Gleich doppelt Grund zur Freude hat der Arbeitskreis (AK) Shalom für Gerechtigkeit und Frieden an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU): Nicht nur, dass er 2021 sein 40-jähriges Gründungsjubiläum feiert. Nach der Coronapause wird auch endlich wieder der Shalompreis verliehen – in diesem Jahr an zwei Projekte in Tansania. Aber auch der Preisträger aus dem letzten Jahr, der wegen der Coronamaßnahmen nicht persönlich ausgezeichnet werden konnte, wird bei der Preisverleihung mit dabei sein.
Als einer der am höchsten dotierten Menschenrechtspreise Deutschlands geht der Shalompreis in diesem Jahr an ein Projekt zur Bekämpfung von Schulgewalt in Tansania in den Regionen Rulenge-Ngara und Mwanza, das Felista Tangiins Leben gerufen hat, sowie das Frauenhaus „Pippi House Foundation“ in tansanischen Großstadt Arusha und seinen Initiator Aristides Nshange. Die Preise werden im Rahmen einer Feierstunde am 25. September im Alten Stadttheater in Eichstätt verliehen.
Bei der Feierlichkeit wird auch ein dritter Preisträger dabei sein: Die feierliche Vergabe an Massimo Del Bene hatte 2020 wegen der Corona-Pandemie ausfallen müssen. Der Shalompreis wird jährlich an Einzelpersonen oder Gruppen verliehen, die sich in vorbildlicher Weise und oft unter erheblichen persönlichen Risiken für die Wahrung der Menschenrechte und den weltweiten Frieden einsetzen.
Hier mehr zu den beiden Preisträgern 2021:
Inklusives Schulprojekt in Nyashishi/Tansania – Sister Dr. Felista Tangi
Als Reaktion auf die erschreckend hohen Raten an Schülern, die Körperstrafen sowie Gewalt im Schulkontext durch Lehrkräfte und Mitschüler ausgesetzt sind, gründete Schwester Felista Tangi
zusammen mit Mitschwestern vom Orden der Teresina Sisters eine gewaltfreie und inklusiv arbeitende Secondary School in Nyashishi, in der Provinz Mwanza in Tansania. Die 1964 geborene Pädagogin Felista Tangi promovierte zum Thema der Auswirkungen von Schulgewalt auf die Leistungs- und Kompetenzentwicklung der Schüler. Die Schule setzt sich in besonderem Maße für Menschen mit Albinismus ein. Behauptungen, dass es sich um eine „Strafe Gottes“ oder um Pech handle und dass die „Krankheit“ ansteckend sein könnte, sind in der Gegend um den Viktoriasee in Tansania häufig zu hören.
Dieser Mangel an Wissen über Menschen mit Albinismus bedeutet, dass Volksmärchen und Aberglauben zu Verfolgung und/oder Diskriminierung führen. Die Schule arbeitet nach modernen Konzepten des „Classroom Managements“ gegen Gewalt, Mobbing und Diskriminierung auf Basis von Material, das im Rahmen des Projekts gegen Schulgewalt der beiden Professorinnen Margit Stein und Prof. Dr. Daniela Steenkamp (Universität Vechta und Duale Hochschule Villingen) entwickelt und kostenfrei in Kiswahili auf einer Homepage für Lehrkräfte zugänglich ist. Die Schule benötigt für den Bau und die Ausstattung neuer Gebäude dringend finanzielle Unterstützung.
Pippi House Foundation- Frauenhaus in Arusha/Tansania – Aristides Nshange
Die Pippi House Foundation for Girls ist das einzige Frauenhaus in der tansanischen Großstadt Arusha. Der Name deutet den Charakter des Hauses als Zufluchtsort an, indem das Wort in Suaheli für Süßigkeiten, „Pippi“, aufgegriffen wird – das Frauenhaus als eine Süßigkeit in einem bitteren, harten Leben. Derzeit beherbergt das Haus bis zu 100 Mädchen und junge Frauen im Alter von 14 bis 25 Jahren, die zuvor auf der Straße gelebt haben, als Dienstmädchen verkauft wurden oder Opfer von Kinderarbeit, Kinderhandel, Vergewaltigung oder Prostitution geworden sind. Einige von ihnen waren schwanger oder hatten bereits Kleinkinder, als sie im Pippi House aufgenommen wurden, daher leben dort derzeit auch 16 Kleinkinder und Säuglinge.
