Ingolstadt. – Der Bitcoin ist offenbar auch in der Region voll angekommen – jedenfalls wenn man nach dem großen Andrang beim 2. Bitcoin-Forum der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte geht: Über 1.500 Besucher kamen ins Stadttheater Ingolstadt und zu den anderen Events in der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI), um sich über die älteste und bekannteste Kryptowährung zu informieren. Allein der Besucherandrang zeigt: Der Bitcoin und andere Digitalwährungen sind zwar nach wie vor umstritten, aber etablieren sich mehr und mehr und sind auch längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Gerade erst hat am Wochenende das nächste sogenannte „Halving“ des Bitcoins (siehe Kasten), stattgefunden. So nennt man den Moment, in dem die Entlohnung der „Miner“, der Unternehmen, die die neuen Blöcke der Bitcoin-Blockchain „schürfen“ beziehungsweise in ihren Rechenzentren errechnen, sich wieder einmal halbiert hat. Schon im Vorfeld hatte die Krypto-Community weltweit daher gespannt auf den Moment gewartet, der normalerweise nur alle vier Jahre eintritt. Denn durch die halbierte Entlohnung rechnet sich das „Mining“ natürlich weniger, und so erwarten viele Bitcoininvestoren, dass eine anhaltend hohe Nachfrage auf ein geringeres Vorkommen neuer Bitcoins trifft und so zu steigenden Preisen führt – wie bei den bisherigen Halvings in der Vergangenheit schon.
Auch immer mehr Deutsche interessieren sich für Kryptowährungen und dabei vor allem für die älteste und bekannteste, den Bitcoin (BTC) – auch in der Region. Das zeigt auch das 2. Bitcoin-Forum der Volksbank Raiffeisenbank Bayern in Ingolstadt: Nicht weniger als 1.571 Interessenten hatten sich Mitte April für eines oder mehrere der insgesamt sieben buchbaren Event-Formate angemeldet. Zusätzlich waren noch 400 Gäste anwesend, die ohne Buchung den frei zugänglichen Messe- und Side-Event-Bereich besucht haben. Darüber hinaus verfolgten weitere knapp 900 User den Live-Stream der beiden Vortragsreihen – beachtliche Zahlen also, die zeigen, dass der Bitcoin auch in der Region Ingolstadt viele Fans oder zumindest Interessenten hat.
Als „Bitcoin-Halving“…
…bezeichnet man den Moment, in dem die Entlohnung der „Miner“, der Unternehmen, die die neuen Blöcke der Bitcoin-Blockchain „schürfen“ beziehungsweise in ihren Rechenzentren errechnen, sich halbiert – so wie zuletzt in der Nacht von vergangenem Freitag auf Samstag zum inzwischen vierten Mal. Die „Miner“ erhalten seither nur noch 3,125 Bitcoin pro „geschürftem“, beziehungsweise in großen Rechenzentren – wegen des enormen Strombedarfs meist in Ländern mit niedrigen Strompreisen – errechneten neuem Block. Zuvor waren es – vor jener „Halbierung“ – logischerweise noch 6,25 Bitcoin. Jeder solche Block ist wie ein weiteres neues Glied jener digitalen Kette, die man als „Blockchain“, als „Blockkette“, bezeichnet. Am Ende wird es 21 Millionen Bitcoins geben – so hat es der Erfinder des Bitcoin festgelegt, der sich hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto versteckt. Seine wahre Identität ist noch immer nicht geklärt.
Die aufwendige Errechnung der Blöcke hat auch mit der Sicherheit des Bitcoins zu tun. Sie basiert auf dem „Proof-of-Work“-Konsensmechanismus, was auch zur Folge hat, dass die Erzeugung neuer Bitcoins durch einen hohen Einsatz von Rechenleistung und Energie erfolgt. Diese Rechenleistung wird von jenen sogenannten „Bitcoin-Minern“ zur Verfügung gestellt. Für das erfolgreiche Hinzufügen eines Blocks zur Bitcoin-Blockchain wird der Miner unter anderem mit jener bestimmten Menge an Bitcoins, dem sogenannten Block Reward, belohnt. Bei jedem Halving, wie nun eben eingetreten, wird diese Belohnung halbiert, was auch dazu führt, dass das „Minen“ für die Branchenvertreter unattraktiver wird, was so zu einer schrittweisen Verringerung der neu in Umlauf gebrachten Bitcoins führen kann.
Der gesamte Prozess setzt sich voraussichtlich bis zum Jahr 2140 fort, wenn der letzte Bitcoin nach dem 33. Halving „gemined“ sein soll. Dann wird es 21 Millionen Bitcoin geben, und genau das macht die Kryptowährung für viele auch so attraktiv: Sie ist endlich. Im Gegensatz zur Geldmenge herkömmlicher Währungen, die durch das Drucken und ausgeben neuer Münzen und Banknoten oder in Zukunft digitale Währungen ausgeweitete werden kann, ist die Menge der Bitcoins von vorne herein begrenzt.
