LebenSportTopthema

Mit Taktik verzockt? VfB verliert mit 3:0 bei Türkgücü München

VfB enttäuscht in erster Halbzeit, und ist nach 0:3-Pleite wieder mitten im Abstiegskampf

Eichstätt. – Der Schuss ist nach hinten losgegangen. Mit einer neu formierten Fünferkette und einer ebenfalls defensiv ausgerichteten Dreierreihe davor wollte VfB-Trainer Markus Mattes heute beim Gastspiel in Heimstetten, wo Türkgücü München seine Heimspiele austrägt, seine Defensive stärken und den Münchnern wohl den Zahn ziehen, um dann selbst in Kontersituationen zu kommen. Das aber klappte allenfalls über die ersten 20 Minuten. Stattdessen verlor die Mattes-Elf spätestens dann völlig den Faden und lag zur Halbzeit nach einer heute blutleeren Vorstellung bereits verdient mit 2:0 zurück.

Musste heute zur Halbzeit raus: Florian Lamprecht, der mit dem VfB heute 3:0 gegen Türkgücü München unterlag. Fotos: Traub

Als durchaus ungewöhnlich darf man die Aufstellung des VfB Eichstätt im heutigen Auswärtsspiel bei Türkgücü München bezeichnen. Neben dem erzwungenen Wechsel von Daniel Haubner, der wegen der Roten Karte im Spiel in Ansbach vor einer Woche heute gesperrt war, wechselte Trainer Markus Mattes auch auf anderen Positionen sein Team gehörig durch: Mittelfeldmotor Sebastian Graßl und Rechtsverteidiger Johannes Golla – beide sonst eigentlich gesetzt – mussten ebenso auf der Bank Platz nehmen wie Flügelflitzer Julian Kügel oder Timo Meixner. Luca Trslic, sonst oft solider Rückhalt in der Abwehrkette, rückte ins Mittelfeld vor, Johannes Fiedler, der in dieser Saison bisher kaum eine Rolle gespielt hatte, rückte ins defensive Mittelfeld vor die Abwehr, Jonas Halbmeyer dagegen blieb weiter draußen. Statt Viererkette trat der Eichstätter Regionalligist mit durchgewürfelter Dreierkette aus Emanuel Gstettner, Markus Waffler und Alexander Moratz an. Außen verstärkten Florian Lamprecht und Dominik Wolfsteiner meist als Fünferkette die Flügel. Offensichtlich war die Idee, aus gesicherter Defensive heraus über Fabian Eberle und Tobias Stoßberger im Sturm zu kontern.

Der Schuss aber ging in der ersten Hälfte nach schwacher Anfangsphase gehörig nach hinten los: Nach einem verhaltenen Auftakt hatte Türkgücü nach zehn Minuten durch Maximilian Berwein die erste Schusschance, letztlich aber noch ohne Gefahr. Beinahe im Gegenzug eroberte Federl dann den Ball gegen Christoph Rech, kam aber nicht mehr vor Torhüter Johann Hipper an den Ball, sondern traf nur noch leicht den Schlussmann, der sofort auf Federl losging. Doch die Aufregung war bald verflogen und das Spiel selbst blieb auch in der Folgezeit zunächst einmal alles andere als aufregend.

Herrliches Hackentor zur Münchner Führung

In einer schwachen Partie blieben echte Torchancen zunächst Mangelware. Es dauerte bis zur 20. Minute ehe die Gastgeber wieder einen Hauch von Gefahr ausstrahlten: Nach einer Flanke aber traf ein Türkücü-Spieler den Ball nicht richtig und Junghan hatte überhaupt keine Mühe. So waren es die beiden Offensivakteure der Münchner, die den Unterschied machten: Erst war es Maximilian Berwein, der zunächst mit seinem feinen linken Fuß einen Freistoß aus 20 Metern flach knapp neben den rechten Pfosten setzte (28.), ehe kurz darauf erneut Berwein nach einer Flanke von der linken Seite und Kopfballverlängerung im Strafraum an den Ball kam und ihn herrlich und gefühlvoll direkt aus der Luft über seinen Gegenspieler und Felix Junghan im VfB-Tor hob – allerdings auch auf die Latte (29.). Das Tor fiel dennoch eine Minute später, als sich Türkgücü erneut viel zu leicht über die rechte Seite durchsetzen und flanken konnte, wo Yannick Woudstra zur Stelle war und den Ball herrlich mit der Hacke ins lange Eck verlängerte (30.): 1:0.

