Eichstätt. – Erst fast schon ausgeschieden, dann Riesenjubel in der 90. Minute, dann auch noch beinahe der Siegtreffer zum sicheren Aufstieg und schließlich die erneute Niederlage im Elfmeterschießen – der VfB Eichstätt hat in seinem zweiten Relegationsspiel um den Wiederaufstieg in die Regionalliga Bayern beim TSV Buchbach ein Wechselbad der Gefühle erlebt. Nach dem 1:1 (1:0) nach der regulären Spielzeit und der 5:3-Niederlage nach dem Elfmeterschießen muss der VfB nun darauf hoffen, dass eines nicht passiert: ein Unentschieden im letzten Relegationsspiel zwischen Buchbach und dem FC Eintracht Bamberg am Dienstag.
Auch wenn es nervenaufreibend ist – Spiele wie das am heutigen Abend zeigen immer wieder, was den besonderen Reiz solcher Relegationspartien ausmacht. Nicht weniger als 1.730 Zuschauer wollten das Duell um einen der vakanten Plätze in der Regionalliga Bayern in der kommenden Saison sehen. Vor allem für den VfB war es schon ein Endspiel. Denn schon vor dem Anpfiff stand fest: Wer das Spiel gewinnen würde, hätte eines der beiden offenen Relegationstickets bereits in der Tasche – so viel war nach dem Unentschieden im ersten der drei Relegationspartien zwischen dem VfB und dem FCE Bamberg klar. Und noch etwas: Eine Niederlage hätte das sichere Aus für den Bayernligazweiten aus Eichstätt bedeutet. Denn Buchbach wäre dann uneinholbar gewesen, Bamberg hatte den Vorteil des gewonnenen Elfmeterschießens aus Spiel eins auf seiner Seite.
Allein – es ist anders gekommen: Die vorzeitige Entscheidung ist ausgeblieben. In einem nicht immer hochklassigen, aber intensiven Spiel rettete ausgerechnet Lucas Schraufstetter sein Team in der letzten Minute der regulären Spielzeit vor dem Aus – nur wenige Tage nachdem er als letzter Schütze den entscheidenden Elfmeter im Elfmeterschießen gegen Bamberg verschossen hatte. Heute aber waren Schraufstetter und sein Team von Beginn an auf mehr aus. In den ersten Minuten erarbeiteten sich die Grünweißen deutliche Vorteile gegen nervöse Buchbacher, die in der abgelaufenen Regionalligasaion ohnehin lange Schlusslicht gewesen waren – heute aber alles wieder gutmachen konnten: mit einem Sieg gegen den Bayernligazweiten aus Eichstätt.
Die erste Gelegenheit aber hatten die Gäste aus Eichstätt: Schraufstetter eroberte durch aggressives Gegenpressing den Ball, bediente Pascal Schittler, der den Ball aber nicht voll traf – sein erster Warnschuss aus gut zwölf Metern aber rollte letztlich harmlos am langen Pfosten vorbei. Wenig später hatte Nik Leipold aus kurzer Distanz die Riesenchance, brachte den Ball aber nicht an TSV-Schlussmann Ludwig Zech vorbei, und im zweiten Versuch kam Florian Lamprecht am langen Pfosten zu spät, und Schiedsrichter Maximilian Riedel entschied auf Foul (9.).
Ammari schockt VfB, Ex-Eichstätter legt beinahe nach
Nach dieser ersten Eichstätter Drangphase aber kamen die Buchbacher besser ins Spiel und meldeten auf eigenem Platz eigene Absprüche an. Der langjährige Buchbacher Torjäger und Erfolgsgarant Sammy Ammari steckte auf den gestarteten Samed Bahar durch, der frei vor Phillip Böhm auftauchte, aber den Ball nicht am VfB-Schlussmann vorbeibrachte. Nach einem Schuss von Leipold, den Zech klären konnte (22.) versuchte es Ammari diesmal selbst – mit Erfolg: Nach einem Querpass zog der Stürmer gegen Leo Eberle auf, verlud ihn per Haken und Körpertäuschung und zog ab. Leicht abgefälscht von Eberles Fuß senkte sich der Ball über den in dieser Szene etwas unglücklich wirkenden Böhm hinweg ins Eichstätter Tor (25.).
