Eichstätt. – Inmitten der Sorgen vor einer erneuten Bankenkrise gibt es nicht nur weltweit ein wenig Entwarnung – auch die regionalen Banken präsentieren sich stabil und mit durchaus guten Zahlen. Trotz aller Herausforderungen sei man im Jahr 2022 sehr erfolgreich gewesen, so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Reinhard Dirr und Vorstandsmitglied Karl-Heinz Schlamp in einem Pressegespräch. Beinahe sieben Milliarden Euro Bilanzsumme, konnten sie vermelden – ein Rekordwert in einem Jahr, das trotz steigender Zinsen ebenso wie das aktuelle durchaus herausfordernd gewesen sei.
„Das Jahr 2022 war von großen Herausforderungen für die Konjunktur und die Kapitalmärkte geprägt“, heißt es von der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt. Dabei hätten die Zinswende und die hohe Inflationsrate in der Spitze von rund zehn Prozent einen entscheidenden Einfluss auf die Ergebnisse. Zusätzlich haben hohe Energiepreise, unterbrochene Lieferketten, die andauernde Corona-Pandemie, die Notwendigkeit zur nachhaltigen Transformation, anhaltender Fachkräftemangel und der Krieg in der Ukraine das Jahr 2022 zu einem außergewöhnlichen gemacht. Den schwierigen Rahmenbedingungen zum Trotz wachse die Bilanzsumme der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt auf rund sieben Milliarden Euro. Mit einem Kundengeschäftsvolumen von annähernd elf Milliarden Euro sieht sich die Sparkasse Ingolstadt Eichstätt zudem als „führendes Kreditinstitut der Region“.
10,8 Millionen Euro Bilanzgewinn
Im Gespräch erläuterten die Vorstände Reinhard Dirr und Karl-Heinz Schlamp das Jahr 2022 und die Herausforderungen: „Mit dem Geschäftsjahr 2022 sind wir im Gesamtergebnis sehr zufrieden“, bilanziert Dirr das Jahr in aller Kürze. Erstmalig in der fast 200-jährigen Unternehmensgeschichte der Sparkasse Ingolstadt Eichstätt wuchs die Bilanzsumme auf rund 7 Milliarden Euro (Vorjahr 6,5 Mrd.). Der Bilanzzuwachs lässt sich über das um von 6,7 Prozent gesteigerte Kreditgeschäft erklären, so Dirr, der den Mitarbeitenden für ihre „herausragende Mannschaftsleistung“ dankte. „Die Ausleihungen in Höhe von 4,8 Milliarden Euro bestätigen uns ein hervorragendes Kreditgeschäft – welches beinahe ausgewogen zwischen Privat- und Firmenkunden verteilt ist.“ Als Unternehmen, das auch wirtschaftliche Rahmenbedingungen stelle, habe man eine große Ver- antwortung für Kunden, Mitarbeiter und als ein verlässlicher Partner des Mittelstands, der auch „raue See aushält“. Und genau als solchen sieht sich die Sparkasse. Auch der Bilanzgewinn von 10,8 Millionen Euro bestätige einmal mehr den Erfolg der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt in 2022.
40 Euro „Bürgerdividende“ und Ausbildung gegen Fachkräftemangel
Die Sparkasse engagiere sich auch intensiv vor Ort und für die Bürger und die Region, so Vorstandsmitglied Karl-Heinz Schlamp: Die „Bürgerdividende in Form von Gewerbesteuer, Spenden und Sponsoring“ schaffe einen monetären Mehrwert von annähernd 40 Euro pro Bürger für die Menschen in der Region – und zwar umgerechnet auf die Einwohnerzahl des Geschäftsgebietes. Auch in diesem Jahr werde die Sparkasse wieder viele große und kleine Projekte unterstützen, die die Region lebenswerter machen und der Verantwortung der Sparkasse zur Förderung des Gemeinwohls nachkommen sollten. So werden auch wieder nachhaltige Umweltprojekte, Bildung, Kunst, Kultur oder der Breiten- und Jugendsport in der Region unterstützt. Ab 2023 übernimmt die Sparkasse zum Beispiel das Titelsponsoring des Ingolstädter Halbmarathons für drei Jahre. In 2022 habe man rund 650 Vereine, Projekte, Initiativen und Vorhaben unterstützt, so Schlamp.