Gegründet wurde das Pippi House 2011 vom Tansanier Aristides Nshange, der bei seiner Arbeit als Sozialarbeiter in Arusha bemerkte, dass sich alle Unterstützung in der Stadt auf männliche Waisen
oder jüngere Straßenkinder konzentrierte. Mädchen im Teenageralter, besonders Schwangere oder junge Mütter, fielen durch das sowieso schon weitmaschige soziale Netz des Staates oder privater Initiativen. So gründete Aristides die Nichtregierungsorganisation. Sein Ziel ist es, den Mädchen eine Perspektive für ein selbstbestimmtes Leben zu bieten. Allen Bewohnerinnen wird ein Schulbesuch ermöglicht. Die Mädchen bekommen Unterstützung beim Lernen und später, nach dem Schulabschluss, Hilfe bei der Suche nach einem Praktikum, einem Studium oder einem festen Job.
Das Pippi House wird nicht finanziell von der Regierung unterstützt und ist daher komplett auf nationale und internationale Spenden angewiesen. Promanity, ein deutscher Verein, der das Pippi House seit 2017 kontinuierlich finanziell unterstützt, wurde von drei jungen Frauen gegründet, die nach ihrem Freiwilligenaufenthalt im Pippi House das Projekt weiterhin von Deutschland aus fördern wollten. Neben der Tatsache, dass dieses Haus nicht genug Platz bietet und diese auf engstem Raum zusammenleben, hat der Vermieter dem Pippi House zum Januar 2022 gekündigt. Deswegen ist das nächste größere Projekt, der Kauf eines Eigenheims.
Mit dem jährlich vergebenen Shalompreis werden Einzelpersonen oder Gruppen ausgezeichnet, die sich in vorbildlicher Weise und oft unter erheblichen persönlichen Risiken für die Wahrung der Menschenrechte und den weltweiten Frieden einsetzen.
Der Preis ist einer der höchstdotierten Menschenrechtspreise Deutschlands. Das Preisgeld betrug im vergangenen Jahr 32.000 Euro. Der Preis versteht sich als ideelle Anerkennung und als praktische materielle Unterstützung gleichermaßen. Das Preisgeld wird ausschließlich aus Spenden verschiedener Träger, Organisationen und Privatpersonen zusammengetragen. Einer der großen institutionellen Spender ist das Referat Weltkirche des Bistums Eichstätt. Das Geld fließt ohne Verwaltungsabzüge in ein oder mehrere Projekte, die die Preisträger vorschlagen und über die sie weiterhin berichten.
Der Preis soll nicht nur eine Anerkennung für die Leistung der Ausgezeichneten sein, sondern darüber hinaus auch dazu beitragen, gefährdete Verteidiger von Frieden und Menschenrechten zu schützen und andere zu ermutigen, sich zu engagieren.
Die Arbeit des Arbeitskreises ist rein ehrenamtlich und stützt sich primär auf einen Mitarbeiterstamm von oftmals nicht mehr als fünf Studierenden und Bürgerinnen aus Eichstätt. Derzeit freut sich der AK über zwölf aktive Mitglieder. Im vergangenen Jahr traf sich die Gruppe nur über Zoom (Foto oben). So entstand ein Screenshot-Gruppenfoto. Leider sind nicht alle Mitglieder abgebildet. Margarete Müller (sie ist heuer 88 Jahre alt geworden) hat keinen E-Mail-Anschluss, drei Mitglieder konnten an dem anberaumten Termin nicht anwesend sein.
Helfen durch Spenden:
Für die beiden Projekte aus Tansania kann bis Ende des Jahres 2021 gespendet werden unter: Katholische Hochschulgemeinde
Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte eG
IBAN DE 34721608180109620320
Stichwort „Shalompreis 2021”
Weitere Informationen auf der Homepage: www.ak-shalom.com Shalompreis 2021 geht an zwei Projekte in Tansania. . Shalompreisträger des Jahres 2020, Dr. Massimo Del Bene, wird an diesem Tag zu Gast sein. Die feierliche Verleihung musste 2020 wegen der Corona-Pandemie ausfallen.
Öffentliche Präsentation der Projekte der Preisträger mit Videoschaltung am 24. September 2021 um 19.30 Uhr im Alten Stadttheater Eichstätt, Residenzplatz 17, Eichstätt
Öffentliche Shalompreisfeier: 25. September 2021, um 19.30 Uhr im Holzersaal der Sommerresidenz, Ostenstraße 26, Eichstätt
Abschlussgottesdienst: 26. September 2021 um 10.45 Uhr im Salesianum, Rosental, Eichstätt