Eichstätt. – Mehr als 200 Kinder sollen davon profitieren: durch neue Musikinstrumente, Kräuterbeete, Gesundheitsprävention oder neue pädadgogische Angebote. Der Sozialpreis der Eichstätter Rotarier geht in diesem Jahr an das Caritas-Kinderdorf Marienstein und den Kindergarten St. Anna in Rupertsbuch – oder besser gesagt: „die Sozialpreise“. Denn erstmals teilen sich die beiden Preisträger den Hauptpreis. Insgesamt summieren sich die Gelder aus dem Eichstätter Sozialpreis, der seit 2016 verliehen wird, inzwischen auf rund 100.000 Euro.
Jeweils 5.000 Euro fließen mit dem diesjährigen Sozialpreis an die beiden sozialen Einrichtungen, die sich beide für Kinder in der Region einsetzen. Erstmals teilen sich die beiden Preisträger damit den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis. Das sei dem Umstand geschuldet, dass der eigentliche Hauptpreisträger seine Bewerbung aufgrund der Vorgaben staatlicher Einrichtungen letztlich habe zurückziehen müssen, wie Rotary-Präsident Gerd Eckstein gestern im Rahmen der feierlichen Verleihung des Preises im Spiegelsaal der Residenz erklärte. So habe man sich nun eben für eine Aufteilung auf zwei weitere Bewerber entschieden, die sonst einen Anerkennungspreis erhalten hätten.
Auch in den letzten Jahren hatte der Rotaryclub Eichstätt-Altmühltal, der den Preis durch die Zusammenarbeit mit Sponsoren und den Verkauf von Adventskalendern finanziert, neben dem Hauptpreis auch immer weitere Anerkennungspreise an zwei Bewerber verliehen – darunter auch bereits 2017 einmal an das Kinderdorf Marienstein, unter anderem für ein Bootbauprojekt. Nun hat sich das Caritas-Kinderdorf oberhalb von Eichstätt erneut für ein Kneipp-Projekt beworben – und nun ebenso wie der Kindergarten St. Anna den geteilten Hauptpreis bekommen.
„Liebgewonnene Tradition“
Der Sozialpreis sei als Unterstützung für wichtige soziale, kulturelle Projekte und ehrenamtliches Engagement nach nur wenigen Jahren inzwischen zu einer wichtigen Einrichtung und „liebgewonnenen Tradition“ geworden, so Landrat Alexander Anetsberger in seinem Grußwort. Ganz besonders, was zur Förderung und Bildung von Kindern und Jugendlichen beitrage, sei mehr denn je eine wichtige Aufgabe und verdiene jede Unterstützung.
Der Kindergarten in Rupertsbuch etwa wurde 1993 errichtet und kürzlich um eine dritte Gruppe erweitert. 66 Kinder spielten dort bei passendem Wetter inzwischen im Garten, der derzeit erweitert werde, wie Leiterin Monika Wurscher in ihrer Vorstellung erklärte. Zudem sei man ein sehr musikalischer Kindergarten und wolle daher nun mit dem Geld aus dem Sozialpreis neue Instrumente für die Kinder anschaffen. Denn Musikinstrumente seien teuer. Musik aber sei wichtig für ihre Kreativität, Konzentrationsfähigkeit und Entwicklung und fördere auch den Teamgeist – nicht nur, weil man dabei im wahrsten Sinne des Wortes „einen gemeinsamen Rhythmus“ finden müsse.
Kneipp-Kreativität im Kinderdorf
Das Kinderdorf finanziert mit einen Teil eines Kneipp-Projekts, das den Kindern wichtige Werte und Fähigkeiten, vor allem aber viele Impulse rund um das Thema Gesundheitsprävention vermitteln solle, wie Leiterin Brigitte Radeljic-Jakic in ihrer Dankesrede erläuterte. Es gehe dabei nicht nur um die unter dem Schlagwort „Kneipp“ bekannten Wasseranwendungen. Zur Kneipp-Philosophie gehöre viel mehr: gesunde Lebensführung und gesunde Ernährung etwa oder der Umgang mit Heilkräutern. Beispielsweise lernten die Kinder und Jugendlichen im Kinderdorf nun, wie man ein Kräuterbeet pflege und wie man aus den Kräutern selbst Gewürzmischungen oder zum Beispiel Naturkosmetik herstellen könne, wie auch Lea Dallgauer erklärte, die sich gemeinsam mit Jason Böhm für den Preis bedankte. Die beiden sind die gewählten Sprecher der rund 155 Kinder, die im Kinderdorf betreut werden, einige davon in Außenwohngruppen wie in Dollnstein, 85 aber eben dauerhaft im Kinderdorf, weil sie aus verschiedenen Gründen eben nicht mehr in der Familie bleiben könnten.
Solche Angebote und Einrichtungen seien enorm wichtig, so der Eichstätter Oberbürgermeister Josef Grienberger in seinen Grußworten – gerade dort, wo das familiäre Umfeld einfach nicht mehr funktioniere. Der Ruf nach einem Staat, dem man alle Verantwortung aufbürden und der alles regeln solle, werde immer größer, die Zeit schnelllebiger, die Herausforderungen größer, so das Stadtoberhaupt. Die Eigenverantwortung gehe dabei ein Stück weit zugrunde. „Sie zeigen, dass Sie das anders sehen“, sagte er mit Blick auf viele ehrenamtlich Engagierten im Spiegelsaal. Gesellschaftliches Miteinander funktioniere eben auch nur gut, wenn viele sich ihrer Verrantwortung für die Gesellschaft bewusst seien. Auch Dafür stehe der Sozialpreis.
Rund 100.000 Euro von der „NGO“
Genau aus diesem Grund hätten die ebenfalls ehrenamtlich tätigen Rotarier den Sozialpreis auf Initiative von Walter Leidmann auch ins Leben gerufen, so Rotarypräsident Gerd Eckstein: um Menschen und Projekte zu unterstützen, die eben genau mit solchem Engagement zu tun haben und weit über Pflichterfüllung hinausgingen. Die Rotarier seien so etwas wie eine „NGO“ oder Hilfsorganisation. Im vergangenen Jahr habe der Eichstätter Club etwa Wasserprojekte in Togo umgesetzt und einen Kindergarten in Marokko errichtet. Aber man wolle eben auch vor Ort helfen und unterstütze daher auch kulturelle und soziale Initiativen und Veranstaltungen in der Region – und habe dafür auch den Sozialpreis ins Leben gerufen.
Offenbar sehen das viele so: Denn während die Rotarier die ersten Kalender noch über viele Wochen aktiv verkaufen mussten, seien die 2.500 Kalender inzwischen zu einer Art Verkaufsschlager geworden – nicht nur wegen der tollen Preise, die man dabei gewinnen kann, sondern weil es eben auch um Hilfe vor Ort gehe. Zudem wurden sie in den letzten Jahren auch jeweils von lokalen Künstlern gestaltet – im vergangenen Jahr etwa von Li Portenlänger und Gastkünstlern ihrer Eichstätter Lithographiewerkstatt. Unterstützung für soziale Projekte vor Ort war auch genau die Idee des Rotaryclubs. Inzwischen sind daraus seit der Premiere 2016 viele Preise geworden, die sich auf rund 100.000 Euro für mehr als ein Dutzend soziale Porjekte in der ganzen Region geworden.