Eichstätt. – Es ist nicht nur ein Zeichen der Wertschätzung für die neuen angehenden Polizisten, sondern auch ein positives Signal an den „Bepo“-Standort im Herzen Bayerns: Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann begrüßte gestern die Nachwuchsbeamten der Eichstätter Bereitschaftspolizei (II. BPA) persönlich in Eichstätt sowie per Videostream zugeschaltet auch an den anderen Ausbildungsstandorten. Insgesamt mehr als 700 junge Frauen und Männer wurden als neue Beamte nun offiziell willkommen geheißen. Doch der Herrmann hatte als guter Gast auch eine noch bessere Nachricht für den Standort Eichstätt mitgebracht: „Es ändert sich nichts“, verkündete er im Gespräch mit Ei-live: Die ursprünglich avisierten Kürzungspläne für den Standort Eichstätt sind damit auch offiziell endgültig vom Tisch.
„Sie sind eine wertvolle Verstärkung“, sagte Herrmann den rund 100 Beamten in Ausbildung, die zu Beginn des Monats ihren Dienst aufgenommen hatten – einen Dienst, der „mit hoher Verantwortung“ verbunden sei, betonte Herrmann. Schließlich seien es Polizisten, die das Gewaltmonopol des Staates durchsetzten, sich in den schwierigen modernen Zeiten aber auch oft aggressiven Zeitgenossen gegenüber sähen, zum Beispiel auch den Chaoten der Berliner Silvesternacht, so der Innenminister weiter. Aber auch dann müsse ein Polizist besonnen seinen Dienst tun. Es gehe darum, immer wieder die Balance zu finden zwischen persönlicher Freiheit und dem Sicherheitsgefühl der Bürger. Dafür würden die jungen Frauen und Männer nun ausgebildet – und zwar auch in Eichstätt in der Zukunft im zuletzt bekannten Rahmen.
Streichungspläne vom Tisch
Denn lange Zeit schwebten die Umstrukturierungspläne bei der bayerischen Bereitschaftspolizei auch über dem Standort Eichstätt. Die Pläne des Polizepräsidiums sahen gerade für Eichstätt offenbar durchaus harte Einschnitte vor: Drei von sieben Hundertschaften, darunter eine Einsatzhundertschaft, die es derzeit am Standort gibt, hätten im Extremfall wegfallen können – eine zwischenzeitlich avisierte weitere Hundertschaft gar nicht mitgerechnet. Auch wenn zwei der vorhandenen Ausbildungshundertschaften „über Soll“ waren, also temporär für den Aufwuchs der Polizei gedacht waren, – wäre der Wegfall der insgesamt drei Hundertschaften ein harter Schlag für den Standort Eichstätt (Eichstätter Journal berichtete in der Februar-Ausgabe).
Doch sowohl Politik, als auch Vertreter der Eichstätter Bepo hatten um den Standort gekämpft – und das auch mit guten Argumenten, wie auch der gestern erkrankte Bepo-Chef Manfred Gigl im Gespräch mit Ei-live vor Kurzem bestätigt hatte. Gigl hatte im vergangenen Jahr seine eigenen Pläne für den Standort vorgelegt. Die waren aber offenbar im Polizeispräsidium in Bamberg zunächst weitgehend auf taube Ohren gestoßen, heißt es. Und so waren schon vor dem Jahreswechsel und ins neue Jahr hinein in Eichstätt die Befürchtungen gewachsen, dass es den Standort im Altmühltal eben doch besonders hart treffen könnte.
Dass es nun anders komme, sei auch ein Verdienst des Eichstätter Bepochefs Manfred Gigl, der sich sehr eingesetzt und im Schulterschluss mit ihr und anderen politischen Vertretern sehr um den Standort gekämpft habe, lobte die Eichstätter Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel gestern gegenüber Ei-live, die als Parteikollegin Herrmanns (beide CSU) auch einen direkten Draht zum Innenminister gehabt hatte. Bereits Anfang Februar habe man im Landtag in den entsprechenden Ausschusssitzungen, aber auch im politischen Flurfunk signalisiert bekommen, dass man die Sache noch einmal überdenken werde. Schnell war dann – zunächst hinter vorgehaltener Hand – klar: Die Einschnitte kommen nicht, es wird ganz neu gerechnet.
„Bei oberflächlicher Betrachtung war irgendjemand der Meinung“
Spätestens seit gestern ist das wohl nun auch endgültig und offiziell klar. Denn Herrmanns Aussagen in Eichstätt in seiner Rede und im Gespräch mit Ei-live lassen da keinen Zweifel mehr: Es bleibe auf die nächsten Jahre alles so, wie es ist – selbst bei den beiden Ausbildungsseminaren „über Soll“, bestätigte Herrmann im Gespräch mit Ei-live. Die Planungen würden nun komplett neu aufgerollt. „Bei oberflächlicher Betrachtung war irgendjemand der Meinung“, dass man „hier am Standort weniger auszubilden“ solle, so Herrmann in seiner Rede vor den jungen Beamten in Ausbildung des neu aufgestellten 22. Ausbildungsseminars.