Türkgücü spielte weiter an, ohne groß zu glänzen, während der VfB Eichstätt in der ersten Hälfte praktisch nicht stattfand und eher spielte, als ginge es wie beim Gegner, der sich als Tabellensechster aktuell im Niemandsland der Tabelle befindet, um nichts mehr. Und so fiel folgerichtig auch das 2:0 – und zwar fast als Kopie des ersten Treffers: Wieder setzten sich die rotweißen Münchner über die rechte Seite durch, Flachpass in die Mitte und Maximilian Berwein hatte überhaupt keine Mühe, den Ball per feinem Kontakt ins lange Eck abzulegen (44.). Eine bittere erste Hälfte für die eigentlich mit sieben Punkten aus den ersten drei Spielen gut ins neue Jahr gestarteten Eichstätter. Abstiegskampf sieht jedenfalls anders aus.

Wenig zu lachen hatte VfB-Cheftrainer Markus Mattes nicht nur letzte Woche bei der 1:0-Niederlage in Ansbach, sondern auch heute bei der 3:0-Pleite in Heimstetten gegen Türkgücü.

VfB müht sich, aber kassiert 3:0

In der Pause reagierte Mattes und wechselte Golla für Wolfsteiner, Oehler für Lamprecht und Meixner für Waffler ein und stellte von Fünferkette auf Viererkette um – wie letztes Jahr im Herbst, als die erfolgreiche Serie des VfB mit vier Siegen in Folge begonnen hatte und die Mattes-Elf sich aus dem Tabellenkeller hiefte. Auch diesmal zeigten die Gäste aus Eichstätt eine verhaltene Reaktion, standen jetzt deutlich besser und mühten sich nun auch in der Offensive. Dass die Abwehr der Gastgeber alles andere als unverwundbar ist, zeigte sich erstmals in der 57. Minute, als sich der VfB über Meixner und Fabian Eberle in den Strafraum durchspielte und bei drei Schusschancen jeweils noch geblockt wurde. In der 67. dann die Großchance für den VfB zum Anschlusstreffer: Eberle setzte sich durch und legte quer auf Stoßberger, doch der setzte den Ball neben das quasi leere Tor.

 

Türkgücü tat nun nicht mehr mehr, als nötig, der VfB mühte sich – aber wurde eiskalt bestraft: Nach einem Eichstätter Ballverlust im Mittelfeld schnappte sich der eingewechselte Eren Emirgan den Ball, setzte sich schön rechts im Strafraum durch, passte nach innen, wo Woudstra wartete und den Ball erneut sträflich frei am kurzen Pfosten zum 3:0 neben den Pfosten setzte (69.). Fünf Minuten später war es erneut Emirgan, der vor dem Strafraum kreuzte und von der Strafraumgrenze frei abziehen konnte, aber Junghan konnte den Ball noch per Beinabwehr parieren. In der 81. Minute war es noch einmal Fabian Eberle, der sich durchsetzte und alleine vor Hipper den Ball am Münchner Torhüter, aber auch am Tor vorbei schob.

Das war’s dann aber auch in einem Spiel, das die Eichstätter zwar in der zweiten Halbzeit etwas freundlicher gestalten konnten, als in der blutleeren ersten Hälfte. Am Ende aber steht eine glatte 3:0-Niederlage, die nachdenklich macht – nicht nur, was die Aufstellung und Einstellung in der ersten Halbzeit angeht. Über 90 Minuten war das viel zu wenig Abestiegskampf. In dem aber steckt die Mattes-Elf nach den jüngsten zwei Niederlagen nun wieder mittendrin: Vorerst ist man auf den ersten Relegationsplatz abgerutscht und sollte nun unbedingt am Dienstag um 17.30 Uhr auf eigenem Platz gegen den direkten Konkurrenten Hankofen-Hailing gewinnen.

Das Spiel in Kürze:

VfB Eichstätt: Junghan – Lamprecht (46. Oehler), Gstettner, Waffler (46. Meixner), Moratz, Wolfsteiner (46. Golla) – Trslic, Fiedler, Federl – Stoßberger, F. Eberle.

Türkgücü München: Hipper – Kebe, Rech (78. Zant), K. Hingerl, Auburger – Tosun, S. Hingerl, Holz (71. Crnicki), Sahin (63. Emirgan) – Woudstra (83. Shabani), Berwein (84. Horataci).

Schiedsrichter: Florian Böhm

Tore: 1:0 (30.) Woudstra, 2:0 (44.) Berwein, 3:0 (69.) Woudstra.

Gelbe Karten: VfB: Wolfsteiner – Türkgücü: Rech

Besondere Vorkommnisse:

Zuschauer: 198

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"