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Einmal rund um Österreich in unter drei Tagen

Trotz Schlafmangel, Wadenkrämpfen und Hitze: Team „Verschleißgruppe“ beim Ultracycling Event Race Around Austria schneller

Ziel erreicht: Das Team „Verschleißgruppe“ machte seinem Namen alle Ehre und kämpfte um jede Minute – am Ende blieb das Ultracycling-Quartett aus der Region Eichstätt nicht nur unter der eigenen Zeit vom letzten jahr, sondern auch deutlich unter der „magischen“ Drei-Tage-Marke.

Startschuss für die „Verschleißgruppe“: Am Mittwoch, 11. August um 19:12 Uhr ging es in St. Georgen am Attersee auf die 2200 Kilometer lange Strecke des Race Around Austria. Fotos: Wolfgang Haidinger/oh

Es ist Mittwoch, 11. August, 19:12 Uhr in St. Georgen am Attersee als der Startschuss für das Team „Verschleißgruppe“ beim Ultracycling Event Race Around Austria fällt. Vor dem Viererteam und seinen acht Betreuern lagen rund 2200 Kilometer und 30.000 Höhenmeter. Die Strecke führte entlang der grenznahen Straßen rund um Österreich und beinhaltete viele schwierige Alpenpässe mit Highlights wie dem Großglockner – da darf man das Wort „Höhe-Punkte“ durchaus wörtlich nehmen.

Nach ihrer Premiere letztes Jahr starteten die vier Hobbyradler Max Schwarz, Max Bittl (beide RC Germania Weißenburg), Michael Liebold (SV Marienstein) und Erich Dörfler (RV Buchloe) heuer wieder beim Race Around Austria. Das Ziel des Quartetts war es, ihr Ergebnis von 2020 zu unterbieten. Gesagt getan: Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 31 Stundenkilometern radelten die vier Männer einmal komplett um Österreich. Am Ende standen zwei Tage 22 Stunden und 47 Minuten auf der Uhr. „Wir wollten in unter 72 Stunden im Ziel ankommen,“ sagt Liebold. „Als wir gesehen haben, dass wir unsere Zeit vom letzten Jahr wirklich um eineinhalb Stunden unterboten haben, waren alle Strapazen des Rennens vergessen.”

Der idyllische Sonnenuntergang macht die Beine für Max Bittl hier kurz ein wenig leichter – doch spätestens die Nacht durch galt wieder höchste Konzentration, wie der Blick aus dem Pacecar zeigt (Foto unten).

Die vier Radfahrer wechselten sich in etwa stündlich ab, dadurch konnte sich jeder rund drei Stunden mehr oder weniger erholen. „Es ist schon ein ganz besonderes Erlebnis, wenn man knapp drei Tage ununterbrochen in Bewegung ist – ob auf dem Fahrrad, als Beifahrer oder schlafend auf dem Rücksitz,” lacht Bittl. „Wenn man dann das erste Mal wieder in einer nicht-fahrenden Umgebung schläft, merkt man erst, wie erholsam das sein kann.“ Ziel war es, dass immer ein Radfahrer auf der Strecke ist. Dafür war das Team mit drei Fahrzeugen unterwegs: Einem Pacecar, in dem der GPS-Tracker installiert wurde und das deshalb hinter dem Radfahrer fahren musste, einem Wohnmobil, in dem die restlichen drei Radler mitfuhren, sowie einem Materialfahrzeug. Es gab insgesamt 72 Wechsel zwischen den Radfahrern, die alle reibungslos abliefen. Das war nicht zuletzt der akribischen Vorplanung von Teamchef Max Schwarz zu verdanken. In unterschiedlichen Listen hat er nicht nur die Streckenabschnitte den Radfahrern zugeteilt und alle Wechselpunkte geplant, sondern auch die Schichten des Betreuerteams bereits vorab eingeteilt.

