Eichstätt. – „Jugendbürgerversammung 2.0“ hieß es gestern Abend im Foyer des Alten Stadttheaters Eichstätt. Nach der Premiere im vergangenen Jahr fand das Forum, bei dem Jugendliche ins Gespräch mit der Stadtspitze und dem Haus der Jugend treten können, zum zweiten Mal statt. Das Interesse allerdings hielt sich diesmal in Grenzen. Das könne auch daran liegen, dass es eben auch sonst genügend Möglichkeiten gebe, mit den entsprechenden Personen zu sprechen, hieß es. Die Themen waren dennoch vielfältig.
Er freue sich, dass sich zum Beispiel so viele Jugendliche an der Aktion „Umweltschutzhelden“ beteiligt hatten und fleißig Müll gesammelt hatten, lobte der Eichstätter Oberbürgermeister Josef Grienberger. Schön sei auch, dass mehrere Jugendliche zum Teil gemeinsam mit ihren Eltern die Möglichkeit genutzt hätten, im Rahmen der Bürgersprechstunde zu ihm zu kommen, um ihre Anliegen zu besprechen, so Oberbürgermeister Josef Grienberger. Das Angebot hatte nicht nur er bei der Premiere der Jugendbürgerversammlung im April 2022 gemacht, sondern auch Klaus Bittlmayer und Fred Pfaller als Jugendbeauftragte des Stadtrates und Jugendhausleiter (Juze) und Stadtjugendpfleger Bernd Zengerle sowie Nicole Balzer, Pädagogin im Haus der Jugend – und es gelte selbstverständlich auch weiter, so alle Beteiligten auch gestern.
Sporthalle Schottenau bald wieder nutzbar?
Vielleicht lag es auch daran, dass das Interesse gestern eben nicht so groß war: Nur drei Jugendliche fanden den Weg in das Foyer des Alten Stadttheaters in Eichstätt. Der 16-jährige David Bercea wollte zum Beispiel wissen, wann er und die anderen Schüler des Willibald-Gymnasiums endlich wieder die Sporthalle der Schottenau nutzen könnten, die derzeit noch als Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge fungiert. Derzeit müssen er und die anderen Schüler für den Sportunterricht auf andere Turnhallen ausweichen. Derzeit würde eine Containeranlage im Preither Gewerbegebiet errichtet, sodass die Sporthalle seines Wissens nach Pfingsten wieder genutzt werden könne, so Grienberger. Auch anderswo gebe es Pläne, hier sei aber der Landkreis zuständig, so der OB.
Interessiert zeigte er sich auch an einer Teilnahme an dem Juze-Projekt „Kampfomaten“. Dabei treten verschiedene Teams mit ihren selbstkonstruierten Robotern gegeneinander an. Es gehe dabei nicht um martialische Kämpfe, sondern um den Spaß am Wettbewerb, auch um Konfliktlösung, vor allem aber darum selbst mithilfe von einfachen Einplatinenrechnern solche Roboter selbst zu konstruieren, so Zengerle, der gemeinsam mit Nicole Balzer verschiedene Projekte des Juze vorstellte.
„Upcycling“ und Jugendaustausch
Das Juze habe zum Beispiel auch Kanus angeschafft und sei im Rahmen der Städtepartnerschaft im Austausch mit Jugendlichen in Montegalda, so Balzer. Nach einem Besuch Eichstätter Jugendlicher in Italien werde zum Eichstätter Altstadtfest wieder eine Gruppe italienischer Jugendlicher erwartet. Sehr erfolgreich sei auch das Projekt „Upcycling“, bei dem man gemeinsam mit der Stadt inzwischen rund 30 alte, herrenlose Fahrräder wieder repariert und Jugendlichen zur Verfügung gestellt hatte, so Zengerle. Zudem habe man inzwischen eine Siebdruckmaschine angeschafft, mit der die Jugendlichen selbst T-Shirts nach ihren Wünschen bedrucken können – zum Beispiel mit dem „Tag“, dem Schritzug „072“, der für das Ende der Eichstätter Postleitzahl stehe. Auch der OB stellte kurz verschiedene Aktivitäten der Stadt zur Unterstützung Jugendlicher vor, etwa das Ferienprogramm, die Jugendförderung oder die Skateplatzerweiterung, die bereits laufe – eines der zentralen Themen bei der ersten Jugendbürgerversammlung im letzten Jahr.
Vielleicht liege das auch daran, dass sich die meisten der Anregungen, die bei der Premiere vor einem Jahr angesprochen worden waren, auch nicht mehr so relevant oder bereits in Umsetzung seien, mutmaßten auch die Anwesenden. Damals waren rund zwei Dutzend Gäste und Jugendliche gekommen, um hauptsächlich über die Erweiterung des Skaterparks oder Feiermöglichkeiten für Jugendliche zu sprechen – damals zwei Schwerpunkte der Veranstaltung. Die Erweiterung des Skaterparks ist inzwischen bereits einige Schritte weiter: Bei einem gemeinsamen Ortstermin hatten OB und Vertreter des Stadtrats und des Bauamtes sowie des Stadtrats sich Ende 2022 gemeinsam mit Vertretern der Skater vor Ort getroffen und die Situation dort besprochen. Derzeit wartet die Stadt noch auf einen Plan, den die Jugendlichen und ihre Vertreter derzeit ausarbeiten, der in etwa ihre Vorstellungen zur Gestaltung des Areals enthalten soll.
