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„To the Moon“ oder doch seriöse Geldanlage?

Der Bitcoin und andere Kryptowährungen werden immer populärer – auch in der Region  

Eichstätt/Ingolstadt. – Der Bitcoin und andere Kryptowährungen sind gerade in aller Munde. Die Prognosen reichen von „wertlos“ bis zu einer Million pro Bitcoin und mehr. Selbst US-Präsident Trump trommelt dafür – und verdient dann selbst viele Millionen damit, in dem er einfach rund um seine Amtsübernahmen selbst nach ihm und seiner Frau Melania benannte „Coins“ herausbringt. Klingt das nach einer seriösen Geldanlage? Ja und nein, sagt kein Geringerer als Andreas Streb, der neue Vorstandsvorsitzende der ansonsten grundsoliden Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte, die beim Bitcoin aber ein absoluter Pionier in Deutschland war. Wir haben mit ihm über die Kryptowelle gesprochen, die auch Deutschland immer mehr erfasst. „Bitcoin: ja. Der Rest: nein“ – so lautet seine Devise. Andere schwören dagegen auf den XRP, Ethereum oder Solana. Oder doch den Litecoin oder Cardano? Hier ein Überblick zu einem Thema, das inzwischen mehr ist, als nur reine Zockerei: Kryptowährungen.


Digitalwährung: Auch wenn er nicht als solche Münze, sondern nur als digitales Zahlungsmittel existiert: Die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte setzt seit 2022 auf den Bitcoin. Foto: Pixabay

Von Stephan Zengerle

Wenn Andreas Streb mit dem Auto zur Arbeit fährt, dann hört er derzeit manchmal das Hörbuch „Vom Gelde“. Darin beschrieb ein Berliner Bankdirektor vor fast 100 Jahren in einfachen Worten das Geldsystem und warnte vor einer Bankenkonzentration sowie eine Finanzkrise. Er sollte Recht behalten: 1929 kam die Weltwirtschaftskrise und der große Börsencrash. Aus der Geschichte könne man viel lernen – auch, was die moderne Finanzwelt angeht, findet Streb. Damals wie heute sind es unruhige Zeiten. Und die Prinzipien hinter Geld und Währungen seien heute ebenfalls dieselben wie damals – sollten sie jedenfalls sein: Knappheit, Teilbarkeit, Haltbarkeit und anderes mehr. Es gebe bestimmte Kriterien, die jede Währung erfüllen müsse, wenn sie funktional sein und eben nicht irgendwann in einen Crash führen solle – das gelte auch für Kryptowährungen.

„Bitcoin-Ofen“ in der Garage

Und so macht sich Streb nicht nur bei der Autofahrt zur Arbeit regelmäßig Gedanken über solchen volkswirtschaftlichen Zusammenhänge, sondern eben auch über die sogenannten „Digitalwährungen“ – und das längst auch aus beruflichen Gründen. Denn Kryptowährungen sind ein stark wachsender Bestandteil des Finanzsystems und stoßen auf immer mehr Nachfrage. Auch er selbst habe privat frühzeitig in den Bitcoin investiert und inzwischen sei er sogar zum sogenannten „Miner“ geworden, erzählt Streb: Er stellt selbst sozusagen Bitcoins her. In seiner Garage steht ein „Bitcoin-Ofen“ von einer findigen Firma aus Österreich. Er nutzt den Strom aus seiner Photovoltaikanlage auf dem Dach. Statt ihn ins Netz einzuspeisen, lässt er ihn durch das Gerät laufen, das dann an der Berechnung der Bitcoin-Blockchain weiterarbeitet – gegen Bruchteile von Bitcoins als Belohnung, aber immerhin lukrativer als die Einspeisevergütung ins Netz. Und weil dabei Wärme entsteht, wird ganz nebenbei mit Sonnenstrom die Garage geheizt, wo sich sein Sohn regelmäßig mit seinen Freunden trifft. Wenn die erneuerbaren Energien im Sommer überschüssigen Strom erzeugen, der im Netz ohnehin nicht gebraucht wird, dann nutzen zum Beispiel Betreiber von Windrädern diesen inzwischen ebenfalls um – genau: Bitcoins zu minen, statt das Netz zu belasten oder das Windrad abzuschalten.

