Eichstätt. – Mit Einsparungen war zu rechnen – aber die 14,9 Millionen Euro Defizit, die der gerade erst verabschiedete Haushaltsplan vorsieht (siehe Kasten unten), hat die Bistum und Diözese Eichstätt nun zu massiven Einschnitten bewogen: Unter anderem soll die Verwaltung verschlankt und verschiedene Beratungsstellen geschlossen werden, der Willibaldsverlag mit Kirchenzeitung und der dazugehörigen Buchhandlung in Eichstätt aufgelöst werden, und das Bistum will sich vor allem von allen seinen fünf diözesanen Schulen trennen. Diese massiven Einschnitte stehen im Zentrum des „Zukunftsplans“, mit dem sich Bistum und Diözese Eichstätt fit für die Zukunft machen wollen. Durch die Streichungen und Sparmaßnahmen, will man sich auf ihre Kernthemen konzentrieren und so wieder Spielraum für Zukunftsfelder schaffen – etwa im Kita-Bereich.
Aufgrund der aktuellen gesellschaftlichen Umbrüche steht die katholische Kirche in Deutschland vor großen Herausforderungen, die das Bistum bewältigen muss – die Kirchenaustritte waren 2022 auch in Eichstätt mit 407 auf Rekrodniveau. Eine Besserung scheint zunächst nicht in Sicht. „Die finanziellen Folgen der anhaltenden Kirchenkrise treffen unsere Diözese mit einer Wucht, die wir in diesem Ausmaß nicht erwartet haben“, sagt Amtschef Thomas Schäfers. Die demografische Entwicklung lasse zusätzlich erwarten, dass die Anzahl der Kirchenmitglieder in unserem Land und unserem Bistum weiter abnehme. Hinzu komme eine schwierige wirtschaftliche Situation, die sich nach der Pandemie durch den Krieg in der Ukraine und die aktuelle Inflation vermutlich weiter verschlechtern werde. „Die Lösung kann in dieser Situation sinnvollerweise nicht darin bestehen, ohne Rücksicht auf die jeweiligen Umstände und Verhältnisse Mittel zu streichen. Wir müssen daher in allen Bereichen und auf allen Ebenen klug erwägen und entscheiden, wie wir durch eine notwendige Konzentration das Wesentliche unter den gegebenen Verhältnissen umsetzen und fördern können“, so Schäfers.
Die Bistumsvision und drei Handlungsfelder
Grundlage für den Transformationsprozess seien daher die Bistumsvision und ein Kirchenbild, nach dem sich das Bistum in Zukunft ausrichten soll. Der Lenkungskreis des Strategieprozesses hatte ein Leitbild für das Bistum Eichstätt erarbeitet. Am Ende dieses gemeinsamen Ringens stand die Vision für das Bistum Eichstätt: „Als offene und vielfältige Gemeinschaft mit Christus wollen wir neu aufbrechen, um die Liebe Gottes erfahrbar zu machen und ein Zeugnis der Hoffnung für die Welt zu geben“. Dieses Leitbild hatten verschiedene Beteiligungs- und Beispruchsgremien beraten, bevor es Bischof Gregor Maria Hanke verbindlich für das Bistum eingesetzt hat. Die Diözese wolle auch in Zukunft alle Menschen erreichen und ihnen einen Platz bieten, so Generalvikar Michael Alberter.
Dabei setzt man auf die drei Handlungsfelder Nachhaltigkeit, Digitalisierung und eine Wachstumsstrategie, in die das Bistum investieren möchte. „Ein schonender Umgang mit der Umwelt gehört zu den wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit. Daher wollen wir Nachhaltigkeit und einen solidarischen Lebensstil in die Arbeit des Bistums einfließen lassen. Dafür wird gerade ein umfassendes Konzept vorbereitet“, berichtet Alberter. „In der Digitalisierung sehen wir die Chance, neu und anders mit den Menschen in Kontakt zu treten und deutliches Potenzial, die eigenen Verwaltungsstrukturen zu vereinfachen und leistungsfähiger zu organisieren.“ Mit einer Wachstumsstrategie will das Bistum Eichstätt zudem die eigenen Stärken benennen und sich auf diese konzentrieren.
