Eichstätt. – fast drei Jahrzehnte herrschte Kontinuität auf einem der wichtigsten Posten für die Stadt Eichstätt: Seit 27 Jahren steht Wolfgang Brandl an der Spitze der Eichstätter Stadtwerke und ihrer Dienstleistungstochter. Nun geht er im Herbst in Rente. In den Monaten dazwischen aber wird es bald zwei Geschäftsführer des wichtigen Kommunalbetrieb geben, denn seine Nachfolgerin ist nun gefunden: Silvia Dollinger hat sich in einem intensiven Auswahlverfahren gegen zahlreiche Bewerber durchgesetzt und wird ab Oktober Brandls Nachfolgerin. Die 40-jährige gebürtige Nassenfelserin ist in ihrer Freizeit gerne mit ihrem Sohn auf dem Fußballplatz. So wie dort glaube sie an die starke Mannschaft der Stadtwerke und sehe sich als „Teamplayerin“, sagt die neue Managerin.
Die Leitung eines kommunalen Versorgungsunternehmens ist nicht nur in Zeiten einer nach wie vor nicht ganz überwundenen Energiekrise, keine leichte Aufgabe – für ihn aber nach wie vor eine spannende und reizvolle Aufgabe, sagt Wolfgang Brandl, der sich aber auch freut, im Herbst in den Ruhestand zu gehen. Das, so hofft er, kann er nun auch bald guten Gewissens. Denn mit Silvia Dollinger habe man sicher eine gute Lösung für den nicht nur aktuell nicht immer ganz einfachen Job gefunden. Derzeit stehen erneut herausfordernde Aufgaben, wie die Umsetzung der Gas- und Strompreisbremse an. Hinzu kommen laufende oder geplante Großprojekte wie der zweite Bauabschnitt der Pfahlstraße, die Neuausschreibung und Neuvergabe der Stadtlinie oder das geplante neue Nahwärmenetz in der Innenstadt.
Gut aufgestellt und kleinere Sorgenfalten durch Energiekrise
Und so freut sich nicht nur Brandl, sondern auch Oberbürgermeister Josef Grienberger als Aufsichtsratsvorsitzender darüber, dass Brandls Nachfolgerin nicht von einem Tag auf den anderen ins berühmte kalte Wasser geworfen werde, sondern dass beide noch gut ein halbes Jahr gemeinsam die Stadtwerke in eine weiterhin sichere Zukunft führen dürfen. Denn das ist nicht selbstverständlich: Viele Stadtwerke sind nicht erst seit den neuen Herausforderungen durch die Energiekrise in Schieflage geraten. Auch die Zukunft des Eichstätter Kommunalunternehmens habe ihm im vergangenen Jahr vorübergehend einige Sorgenfalten bereitet, gibt Brandl trotz all seiner Erfahrung zu.
Doch diese seien in den letzten Wochen angesichts eines bisher milden Winters, voller Gasspeichern und sinkender Gaspreise zumindest kleiner geworden. Die Stadtwerke seien aber ohnehin bestens für die Zukunft aufgestellt. Die städtischen Leitungsnetze und die Infrastruktur seien in einem guten Zustand, die Stadt und die Stadtwerke hätten regelmäßig rechtzeitig maßvoll investiert. Wenn, dann seien es die defizitären Dienstleistungen, wo man sich irgendwann vielleicht Gedanken machen müsse – wie Stadtlinie oder das Freibad. In ihren Kernaufgaben aber seien die Stadtwerke sehr solide aufgestellt. Dollinger könne ein gut bestelltes Haus übernehmen, glaubt auch Grienberger als Aufsichtsratsvorsitzender.
