Eichstätt. – 2,3 Grad plus – wenn dieser Trend sich fortsetzt, könnte das langfristig schlimme Folgen haben. Der langjährige Trend der Klimaerwärmung hält offenbar auch in Eichstätt an. Zu diesem Ergebnis kommen die Klimaforscher an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU): Die Experten der Professur für Physische Geographie, Landschaftsökologie und nachhaltige Ökosystementwicklung und der studentische Arbeitskreis Wetterschau der KU messen seit Jahren an der Wetterstation der KU die Klimadaten vor Ort und haben nun die Messdaten für das Kalenderjahr 2023 ausgewertet. Die an der Wetterstation der KU registrierte durchschnittliche Jahresmitteltemperatur von elf Grad Celsius lag um 2,3 Grad Celsius über dem langjährigen Durchschnitt der Referenzperiode 1961 bis 1990. Zusammen mit dem Rekordjahr 2018, in dem ebenfalls elf Grad Celsius gemessen wurden, war es damit das wärmste Jahr in Eichstätt.
„Global betrachtet stellt 2023 sogar das wärmste Jahr seit den letzten 125.000 Jahren dar“, erläutert Geographie-Professorin Susanne Jochner-Oette, die die Wetterstation betreut. Obwohl die Messstation erst 2017 installiert wurde, erlaubt nun eine mit historischen Temperaturen rekonstruierte knapp 100-jährige Zeitreihe den Vergleich mit der Referenzperiode. Für Referenzwerte des Niederschlags werden auf Daten der nahegelegneen Station im Eichstätter Ortsteil Landershofen zurückgegriffen, die der Deutsche Wetterdienst betreibt. Mit insgesamt 693,9 Millimetern Niederschlag war es im abgelaufenen Jahr deutlich nasser als 2022 (588 Millimeter) – aber es fielen immer noch knapp 80 Millimeter weniger als im langjährigen Mittel.
18,6 Grad am Neujahrstag
Bereits zu Beginn des vergangenen Jahres setzte sich ein ungewöhnlich warmer und trockener Winter fort. Am Neujahrstag 2023 verzeichnete Eichstätt sogar eine Maximaltemperatur von 18,6 Grad Celsius. Der Januar lag insgesamt mit einer Durchschnittstemperatur von 2,8 Grad Celsius um 4,2 Grad Celsius über dem Wert der Referenzperiode. Die wärmste Nacht im Februar konnte zwischen dem 17. und den 18. aufgezeichnet werden. Hier fiel die Temperatur nicht unter die 10-Grad-Marke. Zudem waren der Januar und der Februar mit nur 11,6 beziehungsweise 15,2 Millimetern Niederschlag extrem trocken.
Im März regnete es mit 48,6 Millimetern wieder annähernd so viel wie im langjährigen Mittel. Allerdings war es in diesem Monat mit nur 151 Sonnenstunden auch sehr häufig bedeckt. Der April präsentierte sich zwar mit 39,6 Millimetern Niederschlag trockener, dennoch fiel an ungefähr der Hälfte der Tage Regen. Zudem war der April mit einer Durchschnittstemperatur von 8,1 Grad etwas zu kühl im Vergleich zur Referenzperiode (8,7 Grad). Dieser Monat war jedoch der einzige, in dem die Temperaturen niedriger waren als in der Referenzperiode.
37,7 Grad im Juli
Im Mai wurden bei einer Durschnitttemperatur von 14,8 Grad (Referenzperiode: 13,6 Grad) bereits zehn Sommertage mit Maximaltemperaturen über 25 Grad registriert. Der Juni 2023 leitete schließlich mit 26 Sommertagen den Sommer endgültig ein, wobei die Temperatur (20 Grad) im Mittel drei Grad über dem Durchschnittswert für den Zeitraum 1961 bis 1990 lag. In Verbindung mit weiterhin sehr geringen Regenmengen schien sich der Trend von heißen und trockenen Sommern in Eichstätt fortzusetzen. „Die höchste Temperatur des Jahres wurde am 15. Juli mit 37,7 Grad erreicht, bevor Luft aus Norden in der vierten Juliwoche für einen Rückgang der Temperaturen und ergiebigen Regenfällen sorgte“, heißt es in der Auswertung.
Dieser Trend setzte sich im August fort, bis am 7. des Monats eine nicht besonders sommerliche Durchschnittstemperatur von zwölf Grad erreicht wurde. Trotz einer kühleren zweiten Sommerhälfte war die Periode Juni bis August insgesamt nur ein Grad Celsius kühler als im Jahr 2022 und dennoch 3,4 Grad wärmer als im langjährigen Mittel. Dafür fiel anders als im vergangenen Jahr ausreichend Niederschlag (253,8 Millimeter; zum Vergleich 2022: 156,5 Millimeter).
Biergartenwetter im September
Der September stellte mit 234 Sonnenstunden und teils ungewöhnlich hohen Temperaturen (Maximalwert am 12. September: 32,4 Grad) für viele eine Art Wiedergutmachung für die durchwachsenen Sommerferien dar. „Erstmals seit Beginn der Wetteraufzeichnungen an der KU 2017 konnten wir im September noch Biergartentage registrieren – das heißt das Thermometer zeigte um 20 Uhr noch über 20 Grad“, stellen die Studierenden vom AK Wetterschau fest. Im gesamten Jahr 2023 gab es 35 Tage mit solch warmen Abenden.
Die warme Witterung setzte sich mit Temperaturen von bis zu 28 Grad bis Mitte Oktober fort. Die letzten beiden Monate des Jahres waren von hohen Niederschlagsmengen geprägt. Der November war mit 127 Millimetern Niederschlag der nasseste seit Inbetriebnahme der KU-Wetterstation. In Landershofen erreichte die Schneedecke am 3. Dezember eine maximale Höhe von 19 Zentimetern, begleitet von der tiefsten Temperatur des Jahres (minus 12,9 Grad) am darauffolgenden Tag. Die Schneeschmelze und anhaltende Niederschläge führten ab dem 9. Dezember zu erhöhten Pegelständen und Hochwässern einiger Flüsse in Bayern. An Heiligabend erreichte die Altmühl in Eichstätt Spitzenwerte von 2,56 Metern über dem Pegelnullpunkt – das entspricht Meldestufe 1.
Wie das Wetter im Jahr 2024 wird, prognostiziert unter anderem der Deutsche Wetterdienst. Seine saisonale Vorhersage für das nächste halbe Jahr gibt dabei für den Zeitraum Februar bis Juni weiter wärmere Bedingungen im Vergleich zum Durchschnitt für Süddeutschland an.