Eichstätt. – Es hat also doch nicht ganz gereicht: Der VfB Eichstätt verpasst den sofortigen Wiederaufstieg in letztere Sekunde und spielt in der kommenden Saison wieder in der Bayernliga Nord. Nach dem denkbar knappen Scheitern in der Aufstiegsrelegation hat der VfB heute vergeblich auf die Schützenhilfe der Würzburger Kickers gehofft. Die Würzburger lieferten zwar nach einer fantastischen Saison und dem souveränen Meistertitel in der Regionalliga Bayern auch heute im Rückspiel in Hannover einen großen Kampf, mussten sich aber im Elfmeterschießen geschlagen geben – mit Folgen für den VfB Eichstätt: In letztere Sekunde platzten damit auch die letzten Hoffnungen auf den Wiederaufstieg für die Eichstätter – wieder einmal durch Elfmeter.
Das Wechselbad der Gefühle in der quälend langen „Nachspielzeit“ nach der eigentlichen Saison in der Bayernliga Nord hat sich für den VfB Eichstätt bis am heutigen Nachmittag fortgesetzt. Erst die beiden eigenen Relegationsspiele gegen Bamberg und dann in Buchbach, die jeweils mit Unentschieden endeten und dann jeweils mit knappen Niederlagen im Elfmeterschießen endeten, dann das dritte Relgationsspiel zwischen Bamberg und Buchbach, das mit 0:0 ebenfalls unentschieden ausging – und damit der bitteren Erkenntnis: Durch die beiden verlorenen Elfmeterschießen hatte der VfB den Aufstieg aus eigener Kraft verpasst. Dann aber noch einmal die Hoffnung auf den Aufstieg der Würzbürger Kickers. Denn schon vor der eigenen Relegation war klar: Würde der souverände Meister der Regionalliga Bayern sich in den beiden Aufstiegsduellen gegen Hannover 96 II durchsetzen und in die 3. Liga aufsteigen, wäre ein Platz mehr in der höchsten bayerischen Spielklasse frei, und der VfB wäre doch wieder Regionalligist. Und so war die Hoffnung nach dem 1:0-Hinspielsieg der Würzburger am Mittwoch die Hoffnung auch für das Rückspiel heute Nachmittag in Hannover groß.
Die erste Halbzeit in Hannover vor der beeindruckenden Kulisse von 25.000 Zuschauern aber ging heute ganz klar an die Zweitvertretung des Zweitligisten – allein: Es stand nur 1:0 für die Gastegeber. Brooklyn Ezeh hatte seine Farben mit einem herrlichen Schuss aus 20 Metern von halblinks in den rechten Winkel in Führung gebracht (22.). Der Rest des Spiels aber sollte dann auch dem Nervenkostüm der Zuschauer in Eichstätt allerhand abverlangen: Hannover dominierte zunächst weiter, verpasste aber eine höhere Führung. Dann durfte auch in Eichstätt mit den zahlreichen Fans im Würzburger Block mitgejubelt werden: Der Würzburger Aktivposten Ivan Franjic bediente im Strafraum herrlich den gestarteten Zaiser, der durch Tom Moustier zu Fall gebracht wurde. Saliou Sané, der gebürtige Hannoveraner, verwandelte den fälligen Elfmeter direkt unter die Querlatte und stellte damit in der 75. die Weichen auf den Aufstieg in die 3. Liga.
Später Ausgleich sorgt in Würzburg und Eichstätt für Frust
Hannover musste nun liefern, und lieferte – auch hier vom Punkt: Nachdem die 96er zu Beginn der zweiten Hälfte bereits gleich in vier Szenen binnen weniger Minuten Strafstoß wegen Handspiels gefordert hatte, war es kurz vor Schluss dann doch noch so weit. Der umsichtige Schiedsrichter Florian Exner, der sich in jener Phase vom Aufschrei der Hannover-Fans unter den 25.000 Zuschauern nicht beeinflussen ließ, lag auch diesmal richtig: Bei einem hohen Ball war Kickers-Keeper Vincent Friedsam zwar zur Stelle, traf dabei aber den zum Kopfball bereiten Julian Börner mit den Fäusten. Den fälligen Strafstoß verwandelte Eric Uhlmann sicher zur erneuten 2:1-Führung (85.). In der 90. Minute hatten tapfer kämpfende Würzburger noch einmal die Riesenchance, doch noch den Aufstieg klarzumachen: Peter Kurzweg bediente den gestarteten, eingewechselten Peter Moll, der alleine vor H96-Schlussmann Leo Weinkauf auftauchte, brachte den Ball aber nicht mehr vorbei. In der Nachspielzeit hatte dann 96 die Chance zurückzuschlagen: Nachdem der quirlige Hayate Matsuda sich links durchgesetzt und gefährlich geflankt, aber Kolja Oudenne seinen Ball knapp verpasst hatte (90.+3), ging es in die Verlängerung.