Sie selbst freut sich auf die auch für sie ganz neue Herausforderung, sagt die neue Stadtwerkechefin. Schließlich verfüge sie zwar als langjährige Beraterin von Unternehmen im Energiebereich und diversen Stadtwerken mit ihrer eigenen Beratungsfirma Essai Consulting AG, einer Strategie- und Managementberatung für die Energie- und Kommunalwirtschaft in München sowie für die große Unternehmensberatung PWC durchaus über insgesamt 17-jährige Erfahrung in dem Sektor. Allerdings habe sie auch noch kein solches Kommunalunternehmen als Chefin geführt. Dafür wisse sie aus ihrer Beratungstätigkeit und aus ihrer selbst aufgebauten Agentur sehr genau, was die Energiebranche umtreibe.
Kontinuität und viele „hervorragende Mitarbeiter“
Und sie sei schließlich nicht alleine. Wie beim Fußball in der Mannaschaft ihres Sohnes wünscht sie sich auch in ihrem neuen Job ein starkes Team, auf das sie sich verlassen könne. Sie sehe sich auch als Teamplayerin und wolle nicht alles umkrempeln, sondern wolle sich erst einmal einarbeiten und stehe auch für Kontinuität. Für Wolfgang Brandl könne sie nicht nur auf ein Team aus motivierten und „sehr guten“, sondern sogar vielen „hervorragenden Mitarbeitern“ bauen. Auch das sei genauso wichtig wie ein guter Chef oder eine gute Chefin, sodass er die Stadtwerke auch weiterhin auf einem guten Weg sieht.
Neben den großen Bau- und Investitionprojekten, sieht er die größten Herausforderungen auch weiter auf den Energiemärkten. Hier müsse man trotz der soliden finanziellen Situation des Kommunalbetriebs in der kommenden Zeit ein Auge auf die Liquiditätssituation haben. Größere Sorgen aber sieht er keine, und steht ja auch – noch und ein Dreivierteljahr an der Spitze der Stadtwerke, um Dollinger und somit dem ganzen Team weiter mit all seiner Erfahrungen zur Seite. Ein bisschen Glück oder „Fortune“ gehöre aber auch dazu – und das wünsche er seiner Nachfolgerin und den Stadtwerken, wenn es dann ab 1. November nach rund drei Jahrzehnten zur „Wachablösung“ kommt – und eben einer der wichtigsten Posten in der Stadt Eichstätt in neue Hände übergeben wird.
50 Mitarbeiter und Spektrum von Energieversorgung über Straßenbau bis hin zu Inselbad und ÖPNV
Grienberger glaubt, dass man gemeinsam in einem aufwendigen Verfahren mit allen wichtigen Verantwortlichen die Kandidaten unter anderem in einem Assessmentcenter auf Herz und Nieren geprüft und am Ende die richtige Wahl getroffen habe. Denn es brauche schon viel Kompetenz, um die Stadtwerke mit ihren knapp 50 Mitarbeitern und vielfältigen Aufgaben zu führen. Schließlich wirken die sich als Kommunalunternehmen nicht nur auf die Stadtfinanzen aus, sondern und sind eines der wichtigsten und wertvollsten Aktiva in der städtischen Bilanz. Sie sorgen auch für die Wasserver- und Abwasserentsorgung sowie die Energieversorgung für einen Großteil der Bürger und der Unternehmen in der Stadt.
Das Aufgabengebiet reiche vom Straßenbau, dem Erhalt der städtischen Infrastuktur über den Betrieb von Elektroladesäulen, der Eichstätter Tiefgarage oder Zentrallläranlage über die Erschließung neuer Bau- und Gewerbegebiete, den Betrieb des Inselbads und der Stadtlinie bis hin zur Energieerzeugung in PV-Projekten oder durch die zwei eigenen Blockheizkraftwerke, oder das geplante neue Nahwärmenetz mit Diözese, Universität, Landkreis und Freistaat. Ein vielfältiger Job also, der viele Herausforderungen mit sich bringen kann – und für den es wohl immer jenen „Teamgeist“ braucht, und manchmal eben auch ein wenig „Fortune“.