Eichstätt. – Die Arbeitsmontur wurde gestern Abend gegen den feinen Zwirn und das edle Kleid, die Werkzeuge gegen das Sektglas getauscht – der Ball der Wirtschaft in Eichstätt hat sich fest etabliert und war auch gestern wieder ein Fest der lokalen Wirtschaft, die seit inzwischen fünf Jahren nicht nur auf der Tanzfläche wieder gemeinsam auftritt. Seit aus dem Handwerkerball im Schulterschluss mit den Eichstätter Wirtschaftsjunioren 2019 der „Ball der Wirtschaft“ geworden ist, hat sich das traditionsreiche Event wieder zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt – in diesem Jahr sogar mit Musicalelementen und Hebefiguren in der dritten Etage.
Gemeinsam begrüßten Andrea Funk als Kreissprecherin der Wirtschaftsjunioren und Kreishandwerksmeister Hermann Meier die Ballgäste im gut gefüllten Festsaal des Alten Stadtheaters in Eichstätt – ganz besonders auch die Obermeister der Handwerkszünfte – und natürlich die Obermeisterinnen als weibliche Vertreterinnen des Handwerks, die einen spontanen Extraapplaus bekamen. „Wir brauchen mehr Leute von der Sorte – die sich engagieren, sich etwas trauen, für ihre Überzeugungen“, so Funk – und mehr „mutige Handwerker im Beruf wie auch auf der Tanzfläche“, ergänzte Meier.
Handwerker als Regent
Den Gefallen taten ihm nicht nur die Handwerker, sondern die allermeisten Ballbesucher. Mit dem Schlager „Er gehört zu mir“ ging es gleich auf dem Tanzparkett los, ehe dann auch gleich mit einem Medley von Johann Strauss der Band „Chlorfrei“ aus Neuburg a. D., die viele Komplimente bekam, Walzer getanzt wurde. Höhepunkte des Abends waren die beiden Auftritte der Faschingsgesellschaft Eichstätt (FGE) sowie der Showtanzformation „Dance Passion“ aus Ingolstadt, die für ihre gelungenen Shows großen Applaus von den anwesenden Handwerkern und Wirtschaftsvertreter erhielten. Zunächst nahm der tanzende Hofstaat der FGE unter der Führung von Ihrer Lieblichkeit Prinzessin Lilli I. und seiner Tollität Prinz Toni I. – mit ihm steht ein Zimmerer und damit auch ein Handwerker als Regent an der Spitze – den Saal mit ihrer bunten und elegant durchgestylten Show auf eine Reise nach Paris („La vie à Paris“) und präsentierte im bunten Licht des Kunstnebels eine Revue „mit ein wenig Duft nach Croissant und Lavendel“, wie FGE-Hofmarschall Josef Reitinger es angekündigt hatte.
„Weil sie ihr bestes Stück Fleisch immer zu Hause haben“
Er konnte auch mehrere Orden an verdiente Mitglieder der Wirtschaft verleihen, darunter Silvia Stössl, die Gattin des Obermeisters der Maler- und Lackiererinnung Eichstätt, Roland Stössl, sowie Erich Brandis, den Mann der Obermeisterin der Friseurinnung Caroline Brandis, und Karin Gehr, die Gattin des Obermeisters der Metzgerinnung, Christoph Gehr. Dass die so charmant lächelnd vor der Bühne erschien, dafür hatte der wie immer gut aufgelegte Reitinger auch eine humorvolle Erklärung: „Warum sind Metzgersfrauen immer so gut gelaunt?“, fragte er in den Saal. Seine Antwort: „Weil sie ihr bestes Stück Fleisch immer zu Hause haben“.
Aus den Reihen der Wirtschafsjunioren wurden die verdienten Mitglieder und ehemaligen Kreissprecher David Capriati und Thomas Hirsch, der auch als Moderator durch den Abend führte, ausgezeichnet – außerdem gab es Blumen für sowie Blumen für Giuseppina Sichert, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Eichstätt.
Flashdance und Tanzkunst statt Schweißerhandwerk
Zu später Stunde wurde es dann noch einmal spektakulär: Die Showtanzformation „Dance Passion“ zeigte, was mit enormem Trainingsaufwand alles möglich ist in Sachen Tanz und Akrobatik: Reihenweise dreietagige Hebefiguren und unzählige perfekte Choreographiepassage – eingebettet in die Story des Musicals „Flashdance“ – in dem übrigens mit Schweißerin Alex ebenfalls eine Handwerkerin im Mittelpunkt steht, sich in diesem Fall aber dann doch für einen künstlerischen Beruf entscheidet: Tänzerin. In diesem Falle war das gut so, denn so wartete ein ebenso akrobatisch spektakulärer wie künstlerisch gelungener Musical-Auftritt, der am Ende Jubelstürme auslöste. Mit viel Tanz und geselligem Beisammensein an der Bar im Foyer endete ein gelungener Ballabend, bei dem es nicht um Handwerkskunst und harte Zahlen, sondern um kurzweilige Unterhaltung ging.
Solide Handwerkskunst: Neuer Schwung beim „Ball der Wirtschaft“