Einschnitte und Konzentration auf Kernaufgaben
Das Bistum wolle in Zukunft besonders die Seelsorge und Verkündigung in ihrer gesamten Breite fördern, vor allem dort, wo die Menschen leben, von der Pfarrei oder dem Pfarrverband über die Schulpastoral und Krankenhausseelsorge bis zu den verschiedenen weiteren Einsatzbereichen. Ein weiterer wichtiger Bereich sind die Kindertageseinrichtungen mitsamt der dafür notwendigen Ausbildung. Um Ressourcen für Kernaufgaben zu gewinnen, müssten aber Strukturen verändert werden – in den Wirkungsbereichen Pastoral, Bildung, Medien, Verwaltung und Immobilien.
Im Bereich der Pastoral sollen im Anschluss an die Pastoralkonzepte die Rechtsträger der Pfarreien reduziert werden. An der neuen Struktur soll die Finanzierung neu und kostengünstiger ausgerichtet werden. Es soll eine wirtschaftliche Lösung für die Pfründestiftungen gefunden werden, um Verwendung sowie Zweck der Gelder zu überprüfen. Das Bistum hat die Förderung der Verbände für die kommenden Jahre gekürzt und wird das Beratungsangebot der Ehe-, Familien- und Lebensberatung konzentrieren. Daher werden die bisherigen Standorte Nürnberg, Roth, Eichstätt und Weißenburg in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung geschlossen. Die Mitarbeitenden sollen die bestehenden Standorte Ingolstadt, Neumarkt und Schwabach stärken.
Trägerschaft aller fünf Schulen wird abgegeben
Auch im Bildungsbereich werde es Veränderungen geben. Die Kita-Pastoral und der Ausbau der gGmbHs soll weiter gefördert werden. Mit der Maria-Ward-Fachakademie für Sozialpädagogik und einem weiteren Ausbildungsgang soll dem Fachkräftemangel an Kindertagesstätten entgegengewirkt werden. Auch die Tagungshäuser sollen durch eine Neuprofilierung gestärkt werden, um die Belegungssituation auszubauen. Mit diesen soll nicht nur eine alternative Einnahmequelle generiert, sondern auch ein spirituelles Bildungsangebot ermöglicht werden. Für einen Aufschrei dürften die Umstrukturierungen im Bereich der Schulen sorgen: Das Bistum Eichstätt werde die Rolle als Träger von Schulen komplett aufgeben – und zwar als erstes Bistum in Bayern.
Das betrifft die Schulzentren Gnadenthal in Ingolstadt (Gnadenthal-Gymnasium und Gnadenthal-Mädchenrealschule) und Eichstätt-Rebdorf mit der Knabenrealschule Rebdorf und der Maria-Ward-Realschule sowie die Mädchenrealschule Abenberg im Landkreis Roth. Das Bistum bemühe sich neue und passende Träger für die Schulen zu finden, um einen reibungslosen Übergang für die Schulgemeinschaften zu ermöglichen. Insgesamt werden an den Schulen der Diözese derzeit über 3.000 Schüler unterrichtet. Zu den nächsten Schritten gehören auch Kontakte mit dem Kultusministerium.
Kirchenzeitung und Buchhandlung aufgelöst
Kirchliche Kommunikation und ihre Medien stehe vor der Herausforderung, dass ihre Botschaft nicht wie in der Vergangenheit wie selbstverständlich wahrgenommen wird. Diese Botschaft soll neu übersetzt werden, Sorgen und Nöte der Menschen wieder mehr in den Blick genommen und das Interesse der Menschen neu geweckt werden, heißt es. Daher würden auch die „bisherigen Kanäle kritisch überprüft“. Während digitale Angebote und der Service für Pfarrbriefe intensiviert würden, werde das Bistum die Willibaldsverlag GmbH und die dazugehörende Buchhandlung sowie die Kirchenzeitung auflösen.