Andreas Streb, seit Anfang des Jahres neuer Vorstandsvorsitzender der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte eG, ist auch Krypto- und Bitcoin-Experte. Fotos: VR Bayern Mitte

All das aber sind nur Nebenaspekte für ein Thema, das längst den irrationalen und ideologischen Anfängen einer Nerd-Community entwachsen ist. Seit vor rund einem Jahr die ersten Bitcoin ETFs (oder ETPs/ETCs, wir sprechend der Einfachheit weiter nur von ETFs), zugelassen wurden, flossen auch im großen Stil Milliardenbeträge von institutionellen Anlegern wie den großen Fondsgesellschaften, aber auch Pensionskassen, Privatbanken oder auch Privatleuten in die neue Anlageklasse – und damit längst auch das Geld von Millionen von Kleinanlagern. Bei den ETFs handelt es sich um eine Art Fonds, der die Entwicklung des Bitcoins nachvollzieht, sodass der Anleger daran partizipiert, ohne den Bitcoin selbst kaufen und verwahren zu müssen. Der ETF-Anbieter kauft die Bitcoins und bewahrt sie gegen eine kleine Gebühr anstelle des Anlegers in einer Verwahrstelle auf. Der Kurs des Bitcoin ist seitdem massiv auf über 100.000 Dollar angestiegen, stürzte zuletzt aber nach Donald Trumps ersten Zollankündigungen auch wieder unter die psychologisch wichtige Marke, um im Laufe des Tages wieder zu steigen – und dann wieder massiv zu fallen.

Wer in Bitcoins anlegt, braucht gute Nerven. Kryptowährungen zeigen oft starke Kursausschläge und erratische Bewegungen, die man manchmal nicht wirklich rational erklären kann. Das biete Chancen, aber auch erhebliche Risiken. Denn letztlich basiert der Wert ausschließlich auf dem Vertrauen, das ihnen entgegengebracht wird – ähnlich, aber noch stärker als bei den sogenannten „Fiatwährungen“, beim herkömmlichen Geld also. Auch der Euro oder Dollar haben letztlich nur einen Wert, wenn ihm die Menschen vertrauen – sonst wäre es nur bunt bedrucktes Papier. Bei Kryptowährungen gibt es nicht einmal das: Sie existieren nur digital. Zudem gibt es zumindest beim Bitcoin auch keine Zentralbanken oder andere staatliche Institutionen, die die Kryptowährung steuern oder kontrollieren könnten.

Sparkasse beobachtet und warnt vor „erheblichen Risiken“

Viele Banken sind daher weiter skeptisch und haben lange gezögert, die schwankungsanfälligen Coins für ihre Sparer zuzulassen – geschweige denn dazu zu beraten. Man setze „auf bewährte Anlageformen wie Bausparverträge, Fonds und Aktien, die eine gute Rendite und eine hohe Sicherheit bieten. Kryptowährungen und Bitcoin gehören aktuell jedoch nicht dazu“, heißt es etwa bei der Sparkasse Ingolstadt Eichstätt. „In Zertifikaten verbriefte Kryptos können in unserem Sparkassen-Depot verwahrt werden, sofern das Zertifikat zum Handel in Deutschland zugelassen ist“. Mehr aber will man bei der Sparkasse vorerst nicht anbieten. „Wir beobachten die Entwicklung und sind der Meinung, dass es sich bei Kryptowährungen um hochspekulative Anlagen handelt, die derzeit mit erheblichen Risiken verbunden sind.“