Die Sparkasse genießt laut Dirr zwar ein hohes Ansehen als attraktiver Arbeitgeber, kämpfe aber wie so viele andere Branchen auch mit dem zunehmenden Fachkräftemangel, dem man als bedeutender Ausbildungsbetrieb begegnen wolle, so Reinhard Dirr: Mit mehr als 80 Auszubildenden und einer Ausbildungsquote von 12,5 Prozent liege sein Haus deutlich über dem Branchenschnitt von 8,4 Prozent. „Unsere Ausbildungsplätze sind bei jungen Leuten nach wie vor sehr begehrt.“ Zum Jahreswechsel habe die Sparkasse 850 Menschen beschäftigt – ein Jahr zuvor waren es noch rund 900.
Umbau der Geschäftsstellen in Nassenfels und Kipfenberg
Gute Beratung bleibe in einer immer komplexeren Finanzwelt weiterhin der Schlüssel zum Erfolg, so Dirr. Die Sparkasse wolle dabie auch weiterhin durch Kundennähe überzeugen: Mit 46 Geschäftsstellen habe man das dichteste Geschäftsstellennetz in der Region – allerdings mit etwas knapperen Öffnungszeiten an manchen Stellen: „Die Anpassungen von Servicezeiten, die wir immer wieder und auch aktuell in fünf Geschäftsstellen, allerdings nur marginal vornehmen, sind dem geänderten Kundenverhalten beim Abruf von Serviceleistungen geschuldet.“ Auch den nach einer Sprengung im Frühjahr 2022 stark beschädigten Standort Lenting habe man wieder ertüchtigt. Zudem werde man auch in diesem Jahr in die Geschäftsstellenstruktur und -gestaltung investieren. 2023 sollen die Geschäftsstellen Nassenfels und Kipfenberg optimiert und saniert werden und ein neues Gesicht erhalten. „Auch die Geschäftsstelle Beilngries haben wir schon auf dem Schirm“, so Karl-Heinz Schlamp. Für Firmenkunden soll die „BusinessLine“ weiter zentrale Anlaufstelle sein.Andererseits bietet die Sparkasse auch die Möglichkeit einer rein digitalen Beratung, über ein eigens geschaffenes „Digitales BeratungsCenter“ an.
Mehr als drei von vier Sparkassen-Kunden nutzten inzwischen das Online-Banking – auch für ihre Serviceleistungen. Zudem erfreue sich auch die Banking-App großer Beliebtheit. Die Dienstleistungen seien aber auch nach wie vor telefonisch erreichbar – und zum Teil gefragt: In 2022 erreichten das Kundenservicecenter rund 20.000 Anrufe pro Monat.
In Zeiten der Sorgen vor einer neuen Bankenkrise betont Dirr auch die Sicherheit der Einlagen: „Beim Thema Einlagensicherheit spielt die Sparkasse in der Champions League.“ Als öffentlich-rechtliches Unternehmen gehe man nicht übermäßige Risiken ein, sondern das Geschäftsmodell sehe vor allem Kredite für den privaten Hausbau oder für den Mittelstand in der Region vor. Die Einlagen seien nicht nur in der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt selbst, sondern auch über die „Freiwillige Institutssicherung der Sparkassen-Finanzgruppe“ abgesichert, die im Falle einer Schieflage einer Sparkasse einspringe. Darüber hinaus gebe es natürlich auch die gesetzliche Einlagensicherung nach dem Einlagensicherungssystem: In der gesetzlichen Einlagensicherung hat der Kunde gegen das Sicherungssystem einen Anspruch auf Erstattung seiner Einlagen bis zu 100.000 Euro.
