Eichstätt. – Es ist in Zeiten des Krieges kein bedeutendes Thema, aber eines, das die Bigotterie und Propaganda zeigt, die Wladimir Putins Regime prägt. Das Privatleben ist zwar privat, aber so wie Putins zunehmend diktatorisches Regime immer mehr in das Privatleben nicht nur der eigenen Bürger eingreift, sondern auch den Bürgern anderer Länder – nicht nur in der Ukraine – seinen Willen aufzwingen will, so ist es auch mehr als legitim, bei Putin selbst genau hinzuschauen. Wie steht es eigentlich um die angebliche Dekadenz des Westens und dagegen die hohen moralischen Standards, die man angeblich in Russland hochhält, wenn man auf das Privatleben des russischen Diktators selbst blickt? Offenbar nicht besonders gut.
Jedenfalls, wenn man nach einem Video des Teams des unter unmenschlichen Bedingungen in inzwischen monatelanger Einzelhaft und ohne fairen Prozess inhaftierten Kreml-Gegners Alexei Nawalny geht, das nun auf Youtube veröffentlicht wurde. Nawalny hatte nur durch die medizinische Behandlung in Berlin einen Giftanschlag vom 20. August 2020 in Russland überlebt, der nach Expertenmeinungen vom russischen Geheimdienst FSB verübt worden sein muss, war aber anschließend dennoch nach Russland zurückgekehrt und in einem von Menschenrechtsorganisationen massiv kritisierten Verfahren verurteilt worden. Nicht nur um den Rechtsstaat ist es in Putins Russland offenbar schlecht bestellt – für Putin und sein Regime gelten auch in Sachen Privatleben andere, doppelte Standards. Der Westen mag bisweilen dekadent sein, Putins milliardenschwere Oligarchenfreunde sind es sicher nicht minder – und nach den Nawalny-Recherchen auch der Kremlchef selbst.
Es ist längst nicht die erste solche Enthüllung, die in Russland selbst natürlich massiv verfolgt wird. Immer wieder hat Nawalnys Team daher investigative Recherchen über Putin und sein System aus Geheimdienstfreunden und Oligarchen veröffentlicht – zum Beispiel über seine Zeit in Dresden als Spion und den Prunkpalast, den Putin sich angeblich hat bauen lassen.
Dazu hier unser digitales Fundstück: Der Film „Putin’s Secret Love Life“ über „Wives, mistresses and secret children. ‚Traditional‘ values of Vladimir Putin“ – also „Putins geheimes Liebesleben“, in dem es um „Ehefrauen, Geliebte und geheime Kinder. Die ,traditionellen‘ Werte von Wladimir Putin“. Auch wenn der Film von Putins politischem Gegner kommt – es schadet ja nicht, zumindest Zweifel zu haben, wenn Putin permanent dem Westen moralischen Verfall und so viele andere Dinge mehr vorwirft, wenn man gleichzeitig weiß, dass der Ex-Spion hier regelmäßig alte KGB-Methoden anwendet: egal, ob es dabei um ein „Framing“ der moralischen Überlegenheit und Bewahrung alter Werte geht, die das eigene (brutale) Handeln rechtfertigen oder um das bekannte Muster der „Täter-Opfer-Umkehr“ in einem Angriffskrieg Russlands (der in Russland noch immer nicht so heißen darf – außer man behauptet gleichzeitig, der Westen habe ihn begonnen) gegen die Ukraine.
Im russischen Staatsfernsehen, das ohnehin oft einer Propagandashow gleicht, die in den Shows der Kreml-Propagandisten wie Wladimir Solowjow permanent gegen den Westen hetzt und regelmäßig behauptet, hier würden die Menschen zu Geschlechtsumwandlungen erzogen und müssten wegen Lebenmittelknappheit aufgrund der Sanktionen frieren oder Eichhörnchen essen, wird man über Putins Privatleben nichts sehen. Die Botschaft: Der große Führer der Nation hat kein Privatleben: Er stellt sein Leben voll in den Dienst des russischen Volkes. Aber es gibt natürlich eines, über das natürlich auch vieles bekannt ist. Aber der kurze Film des Nawalny-Teams fasst es noch einmal zusammen – hier unser digitales Fundstück:
Es ist längst nicht die erste solche Enthüllung, die in Russland selbst natürlich massiv verfolgt wird. Immer wieder hat Nawalnys Team daher investigative Recherchen über Putin und sein System aus Geheimdienstfreunden und Oligarchen veröffentlicht – zum Beispiel über seine Zeit in Dresden als Spion und den Prunkpalast, den Putin sich angeblich hat bauen lassen. sze
