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„Fleiß-Pegel“: des Jahres für den Kreis Eichstätt: 884.000 Überstunden – 562.000 für „umsonst“

Der „Fleiß-Pegel“ des Jahres für den Kreis Eichstätt: 884.000 Überstunden – 562.000 für „umsonst“

Eichstätt. – Es ist der „Fleiß-Pegel“ des Landkreises Eichstätt: Rund 884.000 Überstunden haben die Menschen im Landkreis Eichstätt im vergangenen Jahr am Arbeitsplatz zusätzlich geleistet – davon 562.000 Arbeitsstunden zum „Nulltarif“, also ohne Bezahlung. Das geht aus dem „Überstunden-Monitor“ des Pestel-Instituts hervor. Die Wissenschaftler haben dabei die „Plus-Stunden im Job“ im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) untersucht, die damit auf die Mehrarbeit aufmerksam macht, die auch als deutliches Zeichen für den Fachkräftemangel interpretiert werden kann. Die Gewerkschaft fordert ein Gegensteuern – auch bei den Löhnen.

Hier serviert der Chef selbst: Passend zur Jahreszeit gibt es bei Istvan-Attila Danyi für seine Gäste eine feine Kürbissuppe. Der gelernte Koch hat sich selbstständig gemacht und führt in Dollnstein führt seit etwa einem Jahr den weithin bekannten „Kirchenschmied“. Überall im Landkreis Eichstätt fehlt es an Personal. Fotos: oh/ej

Ein pikantes Ergebnis aus dem „Überstunden-Monitor“: „Alle Beschäftigten zusammengenommen haben den Unternehmen im Landkreis Eichstätt durch unbezahlte Mehrarbeit rund 8,09 Millionen Euro quasi ‚geschenkt‘. Und das ist schon äußerst sparsam – nämlich nur auf Mindestlohn-Basis – gerechnet“, sagt Rainer Reißfelder von der Gewerkschaft NGG Oberpfalz. Außerdem sei der Überstunden-Berg auch ein Gradmesser für den „massiven Fachkräftemangel“, der auch im Landkreis sorgen macht (siehe auch Artikel „Der schönste Beruf der Welt hat seine Schattenseiten“ in der Ausgabe Oktober 2023 im Eichstätter Journal).

„Allein in Hotels, Restaurants und Gaststätten leisteten die Beschäftigten im vergangenen Jahr im Landkreis Eichstätt rund 17.000 Überstunden. 7.000 davon ohne Bezahlung – quasi für umsonst“, so das Pestel-Institut im Auftrag der Gewerkschaft. Die Wissenschaftler haben bei ihrer Untersuchung aktuelle Mikrozensusdaten ausgewertet. Basis der Überstunden-Berechnung ist die Übertragung von Branchen-Durchschnittswerten auf die Beschäftigungsstruktur im Kreis Eichstätt. Es handelt sich also um eine Hochrechnung.

Mit Blick auf die Überstunden warnt die NGG Oberpfalz: Hotellerie und Gastronomie könnten nicht dauerhaft auf die „Goodwill-Überstunden“ ihrer Beschäftigten bauen. „Es wird höchste Zeit, das Fachkräfte-Loch zu stopfen, das die Corona-Pandemie noch vergrößert hat. Das klappt allerdings nur, wenn Hotels und Restaurants bereit sind, attraktive Löhne zu bezahlen. Perspektivisch muss der Gastro-Startlohn für eine Köchin oder einen Restaurantfachmann nach der Ausbildung bei 3.000 Euro pro Monat für einen Vollzeitjob liegen“, so Rainer Reißfelder. Dieses „Lohn-Ziel“ müsse die Gastro-Branche Schritt für Schritt erreichen. Nur dann werde es gelingen, junge Menschen für eine Ausbildung im Hotel oder Restaurant zu gewinnen.

„Fachkräfte-Schwund“ und 59 Prozent Mini-Jobber

Das Gastgewerbe erlebe gerade einen regelrechten „Fachkräfte-Schwund und Mini-Job-Schub“. Ob in der Küche, im Service, an der Hotelrezeption oder an der Bar: „Die Branche versucht, fehlende Fachkräfte immer häufiger durch angelernte Beschäftigte zu ersetzen“, berichtet der Geschäftsführer der NGG Oberpfalz. Mittlerweile seien 59 Prozent der Gastro-Beschäftigten im Kreis Eichstätt Mini-Jobber.

Der Fachkräfte-Mangel und eine faire Bezahlung in der Gastronomie, im Lebensmittelhandwerk und in der Ernährungsindustrie werden auch ein Schwerpunktthema auf dem Gewerkschaftstag der NGG Mitte November in Bremen sein, zu dem auch Bundeskanzler Olaf Scholz erwartet wird.

Quelle
NGG Region Oberpfalz
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