Die Risiken sieht man natürlich auch bei der anderen großen Regionalbank, der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte. Wir empfehlen auch nicht explizit, in den Bitcoin zu investieren, sagt Streb – wir bieten nur die Möglichkeit an und informieren auf Wunsch eingehend darüber – und das auch ausschließlich zum Bitcoin, nicht zu anderen Kryptowährungen. Die Vorgaben in Sachen Beratung und Regulierung seien ohnehin sehr streng. Dennoch hat man sich hier bereits im April 2022 dazu entschieden, seinen Kunden Bitcoin anzubieten – und zwar als erste Bank Deutschlands. Seitdem muss Streb, der damals noch stellvertretender Vorstandsvorsitzender und einer der Bitcoinspezialisten in der Genossenschaftsbank war, immer wieder Interviews mit verschiedensten Medien geben. Die Tagesschau und viele andere große Medien berichteten schon damals. Und erst vor wenigen Tagen hat die Börsenzeitung angefragt und berichtet – der Hype um die Kryptowährungen geht weiter. Regelmäßig wird Streb auch von anderen Banken zu Vorträgen eingeladen.

„Größte deutschsprachige Bitcoin-Konferenz“ in Ingolstadt

Das Interesse am Bitcoin und Kryptowährungen allgemein sei deutlich größer geworden, sagt der Experte, der seit Anfang des Jahres nun Vorstandsvorsitzender ist. Für die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte ist der Bitcoin nach wie vor ein kleiner Geschäftsbereich, aber ein stark wachsender: 2022 sei der Krypto-Markt nach einem Einbruch noch sehr ruhig gewesen. Das Interesse sei damals auch bei den eigenen Kunden „überschaubar“ gewesen. In 2023 ging dann der Kurs nach oben – und die Nachfrage ebenso, wie Streb auch für die eigenen Kunden bestätigt. Damals seien erst für 200.000, dann 300.000, später 400.000 Euro im Monat Bitcoin gekauft worden. Einen sprunghaften Anstieg habe es dann im letzten Jahr gegeben, als die ersten ETFs auf den Bitcoin auf den Markt gekommen seien. „Da haben wir schon im März 2024 den kompletten Bitcoin-Umsatz vom Gesamtjahr 2023 erreicht.“ 2024 habe der Jahresumsatz dann insgesamt bereits etwa 15 oder 16 Millionen Euro betragen, sagt er ganz offen. Dabei gehe es aber nicht um hochspekulative Anlagen, sondern je nach Situation und Wünschen des Kunden um einen kleinen Teil von vielleicht ein, zwei oder drei Prozent in einem strukturierten Portfolio, stellt Streb klar. Das Interesse der Kunden aber steige kontinuierlich an: Auch im Januar 2025 sei der Umsatz schon wieder höher gewesen als in den Monaten zuvor.

„Das war auch unser Ziel – unsere Idee geht auf“, sagt Streb. Wir haben viel in das Thema investiert und sind jetzt technisch und auch vom Wissen her gut darauf vorbereitet. Weil das Interesse und der Informationsbedarf weiter sehr hoch sei, denke man sogar darüber nach, sich anders aufzustellen und die Experten in diesem Bereich ausschließlich als Bitcoin-Spezialisten einzusetzen. Und auch das „2. Bitcoin-Forum Bayern“, das die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte im April 2024 in Ingolstadt ausgerichtet hatte, war mit 2.000 Besuchern auf großes Interesse gestoßen. In diesem Jahr soll es bei der dritten Auflage noch einmal eine Nummer größer werden: Drei Tage lang lädt die Genossenschaftsbank vom 8. bis 10. Oktober sowohl Experten, als auch besonders Laien, die sich informieren wollen, zur „größten deutschsprachigen Bitcoin-Konferenz“ in die Saturn-Arena ein.


Wachsendes Krypto-Interesse auch in der Region: Rund 2.000 Besucher konnten sich beim 2. Bitcoin-Forum Bayern im April 2024 an den Ständen und in den Vorträgen informieren und sich mit Experten rund um die Kryptowährung austauschen. In diesem Jahr sollen es noch mehr werden.

„Wir selbst als Bank haben nicht direkt in Bitcoins investiert“, Streb klar. Das sei regulatorisch wichtig, und das sei auch nicht unbedingt die Aufgabe einer genossenschaftlichen Regionalbank. „Aber wir arbeiten daran, und wir wollen es unseren Kunden anbieten.“ Allerdings hat sich ein weiteres Investment in diesem Bereich für das Ingolstädter Geldinstitut wohl bereits ausgezahlt: Im Herbst 2022 hatte man sich an der österreichischen „FIOR Digital GmbH“ beteiligt, dem Unternehmen hinter der Kryptoplattform 21bitcoin. Und die wächst deutlich: Für 2024 hat man bei 50.000 registrierten Nutzern ein Bitcoin-Handelsvolumen von 165 Millionen Euro vermeldet. Für dieses Jahr plant das Unternehmen bereits mit 500 Millionen, also etwa eine Verdreifachung.