„Promilleguards“, „Abenteuerspielplätze oder „Kiezfeste“
Bei den Feiermöglichkeiten dagegen gibt es wohl keine einfach Lösung. Der Jugendliche Ahmed Maatouk etwa sprach gestern das Thema erneut an. Die Stadt verfüge aktuell aber kaum über passende Räume, wolle auch nicht als Veranstalter oder Vermieter auftreten, so Grienberger, der ebenso wie Jugendhausleiter Zengerle darauf verwies, dass das große Problem die Betreuung sei. Vor Jahren habe man das Jugendhaus regelmäßig an Jugendliche vermietet und auch „Partyguides“ ausgebildet, die die Feiern betreuen und auf die Einhaltung der Regeln achten sollten – harter Alkohol zum Beispiel sei tabu. Das Konzept aber habe manchmal nicht funktioniert: Nach Beschwerden von Anwohnern habe man das vorerst unterbunden. Dennoch gebe es weiterhin die Möglichkeit, für erwachsene Jugendliche, anzufragen, dann werde das Ganze mit der Leitung und dem Jugendhausrat geprüft.
Von den Problemen bei den Feiern im Hofgarten in der Coronazeit und der Konfrontationen mit der Polizei – letztes Jahr noch ein großes Thema – war gestern nichts zu hören. Die Situation habe sich entspannt, meinten alle Anwesenden auf Anfrage von Ei-live. Zudem werde man auch rund um die Abschlussfeiern der Schulen und das Altstadtfest wieder in Kooperation mit verschiedenen Organisationen mit einer Art „Promilleguards“ unterwegs sein und mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen und präventiv tätig sein. Zudem werde man wieder mobile Toiletten an der Seminarwiese aufstellen und sei mit den Jugendlichen im Gespräch, die bereits im letzten Jahr auch selbst nach den Abschlussfeiern freiwillig aufgeräumt hätten, so Zengerle.
Die Gastronomie insgesamt habe auch in Nach-Coronazeiten große Probleme, sagte Fred Pfaller nicht nur mit Blick auf Partyräume, sondern auch zum Beispiel auf das „Dasda“ als Diskothek oder das Open Air am Berg, das im letzten Jahr ja auch gerade noch durch einen öffentlichen Aufruf gerettet worden war. Ein weiteres Thema aus dem letzten Jahr sei bereits in Arbeit: Die Jugendlichen hätten sich mehr „Abenteuerspielplätze“ gewünscht. Da entstehe derzeit nicht nur der Spielplatz an der Altmühlaue, für den gerade die Bauarbeiten begonnen haben, so der OB. Es laufe auch eine Analyse der Spielplätze in der Stadt, wo man auch über eine attraktivere Gestaltung auch als Treffpunkte für Jugendliche nachdenke, so Zengerle. Zudem wolle man in den Stadtteilen auch kulturelle, altersübergreifende „Sprengelfeste“ anbieten, eine Art „Stadtteil-“ oder „Kiezfest“. Die Premiere werde möglicherweise in der Eichendorfstraße stattfinden, so der Stadtjugendpfleger.
„Luft raus“ bei manchen Jugendlichen
Auch der mangelnde Andrang der Jugendlichen selbst war Thema: In Zukunft wolle man vielleicht auch einmal andere Orte und Uhrzeiten für die Jugendbürgerversammlung ausprobieren, so eine der Überlegungen angesichts des geringen Besuchs gestern. Das begrüßten auch die Jugendlichen wie David Bercea oder Julika Noack, die sich selbst im Jugendhausrat engagiert. Es gebe durchaus Probleme und Sorgen der Jugendlichen – nicht nur als Coronafolge – meint die junge Frau, die sich auch bei „Fridays for Future“ engagiert. Auch hier sei gerade ein wenig die Luft heraus. Aber das könne sich auch schnell wieder ändern, so die Jugendlichen und die Jugendhausvertreter. Vielleicht ist es gerade auch nur das schlechte Wetter oder die Abschlussprüfungen in der Schule. Viele Jugendliche hätten gerade auch vielleicht genug mit sich selbst zu tun. Jugend ist ohnehin immer in Bewegung. Und so will man auch an dem Veranstaltungsformat festhalten – auch wenn gestern doppelt so viele Erwachsene da waren, die sich um die Probleme der Jugendlichen kümmern wollten, als Jugendliche selbst.
„Wall of Fame“, Akkufish und „Burgbergbank“: Erste Jugendbürgerversammlung