Eichstätt. – Eine Straße, die zum Verweilen einlädt: Das war – neben der Sanierung der Leitungen – eines der Ziele der Pfahlstraßen-Baustelle. Das ist zwar angesichts der engen Platzverhältnisse und der recthlichen Vorgaben nicht ganz einfach, aber eine Maßnahme soll Sitzflächen und Grün in der Stadt kombinieren: Zuletzt waren „Sitz- und Pflanzmöbel“ aufgestellt worden, die nun ganz besonders bepflanzt wurden.
Eine grünere Pfahlstraße – das war Wunsch der Bevölkerung und auch der Stadtverwaltung, der allerdings einige Tücken mit sich bringt. Zum einen ist die Straße recht schmal, muss aber neben dem PKW-, Fuß- und Rad-Verkehr unter anderem Parkplätze, Außenflächen vor Geschäften und barrierefreie Zu- und Übergänge unterbringen. Gleichzeitig müssen auf recht engem Raum alle Strom-, Gas-, Wasser- und Abwasserleitungen Platz finden. Deshalb war es zum Beispiel nicht möglich, weitere Bäume in die Erde zu pflanzen oder zum Beispiel Beete am und im Boden anzulegen – denn die nächste Gas- oder Stromleitung ist im Zweifel nicht weit.
Ein Hauch von „Hortus Eystettensis“
Eine gute Lösung waren deshalb sogenannte Sitz-Pflanzkombinationen, die Sitzgelegenheiten und mehr Grün in die Pfahlstraße bringen und dank Mitteln aus dem Sonderfonds EU-React beschafft werden konnten. Diese Fördergelder brachten aber einen sportlichen Zeitplan mit sich, sodass die Möbel bis Ende Juni aufgestellt werden mussten – mitten im Hochsommer, als an das Einsetzen von jungen Pflanzen nicht zu denken war. Das gab genug Zeit, sich ein ganz besonderes Pflanzkonzept zu überlegen. Dazu holte sich die Standortbeauftragte Beate Michel eine Expertin an ihre Seite. Wie bei den Blumenkübeln des „Hortus in der Stadt“-Projektes werden auch hier Stauden aus dem Eichstätter „Hortus Eystettensis“-Band mit eingepflanzt.
Nachhaltigkeit statt sofortiger Wow-Effekt
„Unkonventionelle Wege“ geht die Stadtgärtnerei in der Pfahlstraße, erzählt Anne Fröhlich, Fachbereichsleiterin für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Grünplanung für den Landkreis Eichstätt. Sie hat das neue Pflanzkonzept gemeinsam mit Michel entwickelt. Normalerweise wird bei innerstädtischen Beeten zum Beispiel zu Primeln, Veilchen oder Begonien gegriffen. Das ist zwar schön anzusehen – die Pflanzen selbst leben aber nicht lange und müssen zwei- bis dreimal im Jahr nachgepflanzt werden. Das macht viel Arbeit, kostet Zeit und Geld.
Wie die Stadt vor Kurzem mitgeteilt hat, lägen die Bauarbeiten im Eichstätter Nadelöhr im Zeitplan. Die Erneuerung der Hauptversorgungsleitungen – Erdgas, Wasser und Abwasser samt Hausanschlussleitungen – ist komplett abgeschlossen, die Pflasterarbeiten gingen los. Auch die provisorische Erdgas- und Wasser- Behelfsversorgung wurde zurückgebaut. „Insgesamt liegt das Bauvorhaben im Zeitplan“, freut sich der langjährige Stadtwerke-Chef Wolfgang Brandl, der inzwischen von Silvia Dollinger abgelöst wurde, die bereits seit April eingearbeitet wird. Bauabschnitt II und damit die gesamte Baumaßnahme sollen im Dezember 2023 abgeschlossen sein.
In der Pfahlstraße wachsen deshalb jetzt Bäume und Sträucher, die für Kübel geeignet sind, und Stauden, die Trockenheit gut abkönnen. Bekannte Kräuter wie Lavendel oder Katzenminze finden sich dort genauso wie Küchenschellen, Heiligenkraut und Wildastern. Der große Unterschied: Sie können in den Kübeln bleiben, auch über viele Jahre hinweg, selbst, wenn sie verblühen. „Damit sehen die Pflanzen nicht ganz so üppig aus, weil auch abgestorbene Teile eine Zeit lang in den Kübeln bleiben“, erklärt Fröhlich. Die spielen aber für das zukünftige Wachstum der Pflanzen eine Rolle und bieten auch weiterhin Nahrung und Unterschlupf für verschieden Kleintiere. Damit können an den Sitz-Pflanzkombinationen künftig nicht nur Menschen Rast finden, sondern auch Taubenschwänzchen, Zitronenfalter, Wild- und Honigbienen – und vielleicht auch der ein oder andere samenfressende Vogel.
„Scheinbare Unordung“ gewollt und „wichtig“
„Nachhaltig in der Grüngestaltung zu sein, bedeutet nicht nur, dass man Pflanzkonzepte umstellt, sondern auch, dass man die Beete anders wahrnimmt“, so Fröhlich. Eine scheinbare Unordnung von wuchernden oder abgeblühten Pflanzen sei aber ganz wichtig im natürlichen Kreislauf – und erfüllt eine ökologische Funktion. Dieser „unkonventionelle Weg“ in der Bepflanzung könne natürlich auch mit sich bringen, dass sich so manche Pflanze nicht wohlfühle und sich Lücken bildeten oder sich andere vielleicht zu sehr ausbreiteten.
Eine Bitte äußern aber sowohl Fröhlich als auch die Stadtgärtner noch: In der Vergangenheit wurden immer wieder Samenbomben in die Pflanzkübel der Stadt geworfen oder gar eigenmächtig Jungpflanzen eingepflanzt. Das kann den Pflanzen im Topf schaden. „Außerdem sollte es zur Selbstverständlichkeit gehören, dass Bierflaschen und Pappbecher nicht in Pflanzkübel gehören“, so Fröhlich.