU, das Umweltreferat der KU oder auch den Unverpackt-Laden. „Ein besonderes Potential liegt darin, zivilgesellschaftliche Gruppen und Einzelpersonen über Kirche und Universität hinaus zu aktivieren, eigene Ideen im Bereich der Nachhaltigkeit zu entwickeln und über das Netzwerk umzusetzen“, schildert Dagmar Kusche aus dem Koordinationsteam von „fairEInt“.

Vernetzung von Kommune und Zivilgesellschaft „befruchtend, aber auch herausfordernd“

Der Verein „Bahnhof lebt!“ wiederum setzt sich dafür ein, das fast leerstehende Bahnhofsgebäude im Herzen der Stadt zu einem Ort der Begegnung von Generationen und Kulturen zu entwickeln und mit diesem Anlaufpunkt bürgerschaftliches Engagement in der Breite zu fördern. Der Verein gestaltet diesen Prozess partizipativ und bezieht die Bürgerinnen und Bürger Eichstätts aktiv ein, um deren Interessen und Bedarfe zu berücksichtigen. Hinsichtlich der Fragen von Sanierung und Finanzierung wiederum arbeitet der Verein eng mit der Stadtverwaltung zusammen. „Im Bahnhofsprojekt wird erfahrbar, wie befruchtend, aber zum Teil auch herausfordernd Aktivitäten zwischen Zivilgesellschaft und Kommune sind. Auf beiden Seiten braucht es die Bereitschaft, Strukturen und Praktiken der anderen Seite zu verstehen, um miteinander gestalten zu können“, berichtet Tom Muhr, Vorstandsmitglied von „Bahnhof lebt!“.

An solche Erfahrungen hat der Antrag zur Aufnahme in das Netzwerk „Engagierte Stadt“ angeknüpft. Eichstätt stelle – wie die Jury betont – eine klare Entwicklungsperspektive vor, bei der „die Vielfalt und Dichte der engagierten Akteure sichtbar wird und gemeinsam ins Handeln kommt im Sinne von Struktur, Praxis und Kultur“. Konkret gemeint sind damit zum einen klare Prozesse für den Austausch zwischen hauptamtlichen Akteuren, Vereinen, Initiativen sowie der Bevölkerung zu kommunalen Herausforderungen. Zum anderen soll die vorhandene Vielfalt von Engagement noch sichtbarer gemacht werden – auch, um weitere Mitwirkende zu gewinnen. Verbindend wirken wird dabei eine Kultur des Miteinanders, die auch denjenigen zu Wort kommen lässt, die nicht einer bestimmten Institution angehören.

Über das Netzwerkprogramm »Engagierte Stadt«
Seit 2015 fördert das Netzwerkprogramm „Engagierte Stadt“ den Aufbau bleibender Engagementlandschaften in ausgewählten Städten und Gemeinden Deutschlands. Seitdem sind belastbare und gut aufgestellte Netzwerke in den beteiligten Städten entstanden. Engagierte Städte profitieren vom Austausch erprobter Praxislösungen und der Vielfalt lokaler Konzepte. Sie sind Teil eines Netzwerks, das gelungene Praxisvor Ort sichtbar macht und mit starken Partner*innen bürgerschaftliches Engagement auf allen Ebenen stärkt. Die Bedingungen für bürgerschaftliches Engagement und Beteiligung vor Ort haben sich nachweislich verbessert. Seit 2020 öffnet sich das Netzwerkprogramm für neue Städte und Partnerschaften. Das Programm wird durch ein Konsortium auf der Bundesebene getragen, dem das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), die Bertelsmann Stiftung, die Breuninger Stiftung, das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement,die Joachim Herz Stiftung, die Körber-Stiftung und die Robert Bosch Stiftung angehören. Weitere Partner des Netzwerkprogramms „Engagierte Stadt“ sind die Auridis Stiftung, der Deutsche Städte-und Gemeindebund, der Deutsche Städtetag, die Metropolregion Rhein-Necker, die beiden Bundesländer Hessen und Land Rheinland-Pfalz sowie die Stiftung Deutscher Verein.
Aktuelle Informationen finden sich auf www.engagiertestadt.de.
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