Auch die Verwaltung solle weiter optimiert und verschlankt werden. Mit der jüngsten Umstrukturierung wurde die Verwaltung um eine Führungsebene verringert. Zudem soll durch eine Aufgabenklärung und einen einheitlichen Stellenplan effektiver und ressourcenschonender gearbeitet werden. Die IT-Abteilung soll in eine GmbH übergehen, und der Fahrzeugpool des Ordinariats soll reduziert werden. Eine weitere Organisationsmaßnahme betrifft die Priester des Bistums. Sie sollen sich in Zukunft bei ihrer Altersversorgung beteiligen.
Bistumsverwaltung zieht in Maria-Ward-Gebäude
Zur strukturellen Neuordnung des Bistums und des Bischöflichen Ordinariats gehören auch Maßnahmen für die Immobilien. Langfristig soll ein diözesanes Immobilienkonzept erstellt werden, um diese nachhaltig beschreiben und entwickeln zu können. Die Bistumsverwaltung wird im Laufe der kommenden Jahre nach einer entsprechenden Renovierung in den früheren Schulbereich des Maria-Ward-Komplexes am Residenzplatz verlagert. Ob das Bischofshaus mit Dienst- und Wohnsitz des Eichstätter Bischofs auch in diesen Komplex umziehen wird, ist gerade Gegenstand umfangreicher Prüfungen, sodass Mitarbeitende nicht nur zentral an einem Ort arbeiten können, sondern das Bistum vermehrt eigene Immobilien nutzt, statt zu mieten. Durch Entwicklung, Nutzungsänderung und Verkauf einzelner Objekte entstehen darüber hinaus neue Ertragsquellen, die den Unterhaltsaufwand sichern sollen.
Nur „ein erster Schritt“ im gesellschaftlichen Wandel
Ausblick Der vorliegende Plan ist nur ein erster Schritt, weil sich der Wandel der Gesellschaft weiter fortsetzen wird, ist sich Generalvikar Michael Alberter sicher. Konkretisierungen der Maßnahmen und genaue Zeitabläufe werden in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Bereichen erarbeitet. Amtschef Thomas Schäfers wünscht sich für die Zukunft, dass die katholische Kirche im Bistum offen und einladend wirkt: „Dass wir zeigen können, dass diese Gemeinschaft Freude und Zuversicht schenkt und Lust darauf macht, die Welt im Licht des Evangeliums zu gestalten. Ich wünsche mir, dass wir da gemeinsam unterwegs sind.“
Den Zukunftsplan im Detail finden Sie hier – EINFACH HIER KLICKEN!Wirtschaftsplan 2023 der Diözese Eichstätt genehmigt
Eichstätt. – Der Diözesansteuerausschuss und der Diözesanvermögensverwaltungsrat haben den Wirtschaftsplan 2023 des Bistums Eichstätt genehmigt. Darin wird mit einem Jahresfehlbetrag von rund 14,9 Millionen gerechnet. Hauptgründe für das prognostizierte Defizit seien die zu erwartenden Tariferhöhungen, der Rückgang an Kirchensteuereinahmen sowie Kostensteigerungen besonders im Bereich der Energieversorgung, heißt es von der Diözese Eichstätt. Mit einem Zukunftsplan, der den Gremien ebenfalls vorgestellt wurde, will die Diözese aus den roten Zahlen kommen und die Seelsorge vor Ort stärken.
Bisher arbeitete das Bistum im laufenden Jahr mit einem Nothaushalt, nachdem der Diözesansteuerausschuss zunächst den Wirtschaftsplan aufgrund eines höheren Defizits nicht genehmigt hatte. Nach weiteren Einsparungen und der Vorlage eines Zukunftsplans, der den Haushalt der Diözese nachhaltig sichern soll (siehe gesonderte Meldung), gab das Gremium nun grünes Licht. Für das Geschäftsjahr 2023 rechnet das Bistum Eichstätt mit Erträgen von 174,1 Millionen Euro. Demgegenüber sind Ausgaben in Höhe von 189 Millionen Euro geplant. Davon sind unter anderem 96,4 Millionen Euro für Personal- und 49,7 Millionen Euro für Zuschussaufwendungen vorgesehen.
