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Besonderer Stadtführer: „Eichstätt barrierefrei erleben“

Stadtführer für Menschen mit Beeinträchtigung im Gabrieli-Gymnasium vorgestellt

Eichstätt. – Einen barrierefreien Stadtführer haben Schülerinnen des Gabrieli-Gymnasiums in Eichstätt am Freitag vorgestellt. Ein Jahr lang hatten 15 Schülerinnen eines sogenannten „P-Seminars“, eines Praxis-Seminars mit außerschulischen Partnern zur Vorbereitung auf Studium und Berufsleben, daran gearbeitet. Rund 80 Menschen mit und ohne Behinderung freuten sich am Freitag in der Aula der Schule gemeinsam, dass es nun verschiedene Versionen dieses besonderen Stadtführers gibt: Neben einer Ausgabe in normaler Sprache mit einer Auflage von zunächst 150 Exemplaren haben die Schülerinnen eine in leichter Sprache mit ebenso vielen Ausgaben erstellt und zusätzlich eine Audioversion und Gebärdensprachvideos.

Barrierefrei begeistert: 15 Schülerinnen des Gabrieli-Gymnasiums sowie Verantwortliche aus der Stadt Eichstätt und der Caritas freuten sich darüber, dass der barrierefreie Stadtführer (Foto unten) nun vorgestellt werden konnte. Fotos: Caritas/Esser

„Inklusion ist ein wichtiges Thema, aber es ist noch nicht selbstverständlich. Wir wollten nachhaltig etwas verbessern“, so eine Schülerin zu Beginn einer Präsentation. Wir hoffen, dass Menschen mit Beeinträchtigungen nun unsere Stadt kennenlernen können und unser Stadtführer ihnen den Aufenthalt erleichtert“, so eine weitere Schülerin. Die jungen Frauen stellten bei der Zusammenkunft den gesamten Prozess der Entstehung des Produktes dar und dabei unter anderem zwei Hörproben über den Eichstätter Marktplatz: eine in normaler und eine in leichter Sprache.

Betroffene bedanken sich

Menschen mit Behinderung bedankten sich bei den Schülerinnen und allen, die das Projekt unterstützt haben: „Ich bin froh, dass es das jetzt gibt: zum Beispiel für den Fall, dass ich einmal Besuch von einer Person bekomme, die auch nichts sieht“, erklärte die sehbehinderte Angelika Scherupp. „Das ist ein tolles Projekt! Schön, dass auf der Homepage der Stadt Videos zu sehen sind, mithilfe derer man sich hier jetzt besser zurechtfinden kann“, meinte die taube Birgit Fehn, für die Gebärdensprachdolmetscherin Nadine Bauer sprach. „Das Projekt soll ein Anfang sein, das gerne weitergeführt werden darf“, findet Heidi Bamberger von der Offenen Behindertenarbeit (OBA) des Caritas-Zentrums St. Vinzenz in Ingolstadt. Sie hatte gemeinsam mit Katrin Wintergerst von der OBA der Caritas-Sozialstation Eichstätt die Erarbeitung des barrierefreien Stadtführers durch das P-Seminar von Lehrerin Nicole Christoph stark unterstützt. Schulleiter Christof Neumayr erklärte, alle Beteiligten hätten das Projekt „engagiert vorangetrieben, und das erfüllt uns mit Stolz“.

„Dieses Thema ist uns, der Stadtverwaltung und den Stadträtinnen und Stadträten, deshalb so wichtig, weil wir allen Menschen, gleich ob mit oder ohne Einschränkungen, dieselben Möglichkeiten anbieten möchten, unsere wunderschöne Stadt kennenzulernen, zu sehen und erfahren zu können“, erklärte Martina Edl in ihrer Ansprache. Die dritte Eichstätter Bürgermeisterin erinnerte daran, dass die Idee für diesen auf den Behindertenbeirat in der Stadt zurückgehe. Daraus sei zudem das Kooperationsprojekt mit dem P-Seminar des Gabrieli-Gymnasiums und der beiden Caritas-Einrichtungen für Offene Behindertenarbeit entstanden.

„Schritt in diese Richtung“ und „Kompliment für tolle Arbeit“

„Die Kosten für einen gedruckten Stadtführer, für die Übersetzung in leichte Sprache sowie für die Erstellung von Bild- und Audiodateien für die Online-Medien werden durch die Caritas, die Stadt Eichstätt und die Städtebaufördermittel von Bund und Land gemeinsam getragen“, informierte Martina Edl. Das Projekt wurde mit insgesamt rund 10.000 Euro je zur Hälfte durch die Stadt durch Fördergelder aus einem Projektfonds für Innenstadtbelebung sowie durch die Caritas Eichstätt finanziert. Die Stadt übernehme konkret etwa die Kosten für die Einbindung der barrierefreien Inhalte auf der Internetseite der Stadt. „Heute freut es mich ganz besonders und macht mich unglaublich stolz, dass es gelungen ist, dieses höchst anspruchsvolle Projekt zu realisieren“, so Edl in ihrer Ansprache. „Belegt es doch, dass Barrieren für Menschen mit Einschränkungen abgebaut werden können, wenn viele an einem Strang ziehen. Mit dem ‚Stadtführer für Menschen mit Behinderung – Eichstätt barrierefrei erleben‘ ist ein äußerst wichtiger Schritt in diese Richtung gelungen.“

Mit Blumen bedankten sich Schülerinnen des P-Seminars bei Heidi Bamberger, Nicole Christoph und Katrin Wintergerst (von rechts) für deren Unterstützung in dem Projekt.

Auch der stellvertretende Caritasdirektor, Andreas Steppberger, sprach den Schülerinnen „mein Kompliment für diese tolle Arbeit“ aus. Sie hätten innerhalb und außerhalb ihrer Seminarstunden in der Freizeit mit viel Fleiß etwas sozial Sinnvolles zustande gebracht. Er lobte insbesondere, dass die jungen Frauen in dem Projekt auch den Kontakt zu Betroffenen selbst gesucht hatten und mit Menschen mit Behinderung ins Gespräch gekommen sind. Die Schülerinnen hörten Erfahrungsberichte von Betroffenen, besuchten das Caritas-Zentrum St. Vinzenz und erkundeten gemeinsam mit Menschen mit Behinderung die Stadt. „Das ist aus meiner Sicht mindestens ebenso wichtig wie die inhaltliche Arbeit, die Sie geleistet haben. Denn damit haben Sie Inklusion deutlich erlebbar gemacht“, erklärte Steppberger. Er würdigte aber auch den Einsatz von Heidi Bamberger, Katrin Wintergerst und Nicole Christoph: „Auch Sie haben in dieser Zeit viel über Ihre normale Arbeit hinaus geleistet.“

Auch die Veranstaltung selbst war barrierefrei: Alle Wortbeiträge bei der Veranstaltung wurden von Gebärdensprachdolmetscherin Nadine Bauer für Menschen mit Beeinträchtigung übersetzt. Für die musikalische Umrahmung sorgte die Veeh-Harfengruppe des Caritas-Zentrums St. Vinzenz Ingolstadt.

Den barrierefreien Stadtführer gibt es auf der Internetseite der Stadt Eichstätt zum Download – oder EINFACH HIER KLICKEN!

 

Quelle
Caritasverband EichstättStadt Eichstätt
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