Eichstätt – „Ring frei“, heißt es am kommenden Sonntagmorgen ab 10 Uhr wieder auf dem Eichstätter Volksfest. Nicht nur für eingefleischte Boxfans gehört das traditionelle Volksfestboxen im eigens aufgebauten Ring mitten im Festzelt zu einem der sportlichen und auch stimmungsvollen Höhepunkte der Festwoche – jedenfalls, wenn die Kämpfe so hochklassig werden wie im letzten Jahr, als beim Ländervergleichskampf der Boxstaffeln aus Bayern und Baden-Württemberg mit das Beste im Ring stand, was der Boxsport in Süddeutschland zu bieten hat. In diesem Jahr wird es wieder international – die Boxstaffel des Boxclubs (BC) Eichstätt empfängt hochmotivierte Kämpfer aus Tschechien.
Was genau da am Sonntag auf seine Boxer zukommt, ist auch dem erfahrenen „BC-Haudegen“ Gerhard Heubusch noch nicht so ganz klar. Für ihn aber steht fest: „Es wird sicher spannend und hochklassig.“ Auch wenige Tage vor dem Duell im Festzelt gegen die Staffel des Boxclubs Podruba Ostrava waren noch nicht alle Details klar – nicht einmal alle Vornamen seiner Boxer hat der Club aus der mit 284.000 Einwohnern drittgrößten tschechischen Stadt gemeldet. Aber sie kommen mit Empfehlung des befreundeten Boxclubs aus Danzig nach Eichstätt, wie Heubusch verrät – und mit Verstärkung zahlreicher hochveranlagter Faustkämpfer aus weiten Teilen Tschechiens. Aber auch die Eichstätter Staffel geht erneut mit Unterstützung einer breiten Auswahl der besten bayerischen Faustkämpfer an den Start.
„Das sind alles hervorragende Boxer – aus der Spitzenklasse in Bayern“, verspricht Gerhard Heubusch, der den Duellen bereits entgegenfiebert. Besonders freut er sich auf den amtierenden Deutschen Vizemeister und ehemaligen Deutschen U19-Meister Randy Botikali, der erneut für den BC Eichstätt in den Ring steigt. Bereits im letzten Jahr zeigte er eine famose Leistung und fügte seinem schlagstarken Gegner Mohammad Sultan mit einer taktisch exzellenten, aber auch couragierten Leistung dessen erste Niederlage nach 25 Kämpfen zu – und eroberte dabei auch die Herzen der Zuschauer im vollbesetzten Festzelt. In diesem Jahr will er in seinem Duell im Halbmittelgewicht (bis 71 Kilogramm) gegen Martin Mach seinen Status als potenzieller neuer Publikumsliebling ausbauen.
Aber auch Deni Filipovic (Mittelgewicht bis 75 kg) und Yasse Cisse (Cruisergewicht bis 86 kg) sind beide dritte Deutsche Meister, wollen ihre Kämpfe gegen Vladimir Skalsky beziehungsweise Dominik Wenglarzy für sich entscheiden und wie die anderen Eliteboxer weiter Selbstvertrauen tanken. Schließlich stehen demnächst wieder Deutsche Meisterschaften und unter anderem die U22-EM an. Einfach werde es gegen die Gäste aber sicher nicht, warnt Heubusch, der sich natürlich informiert hat. Die tschechischen Boxer seien „hochmotiviert und kampfbetont. Das sind harte Nüsse, die sind immer im Vorwärtsgang.“
Dennoch glaubt er an einen Erfolg seiner Kämpfer wie von Zakarie Nur (U19-Bantamgewicht gegen Polak), Fabian Gruber (U19 Weltergewicht, gegen Balaz) oder Niazi Bempe-Amet im Weltergewicht gegen Patrik Stefan. Im Halbmittelgewicht will Noah Algaf ebenso für den BC punkten (Gegner: Hruska) wie Alik Mhoyan gegen Seva Yurievski. Und bei den „schweren Jungs“ im Schwergewicht (bis 92 Kilogramm) trifft Martin Kerime auf das tschechische Kraftpaket namens Kovalcik. Ein Wiedersehen gibt es dabei auch mit den ehemaligen Eichstätter Ausnahmeboxern Levent Cukur, Sergej Hakopyan und Tuncay Kasim, die dem Boxsport als Trainer und Funktionäre treu geblieben sind und den BC Eichstätt nun mit ihren Boxern verstärken.
Mit BC-Urgestein Sharafa Raman (Karriereende) und Ausnahmetalent Jan Richmeier, der inzwischen in Dachau trainiert, wo er seine Polizeiausbildung absolviert, hat der BC zwar in den letzten Jahren zwei eigene Zugpferde verloren, aber es tue sich sowohl in Eichstätt als auch in Bayern viel im Nachwuchsbereich, sagt Heubusch – auch, wenn es nicht einfach sei und die Förderung selbst für Spitzenathleten wie den Olympiadritten Nelvie Tiafack aus Köln nicht ausreiche. Tiafack wechselt daher in den Profibereich und will in Zukunft im Ausland trainieren.
Dennoch ist Heubusch zufrieden: Beim BC habe man momentan bis zu 40 Boxer im Training und etwa 15 regelmäßig mit Boxpass im Wettkampfbetrieb. Umso schöner ist es auch für ihn, wenn der eine oder andere sich auch im Festzelt einem breiteren Publikum zeigen könne – so wie etwa Eigengewächs Enrico Haas, der sich in einem Einlagekampf gegen den weit erfahreneren Hussain Anwari (BC Cukur) beweisen will. „Von ihm erwarte ich einiges“, lobt Heubusch. „Er ist ein guter Boxer, der eifrig trainiert.“ Es rühre sich wieder etwas: Es seien wieder mehr junge Boxer bereit, in den Ring zu steigen – und sei es im Festzelt.