Wie „Bitpanda“ als Partner des FC Bayern ist das Unternehmen Werbepartner des FC Red Bull Salzburg und strebt ebenso wie der deutsche Wettbewerber sie vor wenigen Tagen als Pionier erhalten hat, die neue „MiCa-Lizenz“ für die Beratung zu Kryptowerten an, die die EU auch zum Anlegerschutz eingeführt hat. Aber auch die Gruppe der Volksbanken und Raiffeisenbanken planen, die VR-Banking-App für ihre Kunden für eine kleine Auswahl von Kryptowährungen zu öffnen. Die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte aber werde weiter ausschließlich den Bitcoin anbieten, betont Streb. Nur der sei seriös und erfülle eben auch jene Kriterien für eine solide Anlage oder „Währung“, die nicht nur in jenem Hörbuch festgehalten sind.

Auf „to the moon“ folgt manchmal der Crash

Die teils enormen Wertzuwächse von weit über 100 Prozent allein im Jahr 2024 beim Bitcoin – bei anderen Kryptowährungen sind die Ausschläge zum Teil noch viel extremer – sorgen aber auch für entsprechende Euphorie – und Gier. „To the moon“ – so sagen es die Anleger in der englischsprachigen Anleger-Szene, wenn sie damit rechnen, dass eine Aktie oder ein anderes Finanzprodukt massiv steigen wird: „bis zum Mond“ eben. Nicht selten ist dieser Ausdruck in den letzten Jahren im Zusammenhang mit Kryptowährungen wie dem Bitcoin benutzt worden – auch von großen Stars wie dem wohl größten Footballspieler aller Zeiten: Tom Brady, dem legendären Quarterback und mehrfachen Super-Bowl-Gewinner, der Millionen mit Werbung für die später pleitegegangene Kryptobörse FTX um dessen Top-Manager Sam Bankman-Fried verdiente. Bankman-Fried sitzt inzwischen für 25 Jahre im Gefängnis und Brady und weitere Stars wurden für ihr allzu sorgloses Werben verklagt.

Es sind die Schattenseite der großen, weiten Kryptowelt, vor denen auch Streb warnt. Viele Anleger sind durch solche Prognosen reich geworden, andere arm. Wieder andere wie Zufallsinfluencerin Hailey Welch, die in den USA als „Hawk Tuah Girl“ zu zweifelhaftem Ruhm kam, weil sie in einem Interview ein sexuelles Geräusch nachmachte, waren besonders dreist: Was macht man heutzutage, wenn man in den sozialen Medien plötzlich bekannt wird und zu „Fame“ kommt? Man nutzt das Rampenlicht, um reich zu werden – im Zweifelsfall auch, indem man seine Fans abzockt: Welch brachte den eigenen Meme-Coin „Hawk“ auf den Markt – verdiente schnell ein paar Millionen damit und verschwand dann wieder von der Bildfläche – ihre Follower und Fans waren nicht nur enttäuscht, viele von ihnen hatten auch noch viel Geld verloren.

Was sind Kryptowährungen?

Kryptowährungen sind verschlüsselt abgesicherte digitale Zahlungsmittel, die einen direkten und bargeldlosen Zahlungsverkehr ermöglichen, der völlig ohne Staat, ohne Notenbank und ohne Geschäftsbanken auskommt. Kryptowährungen sollen günstiger und schneller funktionieren als gewöhnliche Geldtransaktionen. Die Digitalwährung wird „peer to peer“ gehandelt, also direkt zwischen Nutzern, ohne die Unterstützung von Banken. Die Daten sind dabei nicht auf einem einzelnen Server, sondern dezentral in einem globalen Netzwerk gespeichert.

