EventLebenPolitikTopthemaWirtschaft

Kein „links gegen rechts“: „BürgerDemo“ abgesagt

Möglicherweise neuer Anlauf in anderer Form

Eichstätt. – Die „BürgerDemo“ ist abgesagt. Nach Kritik rund um eine mögliche politische Unterwanderung der für kommenden Sonntag geplanten Kundgebung auf dem Volkfestplatz in Eichstätt haben die Veranstalter gestern die Reißleine gezogen. Man wolle auf keinen Fall, dass die Veranstaltung am Ende zu einer Art Konfrontation „links gegen rechts“ werde, so Mitorganisator Michael Muhr von der Bauernorganisation LSV gestern gegenüber Ei-live – auch mit Blick auf eine geplante Gegendemonstration, die inzwischen angemeldet worden sei. Man wolle hier nicht weiter polarisieren. „Uns geht es um die Inhalte“, stellt er klar – und hofft, dass das Ganze auch sein Gutes haben werde: Man wolle aus den Fehlern lernen und denke in Ruhe darüber nach, ob man die eigenen Positionen vielleicht auch in anderer, sachlicherer Form vermitteln könne.

Abgesagt!“, ist die geplantew BürgerDemo auf dem Volksfestplatz. Die Veranstalter wollen nicht in die rechte Ecke gestellt werden und das Konzept des Protestes noch einmal überdenken. Foto: oh

Denn letztlich gehe es zwar um Kritik an der Politk der Ampel-Regierung in Berlin, insbesondere um die wirtschaftlichen Sorgen und Ängste, die damit verbunden seien, so Muhr. Man wolle zum Ausdruck bringen, dass die Landwirte, Handwerker und andere Teile der Gesellschaft mehr Planungssicherheit und mehr Unterstützung von der Politik bräuchten. „Ich bin ein wenig erleichtert“, sagt der Eichstätter Unternehmer Michael Buchner, der bei der Organisation unterstützt hatte. Man wolle auf keinen Fall den Eindruck erwecken, als sei man hier in der rechten Ecke unterwegs, so Muhr.

Es seien in der Organisation sicher Fehler passiert und man sei in einem recht bunten Organisationsteam vielleicht insgesamt etwas naiv an die Sache herangegangen, so Muhr. Die öffentliche Kritik könne er daher schon verstehen. „Aber wir distanzieren uns ausdrücklich von allen links- und rechtsextremistischen Gruppierungen. Wir fühlen uns als Teil der Mitte“, betont er noch einmal. Das gilt auch für den Anmelder der „BürgerDemo“, Enrico U., an dessen einschlägigen Facebook-Posts unter anderem zugusten der AfD sich die Diskussionen entzündet hatten. Die entsprechenden Posts auf seinem Facebook-Account sind inzwischen alle gelöscht und er distanziert sich dort ebenfalls „von links- und Rechtsradikalismus sowie auch Extremismus“.

Nun wolle man erst einmal in Ruhe das Ganze noch einmal überdenken und vielleicht neu aufstellen, kündigt Muhr an – und zwar so, dass es eher um die Sache gehe, also die Forderungen und die Argumente dazu. Das wäre wohl angesichts der Aufregung der letzten Tage nicht einfach geworden, zumal eine Gegendemonstration bereits beim Landratsamt angekündigt worden war und so die Gefahr bestanden hätte, dass es dann zu einer Polarisierung nach dem Motto „links gegen rechts“ gekommen wäre. Das aber wolle man nicht. Im Gegenteil: Er verstehe die Sorge vor einer Unterwanderung solcher Demonstrationen durch Rechtsextreme. Insofern verstehe er, wenn genau hingeschaut werde. Aber man müsse trotzdem ein wenig von dem Schubladendenken zwischen links und rechts wegkommen – denn dazwischen liege die Mitte. So gesehen hat die Absage vielleicht ihr Gutes, findet Muhr. Bei einer möglichen Neuauflage könne man das Ganze vielleicht klarer und gelassener angehen – vielleicht auch bei aller Kritik weniger in Form einer Demonstration.

„Nicht in die rechte Ecke stellen“: Echter Bürgerprotest oder AfD-Unterwanderung?

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"