Eichstätt. – Es ist ein weiterer kleines Puzzleteil auf dem Weg zu einer erneuerbaren Zukunft: Im Rahmen ihrer Klimaschutzinitiative baut die Diözese Eichstätt ihre regenerativen Energieerzeugungsanlagen weiter aus und hat mitten in der Coronazeit Ende 2021 nicht nur ihr neues, hochmodernes Rechenzentrum, sondern auch eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach in Betrieb genommen – die nun auch offiziell vorgestellt wurde und von den Stadtwerken Eichstätt gefördert wird. Gleichzeitig gab es dabei auch Einblicke in eines der bestgesicherten „Geheimnisse“ des Bistums: das neue IT-Herzstück, das weit mehr ist, als „nur“ ein Datenmekka für die eigene Diözese.
Es blinkt und leuchtet rhythmisch hinter den mehrfach durch Sicherheitstüren abgetrennten, mit Lochblechen verblendeten und sicher verschlossenen Datenschränken. Nun ja, im Zusammenhang mit dem Rechenzentrum des katholischen Bistums von einem „Datenmekka“ zu sprechen, ist vielleicht sprachlich gewagt – aber im übertragenen Sinne auch richtig: Denn hier läuft ein Großteil der Daten des gesamten Bistums zusammen – und nicht nur des Bistums, sondern auch weit darüber hinaus, wie Robert Bittl, Leiter der Abteilung IT-Management des Bischöflichen Ordinariats erklärt: Bis zu 17 Diözesen aus Deutschland und auch aus Österreich könnten – zum Teil fest, zum Teil auch flexibel und nur bei Bedarf – die Rechenkapazität des neuen IT-Knotenpunktes nutzen. Der war bereits 2021 in einer aufwendigen Aktion mit Schwerlastkran und Feuerwehreinsatz errichtet und Ende 2021 in Betrieb genommen worden – allerdings ohne große Feierstunde.
Und zwar nicht nur wegen Corona. Es gehe vielmehr auch um ein ganz und gar irdisches Thema: Datensicherheit. Das Rechenzentrum ist nach strengen Regeln in Sachen IT-Sicherheit zertifiziert. Es verfügt nicht nur über eine eigene Notstromversorgung, eine moderne Kühlung und Feuerlöschanlage, die im Falle eines Brandes sofort mit moderner Gastechnik löschen würde, sondern in allen Bereichen auch über redundante Systeme. Das heißt, das alles mindestens doppelt abgesichert ist. Es gibt genaue Zugangsregeln und Sicherheitsmaßnahmen. Fotografieren ist normalerweise verboten. Man darf das unscheinbare mit Holzverkleidung umgebene containerartige Gebäude nur mit Überziehschuhen betreten – vor allem aber nur mit entsprechender Berechtigung. Noch viel wichtiger als diese sichtbaren Sicherheitsmaßnahmen wie Zahlen- und Codeschlüssel sind die inneren, die digitalen Schutzmaßnahmen.
Krypto-Erpressung des Caritas-Verbands München als mahnendes Beispiel
Die sind auch nötig, davon ist Bittl überzeugt. Denn wie alle anderen Unternehmen mit Internetanschluss auch, sind auch die IT-Systeme kirchlicher Einrichtungen bedroht – wie nicht nur ihm zuletzt etwa das Beispiel des Caritas-Verbands München und Oberbayern gezeigt hat: Im September letzten Jahres war es dort zu einer Art digitalem „Super-GAU“ gekommen: Hacker hätten sich über eine Phishing-Mail Zugang zum IT-System verschafft, eine Schadsoftware installiert und sich dann immer weiter vorgearbeitet und schließlich die Daten verschlüsselt und den Verband erpresst, weiß auch Bittl, der sich natürlich über den Fall genau informiert hat.
Das Ziel ist Profit: Einen „höheren Betrag in Krypto-Währung“ solle man bezahlen, heißt es aus damaligen Medienberichten. Da gehe es um hohe Summen, weiß Bittl: Die digitalen Angreifer wüssten oft genau über Umsatzzahlen Bescheid und würde ihre Forderungen entsprechend anpassen: Je nach Größe geht es da schnell um Millionenbeträge. Zahlen wollte man das Ganze in München dann doch nicht. Allerdings kämpfe der Caritasverband auch immer noch mit den Folgen, wie Bittl weiß. „Das hat uns gezeigt, dass wir hier auch noch mehr machen müssen“, erklärt der IT-Experte. Auch wenn es natürlich auch eine Art Rückfall-System gibt, das im Ernstfall zusätzlich die Daten schützen würde – ganz sicher kann man sich nie sein. Und so will man alles tun, damit es der kleinsten deutschen Diözese eben nicht so geht wie dem größten Wohlfahrtsverband Oberbayerns.
Rund 600.000 Institutionen angeschlossen
Das Eichstätter Rechenzentrum allerdings reiche über digitale Verbindungen weit über die eigenen Grenzen der Diözese mit ihren rund 40.000 Usern hinaus, wie Bittl erklärt. Rund 6.000 kirchliche Einrichtungen von Pfarreien, Kirchenstiftungen oder Verbänden und anderen Einrichtungen könnten den Eichstätter Serverpark nutzen. Der ersetzt – nach der 80:20-Regel, wie Bittl sagt – eben nur zu rund vier Fünfteln das alte Rechenzentrum der Diözese, das zusätzlich noch im Einsatz sei. Seit der Einrichtung 1975 habe sich in Sachen IT unendlich vieles verändert – nicht nur technisch, sondern auch in Sachen Energieversorgung. Damals habe es noch massive Computer und ganz schlichte IT-Systeme mit Lochkartensystemen und anderem mehr gegeben, erzählt Bittl – und seine beiden Mitarbeiter Adrian Schiebel und Christian Stark, die hier für Netzwerk und Datencenter sowie IT-Systeme zuständig sind, schmunzeln. Die alten Systeme hat er aufbewahrt und zeigt sie ab und zu den jungen Kollegen, damit sie wissen, das auch IT-Systeme vergänglich und Kinder ihrer Zeit sind.