Das 1:0 zeigte Wirkung: Eichstätt schien verunsichert, Buchbach wollte jetzt mehr – und hätte durch Tobias Stoßberger beinahe sofort nachgelegt. Bahar bediente mit einem langen Ball von rechts in den Strafraum den Offensivmann, der plötzlich sträflich frei an den Ball kam und den Ball dann mit der Hacke über Böhm lupfte, aber eben auch nur auf die Latte – ein Aufschrei ging durch die mit 1.730 Zuschauern bestens besuchte Arena in Buchbach. Das Pikante daran: Stoßberger spielte selbst bis zum Sommer in Eichstätt und hätte seinem Ex-Team heute die Relegation weiter vermasseln können.
Nach einer guten halben Stunde gab es bereits den ersten Wechsel: VfB-Trainer Dominic Rühl brachte Ferat Nitaj für Johannes Mayer und stellte um: Florian Lamprecht rutschte zurück auf seine ehemals angestammte linke Position in der Viererkette, Elias Herger wechselte für Mayer auf die rechte Seite, Nitaj übernahm die rechte Offensivseite. Buchbach blieb dennoch am Drücker und hatte vor der Pause noch einmal die Möglichkeit, zu erhöhen: Erst war es erneut Bahar, der von Ammari bedient, frei vor Böhm auftauchte, aber am herauseilenden VfB-Schlussmann in dessen letztem Spiel für die Grünweißen scheiterte, dann zögerte Stoßberger zu lange, und seine Hereingabe wurde geklärt.
IN der 41. Minute dann erneut die Riesenchance auf 2:0 für die schwarz gekleideten Gastgeber: Bahar brachte den Ball freistehend aus 14 Metern nicht an Böhm vorbei, Stoßberger zögerte, statt gleich abzuschließen und sein Passversuch ins Zentrum wurde abgewehrt. Kurz vor der Pause war es dann Tobias Sztaf, der nach schönem Schnittstellenball von Albano Gashi rechts im Strafraum auftauchte und frei vor Böhm den Ball am rechten Pfosten vorbeischob. Dann war Pause, und der VfB konnte sich nach forschem Beginn am Ende bedanken, dass es nur 1:0 stand.
Schraufstetter & Co. blasen zur Schlussoffensive
Die zweite Halbzeit begann in einer Partie ohne die ganz großen spielerischen Höhepunkte, aber mit viel Tempo und Intensität wieder mit druckvoll agierenden Eichstättern, die unbedingt das Aus vermeiden wollten. Es dauerte aber bis zur 57. Minute, ehe Leipold nach einem Angriff über die linke Seite per gefühlvoller Flanke am zweiten Pfosten den einfliegenden Schraufstetter bediente. Der konnte den Ball nicht mehr drücken und köpfte über das Tor – es sollte aber nur der Auftakt einer Schraufstetter-Serie in der zweiten Halbzeit sein. Zunächst entwickelte sich aber ein offenes Spiel zweier Mannschaften auf Augenhöhe, die sich weiter nichts schenkten. Während Buchbach nun aber zunehmend weniger einfiel, warf der VfB alles nach vorne und leutete eine stürmische Schlussviertelstunde ein.
Den Auftakt machte wieder Schraufstetter, der nach einer Lamprecht-Flanke von der linken Seite wieder zur Stelle war, sein Kopfball aber ging direkt in die Arme von Zech. Dann schwächte sich Buchbach auch noch selbst: Nach einem Fehler im Mittelfeld kam der gerade erst eingewechselte Nerman Mackic zu spät und foulte Lucas Schraufstetter mit offener Sohle – die Rote Karte war die logische Folge (79.). In der 81. Minute war es erneut Schraufstetter, der auch heute wieder die gefährlichste Eichstätter „Waffe“ war: Sein schöner Kopfball nach einer schönen Leipold-Flanke von links aber ging ans Lattenkreuz (81.). Direkt im Anschluss war es erneut eine Co-Produktion aus Buchbach-Schlussmann Zech und der Latte, die den TSV rettete: Nach einer Ecke kam Jonas Fries an den Ball. Seinen strammen Vollspannschuss von der Strafraumkante konnte Zech nur noch per Faust an die Latte lenken.
„Wir brauchen Unterstützung“, rief der Stadionsprecher lautstark den Heimfans zu und forderte sie zum Einklatschen der Schlussphase ein – die aber gehörte weiter dem VfB: In der 88. Minute jubelten die Grünweißen zum ersten Mal über ein Tor – allerdings nur kurz. Lucas Schraufstetter bediente den gerade eingewechselten Christoph Hollinger, der aus drei Metern den Ball über Zech hinweg versenkte. Doch der Jubel der Eichstätter wurde abrupt beendet: Schiedsrichterassistent Felix Brandstätter zeigte Abseits an. Als ein weitere Schuss von Nik Leipold zur Ecke abgelenkt wurde, rechneten viele schon mit einer inzwischen längst unverdienten Niederlage der Gäste aus Eichstätt.