Eine sogenannte „Blockchain“ ermöglicht es, die Informationen mithilfe einer dezentralen, von den Teilnehmern gemeinsam genutzten, digitalen Datenbank anonym sowie betrugs- und fälschungssicher zu übermitteln – so jedenfalls die Theorie. Die Verarbeitung der Transaktionen, die Absicherung und Synchronisierung wird von sogenannten „Minern“ durchgeführt, die dafür ein Entgelt enthalten. Weil für das Mining sehr viel Rechenleistung nötig ist, haben Kryptowährungen einen hohen Stromverbrauch. Der größte Unterschied von zu traditionellen Währungen ist, dass sie nicht an die Geldpolitik eines Landes gekoppelt sind und nicht von Notenbanken ausgegeben werden.

Beim Bitcoin ist zudem eine Art Schutz gegen die Inflation eingebaut: Denn die Zahl der Bitcoins ist auf 21 Millionen Coins begrenzt. Eine weitere Einschränkung ist das sogenannte „Halving“, bei dem alle vier Jahre – wie zuletzt im vergangenen Jahr – die Menge an neu geschaffenen Bitcoins halbiert sowie das Entgelt für Bitcoin-Miner verringert wird, obwohl die Komplexität der Rechenleistung immer weiter zunimmt – mit dem Effekt, dass der Anreiz sinkt, neue Bitcoins zu schürfen. Die Notenbanken können dagegen – wie sich in den vergangenen Jahren zeigte – ohne Obergrenze Geld schöpfen. Vor Crashs sind der Bitcoin und die Kryptowährungen natürlich dennoch nicht geschützt. Sie sind hochriskante Anlagen und könnten letztlich auch immer zum Totalverlust führen. sze

Solche „Meme-Coins“ wie auch der Trump- oder der Melania-Coin seien „reine Zockerei“ und meist auch Abzocke, auf jeden Fall aber kein seriöses Investment, warnt Andreas Streb. Sie seien allenfalls etwas für reine Fans, oder „Zocker“, die schnelles Geld machen wollten, aber nichts für echte Anleger. Solche unseriösen Angebote erwiesen dem Kryptomarkt auch einen Bärendienst: Sie brächten den gesamten Sektor in Verruf. Gerade die „Meme-Coins“, die oft nur auf der Basis bestehender Blockchains wie dem Ethereum aufgesetzt werden, haben meist weder einen ernsthaften technologischen Zweck noch einen finanziellen Gegenwert. Sie erregen allenfalls als Auswüchse popkultureller Trends in den sozialen Medien viel Aufmerksamkeit und werden schon deshalb gekauft – oft von Menschen, die gar nicht so genau wissen, was sie da tun, die einfach nur ihrem Idol nacheifern und gedankenlos konsumieren, was da so schamlos angepriesen wird – heutzutage eben auch von US-Präsidenten und First Ladies.

Neben dem Bitcoin aber haben sich auch einige andere Kryptowährungen, die sogenannten „Altcoins“, über die Jahre etabliert und einen seriösen Ruf erarbeitet. Der Ethereum etwa, der Ripple oder XRP, Solana, Cardano und andere. Jede mit anderen Eigenschaften – etwa schnelleren, günstigeren sowie einer höheren Zahl an Transaktionen oder einem geringeren Energieverbrauch. Viele Kryptokenner prophezeien daher anderen Kryptowährungen eine bessere Zukunft oder zumindest mehr Wertsteigerungspotenzial als dem ältesten Original. Zudem eignen sich die Blockchains von Ethereum oder Solana beispielsweise auch, um darauf andere Programme zu programmieren. Auf den Ethereum gibt es ebenfalls bereits ETFs, für andere Kryptowährungen sind sie geplant. Der Markt wird also breiter – und größer.

