Mörnsheim. – Eine tierische Veranstaltung ist der Lammauftrieb in Mörnsheim gestern und heute allemal. Nicht nur wegen der Schafe und Lämmer, die durch die historischen Gassen der Marktgemeinde Mörnsheim getrieben wurden, sondern auch wegen dem Wolf oder dem Karpfen, die auch Thema waren in den Grußworten der Ehrengäste wie Staatsminister Albert Füracker – inklusive tierischem Humor. Nach dem erfolgreichen Auftakt gestern geht das historische Markttreiben und im Bierzelt rund um den Kastnerplatz seit heute früh weiter und heute Abend zuende. Selbst der Segen war dabei tierisch: Beim Gottesdienst in der Wallfahrtskirche „Maria End“ in Altendorf gab es die Segnung der Herde.
750 Schafe und Lämmer und noch viel mehr Menschen tummelten sich gestern und heute bei schönstem frühsommerlichem Wetter in den gemütlich-engen Gassen der Marktgemeinde im idyllischen Gailachtal. „Oh, ist das schön“, ruft eine Frau mit leicht fränkischem Akzent, während sie mit dem Handy ein Foto der Herde macht. „Die haben ein voll weiches Fell“, sagt nacher ein Kind zu ihren Freunden, während sie hinter den letzten Lämmern am Ende der langen Herde herlaufen, die gerade von Schäfer Sascha Gäbler aufgetrieben wird – diesmal mit Unterstützung durch den bayerischen Finanzminister, der ja auch Heimatminister ist und sich daher gekonnt ins traditionelle Schäfergewand schlüpfte und symbolisch den Schäferstab schwang. Die Herde folgte brav – als „gelebte Tradition“ ganz im Stile des Alpenraums, wie Landrat Alexander Anetsberger es vorhergesagt hatte – nur eben mit Schafen und daher „mit mehr Mäh statt Muh“.
„Ich bin ausbefördert“
Füracker reihe sich ein in die Reihe von vielen prominenten Politpromis, die in den vergangenen Jahren nach Mörnsheim gekommen waren. „Wer was werden will, der kommt zum Lammauftrieb“ – die Maxime, die auch Ei-live im Vorbericht bereits Thema war, ist zwar wohl eine gewagte These, aber in CSU-Kreisen inzwischen schon fast ein kleiner Mythos geworden, den gestern auch Anetsberger in seinem Grußwort beschwor: Söder, Seehofer, Aigner, Herrmann und andere – die Liste lasse sich fortsetzen. „Wer sich hier bewährt“ und als Hirte die Herde durch den Ort führe, sei für Höheres bestimmt, so der Landkreischef. Nein, nein, da habe er keine Ambitionen, entgegnete anschließend Minister Füracker, der in diesem Jahr die Schirmherrschaft übernommen hat. „Ich bin ausbefördert“, sagte er grinsend dem lachenden Festzelt am Kastnerplatz.
Stattdessen drohe ja vielleicht dem Landrat Gefahr durch Richard Mittl, der ja nicht nur Mörnsheimer Bürgermeister sei, sondern auch Kämmerer und Geschäftsleiter in einer Person – und damit das beste Beispiel für Sparsamkeit und Effizienz, wie Anetsberger gesagt hatte. Dann könne er ja auch gleich noch Landrat werden, so Füracker. Mörnsheim sei eher eine „belämmerte Gemeinde mit einem belämmerten Bürgermeister“, meinte dazu Mittl selbst und selbstironisch. Auch als Vorsitzender des Kreisverbands des bayerischen Gemeindetags bedanke er sich für die Unterstützung auch über den kommunalen Finanzausgleich, aber als strukturschwächere „Region mit besonderem Handlungsbedarf“ benötige auch seine Gemeinde noch mehr Förderung ohne den kaum zu leistenden bürokratischen Aufwand.
25 Jahre „Altmühltaler Lamm“ und „Schaf vor Wolf“
Oder eben gemeinsame Aktivitäten wie die Initiative und Marke „Altmühltaler Lamm“, die vor 25 Jahren ins Leben gerufen worden sei und aus der vor 19 Jahren auch der Altmühltaler Lammauftrieb hervorgegangen war. Mittl und die Ehrengäste dankten den Schäfern und Landschaftspflegeverbänden für ihre Arbeit: für die die Pflege der für das Altmühltal so typischen Landschaft mit Wacholderheiden und Magerrasenhängen, für die Artenvielfalt und die gesunden heimischen Produkte, die inzwischen längst überregional bekannt seien – da waren sich die Redner auch mit der Altmühltaler Lammkönigin Katja I. einig, die natürlich auch nicht fehlen durfte. Die gab es natürlich auch draußen im bunten Markttreiben in den Gassen zu kaufen und zu probieren – inklusive Lammcurrywurst.