Einen einzigen Zwischenfall und Schreckmoment hatte es gleich in der ersten Nacht gegeben, als Liebold bei einer unübersichtlichen Abfahrt stürzte und seine Teamkollegen zwei seiner anstehenden Teilstrecken unter sich aufteilen mussten. „Dafür startet man ja als Team, um sich gegenseitig zu unterstützen,“ sagt Dörfler. Man sei dann allerdings sehr erleichtert und froh gewesen, als alle wieder einsatzfähig waren und sie schlussendlich zu viert das Rennen beenden konnten.

Auch die acht Betreuer haben ganze Arbeit geleistet und versucht, die vier Radler zu unterstützen, wo es ging: Nudeln kochen, gute Laune verbreiten, anfeuern durch den Funk oder die ein oder andere Wasserflasche zur Kühlung über dem Kopf ausleeren. Eine weitere Herausforderung während der knapp drei Tage radeln war nämlich die Hitze. „Vor allem bei den sowieso schon steilen Anstiegen war das eine zusätzliche Belastung,“ erzählt Schwarz, der bei brütender Mittagshitze den Großglockner hochtreten durfte.

Wechselpunkt: Während der drei Tage Rennen wurde 72-mal gewechselt. Hier der Wechsel zwischen Erich Dörfler (links) und Max Bittl (rechts). Im Hintergrund das Pacecar.

Bei den Abfahrten waren hingegen vor allem die Betreuer gefragt, die versuchen mussten, den Radfahrern mit den Autos nachzukommen. „Bergab war die eine Herausforderung, allerdings war es auch innerorts nicht ganz einfach, mit dem Auto hinterherzukommen,“ erinnert sich Jessica Gabler. Die Radfahrer waren ebenfalls teilweise mit rund 50 Stundenkilometern unterwegs, und für sie war es natürlich viel einfacher, andere Verkehrsteilnehmer im Stadtverkehr zu überholen. Tagsüber sei es kein Problem gewesen, ergänzt Franziska Schwarz, wenn man die Radfahrer mal aus den Augen verloren hatte. „Nur nachts mussten wir wirklich aufpassen, weil es die Vorschrift vom Veranstalter gab, dass die Radfahrer ab 20 Uhr immer im Lichtkegel des Pacecars fahren müssen.“ Schlussendlich hatten es die Betreuer immer wieder geschafft, auf die Radfahrer aufzuschließen.

Trotz Schlafmangel, Wadenkrämpfen und Hitze kam das Quartett am Samstagnachmittag im Ziel an. Die letzten 20 Kilometer radelten sie gemeinsam nach St. Georgen im Attergau, wo bereits der Veranstalter mit einem kühlen Bier für die vier Radler wartete. „Das war der Deal,“ sagt Schwarz, „wir haben beim Start vereinbart, dass jeder von uns ein Freibier bekommt, wenn wir unsere Zeit vom letzten Jahr unterbieten.“ Nach einer kleinen Siegerehrung, bei der die vier Männer eine Holztrophäe erhalten haben, freuten sich alle auf die heiß ersehnte Dusche. „Vor allem im Wohnmobil, in dem sich die vier Radfahrer umgezogen haben und mitgefahren sind, war der Geruch nach den ersten Wechseln bereits sehr gewöhnungsbedürftig,“ erzählt Julian Dörfler, Sohn von Erich Dörfler und Teil des Betreuerteams lachend. „Zum Glück durften wir Betreuer immer mal wieder die Fahrzeuge wechseln. Aber die Dusche nach knapp drei Tagen war dennoch eine wirkliche Wohltat.“

Zieleinfahrt: Gemeinsam radelte das Team Verschleißgruppe (v.l.n.r. Max Bittl, Max Schwarz, Erich Dörfler und Michael Liebold) die letzten 20km Richtung Ziel. Am Ende stand dann im Ziel nach fast drei Tagen und 30.000 Höhenmetern großer Jubel – und eine deutlich verbesserte Zeit.

 

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