Auf dem Dach des neuen Rechenzentrums befindet sich die neue Photovoltaikanlage – natürlich angesichts der begrenzten Fläche mit ebenso eingeschränkter Leistung, aber dennoch mehr als ein Zeichen, sondern auch ein weiterer Baustein auf dem Weg zu einer vollständig klimaneutralen Energieversorgung. Wie die Stadt und der Landkreis Eichstätt will auch die Diözese Eichstätt bis spätestens 2035 klimaneutral sein – und geht dafür trotz vieler Herausforderungen in der Haushaltsplanung und Sparzwang weitere Schritte. Ein solcher ist auch die neue PV-Anlage auf dem Dach des Rechenzentrums. Die Anlage mit einer elektrischen Leistung von 15 Kilowatt produziert jährlich rund 13.800 Kilowattstunden regenerativ erzeugten Strom und führe damit gegenüber dem deutschen Strommix zu einer jährlichen CO2-Ersparnis von rund 7,5 Tonnen, so haben es die Stadtwerke Eichstätt errechnet. Für das Rechenzentrum mit seinen gewaltigen Datenmengen reicht das natürlich bei Weitem nicht aus: Der erzeugte Strom reiche in etwa „für einen halben Monat“, so Christian Stark – kein Wunder: Schließlich zählen Rechenzentren zu den besonders energieintensiven Bereichen eines Unternehmens.
Zertifizierung nach „Grüner Strom“-Energie-Gütesiegel
Aber auch die restliche Energie des Bistums kommt aus erneuerbaren Quellen. Die Stadtwerke Eichstätt haben sich dafür extra nach den strengen Vorgaben des „Grüner Strom“-Energie-Gütesiegels zertifizieren zu lassen, wie der Eichstätter Stadtwerkechef Wolfgang Brandl sagt, der gemeinsam mit seiner Nachfolgerin Silvia Dollinger gekommen ist, um einen Förderscheck zu überreichen: Die Stadtwerke Eichstätt Versorgungs-GmbH, die die Liegenschaften der Diözese über ihr Ökostromangebot Eichstätt regenerativ versorgt, hat sich entschlossen, die Neuerrichtung der PV-Anlage mit einem Investitionszuschuss in Höhe von 3.200 Euro zu fördern. Der Investitionskostenzuschuss wird über einen Aufschlag auf den Energiepreis in Höhe von 0,2 Cent je Kilowattstunde finanziert, der nach den Zertifizierungsrichtlinien des „Grüner Strom Label e.V.“ für Energieeffizienzmaßnahmen oder für den Zubau regenerativer Energieerzeugungsanlagen zu verwenden ist – wirkt also auch weiterhin nachhaltig.
„Die Errichtung der PV-Anlage durch die Diözese ist eine Investition, die sich im Zeichen der Energiewende und Nachhaltigkeit passgenau in die Vorgaben unseres Ökostromangebots einfügt und für eine enge regionale Kooperation steht, die wir mit der Diözese Eichstätt nunmehr bereits seit dem Jahr 2016 pflegen dürfen“, führt Brandl an. Und auch beim Bistum freut man sich über die lokale Kooperation in Sachen nachhaltigem Hightech: „Das Bistum Eichstätt hat sich ja schon im Jahr 2013 das Ziel gesetzt, die CO2-Belastung des Bistums zu reduzieren beziehungsweise bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu werden“, betont der Amtschef des Bistums Eichstätt, Thomas Schäfers. „Ein wichtiger Hebel zur Zielerreichung ist der Einkauf von Ökostrom, der einen wirklichen Beitrag zur Energiewende leistet, wie es das Grüner Strom Label garantiert. Dass diese Ökostromqualität von den Stadtwerken Eichstätt geliefert wird, freut mich persönlich ganz besonders, fördert es doch regionale Wirtschaftskreisläufe“.
Weitere Maßnahmen geplant
Die Förderung der PV-Anlage dokumentiert nun auch ein Hinweisschild, das im Eingangsbereich der Anlage angebracht wurde. Dieses Schild setze auch ein dauerhaftes Zeichen dafür, dass es für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende zwingend erforderlich sei, die Stromerzeugung durch PV-Anlagen „auf die Überholspur zu bringen“, heißt es von Seiten der Projektpartner – sehr zur Freude von Lisa Amon, der Umweltbeauftragten der Diözese. Zudem planten die Stadtwerke Eichstätt auch künftig eine noch engere Zusammenarbeit mit dem kirchlichen Partner, wie beide Seiten heute betonten. Beispielsweise soll nur wenige Meter entfernt das Herzstück des neuen Nahwärmenetzes für die Eichstätter Innenstadt entstehen, das im Bereich der Wärmeenergie gerade im Bereich der historischen Gebäude in der Eichstätter Innenstadt Zeichen setzen soll. Und auch in Sachen Sonnenstrom könne sich jetzt noch mehr tun: Neue Regelungen ermöglichten nun, die regenerative Energieerzeugung auch gegenüber dem Denkmalschutz einfacher zu installieren, wie Thomas Schäfers betont. Es werde sich also – trotz der angespannten Kostensituation – noch mehr bewegen in Sachen erneuerbarer Energieerzeugung – und in Sachen Datenschutz im neuen Hightech-Rechenzentrum. Stephan Zengerle