Kipfenberg. – „Legio Rapax – incedit per Barbaricum“ – „die Legion ist da, im Barbaricum“, so hallte es – frei übersetzt – dieser Tage über den Eingang zum Römer- und Bajuwarenmuseum in Kipfenberg. Eine Attraktion historischer Art machte dort Station: Vier Legionäre aus den ersten vier Jahrhunderten nach Christus marschierten im Rahmen eines abenteuerlichen und privaten Projektes entlang der Limesstraße und trafen dabei auf Kipfenberg.
Mit einem flotten Schritt und dem Limesmarsch auf den Lippen zogen sie in den Burghof ein. Als „fünfter Legionär“ befand sich Bürgermeister Christian Wagner in historischer Ausrüstung mit Kettenhemd bei der Truppe und begleitete sie von Gelbelsee aus zu Fuß. Er unterstützte das Thema im Hinblick auf die Geschichte des Marktes und des bevorstehenden Limesfestes in der Marktgemeinde mit seinem persönlichen Engagement.
750 Kilometer bis Rheinbrohl
Der Marsch ist für die Legionäre eine körperliche Herausforderung. Die Gruppe ist zu Fuß unterwegs und übernachtet in eigenen Zelten als Selbstversorger. Die Finanzierung dieses Abenteuers tragen sie selbst. Der Weg führt sie rund 750 Kilometer vom Römerkastell Abusina bei Neustadt bis zur Römerwelt Rheinbrohl. Ihre Kampf- und Marschausrüstung hat ein Gewicht von rund 35 Kilogramm. Bei einer Tagesleistung von 20 bis 30 Kilometer wollen sie in rund fünf Wochen am Ziel sein. Am 30. Juli sind sie gestartet und waren an diesem Tag am frühen Morgen vom ersten Etappenziel in Sandersdorf aufgebrochen. An den Zwischenzielen des Limesmarsches, der auch im Internet verfolgt werden kann, stellen sie sich den Fragen der dortigen Besucher und zeigen mittelalterliche Tätigkeiten wie Brot mahlen und backen oder Kampftechniken. Aufgrund der schlechten Witterung mussten die Vorführungen in Kipfenberg ausfallen.
Der 26-jährige Tommes Rute ist Trompetenlehrer und hatte sich das einmalige Abenteuer ausgedacht. Nach dreijähriger Planung war er nun mit seinen Kameraden in Abusina aufgebrochen. Er stammt aus der Oberpfalz und lebt heute im Saarland. Mit angesteckt hatte er damals Michel Höller, der ebenfalls aus der Oberpfalz stammt. Er wird im Verlaufe der Exkursion seinen 50. Geburtstag feiern – auf spartanische Weise, irgendwo auf einer Wiese, merkte er an. Beide interessierte die Geschichte schon immer. Die abenteuerliche Wanderung aber entstand eher zufällig. Zwei weitere Mitstreiter werden sie vorläufig begleiten. Es können am Weg immer Leute dazukommen und mitmarschieren, so die „Teilzeit-Legionäre“. Sie sollten nur historisch ausgestattet und sehr gut zu Fuß sein. Die allgemeine Ausrüstung aber wird in einem Begleitfahrzeug transportiert.
Im Museum in Kipfenberg erwartete die Gruppe auch der Vorsitzende des „Fördervereins Römer- und Bajuwarenmuseum“, Friedhelm Krüger. Er freute sich über die Aktion und die damit verbundene Aufmerksamkeit auf die Geschichte der Römer in der engen Verbindung zu Kipfenberg. Wie sie hinterher mit diese Aktion umgehen, ließen die Legionäre offen. Zuerst müssen wir ankommen“, stellten sie klar.
Zenturio Aelius Fortis (Josef Mederer) von der „Legion 3“ bereicherte die Aktion mit seinen selbstgebauten Pfeilgeschützen wie dem „Scorpio“ und einem fahrbaren Geschütz – der Manuballista. Seine Gruppe umfasst 18 Mitstreiter. Das Original der Legion war früher in Regensburg stationiert, und der Zenturio war maßgeblich am Umbau in Böhming und Pfünz beteiligt.
Der Marsch hat auch historische Vorbilder: In den 80er-Jahren marschierte der Münchner Historiker und Experimentalarchäologe mit exakt nachgebildeter Ausrüstung über die Alpen und auch am Limes entlang und veröffentlichte mehrere Bücher zu seinen Experimenten, unter anderem „Die Legionen des Augustus“. Hans-Peter Gabler