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„Findet ihr es auch so kuschelig hier?“: Die Bilder zum „Open Air am Berg“ in Eichstätt

Schlechtes Wetter aber viele Besucher und gute Stimmung am Open Air am Berg in Eichstätt

Eichstätt. – Die Schlammschlacht ist milde ausgefallen und hat der guten Stimmung keinen Abbruch getan, und am Samstagnachmittag spielte zwiswchendurch auch das Wetter mit. Das Eichstätter Open Air hat am Pfingstwochenende hat das Gelände am „Elefantenhügel“ oberhalb von Eichstätt wieder einmal in ein fröhliches Partycamp verwandelt. Daran konnte auch das vor allem am Freitag noch nasskalte Wetter nichts ändern. Die Festivalbesucher ließen sich davon nicht abschrecken und feierten bis in die Morgenstunden vor der großen Bühne am Elefantenhügel oder im Zelt vor der Nebenbühne, der „Elephant Stage“.

Eine farbenfrohe Riesenparty feierte das Publikum beim diesjährigen Open Air am Berg am Pfingstwochenende – hier mit der Band „Blues Pills“ oder zuvor mit Großstadtgeflüster (Foto unten). Fotos: Traub/Zengerle

Die zum Teil starken Regenfälle im Südwesten Deutschlands hatten Böses erahnen lassen – so wie vor zwei Jahren, als die 30. Auflage des Festivals nach einem verregneten Start am Freitagabend beinahe das vorläufige Aus für das Festival bedeutet hätte. Nach einem öffentlichen Aufruf damals waren dann doch noch genügend Menschen „auf den Berg“ gekommen und hatten dazu beigetragen, das Festival auch nach der Coronapause wieder zu etablieren.

Das Déjà-vu aber ist in diesem Jahr ausgeblieben. Zum Start am Freitagnachmittag und auch in den Abendstunden konnte man zwar zahlreiche Regenjacken und Winterjacken auf dem weitläufigen Festivalgelände und in den Campingbereichen sehen. Schon am Freitag aber war das Open Air gut besucht, und der Stimmung tat das auch keinen Abbruch. Im Gegenteil – Es war der Auftakt zu einem gelungenen und pitoresken Spektakel mit positiver Stimmung für Jung un Alt, erfahrene Festivalbesucher wie auch neugierige Besucher und Unterstützer des ehrenamtlich organisierten Kulturfestivals des ausrichtenden Kulturvereins Joke e.V.

„Kuscheliges“ Open Air und die „Fickt-euch-Allee“

Dann ist plötzlich Geigenmusik von der Hauptbühne zu hören – der Auftakt zu einem denkwürdigen Auftritt der Berliner Elektropop-Formation „Großstadtgeflüster“ – einer der bekannten Namen und Geheimtipps, die es eben auch traditionell seit mehr als drei Jahrzehnten immer auf dem Elefantenhügel zu hören gibt. Spätestens jetzt war die leicht schlammige Tanzfläche vor der bunt beleuchteten Bühne voll besetzt, die Menge singt und klatscht lautstark mit. „Warum waren wir eigentlich noch nie hier in Eichstätt?“, fragt Sängerin Jen Bender mit ihrer Powerstimme rhetorisch in den Nachthimmel – gerade nieselt es nur leicht. „Findet ihr es auch so kuschelig hier?“, fragt sie weiter und die Menge jubelt. „Ich finde Eichstätt großartig!“, fügt sie hinzu, meint damit das Open Air, und es geht weiter mit ihrer Show, bei der später natürlich auch der Erfolgshit „Fickt-Euch-Allee“ nicht fehlen darf. Das Publikum scheint textsicher.

Ein (Sprach-)Feuerwerk gab es beim Auftritt von Großstadtgeflüster.
Weckruf am Samstagmorgen mit der Dollnsteiner Blaskapelle.