Die Kernaufgabe der katholischen Kirche ist vor allem die Pastoral, die Seelsorge für die Menschen. Daher sind etwas mehr als die Hälfte der Personalaufwendungen für die Löhne und Gehälter der Mitarbeitenden im Bereich Pastoral und kirchliches Leben veranschlagt. Dazu zählen beispielsweise Priester und seelsorgliche Mitarbeitende in den Pfarreien oder in Diensten wie der Notfall- und Krankenseelsorge oder in der Ehe-, Familien-, Kinder- und Jugendpastoral. Mit weiteren 28 Millionen (29 Prozent) finanziert die Diözese Personal im Bereich „Bildung und Soziales“, zu dem auch die diözesanen Schulen sowie die Tagungs- und Bildungshäuser gehören. Knapp 20 Prozent (19,2 Millionen) der geplanten Personalaufwendungen entfallen auf den Verwaltungsbereich. Zu den Personalkosten gehören auch soziale Abgaben sowie Aufwendungen für Altersversorgung und für Unterstützung der Mitarbeitenden.
Von den Zuschussaufwendungen in Höhe von 49,7 Millionen Euro gehen 16,9 Millionen Euro an die Emeritenanstalt, die Pensionskasse für Geistliche des Bistums Eichstätt. Um dem Defizit der Einrichtung zu begegnen, sollen die Geistlichen künftig einen eigenen Beitrag zur Altersvorsorge leisten (siehe Zukunftsplan). Die Kirchenstiftungen erhalten 8,7 Millionen Euro im Rahmen der Pfarreienfinanzierung sowie 3,5 Millionen Euro in Form von Bauzuschüssen. Aufgrund eines Baustopps wird die Diözese bis Ende 2024 nur in Ausnahmefällen Bauanträge genehmigen, die beispielsweise Sicherheits- oder Brandschutzmaßnahmen betreffen. Derzeit erstellen die 74 Pastoralräume – in den meisten Fällen sind das Zusammenschlüsse aus mehreren Pfarreien – je ein Pastoralkonzept, das die pastorale Ausrichtung für die Zukunft aber auch ein Immobilienkonzept umfasst. Damit soll der Gebäudebestand der Pfarreien an den pastoralen Bedarf angepasst werden. Mit insgesamt 7,8 Millionen Euro unterstützt das Bistum soziale Einrichtungen, darunter den Caritasverband für die Diözese Eichstätt, den Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF), die Christliche Arbeiterhilfe (CAH) und den Malteser Hilfsdienst.
Von den 174,1 Millionen Euro, die in diesem Jahr als Erträge erwartet werden, stammen 105,5 Millionen aus der Kirchensteuer, das sind knapp 2 Millionen Euro weniger als im Wirtschaftsplan 2022. Ein Grund für diesen Rückgang ist neben dem demografischen Wandel die Zunahme an Kirchenaustritten. Mit neuen und zielgruppenorientierten pastoralen Angeboten (siehe Zukunftsplan), will die Diözese diesem Trend entgegenwirken.
Das Bistum Eichstätt übernimmt im Rahmen des in Deutschland gültigen Subsidiaritätsprinzips öffentliche Aufgaben wie die Unterhaltung von Schulen und Kindertagesstätten, Tätigkeiten in der Erwachsenenbildung und in der Jugend- und Altenhilfe sowie in der Betreuung von Kranken und Hilfsbedürftigen und erhält dafür öffentliche Zuschüsse. Für 2023 rechnet die Diözese mit 34 Millionen Euro aus dieser Einnahmequelle. Da diese Zuschüsse nicht kostendeckend sind, bringt das Bistum für die übernommenen Aufgaben zusätzlich eigene finanzielle Mittel ein – allein für die diözesanen Schulen sind im jetzt genehmigten Finanzplan 3,2 Millionen Euro vorgesehen. Aus eigenen Betrieben gewerblicher Art wie dem Rechenzentrum oder ihren Tagungshäusern sowie aus Dienstleistungen für Dritte rechnet die Diözese im laufenden Jahr mit Einnahmen in Höhe von 22,2 Millionen Euro.
Der Wirtschaftsplan der Diözese Eichstätt wird nach Grundsätzen des Handelsgesetzbuches (HGB) aufgestellt, sodass Verwaltungs- und Vermögenshaushalt zusammen erfasst werden. Weitere Informationen zu den Finanzen der Diözese sind abrufbar unter www.bistum-eichstaett.de/finanzen.