„Digitales Gold“

Immer mehr Anleger haben den Bitcoin auch als Alternative zum Gold auserkoren. Der Bitcoinhandel in seinem Haus habe vom Umfang her schon zum Goldhandel aufgeschlossen und wachse weiter, freut sich Streb. Das gilt auch im größeren, im weltweiten Maßstab. Im Dezember 2024 hat der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock, der weit über zehn Billionen Dollar an Kundengeldern betreut, vermeldet, dass das gesamte Volumen der eigenen Bitcoin-ETFs bereits das der Gold-ETFs überholt habe – und das schon nach nur knapp einem Jahr seit der Einführung und obwohl die Gold-ETFs 20 Jahre Vorsprung hatten. Zwar gilt das noch nicht für alle Anlagen insgesamt in Gold. Die lagen Anfang Februar nach einer Aufstellung von Companiesmarketscap mit insgesamt 19,1 Billionen Dollar Euro immer noch weit vor dem Bitcoin mit gut zwei Billionen Euro. Aber 2.000 Milliarden Dollar sind auch bereits eine beeindruckende Summe, und der Bitcoin hat massiv aufgeholt. Es geht also längst nicht mehr nur um digitales Spielgeld für Nerds. Der Bitcoin ist längst auch in der großen Finanzwelt angekommen.

Als „digitales Gold“ sehen manche den Bitcoin. Aber daran gibt es auch noch viele Zweifel – unter anderem, weil sich die Währung eben auch in krisenzeiten sehr stark und oft analog zu den US-Indizes bewegt hat. Dennoch: Seine besonderen Eigenschaften könnten den Bitcoin zu einer ernsthaften Anlageklasse machen.

Als eben jenes „digitale Gold“ wird er daher oft bezeichnet – weil er von vielen Anlagern eben auch ähnlich gesehen wird: Wer in Gold anlegt, will einen Teil seines Vermögens gegen die Inflation absichern und sich auch im Falle eines Crashs schützen – und investiert daher in das Edelmetall, für das es keine Zinsen gibt – ebenso wenig wie für den Bitcoin. Und noch etwas verbindet beide: Anleger in Gold wie auch in den Bitcoin eint bisweilen ein wenig das Misstrauen gegenüber dem weltweiten Finanzsystem. Sowohl das Edelmetall, als auch die erste und nach wie vor größte Kryptowährung haben erst vor wenigen Tagen neue Höchststände erreicht – auch wenn der Bitcoin dann zumindest vorübergehend wieder einen Einbruch erlebte. Diese Volatilität, das Risiko werde beim Bitcoin und vor allem den anderen Kryptowährungen weiter hoch bleiben, glaubt Streb – weit höher als beim Gold und mit allen Chancen und Risiken, die damit verbunden sind.

Trump und die tschechische Zentralbank

Nach der Zulassung der ETFs folgt nun wohl der nächste Durchbruch für den Bitcoin und andere Kryptowährungen: Auch wenn man Donald Trump vor allem in Wahlkampfzeiten nicht immer ernst nehmen muss – der neue US-Präsident hat auch nach seiner Amtsübernahme immer wieder davon gesprochen, dass er den Bitcoin und möglicherweise andere Kryptowährungen nicht nur „promoten“, sondern sozusagen in eine Art nationale Währungsreserve (oder zumindest einen nationalen „digital asset stockpile“ über den er einfacher verfügen könnte) aufnehmen möchte. Und auch die tschechische Zentralbank hat erst Ende Januar angekündigt, dass sie prüfe, den Bitcoin als erste westliche Zentralbank mit einem Anteil von fünf Prozent in die eigene Währungsreserve aufzunehmen. Solche offiziellen Schritte wären ein weiterer „Ritterschlag“ für die Kryptowährungen – zumindest in ihrer Funktion als Wertanlage und „digitales Gold“.

Tausende von Kryptowährungen gibt es inzwischen. Viele davon aber sind eben nicht wirklich „Währungen“ und oft nur hochriskante und sehr zweifelhafte Spekulationsobjekte. Die großen Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum, XRP, Solana und andere aber könnten sich dauerhaft auf den Finanzmärkten etablieren, erwarten nicht nur Fans.

