Eichstätt. – Der Begriff „Ära“ wird ja oft und beinahe inflationär gebraucht, wenn es um Verabschiedungen verdienter Persönlichkeiten geht. In diesem Fall ist er durchaus angebracht: Fast drei Jahrzehnte hat Wolfgang Brandl die Stadtwerke Eichstätt nicht nur geführt, sondern auch geprägt. Am 25. Oktober ist er im Rahmen eines Festaktes im Alten Stadttheater in Eichstätt auch offiziell verabschiedet worden, während Silvia Dollinger faktisch bereits seit Anfang Oktober seine Nachfolge angetreten hat und nun der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. „Ich bin dann mal weg“, sagte Brandl schmunzelnd am Ende seiner Rede – und verabschiedete sich damit sachlich und pragmatisch, wie er auch sein Amt ausgeübt hat. Und so war es auf seinen Wunsch eben auch zu einer ungewöhnlichen Uhrzeit.
„Schön, dass Sie heute Abend gekommen sind“, sagte Oberbürgermeister Josef Grienberger in seiner Festansprache – und das Licht ging aus im Festsaal. Damit hatte der OB die Lacher auf seiner Seite: Schließlich war es gerade kurz nach 10 Uhr vormittags – und zwar auf eigenen Wunsch des Protagonisten der Feier selbst: Wolfgang Brandl habe auch bei seiner eigenen Abschiedsfeier nichts dem Zufall überlassen und alles sorgfältig mitgeplant – und zwar für den Vormittag statt einer Abendveranstaltung. Zu viel Gefühlsduselei und Überschwang – das war wohl noch nie das Seine. Mit einem Fingerschnippen des OB ging das Licht dann auch wieder an – damit war auch symbolisch klar gemacht, worum es ging: Das, was so selbstverständlich sei, dass man gar nicht darüber nachdenke, das aber auch so notwendig sei, dass ohne gleich nichts mehr gehe – nicht einmal die Klospülung, wie Grienberger erst vor Kurzem Eichstätter Schülern erzählt habe, die ihn im Rathaus besichtigt hätten.
„Rekord an einstimmigen Entscheidungen im Stadtrat und Hauptausschuss“
„Für ihn zählt nur eines – Eichstätt“, so hatten es seine Mitarbeiter neben dem Stadtwerke-Logo auf der Leinwand hinter Brandl eingeblendet. „Und die Stadtwerke Eichstätt“, könnte man mit Blick auf Brandls Arbeitsmoral ergänzen. Anrufe und E-Mails zu jeder Tages- und Nachtzeit und am Wochenende seien nicht nur für einen OB Alltag, sondern auch für einen Stadtwerkechef. Und so habe er bei solchen Anfragen auch fast immer gleich am Wochenende eine Antwort bekommen, sagte Grienberger. Brandl sei nicht nur rund um die Uhr erreichbar und immer gut vorbereitet gewesen, er habe sich auch immer kritischen Stimmen in der Bevölkerung gestellt, so der OB. Demnach war Brandl so etwas wie der „Mister 100 Prozent“: Er halte wohl den „Rekord der einstimmigen Beschlüsse in Stadtrat und Hauptausschuss“ der Stadt, sagte Grienberger – ein größeres Lob gibt es für seine Arbeit wohl kaum, denn in seiner Amtsteit von rund drei Jahrzehnten waren viele, nicht immer einfache, weil oft kostenintensive Entscheidungen zu treffen.
Mehr als 100 Millionen Euro hätten die Stadtwerke unter ihm investiert – etwa in den Neubau des Inselbads, in die Stadtlinie, die Erschließung des Wasserwerks im Pfünzer Forst – und damit sogar außerhalb des Stadtgebiets, aber ganz besonders richtig und zukunftsweisend: Rund 1,2 Millionen Kubikmeter Wasser seien in der Amtszeit Brandls beispielsweise geflossen. Hinzu kam etwa der Neubau der Zentralkläranklage 2006, mit rund sieben Millionen Euro eines der größten Investitionsprojekte in der Geschichte der Stadt, aber auch vorausschauende Erneuerungsarbeiten in die eigene Infrastruktur wie Strom-, Wasser- oder Abwassernetze – alleine das Stromnetz umfasse rund 180 Kilometer, die immer wieder erneuert werden müssten. Die Stadtwerke stünden daher gut da.
Brandl über Dollinger: „Sie kann es“
Brandl selbst freute sich etwa auch über die frühen Investitionen in erneuerbare Heizwerke seines Hauses mit den Partnern in Eichstätt und die gute Zusammenarbeit in Verbänden wie dem Verband kommunaler Unternehmen. Er sei ein zielstrebiger und fordernder Chef gewesen, aber habe auch viel Freiraum gegeben und für einen guten Ruf der Belegschaft gesorgt, so Mitarbeitervertreterin Julia Wörlein, die ihm einen ganzen kleinen Bollerwagen mit Geschenken überreichte. Unermüdlich und mit hohem Anspruch, mit klarem, Stil, großem Erfahrungsschatz und dem richtigen Bauchgefühl habe Brandl immer „das Beste herausgeholt“, lobte Grienberger. Er habe ihn als meinungsstarken Partner erlebt und wolle auch gerne weiter auf seinen Rat zurückgreifen. „Die Zeit mit Ihnen war sehr wertvoll“, lobte auch Nachfolgerin Silvia Dollinger (41), die bereits seit April mit Brandl gemeinsam das kommunale Unternehmen führt. Die Stadtwerke befänden sich in „Zeiten des Wandels“. Die Energiewende etwa gehe man mit dem geplanten Nahwärmenetz an. Nach 28 Jahren und 304 Tagen mit Brandl an der Spitze will nun sie „die Ärmel hochkrempeln und gemeinsam die Herausforderungen angehen“. Brandls Fazit zu ihrer Einarbeitungszeit: „Sie kann es“ – in seiner nnachahmlich pragmatischen Art, in der er die Stadtwerke und damit auch die Stadt Eichstätt rund drei Jahrzehnte lang geprägt hat.
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