Eichstätt. – Es hätte auch anders laufen können in Unterhaching. Da war jene 53. Minute, in der Fabian Eberle als Toptorjäger des VfB Eichstätt bereits den Unterhachinger Torhüter umspielt und die VfB-Bank bereits den Jubel zur 1:2-Führung auf den Lippen hatte. Doch sein Ball traf nur das Außennetz, stattdessen klingelte es kurz darauf auf der anderen Seite. Am Ende stand ein verdienter 4:1-(1:1)-Heimsieg für den Ex-Bundesligisten, der damit der Meisterschaft entgegensteuert.
Neun Punkte Vorsprung, mit Sandro Wagner ein prominentes Gesicht an der Seitenlinie und aus Bundesligazeiten selbst immer noch einen großen Namen und ein entsprechendes Stadion – mehr Favorit geht kaum. Doch es ist längst nicht alles so einfach in Haching, wie die klare Tabellenführung aussieht: Sandro Wagner wird den Verein im Sommer verlassen, wie beide Seiten bereits vor einiger Zeit mitgeteilt haben. Dass sich Haching nach dem öffentrlichkeitswirksamen Ex-Bayernprofi Wagner einen neuen Trainer suchen muss, ist aber längst nicht das einzige Problem für die Hachinger. Die Münchner Vorstädter hatten zuletzt nach Medienberichten auch zumindest vorübergehend finanzielle Nöte und konnten demnach über mehrere Wochen Gehälter nicht oder nur verzögert auszahlen. Zudem gibt es Querelen um das Stadion: Weil der Verein ohne Wissen der Gemeinde mit dem Football-Team Munich Ravens über die Nutzung der Spielstätte verhandelt hatte, hatte die Gemeinde den Vertrag mit dem Verein zur Nutzung des Stadions gekündigt. Und auch, ob man im Falle des Aufgstiegs die Lizenz für die 3. Liga erhalten würde, wird erst vom DFB noch geprüft.
Der VfB Eichstätt hätte heute mit einem Sieg auch die sportliche Situation an der Tabellenspitze wieder wenigstens etwas spannender gestalten können – schließlich gewann Konkurrent Würzburg parallel sein Spiel beim FC Augsburg II mit 3:1 – und hoffte auf einen erneuten Auswärtserfolg wie beim 1:4-Sieg vor einem Jahr. Mattes setzte gegen die starke Haching-Offensive um Liga-Toptorjäger Patrick Hobsch (20 Treffer) auf eine verstärkte Defensive, beorderte Felix Junghan wieder ins Tor und Markus Waffler zusätzlich in und vor die Dreier- beziehungsweise Fünferkette, der wohl mit seiner Kopfballstärke gegen die robusten Spieler der Spielvereinigung helfen sollte.
Die taktische Umstellung ging zunächst auch auf. Von Beginn an probierten es hochstehende Hachinger in der Tat immer wieder mit hohen Bällen und Pressing auf den zweiten Bällen, taten sich im Alpenbauer-Sportpark aber zunächst schwer im Spielaufbau, und Trainer Sandro Wagner feuerte seine Mannschaft immer wieder lautstark an. Bis auf eine erste halbwegs gefährliche Flanke und eine Nachschusschance von Sebastian Meier kurz vor der Strafraumgrenze und letztlich klar über das Gästetor sprang anfangs aber nicht viel heraus (7.).
Kügel verpasst frühe Führung
Stattdessen hätte der VfB Eichstätt beinahe zugeschlagen: Der rechts freigespielte Johannes Golla durfte sich unbedrängt den Ball vorlegen und seine herrliche Flanke konnte ein ebenso sträflich freigelassener Julian Kügel im Zentrum unbedrängt köpfen. Dabei „drückte“ er den Ball aber zu stark, sodass sein Aufsetzer letztlich über das Hachinger Tor ging (12.). Bei einem platziert getretenen Freistoß von Sebastian Graßl aus gut 20 Metern ging wenig später zwar ein leichtes Raunen durch das mit 1.900 Zuschauern nur spärlich gefüllte Stadion, aber Haching-Keeper Vollath hatte letztlich keine große Mühe (20.). Die Partie blieb in der ersten Halbzeit ausgeglichen und der Tabellenführer tat sich weiter schwer.