Denn als Zahlungsmittel hat sich die Kryptowährung bisher aus verschiedenen Gründen nicht durchgesetzt. Die ursprüngliche Idee eines dezentralen, aber gleichzeitig weltumspannenden Geldes, mit dem Menschen sich – ohne Banken und ohne jegliche staatliche Kontrolle – gegenseitig Geld überweisen und überall bezahlen können, hat der Bitcoin (schon aufgrund seiner Transaktionskosten) bisher in keinster Weise erfüllt. Ohnehin problematische Länder wie El Salvador oder die Zentralafrikanische Republik haben weitgehend erfolglos mit einer Einführung als offiziellem Zahlungsmittel experimentiert.

Aber auch diese Funktion will Streb für die Zukunft nicht ganz ausschließen. Der Bitcoin sei erst 2008 unter anderem als Reaktion auf die Finanzkrise und offenbar auch im Geiste des Misstrauens gegenüber dem internationalen Finanzsystem vorgestellt worden, erinnert Streb. Im Oktober hatte der anonmyer Internetnutzer, der sich „Satoshi Nakamoto“ nannte, das erste Whitepaper veröffentlicht, indem er Sinn und Funktionsweise des Bitcoin darlegte. Im ersten Block der Blockchain, dem sogenannten „Genesis-Block“, stand die Schlagzeile aus der Zeitung „The Times“ vom 3. Januar 2009 zu einer geplanten Bankenrettung: „Chancellor on brink of second bailout for banks.“ Der Verweis auf die Zeitung ist nicht nur eine Art Zeitstempel, sondern wohl auch ein eindeutiger Verweis auf die Entstehung des Bitcoin im Zusammenhang mit der Bankenkrise und der damit verbundenen massiven Geldmengenausweitung von 2008.

Für Andreas Streb ist der Bitcoin auch genau wegen dieser ursprünglichen Gedanken, die viel mit den fast 100 Jahre alten Ideen aus jenem Hörbuch zu tun haben, die einzige auf Dauer ernstzunehmende Kryptowährung. Die Banken würden trotzdem gebraucht – und neue Aufgaben übernehmen – davon ist er auch überzeugt. Für ihn sind und bleiben aber die meisten der inzwischen über 20.000 „Altcoins“, die eigentlich weder „Währungen“, noch „Coins“ seien, höchstens digitale Fan-Sticker ohne jede Bedeutung und ohne nachhaltigen Wert. Mit echten, stabilen Währungen seien selbst die seriöseren Varianten wie Ethereum, XRP oder Solana nicht vergleichbar – ebenso wenig mit dem Bitcoin. Denn während sie eben privatwirtschaftliche organisiert und dadurch angreifbar, manipulierbar und vermehrbar seien, sei nur der Bitcoin aufgrund seiner Eigenschaften wirklich dezentral und seriös, sagt Streb.

Alle Transaktionen auf dem eigenen Rechner

Gerade die Dezentralität sei entscheidend: Streb selbst hat einen der „Nodes“ zu Hause auf seinem eigenen Rechner: einen der Tausenden von Knotenpunkten über auf der Welt, die das Netzwerk so unkontrollierbar machen: Auf jedem einzelnen von ihnen sind alle Blöcke der digitalen Blockchain, die man sich wie eine digitale Kette mit vielen ineinandergreifenden Gliedern vorstellen kann, sowie alle Transaktionen, die damit durchgeführt wurden, gespeichert und verifiziert. All das sorgt nicht nur dafür, dass das Ganze weitgehend sicher vor Manipulationen ist (jedenfalls solange es noch keine superschnellen Quantencomputer gibt), sondern sorgt auch für Transparenz: Nicht nur Streb kann auf seinem Rechner alle Blöcke und Transaktionen sehen, die jemals getätigt worden sind, sondern im Prinzip jeder. Daher sei es auch nicht ganz richtig, die Digitalwährung als ideales Werkzeug für Geldwäsche zu verteufeln, sagt Streb. Wenn die Strafverfolgungsbehörden nur einmal herausgefunden hätten, welche Person sich hinter einem bestimmten Wallet verbirgt, dann könnten sie auch alle Transaktionen verfolgen, die damit in Zusammenhang stehen.

