Anlässlich des 80. Geburtstages von Mutter Franziska hat die Stadt Eichstätt eine Spende für eine neue „Vesperglocke“ für das Kloster St. Walburg übergeben. Am Vorabend des Ehrentages der Ordensfrau fanden sich die beiden Bürgermeisterinnen Elisabeth Gabler-Hofrichter und Martina Edl, der Chor des Böse Buben Club Eichstätt und die Eichiner-Buam vor der Klosterpforte ein, um die Jubilarin zu überraschen. Die amtierende Äbtissin Mutter Hildegard, die Schwestern des Konvents und vor allem aber die Jubilarin freuten sich sehr über die Gratulanten. Während die beiden Gruppen Ständchen im Gepäck hatten, überbrachten Gabler-Hofrichter und Edl die Glückwünsche des Oberbürgermeisters Josef Grienberger und des Stadtrates.
Die Bürgermeisterinnen hoben in ihrer Laudatio die gute Zusammenarbeit des Klosters mit der Stadt hervor, die vor allem bei den vielen Baumaßnahmen während der Amtszeit von Mutter Franziska immer von beiderseitigem Wohlwollen geprägt war. Gabler-Hofrichter und Edl dankten Mutter Franziska für ihr jahrzehntelanges und unermüdliches Engagement für das Kloster, das bis heute auch über die Mauern St. Walburgs hinauswirke. Sie habe die Eichstätter Benediktinerinnenabtei durch die rauen Wasser einer entscheidenden Phase des Umbruchs sicher, beständig und mit dem richtigen
Gespür für die Zukunft des Klosters gesteuert.
Dabei habe sie es immer geschafft, mit ihrem freundlichen Wesen und ihrer fröhlichen Art die Ordensregel des Heiligen Benedikt für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu übersetzen und Menschen für den Glauben zu begeistern. Neben kleinen Aufmerksamkeiten zum Geburtstag überreichten Gabler-Hofrichter und Edl einen Spenden-Scheck im Namen der Stadt Eichstätt – passenderweise pünktlich zur „Vesper-Zeit“. Die Kommune unterstützt mit 1.000 Euro die Neuanschaffung der „Vesper-Glocke“ für das Kloster.
In ihrer Zeit als Äbtissin von 1985 bis 2018 war die in Altmannshofen bei Leutkirch im Allgäu geborene Aloisia Kloos nicht nur treibende Kraft bei zahlreichen Um- und Neubau-Arbeiten rund um die Anlage St. Walburg, sondern auch bei der sanften Öffnung des Klosters. Für ihr Wirken wurde sie nicht nur mit der Bürgermedaille der Stadt Eichstätt (1996) und dem Bayerischen Verdienstorden (2012) ausgezeichnet, sondern ist auch Ehrenbürgerin der Stadt Eichstätt (seit 2014). Einigen Eichstättern bleibt die Ordensfrau auch aus ihrer Zeit als engagierte und freundliche Lehrerin in Erinnerung.
Die „Vesper-Glocke“ des Klosters St. Walburg hat ihren Namen daher, dass sie traditionell zur Vesper und der anschließenden geistlichen Lesung ruft. Die Geschichte der Glocke reicht dabei bis ins 17. Jahrhundert zurück, als Äbtissin Cordula Lützlerin einer gewissenhaften Nonne den Auftrag gab, den langen Glockenstrang zu ziehen, um zur 7 Uhr-Messe zu läuten – daher der ebenfalls geläufige Name „7-Uhr-Glocke“.
Im Jahr 1788 ließ Äbtissin Antonia von Heugel die etwa 100 Jahre alte, defekt gewordene Dachreiterglocke durch eine neue ersetzen. Diese tat ihren Läutdienst über 230 Jahre lang, bis 2018 ein Riss im Klangkörper die Glocke erstummen ließ. Zuvor zogen viele Schwestern das Glockenseil – um 7 Uhr, später um 9 Uhr, zum Gedenken an das Todesleiden Jesu um 11 Uhr an den Freitagen und schließlich seit Jahrzehnten zum Vespergottesdienst um 17 Uhr. Nun soll eine neue Glocke gegossen werden, die dann voraussichtlich ab Ende 2021 für das Kloster die Gebetszeit verkündet – und dabei auch ein für alle hörbares Zeichen des geistlichen Lebens inmitten von Eichstätt ist.