Eichstätt. – Eichstätt bekommt ein neues Verkehrsleitbild, das Verkehr, Parkplätze und damit auch das Stadtbild in Zukunft nicht unerheblich prägen dürfte. Wie genau, das dürfen die Bürger auch ein Stück weit mitbestimmen. Denn schon in wenigen Tagen soll ein Bürgerbeteiligungsverfahren beginnen, an dem sich nicht nur die Einwohner der Stadt selbst, sondern auch solche beteiligen können, die regelmäßig in der Stadt zu tun haben. Der Prozess und Zeitplan dafür wurde heute im Stadtrat ebenso vorgestellt wie das nächste verkehrstechnische Großbauprojekt: die Sanierung der Gabrielistraße. Zuvor gab es auch Bewegung in Sachen Göpfertsteg und der Umgestaltung der Altmühlauen.
Viel Bewegung gab es gestern im Eichstätter Stadtrat – schon vor der Sitzung des Gremiums: Denn zuvor hatte der Stadtrat bereits den Startschuss für zwei weitere Projekte gegeben – beziehungsweise den Spatenstich: Mit den symbolischen ersten Spatenstichen aus Rathausspitze und Stadtrat um Oberbürgermeister Josef Grienberger (CSU), Bürgermeisterin Martina Edl (FW), Christian Alberter (SPD) und Maria Lechner (ÖDP) sowie Stadtbaumeister Jens Schütte und Josef Dengler vom Stadtbauamt und Christoph Daum vom Wasserwirtschaftsamt als Vertretern der zuständigen Behörden sowie Anita Fesseler vom planenden Büro Weinzierl und Matthias Gruber von der Baufirma haben nun auch offiziell die Arbeiten begonnen. Die müssen auch bald Ergebnisse bringen. Denn der dort geplante Spielplatz muss bis Ende Juni errichtet sein, um die EU-Förderung in Höhe von 90.000 Euro nicht zu gefährden. Ebenfalls Bewegung gab es bei der Begehung des Göpfertstegs über die Altmühl, der demnächst abgerissen und dann neu errichtet werden soll.
Bürgerbeteiligung zum Verkehrsleitbild startet
Aber auch im Festsaal des Alten Stadttheaters ging es bei der anschließenden Stadtratssitzung viel um das Thema Bewegung – insbesondere den Verkehr: Die Stadt Eichstätt bekommt in den nächsten Jahren ein neues Leitbild in Sachen Verkehr. In der gestrigen Sitzung stellte Jessica Hobusch vom damit beauftragten Büro „InovaPlan“ mit Sitz in Karlsruhe dabei das Vorgehen und die nächsten Schritte vor – zunächst vor allem zur Bürgerbeteiligung. Am Anfang steht eine Bestandsanalyse, zu der auch bereits bestehende Daten aus der Vergangenheit, etwa Erhebungen zum Verkehr aus dem Verkehrsentwicklungsplan, der vor rund zehn Jahren im Rahmen des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) vorgestellt worden war. Nun soll das Ganze zum Beispiel durch neue, punktuelle Verkehrszählungen im Mai und die Einbeziehung der neuen Fahrpläne des ÖPNV auf den neuesten Stand gebracht und für die Zukunft weiterentwickelt werden.
Eine wichtige Rolle solle auch die Bürgerbeteiligung spielen: Die Eichstätterinnen und Eichstätter, aber auch alle, die den Verkehr in der Stadt nutzen, sollen dabei zu Wort kommen und ihre Meinung zur bestehenden Verkehrssituation sowie zu ihren Vorstellungen in Sachen Schwerpunkten äußern können. Allerdings gab es an dem vorgestellten Verfahren gestern durchaus allerhand Kritik: Der bis dahin rein online angedachte Fragebogen solle doch auch in gedruckter Form verfügbar sein, forderte zum Beispiel Hans Tratz (CSU) oder Simone Zink (Grüne), aber auch mehrere andere Stadtratsmitglieder. Das Thema Barrierefreiheit solle bei der dort vorgesehenen Priorisierung herausgenommen werden – schließlich handle es sich dabei um gesetzliche Vorschriften und keinen optionalen Wunsch, wie etwa Klaus Bittlmayer (Grüne) oder Christian Alberter (SPD) forderten. Zudem wünschten sich Vertreter mehrerer Fraktionen eine intensivere Bürgerbeteiligung etwa in Form von Workshops.
Die sind bisher vor allem in Form einer „Stakeholder“-Gruppe vorgesehen, also Interessensvertretern mehrerer großer, insbesondere in Sachen Verkehr relevanter Institutionen wie etwa Polizei, aus Wirtschaft, Kirche, Schulen und Universität sowie Behörden und Vereinen. Es gehe bei dem Fragebogen viel zu sehr um die Vergangenheit, kritisierte Maria Lechner (ÖDP). Man solle doch viel mehr an eine „Verkehrswende“ für die Zukunft denken, also mehr nach den Vorstellungen und Wünschen der Bürger fragen. Alberter wollte zudem praktische Beispiele sehen, die in anderen Städten aus einer solchen Planung hervorgegangen seien. Damit aber konnte Hobusch gestern nicht dienen. Das aber könne man noch nachholen, so Oberbürgermeister Josef Grienberger. Das Thema werde das Gremium und die Stadt schließlich noch länger begleiten. In den nächsten Wochen soll es etwa auch Ortsbegehungen geben. Susanne Reuter wünschte sich zudem eine Analyse zu den wirtschaftlichen Konsequenzen möglicher Verkehrsänderungen wie etwa einer Reduzierung der Parkplätze – auch im Hinblick auf ein weiteres verkehrstechnisches Großprojekt, das die Bewegungsfreiheit in Sachen Verkehr auch 2024 einschränken wird: die Sanierung der Gabrielistraße als nächster Großbaustelle.
