Eichstätt. – „#EICHSTÄTTBLEIBTDRIN“ – so steht es auf den Online-Posts der letzten Tage in den sozialen Medien und auf der Hompage des VfB Eichstätt. Damit es mit dem Klassenerhalt aber wirklich klappt, helfen keine digitalen Hashtags und Werbebotschaften – es braucht im realen Leben Punkte. Und die soll nun der neue Trainer Jürgen Steib mit seinem Team einfahren. Allerdings wartet zum Start in das „Trio finale“ der letzten drei Spiele keine ganz leichte Aufgabe: Morgen um 14 Uhr müssen die Grünweißen im Rosenaustadion beim FC Augsburg II antreten.
Die „Steib-Elf“ – das klingt einerseits nach achteinhalb Kalenderjahren und – wenn man ein abgebrochenes Coronajahr wegrechnet – siebeneinhalb Fußballjahren, in denen ununterbrochen Markus Mattes an der Außenlinie stand und sein Team coachte, noch ungewöhnlich. Irgendwie aber auch vertraut – schließlich war Jürgen Steib ja 2010 bis 2015 schon einmal als Mattes‘ Vorgänger in dieser Position tätig. Mattes sprang damals erst ein, als Steib in der Winterpause den VfB unerwartet zum TSV Rain verließ und so ein neuer Trainer gefunden werden musste, den man im damaligen Bezirksligatrainer Markus Mattes in Rohrbach fand. Nun ist es umgekehrt.
Seit seinem Rücktritt am Montag, der nach einem Krisengespräch mit Abteilungsführung und sportlicher Leitung am Montag erfolgte, war beim VfB klar, dass man natürlich eine schnelle Lösung finden musste – am besten einen Trainer mit „Stallgeruch“, der also den Verein kennt, sowie einen, der auch psychologisch entsprechend in der Lage ist, eine zweifelnde Mannschaft nach vier Niederlagen in Folge wieder aufzurichten und ihr für die letzten drei Saisonspiele die nötige Sicherheit und Überzeugung mitzugeben. Und natürlich einen solchen, der auch sofort verfügbar und bereit war, eben nur für die wenigen Spiele im Saisonfinale auszuhelfen. Denn im Sommer übernimmt ja bekanntlich Dominic Rühl, der aktuell den TSV Neumarkt in der Bayernliga betreut, das Traineramt beim Eichstätter Fußballprimus – und zwar am liebsten eben nicht in der Bayerliga, sondern in der Regionalliga.
Neben anderen Angeboten und Gedankenspielen fiel dabei natürlich auch sofort der Name von Mattes‘ Vorgänger, der aktuell die Jugend bei der DJK Limes 09 betreut, sonst in den letzten Jahren aber seit mehreren Jahren nicht mehr als Übungsleiter im ambitionierten Fußball aktiv war – aber als ehemaliger Trainer und Ausbilder bei der Eichstätter Bereitschaftspolizei sowohl den Verein, als auch die psychologischen Tricks kennt, die es in schwierigen Situationen wohl braucht. Er weiß auch aus eigener Erfahrung, was Abstiegskampf beim VfB Eichstätt bedeutet. Nachdem Steib also in einem Gespräch am Dienstagvormittag seine Bereitschaft signalisiert hatte, war man sich sofort einig, sagt Sportvorstand Marco Schiebel, der fest überzeugt ist, mit Steib die bestmögliche Lösung gefunden zu haben.
Kleinerer Kader, Fries für mehr Ruhe am Ball?
Und so stand der Neue am Dienstagabend und gestern bereits mit der Mannschaft auf dem Trainingsplatz und hat erst einmal den Kader verkleinert – von fast zwei Dutzend Spielern dem Vernehmen nach auf knapp unter 20. Die Mannschaft soll enger zusammenrücken und eine Einheit bilden, so wohl die Botschaft. Zudem will er versuchen, gerade erfahrene Spieler wie Fabian Eberle mitzunehmen und mit Jonas Fries, der der Mannschaft – auch angesichts des Fehlens des Gelb-Rot-gesperrten Sebastian Graßl – als neuer Mann im defensiven Mittelfeld wieder mehr Ruhe am Ball und Spielstärke zurückgeben soll, für die Fries vor seinen zahlreichen schweren Verletzungen der letzten Jahre gestanden hatte.
Die spielerischen Elemente und die Leichtigkeit hat man lange Zeit ein wenig vermisst beim VfB, der zuletzt viel über lange Bälle und Läufe über die Außenbahnen operiert hatte. Keine ganz einfache Aufgabe, das nun neu auszubalancieren – schließlich hatte Mattes auch über Jahre erfolgreich auf seine Taktik gesetzt und auch im Interview mit Ei-live und dem Eichstätter Journal immer wieder betont, dass man eben schon aufgrund der individuellen Fähigkeiten spielerisch nicht mit allen Teams mithalten könne.
Schon zehn Siege gegen Augsburg II
Gerade die für gewöhnlich spielerisch gut ausgebildeten Zweitvertretungen der Bundesligateams, wie eben gegen den FC Augsburg II, hat man oft durch gutes Pressing, Körperlichkeit, Standardstärke und unbedingten Siegeswillen und die dafür nötige Überzeugung die Spiele für sich entschieden. All das wird man auch morgen gegen das Team von Tobias Strobl brauchen – und damit ebenfalls keinen Unbekannten an der gegnerischen Außenlinie. Schließlich stammt der aus Hepberg und war neben seinen Engagements in Schweinfurt und nun eben in Augsburg auch bereits in der Region unter anderem beim FC Ingolstadt II als Spieler und Trainer tätig. Mit seinem jungen Team holte der junge Fußballfanatiker, der erst vor Kurzem seine Profi-Fußballlehrerlizenz erfolgreich absolviert hat, zuletzt drei Siege und hat mit 48 Punkten den Klassenerhalt bereits fast sicher.
Haubner und Golla wieder einsatzfähig
Mit 72 eigenen Treffern gehört sein Team zu den offensivstärksten, hat aber auch bereits 62 Treffer kassiert – und damit fast so viele wie der VfB selbst (Torverhältnis: 59:65). Neben der defensiven Anfälligkeit macht dewm VfB auch ein Blick auf die Statistik Hoffnung: Schließlich „liegen“ die Augsburger demnach dem VfB: Zehn Siege, zwei Unentschieden und drei Niederlagen gab es in den 15 Pflichtspielen gegen die Fuggerstädter bisher. Die Statistik wird Jürgen Steib aber herzlich egal sein. In der aktuellen Situation helfen nur die Punkte. Vier Punkte liegt man vor dem direkten Abstiegsplatz, ebenfalls vier hinter dem ersten Nichtabstiegsplatz. Neben Fries dürften auch die zuletzt Gelbgesperrten Johannes Golla und Daniel Haubner wieder in den Kader und auch in die Startel zurückkehren. Man darf also gespannt sein, wie sich der VfB im altehrwürdigen Rosenaustadion präsentiert.