Nassenfels. – Die Nassenfelser Kulturtage sind volljährig geworden“, stellte Lena Oginski von der Veranstaltungsleitung zur Eröffnung fest. Bereits seit 18 Jahren findet dieses kulturelle Highlight im romantischen Innenhof der Burg statt und hat noch nichts an Attraktivität verloren, wie man aus den Besucherzahlen ablesen kann. Dieses künstlerische Festival findet seit 2005 fast ununterbrochen jedes Jahr Anfang August statt. Das einmalige Ambiente der mittelalterlichen Wasserburg und die familiäre Atmosphäre bei den Veranstaltungen machten es zu einem „Kulturfestival mit Herz“.
Das abwechslungsreiche Programm mit Musik und Kabarett ist zwischenzeitlich im Landkreis ein Begriff und erwartetes Ereignis. Die Künstler und Akteure wurden immer sehr feinsinnig und ausgewogen ausgewählt mit musikalischen oder kabarettistischen Beiträgen. Immer war für jeden Geschmack und jeden Humor etwas dabei. In diesen Jahren wurden auch schon alle Wetterkapriolen erlebt, und auch die Störche waren mehr oder weniger interessiert an den lauschigen Klängen oder markigen Sprüchen.
Aktuell müssen die Besucher das fast kühle Klima mit eventuell überraschenden Umstürzen ertragen – das aber das Schlimmste ist ausgeblieben und die Stimmung war von Beginn an gut – inklusive Trotzreaktion gegen den Starkreden zum Finale beim Eröffnungskonzert. Den Auftakt machte heuer „Quadro Nuevo“, die oftmals durch eine Aneinanderreihung von bewussten Zwischentönen und „Disharmonien“ einen besonderen Kunstgenuss vermittelten. Sie gehören seit vielen Jahren zur festen und preisgekrönten Ausstattung des Festivals – bei Musikwettbeerben haben sie bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Gerade zum Ende wurden sie von einem wahren Regensturm heimgesucht, der allerdings die Aufführung nicht mehr beeinflusste und die hervorragende Stimmung der Besucher in keiner Weise trüben konnte.
Nach der bestuhlten Anfangsveranstaltung war den Besuchern des zweiten Tages mit „Oimara“ Freiraum zur rhythmischen Bewegung gegeben worden, um die Musik noch intensiver miterleben zu können. Mit ihrer „Tourrettungsmission“ heizten sie den Besuchern ordentlich ein. Entspannt und im geruhsamen Plastikstuhl, aber in höchst humorvoller Atmosphäre zog Rolf Miller in seiner typischen Bühnenfigur – lässig im abgetakelten Stuhl – das Publikum in seinen Bann mit seinem Programm „Wenn nicht wann, dann jetzt“. In oft lockerster odenwäldischer Mundart nahm er völlig unaufgeregt alle relevanten Themen der Gesellschaft mit oft abrupt endenden Sätzen in selbstgefälliger Stammtischmarnier aufs Korn.
Die größte körperliche Aktivität war das Anheben seiner Getränkeflasche, deren Inhalt zwischendurch die Sprachgewalt der Worte unterbrach. Nach dem er alle großen Themen der Menschheit abgearbeitet hatte und keine Fragen kamen, sagte er leise Servus. Gestern Abend war dann Christine Eixenberger Gast auf der traditiinsreichen Bühne im Burginnenhof, und am heutigen Sonntagabend gibt „Dreiviertelblut“ um 20 Uhr (Einlass: 18 Uhr) noch sein finales Gastspiel. Das Publikum will auch heute dem wechselhaften Wetter trotzen – schließlich ist es auch die Geburtstagsfeier zum „18-jährigen“ und die Kulturtage damit quasi volljährig. Hans-Peter Gabler