Sanierung der Gabrielistraße startet im März 2024
Derzeit geht nichts in einem Teil der Pfahlstraße – selbst für Fußgänger ist dort derzeit vorübergehend kaum ein Durchkommen. Der zweite Bauabschnitt der Pfahlstraße hat erst vor ein paar Wochen begonnen und soll Ende des Jahres abgeschlossen sein. Damit soll eine der wichtigsten Verkehrsachsen in der Altstadt dann sowohl in Sachen Infrastruktur unter der Erde, als auch oben im Verkehrsraum wieder auf dem neusten Stand und attraktiver für Anwohner wie auch Geschäftsleute und ihre Kunden sein. Doch wenn dieses Großprojekt abgeschlossen sein wird, wartet bereits der nächste große Baustein der Innenstadtsanierung: 2024 ist die Gabrielistraße dran.
Die bisherige Vorplanung zu dem Großprojekt stellte gestern die neue Stadtwerkechefin Silvia Dollinger vor – natürlich noch gemeinsam mit ihrem noch amtierenden Vorgänger Wolfgang Brandl, der die Planung für die neuerliche Großbaustelle auf den Weg gebracht hatte – ihr erster Auftritt in dem Gremium, wie sie feststellte. Gerade erst habe man unmittelbar erlebt, warum die Sanierung der Infrastruktur in der Innenstadt eben so wichtig sei: Ein Wasserrohrbruch sei „Gott sei Dank“ bereits im Bereich einer Baustellensituation aufgetreten. In der Gabrielistraße stamme die Infrastruktur im Boden auch aus den 60er- und 70er-Jahren und sei damit dringend sanierungsbedürftig. Wie in der Pfahlstraße müssen nun auch dort Kanal, Gas-, Wasser- und andere Leitungssysteme saniert oder neu verlegt und die Hausanschlüsse erneuert oder neu installiert werden.
Das ist keine Überraschung, sondern der nächste logische Schritt der Innenstadtsanierung. Kritik aber gab es vor allem aus den Reihen der Grünen, der SPD und der ÖDP daran, dass man nicht mehr bei der Gestaltung des Straßenraums mitwirken habe können. Schließlich handle es sich um eine zwar kurze, aber wichtige Straße. Allerdings bleibt angesichts des engen Zeitplans eben auch nicht viel Zeit für große Sonderwünsche: Die Sanierung muss im März 2024 beginnen, wenn sie noch im kommenden Jahr abgeschlossen werden soll. In den folgenden Jahren drohen sonst in Kombination mit den dann wohl beginnenden weiteren Baumaßnahmen zum Eichstätter Nahwärmenetz in der Innenstadt noch weit größere Beeinträchtigungen in Sachen Verkehr. Schon deshalb, aber auch aufgrund des Platzmangels auf den rund 165 Metern Baustelle zwischen der Luitpoldstraße und der Inneren Westenstraße am Marktplatz – bei den Wasserleitungen geht es mit 220 Metern noch ein Stück weiter – seien ohnehin nicht besonders viele gestalterische Möglichkeiten umsetzbar, so Wolfgang Brandl.
Drei Freiflächen-PV-Anlagen in Beratung
Dennoch soll der Verkehrsraum dort etwas großzügiger, die Gehsteige zum Beispiel etwas breiter und niedriger gestaltet werden. Zudem sollen drei barrierefreie Übergänge geschaffen werden – einer davon soll zudem mit einer kleinen Insel aus Fahrradständern und kleinen grünen Elementen versehen werden. Ansonsten aber seien dort große Umgestaltungen schwierig, auch wenn sich das unter anderem Christian Alberter oder Richard Breitenhuber (CSU) wünschten. Allerdings gebe es für die oberirdische Gestaltung in einem gewissen Rahmen noch mehr Gelegenheit, mögliche Änderungen zu diskutieren, so Stadtbaumeister Jens Schütte.
Ebenfalls Teil der Sitzung war die Beratung dreier Bebauungspläne für die Freiflächenphotovoltaikanlagen bei Wimpasing sowie bei der Römerstraße, die nun öffentlich ausgelegt werden und damit in die nächste Phase gehen. Einem dritten Projekt für eine Freiflächenphotovoltaikanlage an der Lüften stimmte das Gremium enstimmig zu. Zudem wird der Flächennutzungsplan entsprechend geändert. Also auch hier Bewegung – diesmal in Sachen Energiewende.