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Management im Gesundheitswesen: Zerth neuer Professor an KU

Jürgen Zerth übernimmt Proffesur für Management in Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitswesens

Eichstätt. – Prof. Dr. Jürgen Zerth (49) hat an der Fakultät für Soziale Arbeit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) die Professur für Management in Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitswesen übernommen. Vor seiner Berufung an die KU war er Professor für Wirtschaftswissenschaften und Gesundheitsökonomie an der Fürther SRH-Wilhelm-Löhe-Hochschule, als deren Vizepräsident für Forschung er über sieben Jahre hinweg fungierte. Zu seinen Arbeitsgebieten gehören unter anderem Gesundheitsökonomik, die Evaluation von Organisationsstrukturen, Innovationsforschung sowie die ökonomische Bewertung von Assistenzsystemen.

Gesundheitsökonomie im Blick: Jürgen Zerth ist neuer Professor für Management in
Einrichtungen des Sozial- und
Gesundheitswesens an der KU. Foto: Schulte Strathaus/upd

„Es wäre falsch, im Gesundheitsbereich Kommerzialisierung und Ökonomie gleichzusetzen. Und es wäre auch zu kurz gesprungen, ökonomische Fragen in diesem Themenfeld pauschal mit Sparen gleichzusetzen. Unbestritten ist dennoch die ethische Verantwortung, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln effizient umzugehen. Auch Gewinne sind möglich und nötig, jedoch dürfen sie nicht dominant für das System sein“, betont Zerth. Der Gesundheitsmarkt sei volkswirtschaftlich gesehen noch größer als die Autoindustrie und damit ein bedeutender Faktor für die Gesellschaft und Wirtschaft. Gleichzeitig seien Gesundheitsgüter – wie etwa der Kontakt zu Medizinern – nicht unbegrenzt verfügbar. „Wir haben die solidarische Verantwortung, dass bei diesen Randbedingungen ein Anspruch auf Gesundheitsversorgung gewährleistet ist“, so der Gesundheitsökonomie-Experte.

Telemedizin als Chance

Eine mögliche Perspektive, um knappe Ressourcen wie zum Beispiel spezielle Expertise zielgerichtet zur Verfügung zu stellen, bieten Anwendungen der Telemedizin, die Zerth evaluiert. Etwa im laufenden Projekt des vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses der GKV geförderten Vorhabens „TANNE“ (Telemedizinische Antworten auf Neuropalliative Nachfragen in Echtzeit), das die Unterstützung von Teams in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) durch telekonsiliarische Lösungen in den Blick nimmt. Die neurologische Versorgung von Patienten in der palliativen Versorgung sei noch sehr uneinheitlich etabliert, so Zerth. Häufig stehe bedarfsgerechte fachmedizinische Unterstützung bei auftretenden Versorgungsproblemen nicht zur Verfügung.

Hier setzt das Projekt an, um beispielsweise unnötige Krankenhausaufenthalte zu reduzieren, die für solche Patienten wiederum häufig mit Stress oder Schmerzen durch den Transport verbunden sind. Im Rahmen des Projektes erhalten deshalb Palliativteams Gelegenheit zum direkten Austausch mit der Neurologie des Krankenhauses Agatharied über Videokonsultationen am Krankenbett. „Medizinische Kompetenz als knappe Ressource lässt sich so ortsunabhängig vermitteln. Telemedizin kann damit helfen, unnötige Störungen durch die Verlegung in eine Klinik zu vermeiden“, erklärt Zerth. Im Rahmen der laufenden Studie untersucht er mit den Partnern im Konsortium insbesondere im Hinblick auf Organisationsstrukturen, wie sich das Zusammenspiel der Beteiligten verändert und wie sich das Modell in die Regelversorgung eingliedern ließe. Während der Studie soll auch ermittelt werden, welche Kosten Ärzten und ambulanten Teams entstehen und wieviel durch weniger stationäre Aufenthalte gespart werden könnte.

Bis 2018 Mitglied der Bayerischen Bioethikkommission

Auch der Alltag der Sozialen Arbeit sei mittlerweile geprägt von Fragen der Digitalisierung, um Klientinnen und Klienten zu betreuen. „Zentral ist es, hierbei die Wirkungen auf die Betroffenen, Beteiligten und die Gesellschaft in den Blick zu nehmen und eine Kompetenz zu vermitteln“, so Zerth. Dies gelte darüber hinaus auch für ein systematisches Verständnis, wie Kostenträger agieren und auf welcher Grundlage, was wiederum auch zu ethischen Fragen und der Frage nach Verantwortung führe. Diese hat Zerth von zwischen 2015 und 2018 unter anderem auch als Mitglied der Bayerischen Bioethikkommission thematisiert. An der SRH-Wilhelm-Löhe-Hochschule leitete er zudem das Forschungsinstitut IDC sowie von 2010 bis 2012 das Forschungsinstitut der Diakonie Neuendettelsau (jetzt Diakoneo). An der Universität Bayreuth, an der er sein Volkswirtschaftsstudium abschloss, promoviert wurde und habilitierte, war Zerth über zehn Jahre hinweg Geschäftsführer der Forschungsstelle Sozialrecht und Gesundheitsökonomie. Als Gastdozent und Lehrbeauftragter wirkte er an der SISU Shanghai sowie den Universitäten in Jena und Bern. Zudem vertrat er den Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Quelle
upd
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