Nach einem langem Ball legte Hobsch herrlich auf den heraneilenden Sebastian Maier ab, der freistehend von der Strafraumgrenze abziehen konnte. Seinen Flachschuss aber konnte Junghan souverän parieren (22.). Immer wieder spielten die Rotblauen um den Gästestrafraum herum, blieben aber regelmäßig an der vielbeinigen Abwehr hängen. Eine Zufallskombination brachte dann dennoch beinahe die Führung für den Spitzenreiter: Nach einer Ecke traf Christoph Ehlich bei seinem Volleyschussversuch den Ball nicht sauber, der gelangte so zum freistehenden Hachinger Kapitän Josef Welzmüller, dessen ebenfalls nicht ganz sauber getroffener Schuss aus gut zehn Metern von der rechten Seite aber konnte am linken Torpfosten noch geklärt werden (29.). Kurz darauf stieg Mathias Fetsch bei einer Hachinger Flanke hoch, köpfte aber links am Tor vorbei.
Eichstätter Führung hält nicht lange
Eichstätt setzte selbst immer wieder Nadelstiche und war dabei vor allem über die häufig verwaiste linke Hachinger Abwehrseite erfolgreich – ganz besonders in der 32. Minute, als Haubner sich im Laufduell auf der rechten Seite ohne große Mühe gegen Welzmüller durchsetzen konnte, nach innen zog und dabei im Strafraum von dem Hachinger Defensivspieler touchiert wurde und fiel. Schiedsrichter Johannes Hamper entschied auf Strafstoß – was die Gastgeber und Sandro Wagner gehörig auf die Palme brachte: Der zur Grundlinie geeilte Wagner sah dabei sogar die Gelbe Karte. VfB-Kapitän Sebastian Graßl aber ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und zielte zwar relativ mittig auf das Hachinger Tor, der Ball aber schlug dennoch rechts vom überrascht wirkenden Vollath ein: 0:1 (33.).
Doch die Führung hielt nicht lange: In der 39. Minute schlug Haching zurück: Nach einer hohen Hereingabe von der rechten Seite war Manuel Stiefler zur Stelle und köpfte den Ball schön aus gut zehn Metern per Aufsetzer ins lange Eck ein (39.). Drei Minuten später war es Fetsch, der sich nach einer erneuten Flanke von der rechten Seite am kurzen Pfosten durchsetzte. Junghan aber konnte seinen druckvollen Kopfball aus wenigen Metern noch aus dem Winkel und über das Tor lenken. So blieb es zur Pause bei einem gerechten 1:1 zwischen zwei Mannschaften auf Augenhöhe.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit verpassten erst Haching und dann der VfB noch erste gefährliche Hereingaben. Dann aber war es erneut der VfB Eichstätt, der die erneute Führung für die Gäste hätte machen müssen. Nach einem fatalen Fehlpass von Stiefler im Hachinger Mittelfeld fing der VfB den Ball ab und bediente sofort den durchgestarteten Eberle, der zentral allein auf Vollath zulief, den Hachinger Torhüter auch gekonnt ausgespielt, den Ball aber dann nicht ins leere Tor, sondern rechts am Pfosten vorbei und ans Außennetz schob (53.) – wenn es im Fußball eine hundertprozentige Torchance gibt, dann war das eine, und der VfB-Toptorjäger konnte es selbst kaum glauben.