Auch in der Nachspielzeit einer langen Saison lieferten sich zwei aufopferungsvoll kämpfende Teams einen großen Kampf, und auch in Eichstätt fieberte man weiter mit – und hätte beinahe noch einmal jubeln dürfen: In der 98. hatte Franjic noch einmal die Riesenchance: Herrlich freigespielt fasste sich der Dreh- und Angelpunkt der Würzburger in ihren gelben Auswärtstrikots, der zu Wehen Wiesbaden in die 3. Liga wechseln wird, noch einmal ein Herz. Der herrliche Schuss des Edeltechnikers hätte beinahe rechts oben im Winkel eingeschlagen, aber der lange H96-Schlussmann Weinkauf war zur stelle und parierte glänzend. In der 105. Minute war es dann auf Hannoveraner Seite Matsuda, der die heimische Kulisse jubeln ließ: Herrlich freigespielt vom querlaufenden Oudenne wuchtete der Japaner aus denkbar spitzem Winkel den Ball an Friedsam vorbei halbhoch direkt neben den langen Pfosten ins Netz. Wieder schien in Würzburg und Eichstätt alles verloren, doch die Kickers kämpften sich noch einmal zurück: Als der durchgestartete Benyas Junge-Abiol elfmeterwürdig gefoult wurde, gab es erneut Strafstoß. Franjic ließ sich die Chance nicht nehmen und versenkte den Ball sicher im linken Eck (112.). Bei beiden Teams schwanden nun die Kräfte, und so ging nicht mehr viel bis zum erneuten Schlusspfiff.
„Das tut schon sehr weh“
Es folgte das nicht weniger dramatische Elfmeterschießen. Nachdem die ersten sechs Schützen souverän getroffen hatten, musste Saliou Sané für die Kickers ran und verschoss. Doch sein Strafstoß musste wiederholt werden, weil Weinkauf sich im Tor zu früh bewegt hatte. Aber der H96-Schlussmann tauchte bei Sanés zweitem Versuch herrlich ab und fischte den platzierten Elfmeter aus dem linken Eck. Franjic konnte noch einmal ausgleichen, aber als Uhlmann auch seinen zweiten Elfmeter am heutigen Tag verwandelte, jubelte Hannover.
Nicht nur die Würzburger Kickers waren danach am Boden zerstört. Auch in den Reihen des VfB Eichstätt war der Frust groß. „Was soll ich sagen? Das tut schon sehr weh. Wir waren so nah dran und die Mannschaft hätte es sich verdient gehabt“, so so Sportvorstand Marco Schiebel unmittelbar nach dem Schlusspfiff in Hannover gegenüber Ei-live. „Bitter für die Kickers, bitter für uns.“ Damit geht es für den VfB auch in der kommenden Spielzeit in der Bayernliga Nord weiter – und auch dafür gibt es noch genug zu tun für die Grünweißen. „Sacken lassen und positiv bleiben. Morgen geht’s weiter“, heißt daher auch für Schiebel die Devise.
Trainerteam verlängert, Kader nimmt Form an
Denn auch am Kader für die neue Spielzeit gibt es angesichts mehrerer Abgänge (Ei-live berichtete) sicher noch einiges zu tun. Aber das Trainerteam um Chefcoach Dominic Rühl, Co-Trainer Florian Grau und Torwarttrainer Norbert Scheurer hat inzwischen verlängert und auch mit mehreren Spielern konnte bereits mit mehreren Spielern Vertragsverlängerungen vermeldet werden: Nachdem mit Senih Fazlji, Timo Meixner, Ferat Nitaj und Pascal Schittler bereits im Winter verlängert worden war, haben nun auch die Abwehrspieler Johannes Mayer, Torhüter Nikolai Sauernheimer und Angreifer Timo Weglehner die Zusage für ein weiteres Jahr in der Domstadt gegeben. Leo Eberle, Johannis Zimmermann, Jonas Fries und Florian Lamprecht sowie Toptorjäger Lucas Schraufstetter haben noch laufende Verträge. Außerdem haben Schiebel und seine Mitstreiter drei Neuzugänge vermeldet: Bastian Bösl, Daniel Hofrichter und Marlon Roth verstärken den VfB zur neuen Saison. Drei weitere Neuzugänge wolle man in den nächsten Tagen vermelden, so Schiebel. Mit Yannis Herger wird allerdings ein weitere Spieler den Verein verlassen, und auch Fabian Eberle, der in der Rückrunde noch einmal für den VfB angegriffen hatte, nicht noch einmal für die Grünweißen auflaufen.