Denn wer mit dem Bitcoin bezahlen oder überweisen möchte, der braucht eine Wallet, eine Art digitale Geldbörse, von der man dann direkt Transaktionen an andere Wallets tätigen kann. Die mit dem Internet verbundenen „hot Wallets“ empfiehlt Streb nur für kleinere Bitcoin-Beträge. Ansonsten setzt er auf sogenannte „cold Wallets“, die eben nicht mit dem Internet verbunden sind, sodass die eigenen „Coins“ auch geschützt sind. Wichtig ist der „key“, der Schlüssel – denn nur wer den kennt, kommt auch an seine Bitcoins heran. Wer also seinen „key“ vergisst und verliert, der hat wie bereits viele Bitcoinbesitzer keinen Zugriff mehr auf das eigene Vermögen: Viele von ihnen wissen, dass sie theoretisch reich wären, aber nicht an ihr Geld herankommen. Es gebe eben viele Risiken im Leben, im Finanzsystem und auch in den Kryptowährungen. Aber all das sei lösbar – auch schnellere und einfachere Transaktionen mit dem Bitcoin über den Umweg des darauf aufsetzenden Lightning-Netzwerks.

„Nein“, er wisse natürlich nicht, wer jener legendäre Satoshi Nakamoto ist oder war, der den Bitcoin 2008 ins Leben gerufen hatte, sagt Streb zum Schluss schmunzelnd. „Aber es war ein genialer Schachzug, dass eben niemand weiß, wer es war“. Denn davon lebe der Bitcoin: dass er eben nicht kontrolliert werden könne. Vom digitalen Dollar oder Euro, wie sie die jeweiligen Zentralbanken planen, hält er dagegen „nicht allzu viel“. Das sei nicht vergleichbar. „Ich bin ein Fan“, outet er sich dagegen mit Blick auf den Bitcoin. Aber das gelte nur privat. Als Vorstandsvorsitzender einer genossenschaftlichen Bank habe er natürlich eine Verantwortung für sein Institut und die rund 175.000 Kunden, die hier schon vor drei Jahren Bitcoin kaufen konnten. „Wer damals gekauft hat, hat sehr gute Gewinne gemacht“, sagt Streb. Die Risiken sehe er natürlich auch. Aber der Bitcoin sei gekommen, um zu bleiben, glaubt er – gerade weil er nach vielen der Grundsätze funktioniere, die schon damals jener Banker in „Vom Gelde“ beschrieben hat. Und zwar nur der Bitcoin.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Ausgabe 01/2025 (Februar-Ausgabe) des Eichstätter Journals.

VR Bayern Mitte verabschiedet Riedmaier

Nach 20 Jahren im Vorstand, davon 15 Jahre als Vorstandsvorsitzender, hat sich Richard L. Riedmaier (siehe Foto) zum Jahresende in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Der 64-Jährige hat in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte eG entscheidend geprägt. Unter seiner Führung hat sich die Bank dynamisch entwickelt und zahlreiche Meilensteine erreicht. Besonders hervorzuheben sind zwei bedeutende Fusionen, 1999 mit der Volksbank Eichstätt und 2018 mit der Hallertauer Volksbank, durch die das Institut zu einem der größten genossenschaftlichen Banken in Bayern geworden ist.

Darüber hinaus stand Riedmaier für eine klare Ausrichtung auf Kundenorientierung, Digitalisierung und Modernisierung, die nun auch mit dem Neubau des DonauTower, der neuen Unternehmenszentrale als architektonischer Landmarke und moderner Arbeitswelt einen weiteren sichtbaren Meilenstein erhält.

Richard L. Riedmaier habe die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte eG nicht nur „stabil durch wirtschaftlich herausfordernde Zeiten geführt, sondern sie auch nachhaltig für die Zukunft aufgestellt“, heißt es von der Bank. „Sein strategischer Weitblick, gepaart mit seinem großen Engagement für die genossenschaftlichen Werte, hat die Bank auch für die Zukunft geprägt. Die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte eG bedankt sich sehr herzlich bei Richard L. Riedmaier für sein langjähriges herausragendes Engagement und wünscht ihm alles Gute für seinen neuen Lebensabschnitt.“ Seine Nachfolge hat zum Beginn des Jahres sein bisheriger Stellvertreter Andreas Streb angetreten. ej

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