Dennoch sehe auch die Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt eine „Transformation“: „Die Menschen müssen sich mit dem Wertpapiersparen beschäftigen“, so Dirr. Das Jahr 2022 habe einen Transformationsprozess in Gang gesetzt, der durch weitere Krisen nochmals zusätzlich an Fahrt aufgenommen habe. „Die vor uns stehenden Transformationsaufgaben sind so groß und die damit verbundenen Umwälzungen so gravierend, dass dies zugleich ein wichtiges sozial- und gesellschaftspolitisches Thema ist. Denn es geht darum, wie alle Teile unserer Bevölkerung und unserer Wirtschaft die Veränderungen gut bewältigen und in der neuen Welt ankommen können.“ Vermögen erhalten, und Wohneigentum erschwinglich zu halten, sei eine wichtige Aufgabe.
Chance Energiewende: 200 Millionen jährlicher Finanzierungsbedarf
In der Energiewende steckten neben den Herausforderungen aber auch viele Chancen – auch für sein Haus, so Karl-Heinz Schlamp: „Der Klimaschutz hat eine ganz grundlegende Bedeutung. Denn davon hängen entscheidend die Lebensbedingungen in der Zukunft ab. Die Energiewende ist die Herausforderung unserer Zeit. Für die Sparkasse bietet sich daraus neben der eigenen Verantwortung als Unternehmen eine große Geschäftschance.“ Aktuell müssten zwar viele private Haushalte unter erhöhtem Kostendruck handeln – unter anderem im Bereich der Energiepreise und ernergetischen Sanierung.
Bis 2030 sei in Deutschland ein massiver Ausbau der Solarenergie auf die mehr als dreifache Leistung und die verdoppelte Leistung von Windenergieanlagen geplant. Das bedeute rund 1,1 Billionen Euro an Neuinvestitionen in der Bundesrepublik. Bezogen auf die Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt bedeute dies einen neuen Finanzierungsbedarf von rund 200 Millionen Euro jährlich – dafür sehe man sich angesichts eines soliden Eigenkapitals aber gut gerüstet.
Bonitätsverbesserung trotz Herausforderungen im regionalen Mittelstand
Persönliche, individuelle Beratung gerade auch im Mittelstandsbereich bleibe ein Schlüssel zum Erfolg. In Zusammenarbeit mit der Firma „mafo-s“ hat man im Oktober 2022 eine repräsentative Firmenkundenbefragung mit rund 600 Interviews durchgeführ – und einen „hervorragenden Wert von 1,7 bei der Beurteilung der direkten Betreuung“ erhalten. Die Sparkasse habe bei den Befragten seinen Anteil als wichtigstes Geldinstitut weiter verbessert: Der aktuelle Anteil liege bei Unternehmen mit einem Jahresumsatz ab 500.000 Euro aktuell bei 68 Prozent und werde zu 85 Prozent weiterempfohlen.
Steigende Kosten, Inflation und Lieferengpässe stellten für die mittelständischen Unternehmen – und insbesondere für energieintensive Branchen, wie Bäckereien oder Wäschereien – eine große Heraus- forderung dar. Hier seien die staatlichen Hilfen von enormer Bedeutung. „Ich möchte hier eine Lanze für den Ingolstädter Mittelstand brechen und meinen Respekt zollen“, so Dirr. „Wir alle dürfen stolz sein, in einer solchen Region arbeiten und leben zu dürfen. Trotz der von Corona und dem Ukraine-Krieg verursachten Herausforderungen ist keine signifikante Bonitätsverschlechterung unserer Kunden zu Tage getreten. Das spricht für die herausragenden Managementqualitäten, die starken Strukturen und für das gesunde Eigenkapital unseres regionalen Mittel- stands. Der regionale Mittelstand, unsere Partner und Kunden leisten eine herausragende Arbeit.“
Die mittelständischen Unternehmen in Deutschland seien für die anstehenden Aufgaben grundsätzlich gut gerüstet. Sie hätten das Kapital zur Verfügung, das für die anstehenden Investitionen nötig sei: Im Durchschnitt beträgt die Eigenkapitalquote knapp 40 Prozent. Und daneben steht eine sichere Kreditversorgung – rund 42 Prozent des Kreditvolumens für Unternehmen und Selbstständige allein aus der Sparkassen-Finanzgruppe. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, massiv in die Unabhängigkeit von fossilen Energien zu investieren, so die Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt. Das gelte für Privathaushalte aber eben auch für den Mittelstand. Um die Klimaziele bis zum Jahr 2030 zu erreichen, seien bundesweit 115 Milliarden Euro an Investitionen pro Jahr nötig. Auch die Sparkasse wolle daher weiter ein hohes Niveau an Finnanzierung beibehalten. Nachhaltigkeit werde für die Sparkasse und auch bei den angelegten Geldern der Kunden immer wichtiger, so Schlamp.