Drei verschiedene Workshops an der THI bildeten im Rahmen des Forums am 12. April um 13 Uhr den Auftakt der zweiten Auflage des Bitcoin-Forums und waren bereits Wochen vorher ausverkauft. In den Kursen konnten jeweils zehn aktive Teilnehmer selber eine „Full-Node“, ein „Cold Wallet“ oder einen „Bitcoin-aktivierten Beer-Tap“ erstellen. Je 30 weitere Teilnehmer waren als Zuschauer dabei. Aber keine Angst: Die englischsprachigen Begriffe der Kryptowelt klingen weit komplizierter, als die Sache in der Realität oft ist. Den Bitcoin kann man bei der VR Bayern Mitte seit rund zwei Jahren etwa auch schon ganz einfach aus dem Automaten holen. Die Bank bietet auch eine umfassende Beratung und weitere Dienstleistungen an und ist hier bundesweiter Vorreiter, hat mit dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Andreas Streb einen absoluten Experten in den eigenen Reihen und hat sich im vergangenen Jahr sogar an dem Bitcoin-Start-up „21bitcoin“ beteiligt.
Inzwischen ist das Investieren in Bitcoins zudem noch leichter geworden: Seit dem Jahresanfang sind auch die ersten Bitcoin-ETFs, sogenannte „ETCs“ in den USA zugelassen worden – wie andere ETFs auch bilden sie die Entwicklung eines Index oder mehrerer Finanzprodukte 1:1 nach. Da es bei einem herkömmlichen ETF immer mehrere solche Produkte wie etwa die in einem Index notierten Werte sein müssen, gibt es für Bitcoin-Investments inzwischen die „ETPs“ oder „ETCs“, die ausschließlich in Bitcoins investieren, tatsächlich „echte“ Bitcoins kaufen und bei einem Treuhänder zur Verwahrung hinterlegen. Der Anleger kann in solche „ETCs“ investieren wie in einen ETF auch, sogar per Sparplan. Viele Möglichkeiten und Fragezeichen also. „Wir wollen mit dem Bitcoin-Forum Bayern das Thema Bitcoin einem breiteren Thema erklären und vorstellen“, sagt VR-Bitcoin-Experte Andreas Streb.
Viele der Besucher des Bitcoin-Forums aber wollen nach wie vor auch in „physische“ Bitcoins investieren, mit denen man dann auch handeln und theoretisch bezahlen kann. Aber wie macht man das am besten? An den über 30 Messeständen im Stadttheater Ingolstadt konnten sich die zahlreichen Interessenten bei der Ingolstädter „Bitcoin-Messe“ über verschiedenste Themen rund um den Bitcoin informieren. Nebenan gab es auch sogenannte „Side-Events“ für Profis zum Thema „Energy & Mining“, die insbesondere für die Firmenkunden der VR Bayern Mitte von großem Interesse waren. Dazu gab es ab 17 Uhr zeitgleich in den Räumen der THI eine „Lightning Session“ für Fortgeschrittene sowie im Stadttheater die Vortragsreihe für Bitcoin-Einsteiger.
Die Vorträge begannen mit Grußworten von Daniel Großmann, Vizepräsident der THI, und dem VR-Vorstandsvorsitzenden Richard L. Riedmaier. Anschließend erklärte Bitcoin-Spezialist Joe Martin mithilfe einer kleinen Theatergruppe die Blockchain für alle verständlich und stellte anschließend die „Full Nodes“, also Knotenpunkte im Bitcoin-Netzwerk, und „Wallets“, eine Art digitale Geldbörse, vor. Anschließend erläuterte Andreas Streb, warum und in welcher Form die VR Bayern Mitte den Bitcoin sowie Dienstleistungen darum herum anbietet.
Am Abend erklärte Referent Niko Jilch den Grundgedanken hinter dem Bitcoin und erläuterte dabei auch, welche Vorteile und Chancen das dezentrale Netzwerk bietet. Als nächster Redner erklärte Kris Kläger, wie Unternehmen die Abwärme des Minings nutzen können und damit die Energiebilanz der Kryptowelt verbessern helfen. Da beim Thema Bitcoin Sicherheit sehr groß geschrieben wird, gab anschließend Roland Stadler Tipps dazu, wie man seinen „Private Key“ als Zugangsschlüssel richtig verwahren sollte, und „Blocktrainer“ Roman Reher erklärte die Funktionsweise und Sicherheitsvorkehrungen der Blockchain.
Zum Abschluss gab es eine von Christian Locher moderierte Podiumsdiskussion mit Joe Martin, Andreas Streb, Niko Jilch und Roman Reher, in deren Rahmen das Publikum die Möglichkeit bekam, ihre Fragen an die Referenten zu richten. Die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte als Gastgeber und bundesweiter Vorreiter in Sachen Bitcoin zog am Ende ein überaus positives Fazit und zeigte sich begeistert über das große Interesse am 2. Bitcoin Forum Bayern, das wieder ein sehr breites Publikum zusammengeführt habe. „Einfach gigantisch, was da los war“, so Pressesprecher Albert Buchner. Im kommenden Jahr plant die Bank daher bereits, ein noch größeres Event zu veranstalten: am 10. und 11. Oktober in der Saturn-Arena.
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