Mit irgendjemand war wohl niemand anderes als Polizeipräsident Udo Skrzypczak genannt, der erst Mitte Februar die Vorgänger des Seminars nach abgeschlossener Ausbildung in den Dienst entlassen hatte – gestern war sein Stellvertreter, Polizeivizepräsident Stefan Weis in Eichstätt dabei. Dieser Meinung aber wolle er sich nicht anschließen, so Herrmann in der Sporthalle der Bereitschaftspolizei wohl auch zum Wohlgefallen der stellvertretenden Eichstätter Abteilungsführerin Andrea Seitz, die in Abwesenheit von Gigl ihre „neue Truppe“ und die Ehrengäste begrüßt hatte.
Am Standort in Eichstätt werde hervorragende Arbeit geleistet, sagte Herrmann. Der Innenminister will nun anders an die Sache herangehen: Entscheidend sei nicht mehr die Zahl der Köpfe, sondern inwieweit sie auch tatsächlich zur Verfügung stehen und die geplanten Stellen auch ausfüllen. Der Trend zu geändertem Arbeitsverhalten, den man vor allem der sogenannten „Generation Z“ zuschreibt, mache sich heute auch in den Reihen der Polizei bemerkbar. Viele Beamte reduzierten Arbeitszeiten, hinzu kämen Fluktuation und Schwangerschaften als „freudiges Ereignis“ – all das müsse ausgeglichen werden. Und so muss das Polizeipräsidium noch einmal ganz neue Pläne für die Umstrukturierung ausarbeiten.
Mehr als 45.000 Polizisten in Bayern
Insgesamt sei die bayerische Polizei seit 2008 um 8.000 Stellen auf inzwischen 45.000 Polizisten angewachsen. Durch die weiter hohen Zahlen sei man auch in der Lage, „mehr Polizistinnen und Polizisten einzustellen, als in den Ruhestand gehen“. Im Herbst 2023 gebe es weitere 800 Einstellungsmöglichkeiten. Zudem werde auch in Sachen Ausstattung weiter investiert: in Eichstätt etwa in Digitalisierung, das geplante neue Wirtschaftsgebäude und die derzeit wegen statischen Problemen sanierungsbedürftige Schwimmhalle, in Bayern insgesamt zum Beispiel auch in acht neue Polizeihubschrauber, die auch im Freistaat gefertigt würden, so Herrmann. Er gehe davon aus, dass Bayern wie schon in den Jahren zuvor auch in der noch ausstehenen jüngsten Statistik wieder auf Platz eins als sicherstes Bundesland landen werde. Dass das auch in Zukunft so bleibe, dazu müssten die angehenden Polizistinnen und Polizisten beitragen – die weiter in gleich hoher Zahl auch aus Eichstätt kommen sollen.
9.000 Euro an Spenden und vier neue Bäume
Das Neujahrskonzert des Polizeiorchesters Bayern Mitte Januar war nicht nur musikalisch ein voller Erfolg, sondern hat auch ein erfreuliches „Nachspiel“: 9.000 Euro Spenden konnten Ende Februar für karitative und kulturelle Zwecke überreicht werden. Den Reinerlös rundeten der Förderverein der II. Bereitschaftspolizeiabteilung Eichstätt, Abteilungsführer Manfred Gigl sowie Oberbürgermeister Josef Grienberger auf den Gesamterlös auf.
Die Spendenempfänger haben teilen den Spendenbetrag fair auf: Somit konnten bei der symbolischen Scheckübergabe Arnulf Neumeyer und seine beiden stellvertretenden Vorsitzenden der Eichstätter Tafel ebenso 4.500 Euro entgegennehmen wie der Verein „Alte Musik Eichstätt“ in Person von Kathrin Schlemmer.
Zudem wird es auf dem Bepo-Gelände noch etwas grüner: Anfang März fand in der II. BPA Eichstätt die 17. Sitzung des Umweltzirkels der Bayerischen Bereitschaftspolizei statt. Geleitet wird dieses Gremium vom Polizeivizepräsidenten (PVP) Stefan Weis, darin vertreten sind auch die jeweiligen Umweltbeauftragten aller Abteilungen, des Fortbildungsinstituts Ainring, der Hubschrauberstaffel und Fachleute des Präsidiums. Seit Juni 2019 werden hier verschiedenste ökologische Fragen besprochen und gemeinsam Lösungen gesucht – wie zum Beispiel die Einführung von wiederverwendbaren Verpackungsbehältnissen für die Einsatzverpflegung bei den Einsatzhundertschaften.
Noch in diesem Jahr soll damit begonnen werden, in Eichstätt eine PV-Anlage mit einer Leistung von rund 400 kWp zu installieren. In der aktuellen Sitzung ging es etwa um den weiter steigenden Papierverbrauch, Mitfahrgelegenheiten und vieles andere mehr. Nach einer kurzen Begrüßung fand eine Unterkunftsbegehung statt, in dessen Verlauf unter dem Motto „Wir wollen grüner werden“ vier neue Obstbäume gepflanzt wurden. Markus Lahner/Michael Anspann
„Musik ist Zuversicht“: Extra-Swing und „musikalische Neujahrsvorsätze“ bei Bepo-Neujahrskonzert