Hobsch mit Elf-Minuten-Hattrick
Stattdessen war es der Ex-Bundesligist, der durch seinen Torjäger vom Dienst in Führung ging: Die Hachinger setzten sich bissig auf der rechten Seite im Zweikampf durch, sodass der kurz zuvor eingewechselte Viktor Zentrich freistehend aus dem Halbfeld flanken konnte, und Patrick Hobsch setzte die herrliche Vorlage ebenso gekonnt per Kopf über Junghan in die Maschen (61.). Es war der Beginn der „Hobsch-Viertelstunde“: Denn der Torjäger sollte nachlegen: In der 68. Minute zeigte Schiedsrichter Hamper wieder auf den Punkt, als Philipp Federl nach einer hohen Hereingabe gegen Sebastian Maier etwas ungestüm einstieg – eine harte, aber nicht unvertretbare Entscheidung. Diese Chance ließ sich Patrick Hobsch nicht nehmen und versenkte den fälligen Strafstoß flach links zum 3:1. Die Gegenwehr der Eichstätter war nun gebrochen und Hobsch schlug noch einmal zu und machte damit seinen lupenreinen Hattrick perfekt: Herrlich im Strafraum freigespielt, schob Hobsch den Ball überlegt ins rechte Toreck zur 4:1-Vorentscheidung (72.) – mit den drei Treffern in elf Minuten und somit insgesamt 23 Saisontreffern liegt er nun allein an der Spitze der Torjägerliste der Regionalliga Bayern.
In der 75. Minute fiel dann bereits fast der nächste Gegentreffer für die nun wackelnden Grünweißen. Diesmal aber konnte Junghan den Schuss des eingewechselten Boipelo Mashigo aus kurzer Distanz noch blocken (75.). In der 78. Minute keimte noch einmal grünweiße Hoffnung auf, aber Fabian Eberle verpasste den Ball bei einer Hereingabe knapp. Die Abwehr des Tabellenführers wirkte weiter nicht sattelfest. Ein einfacher Ball durch das Zentrum, und erneut war mit dem eingewechselten Tobias Stoßberger ein VfB-Angreifer durchgebrochen, brachte den Ball freistehend aber nicht an Vollath vorbei (84.). In der 89. Minute zirkelte dann Ehlich für die Hachinger noch einmal einen Schlenzer knapp am rechten Pfosten vorbei. Und so blieb es beim 4:1 für die Gastgeber, die sich damit für die 1:4-Heimniederlage gegen die Eichstätter in der Vorsaison revanchierten. Die Truppe von Sandro Wagner geht damit sechs Spieltage vor Schluss immer mehr der Meisterschaft entgegen. Die Enttäuschung im grünweißen Lager dagegen war groß. Mit weiter 40 Punkten liegt man sechs Spieltage vor Schluss nur noch einen Punkt vor den Relegationsplätzen, auf denen zudem der Konkurrent aus Vilzing noch zwei Spiele mehr zu spielen hat. Umso wichtiger wird das kommende Heimspiel am nächsten Samstag gegen den direkten Konkurrenten aus Schweinfurt.
Das Spiel in Kürze:
VfB Eichstätt: Junghan – Lamprecht, Trslic, Waffler (74. Meixner), Moratz, Golla – Graßl, Federl, Haubner – Kügel, F. Eberle (80. Stoßberger).
SpVgg Unterhaching: Vollath – Schwabl (74. Bauer), Pisot, Welzmüller (55. Zentrich), Ehlich – Anspach (55. Skarlatidis), Maier (69. Mashigo), Waidner, Stiefler (77. Grob) – Fetsch, Hobsch.
Schiedsrichter: Johannes Hamper
Tore: 0:1 (35.) Graßl (Strafstoß), 1:1 (39.) Stiefler, 2:1 (62.) Hobsch, 3:1 (68.) Hobsch (Strafstoß), 4:1 (72.) Hobsch
Gelbe Karten: VfB: Federl, Eberle – SpVgg: Wagner (Trainer), Schwabl
Besondere Vorkommnisse: –
Zuschauer: 1.900