Zwischendurch setzt wieder etwas der Regen ein und am Rand der trotzdem feiernden Menge macht ein offenbar besonders begeisterter Fan trotzdem eine Flugrolle über den schlammigen Boden – die Woodstock-Schlammparty lässt grüßen. Mitten im Regen werden danach aufgeblasene Strandbälle durch die Luft geprellt – und eine kleine Pyroexplosion schleudert bunte Farbbänder in den Nachthimmel über dem Elefantenhügel, ehe die Band Blues Pills aus Schweden mit psychedelischem Bluesrock und der Powerstimme von Frontfrau Elin Larson weiter für beste Stimmung sorgt und schließlich die englische Ska-Punk-Band „Random Hand“ dem hartgesotteneren Publikum in der nasskalten Nacht einheizt und den Freitagabend beendet – jedenfalls auf der „Joke Stage“, der Hauptbühne. Auf der „Elephant Stage“ dagegen ging es weiter bin in die Morgenstunden.

Am nächsten Morgen geht es inzwischen schon traditionell und ein wenig „wacken-artig“ mit der Dollnsteiner Blaskapelle schwungvoll los, bevor die Lokalmatadoren von „Molutov“ mit ihrem „grungigen“ Alternative Rock die Tonart wieder änderten – und die Pfingstsonne vorbeischaute. Vor der Bühne hatte das Team der rund 300 ehrenamtlichen Helfer den Schlamm mit Holzschnitzeln auf den nächsten Partytag „am Berg“ vorbereitet, und die Gäst, die sich am Vorabend immer wieder an einer der großen Feuerstellen aufgewärmt hatten, nutzten im Sonnenschein nun auch den Biergartenbereich.

Friedliches Open Air und „Boat-Diving“

 

„Knallrotes Gummiboot“?: Maximilian Kennel und Jonas Frömming ließen sich als Frontmänner der Band „Das Lumpenpack“ (Foto oben) im aufblasbaren Cabrio durch die Menge tragen.

Die Festivalleitung um Maximilian Beugel und sein Team hatte das Festival in diesem Jahr auch besonders auf Familien mit Kindern ausgerichtet – inklusive Familien-Campingplatz oder Kinder-Rockband „Kizz-Rock“ im Stage-Zelt. Nicht nur deshalb war die Stimmung einmal mehr generationenübergreifend positiv, wie viele der Festivalbesucher immer wieder feststellten. Das Open Air sei einfach immer wieder ein schöner Treffpunkt, stellten viele Besucher fest – und immer auch ein Grund, wieder nach Eichstätt zurückzukehren, so Karl Schneller, der mit seiner Familie aus Würzburg angereist war, aber Eichstätter Wurzeln hat.

Auch die Polizei zog eine positive Bilanz: Keine ernsthaften Einsätze, das ist für ein Festival dieser Größe alles andere als selbstverständlich – auch das Thema Cannabis spielte also nicht wirklich eine Rolle. Rund 4.300 Besucher strömten an den beiden Tagen auf das weitläufige Areal am Elefantenhügel mit seinem besonderen Charme. Dafür wurde kräftig gefeiert mit den australischen Gute-Laune-Rock’N’Rollern von „Private Function“, deren Sänger Chris Penney sich beim Stage-Diving ebenso durch die Menge tragen ließ, wie anschließend Maximilian Kennel und Jonas Frömming  als Frontmänner der Band „Das Lumpenpack“ quasi per „Boat-Diving“ im knallroten Gummiboot – in dem Fall in Form eines aufblasbaren Cabrios. So konnte es weitergehen mit dem Sprechgesang der Deutschrapper von „102 Boyz“, deine Cousine und „La Brigade du Kif“ aus Frankreich mit ihrer gelungenen Mischung aus Ska, Rock oder Punk-Klängen. Da konnte auch der erneut einsetzende Regen der Stimmung keinen Abbruch tun.

Es war trotz des schlammigen Brauntons am Boden ein farbenfrohes Festival, das die Corona-Lücke inzwischen gemeistert hat und sich nach dem Beinahe-Aus vor zwei Jahren wieder fest zu etablieren scheint im Kulturkalender weit über die Region hinaus. So kann es weitergehen – denn nach dem Open Air ist für die Organisatoren dann auch schnell wieder „vor dem Open Air“.

Die Bilder zum Open Air am Berg:

Rettet das Open Air am Berg: Dringender Appell der Veranstalter

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