„Renaissance des Bausparvertrags“
Im Immobilienbereich „erleben wir die Renaissance des Bausparvertrags“, so Schlamp – auch durch die steigenden Zinsen: Noch im Dezember 2021 konnte für eine beispielhafte zehnjährige Zinsbindung ein Zinssatz von unter 1 Prozent p. a. vereinbart werden. Im Verlauf des Jahres 2022 hat sich der Zinssatz auf bis zu vier Prozent p. a. für 10 Jahre Zinsbindung verändert. Dies sei überwiegend auf Veränderungen an den Geld- und Kapitalmärkten und die Zinsanpassung der Europäischen Zentralbank (EZB) zurückzuführen. Die massiv gestiegenen Baupreis erforderten ein entsprechendes Sparverhalten – etwa durch einen Bausparvertrag.
Dem statistischen Bundesamt zufolge stiegen die Baukosten für Wohngebäude in Deutschland im Schnitt im vierten Quartal 2022 um 16,9 Prozent zum Vorjahresquartal. Gerade im letzten Quartal 2022 hat daher auch die Sparkasse einen Rückgang im Baufinanzierungsgeschäft verzeichnet. Das liege aber auch an einem Mangel an verfügbaren Immobilien und geringeren Neubauprojekten, die auch die Sparkasse gespürt hat: In 2022 vermittelte die Sparkasse dennoch rund 170 Objekte und erreichte damit fast den Vorjahreswert. Ein Einbruch bei den Immobilienpreisen sei nicht erkennbar.
„Wir sind und bleiben optimistisch“
„Auch wenn die Zeiten herausfordernd sind – wir sind und bleiben optimistisch“, so Dirr zum Ausblick. „Die für die deutsche Wirtschaft befürchtete Rezession sollte aufgrund der rückläufigen Rohstoffpreise deutlich milder verlaufen als im Herbst 2022 prognostiziert oder sogar ausbleiben.“ Erste Prognosen seien positiv. Die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe veranschlagen im Mittel für 2023 eine Schrumpfung des realen deutschen BIP um 0,8 Prozent. Als Gründe dafür gelten Rückläufe im privaten Konsum, bei den Bauinvestitionen sowie ein aufgrund des schwach bleibenden weltwirtschaftlichen Umfeldes abnehmender Handelssaldo. Die hohe Inflation wird hier als Hauptbelastungs- und Risikofaktor für die wirtschaftliche Entwicklung gesehen.
Die schwierigen Rahmenbedingungen in der Baubranche würden sich daher auch in 2023 fortsetzen, was zu spürbaren Auswirkungen auf das Neukreditgeschäft für den Wohnungsbau führen werde – mit einer Erholung für die Branche sei frühestens zum zweiten Halbjahr zu erwarten, da weiterhin ein angespannter Wohnungsmarkt bestehe und dringend weiterer Wohnraum benötigt werde. Auch in Sachen BIP gebe es für 2023 durchaus „leicht positive Signale.“
Den „durchaus sehr herausfordernden Umständen zum Trotz“, blicke die Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt aber optimistisch in die Zukunft – auch, weil sie ihr Geschäftsgebiet in einer der wirtschaftlich stärksten Regionen Deutschlands habe. „Die hohe wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der gesamten Heimatregion wird ergänzt um die Innovationskraft der Menschen und Unternehmen. Der Tourismus insbesondere um Eichstätt und Beilngries, die Audi AG oder auch Airbus sind bedeutende Faktoren. Auch die Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit der Sparkasse unterstützt den positiven Blick in die Zukunft“ – so Reinhard Dirr. Die Sparkasse sei daher für die Zukunft bestens gerüstet.
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