Noch ein anderes ernstes Thema gab es zu besprechen: Schaf und Wolf, das sei in etwa „wie der Teufel und das Weihwasser“, sagte Landrat Anetsberger und war sich hier mit allen Rednern einig. Die Bayerische Wolfsverordnung sei ein Schritt in die richtige Richtung, aber er wisse nicht, ob das schon ausreiche, meinte der Landrat. Der Minister hatte dazu eine ganz klare Meinung: Er wisse, dass er dafür öffentlich wieder angegriffen werde. Aber er vertrete die klare Meinung, dass das Schaf und die Tierhaltung Vorrang haben müssten vor dem Wolf, sagte er. Als vormaliger Landwirt wisse er, auch aus anderen Bereichen, dass die Nutztierhaltung nicht nur im Falle der Schafe bedroht sei, sondern etwa auch in seiner Heimat, der Oberpfalz etwa die Fischzucht durch den Fischotter. Andernorts gebe es Schäden durch den Biber, die er als Finanzminister dann ebenfalls wieder finanziell ausgleichen müsse. Man müsse Wolf und Fischotter natürlich auch schützen, aber Karpfenteiche einzuzäunen „wie Fort Knox“ könne auch nicht die Lösung sein. „Wir leben schließlich nicht mehr in einer Naturlandschaft, sondern in einer reinen Kulturlandschaft“, und so sei die Situation eben heute eine andere als vor 200 Jahren, als der Wolf zuletzt hier gelebt habe.
Gewinnnspiel: Ammonit zu gewinnen
Einen Ammoniten zu gewinnen gibt es mit dem Gewinnspiel von Ei-live und Eichstätter Journal – präsentiert von der Marktgemeinde Mörnsheim – und zwar einen wertvollen Ammoniten aus dem Oberen Jura (siehe Foto), der Schicht Taramelliceras externodosum. Es handelt sich um Ammoniten, eine Art versteinerte Tintenfische – das Alter wird auf über 150 Millionen Jahre datiert. Solche Versteinerungen haben nicht nur einen historischen, sondern auch einen materiellen Wert.
Und so geht’s:
Einsendungen bitte per E-Mail oder Postkarte mit dem Stichwort: „Ammonit“ an:
Eichstätter Journal, Stephan Eichstätter Journal, Rebdorfer Str. 94a, 85072 Eichstätt, oder per E-Mail: gewinnspiel@eichstaetter-journal.de. Einsendeschluss: 30. Juni. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Dafür gab es nicht nur viel Applaus im Festzelt in Mörnsheim, sondern auch viel Zustimmung von Erich Neulinger, dem Vereinsvorsitzenden der Hüteschäfer im Naturpark Altmühltal, der sich für die „mutigen Worte zum Thema Wolf“ bedankte. Es gehe nicht darum, den Wolf wieder auszurotten, aber man dürfe mit dem Wolf auch nicht „so übertrieben schützerisch umgehen“, sagte er. Der Wolf sei sehr schlau und lerne schnell – auch wie man über Zäune klettere, auch wenn sie noch einmal einen halben Meter höher oder Hütehunde da seien. Ohne Änderung führe das ins „Chaos und in den Ruin“ der Schäferei und Nutztierhaltung. Und so war der Auftritt im Festzelt in Abwesenheit von Tierschützern natürlich ein Heimspiel für den Minister, der sich schließlich das Schäfergewand anziehen und den Schäferstab übernehmen durfte.
„Viel, viel schöner als in Grünwald“
So ausgestattet, setzte sich der Zug mit ihm und der Politprominenz sowie den Altmühltaler Schäfern an der Spitze und den tierischen Hauptdarstellern dahinter über die Gailachbrücke, durch den mittelalterlichen Torturm am Kastnerplatz und die voll besetzten Gassen der sommerlich erleuchteten Marktgemeinde – inklusive viel Applaus und staunenden Kindern, die hier ein Stück weit Natur und Landwirtschaft in einem und hautnah erleben konnten.
Da war dann auch die sanfte Kritik an finanzieller und struktureller Unterstützung für die ländlichen Raum vergessen: „Eigentlich ham’s nur gejammert“, hatte der Minister gesagt – dass Mörnsheim eben doch nicht „an der Jammer“ liege, sondern an der Gailach, hatte er also nun gesehen und trug sich anschließend in das Goldene Buch der Marktgemeinde ein, in der er schon zuvor herzlich empfangen worden war. Natürlich sei Mörnsheim finanziell gesehen „nicht Grünwald“, sagte er – „aber dafür ist es hier viel, viel schöner“, erklärte er unter lautstarkem Applaus. Die Losung „Schaf vor Wolf“ war auch auf großes Wohlwollen gestoßen, und die Lämmer hatten auch nicht „geschwiegen“, wie Mittl zu Beginn scherzhaft befürchtet hatte. Sie waren dem Schirmherren und Hüteschäfer Sascha Gäbler brav gefolgt. Da sei es für den Minister doch wesentlich einfacher als das eigene Kabinett zu hüten, so hatte Landrat Alexander Anetsberger gesagt. Und so war der Lammauftrieb nicht nur für die vielen hundert Besucher, sondern auch den Minister zumindest verbal ein „tierisches Vergnügen“.