Beinahe Schraufstetter-Doppelschlag
Dann aber kam die 91. Minute, und da war wieder jene Eichstätter „Offensivwaffe“: Lucas Schraufstetter tand auch bei der Ecke von der rechten Seite goldrichtig und platzierte den Ball aus acht Metern herrlich per Aufsetzer in den linken Torwinkel – ein Traumtor direkt vor den mitgereisten Eichstätter Fans. Aber damit nicht genug: Zwei Minuten später hätten die Eichstätter das Spiel beinahe vollends gedreht: Im. Nach einer Hereingabe war es wieder Schraufstetter, der aus kurzer Distanz direkt abzog. Sein Schuss prallte von Zech zurück an seine Bein und kullerte dann knapp am Pfosten vorbei ins Aus.
So blieb es beim 1:1, und wieder musste der VfB auch im zweiten Relegationsspiel ins Elfmeterschießen – diesmal mit etwas mehr Druck als beim ersten Aufstiegsspiel gegen Bamberg. Denn eines war klar: Würde der VfB auch das zweite Elfmeterschießen verlieren, wäre das schon ein Nachteil. Denn bei einem Unentschieden im finalen Relegationsspiel zwischen den beiden Rivalen aus Bamberg und Buchbach wäre man raus. Aber danach sah es nach dem ersten Elfmeter nicht aus, denn Hingerl scheiterte für den TSV. Dann trafen Eberle für denm VfB sowie Steer für den TSV. Dann aber verschossen erst Elias Herger und Nik Leipold ihre Elfmeter für die Gäste. Die Buchbacher Levin Ramstetter und Sammy Ammari trafen dagegen für die Gastgeber.
Fries verwandelte noch einmal souverän für den VfB, aber als Albano Gashi als letzter Schütze Böhm verlud und seinen Elfmeter rechts oben versenkte, waren es erneut die Grünweißen aus Eichstätt, die die Köpfe hängen lassen mussten – und das nach der Schlussoffensive dann auch einigermaßen unverdient. Mit einer Energieleistung hatten sie das Spiel in der zweiten Halbzeit mit zunehmender Spieldauer immer mehr dominiert und in der Schlussphase beste Torchancen vergeben. Der Ausgleich in der 90. Minute kam zwar spät, aber hatte sich längst angekündigt und war hochverdient – und er hält die Hoffnung auf den Wiederaufstieg am Leben.
Dennoch heißt es jetzt Zittern. So muss man im Eichstätter Lager nun auch auf die sportliche Fairness der beiden Kontrahenten hoffen. Denn eines ist nach den beiden Elfmeterschießen klar: Ein Unentschieden am Dienstag würde automatisch heißen, dass Bamberg und Buchbach aufsteigen. Da werden ferne Erinnerungen an die „Schande von Gijón“ wach – jenen Nichtangriffspakt nach dem 1:0 für Deutschland gegen Österreich bei der WM 1982, durch den beide Teams weiterkamen. Bei einem Unentschieden wäre also der VfB raus und müsste auf die Würzburger Kickers hoffen. Denn sollten die Franken in den Aufstiegsspielen in die 3. Liga aufsteigen, wäre auch der VfB Eichstätt nächstes Jahr in der Regionalliga dabei.
Das Spiel in Kürze:
VfB Eichstätt: Böhm – Mayer (35. Nitaj), L. Eberle, Zimmermann, Herger – Leipold, Fries, Schraufstetter, Lamprecht – Schittler, Weglehner (85. Hollinger).
FC Eintracht Bamberg: Zech – Walter, Hingerl, Orth (78. Orth), Tavra (73. Ramstetter) – Bahar (57. Mattera), Heiland, Stoßberger (57. Steer), Sztaf (82. Noggler), Gashi – Ammari.
Schiedsrichter: Maximilian Riedel
Tore: 1:0: (25.) Ammari, 1:1: (91.) Schraufstetter
Besondere Vorkommnisse: Rote Karte für Nerman Mackic wegen groben Foulspiels (79.)
Elfmeterschießen: 1:0 Ammari, 1:1 L. Eberle, 1:2 Auer, 2:2 Fries, 2:3 Leistner, 3:3 Herger, 3:4 Schönwiesner, 4:4 Nitaj, 4:5 Schmitt, Dellermann hält gegen Schraufstetter.
Gelbe Karten: VfB: Lamprecht, Schittler, Leipold, Schraufstetter. TSV: –.
Zuschauer: 1.730