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„Musik ist Zuversicht“: Extra-Swing und „musikalische Neujahrsvorsätze“ bei Bepo-Neujahrskonzert

Benefizkonzert des Polizeiorchesters Bayern begeistert rund 400 Gäste

Eichstätt. – „Mit Schwung und Zuversicht ins Neue Jahr“ – das war das Motto des Neujahrskonzerts des Polizeiorchesters Bayern. Und nicht nur, wenn man nach den stehenden Ovationen zum Schluss geht, war es ein ebenso heiterer wie beinahe philosophischer Abend mit viel „positivem Schwung“ für das neue Jahr, wie Moderator Peter Seufert angekündigt hatte – oder besser gesagt: „viel Swing“.

Schwungvoller Jahresstart: Chefdirigent Johann Mösenbichler und Sängerin Caroline Adler beim Neujahrskonzert mit dem „Polizei Orchester Bayern“. Fotos: Anspann/II. BPA/Zengerle

Bei der neunten Auflage des Neujahrskonzerts mit dem „Polizei Orchester Bayern“ stand nicht nur viel operettenhaft-Heiteres mit großen Gefühlen auf dem Programm, sondern auch Gute-Laune-Musik von eben jenem jazzigen Swing über Pop-Elemente bis hin zu einem Medley großer Queen-Hits und dem kräftig mitgeklatschten Radetzky-Marsch als Zugabe – vor allem aber auch der Wunsch nach einem positiven Start ins neue Jahr – eine Art „musikalischer Neujahrsvorsatz“ quasi. Und das zudem mit Benefizcharakter: Alle Einnahmen aus dem Konzert gehen an die Eichstätter Tafel und das Festival „Alte Musik“ in Eichstätt – die Bereitschaftspolizei beweise auch mit diesem Benefizkonzert, dass sie ein wichtiger Bestandteil des Lebens in Eichstätt sei, so Oberbürgermeister Josef Grienberger in seinen Grußworten.

„Wenn es das Ganze noch nicht gäbe, müsste man es glatt erfinden“

Eine Fülle von Problemen habe die Welt fest im Griff, so hatte es Hubert Müller als Initiator der Neujahrskonzerte und damaliger Chef der II. Bereitschaftspolizeiabteilung Eichstätt (II. BPA) Anfang 2020 beim letzten Neujahrskonzert der „Bepo“ gesagt. Es folgte kurz darauf die Coronazeit, Krieg, Energiekrise und anderes mehr – und es sei schon beinahe beängstigend, wie sehr auch jetzt, drei Jahre später, seine Worte immer noch aktuell seien und schon beinahe prophetisch klängen, so sein Nachfolger Manfred Gigl in seinen Grußworten zum diesjährigen Neujahrskonzert. Er habe sich sehr auf das Konzert gefreut. „Wenn es das Ganze noch nicht gäbe, müsste man es glatt erfinden“, so Gigl weiter. Gerade in schwierigen Zeiten könne die Musik Emotionen und Zuversicht wecken: Sie stehe mit Blick auf unsichere Zukunftsaussichten für eine besonders wichtige Fähigkeit: den Moment zu genießen.

„Musik ist Zuversicht“ – so die Botschaft von Moderator Peter Seufert, die sich durch den Abend zog.

So positiv eingestimmt, bot sich den rund 400 Besuchern, darunter auch Udo Skrzypczak, der Präsident der bayerischen Bereitschaftspolizei, in der zum Konzertsaal mit Bühne umgestalteten Bepo-Sporthalle am Freitagabend viel Gelegenheit, Momente zu genießen und die „Batterien aufzutanken“, wie Moderator Peter Seufert, der gekonnt und charmant durch den Abend führte, sagte. Und Musik hat noch eine weitere Eigenschaft: Sie kann einen wie Filmmusik weit wegtragen, in fremde Welten und das Reich der Fantasie – so wie Otto M. Scharz und sein „Fanfare for the Champions“. Schon nach den ersten Paukenschlägen und den kräften Klängen der Blechbläser des Polizeiorchesters Bayern war das Publikum bei dem heiteren Titel gedanklich nicht mehr so ganz in der halb abgedunkelten Sporthalle, sondern irgendwo in einer weitläufigen Landschaft, vielleicht im wilden Westen – bereit für Abenteuer.

Große Gefühle von Dorak bis „Giuditta“

Mit „Song to the Moon“ aus Antonin Dvoraks Oper „Rusalka“ waren dann auch die ganz großen, romantischen Gefühle im Spiel – ausgedrückt von der kraftvollen Stimme einer zarten Frau: der wandlungsfähigen Caroline Adler, die neben Theater und Filmmusik, etwa für Walt Disney, auch schon für den FC Bayern gesungen hat. Nach der verspielten Ouvertüre zu „Die lustigen Weiber von Windsor“ aus der Feder des deutschen Komponisten und Dirigenten Otto Nicolai, der 1842 auch die Wiener Philharmponiker begründet hatte, ging es weiter mit zwei Stücken von „Operettenkönig“ Franz Lehár: dem „Vilja Lied“, über eine Fee, ein „Waldmägdelein“, die einem Jägerburschen gehörig den Kopf ebenso verdreht, wie die heißblütige „Giuditta“ in Lehárs gleichnamiger letzter Operette als Tänzerin den Herren in einem Nachtlokal in Tripolis in in ihrem Lied „Meine Lippen, sie küssen so heiß“.

Von „Cowboys“ bis zum Swing im „Schicksalsjahr der Deutschen“

Nach einer Pause wurde es in der Bepohalle erneut cineastisch-schwungvoll mit Filmmusik aus „Die Cowboys“ vom großen Hollywood-Komponisten John Williams, ehe Caroline Adler, jetzt nicht mehr im Ballkleid, sondern im modernen Popstaroutfit, „All about that Base“ ebenso gekonnt performte und Martin Ehlich an der Solotrompete seinen ersten Sonderapplaus erhielt. Da war auch Chefdirigent Johann Mösenbichler voll in seinem Element, der seine knapp 50 Berufsmusiker in Uniform voll im Griff hatte und im moderneren zweiten Teil des Abends auch immer wieder sein Talent als Entertainer unter Beweis stellte.

Es folgte ein Sprung zurück in die Zeit der Weimarer Republik, in der Hyperinflation und Massenarbeitslosigkeit für Weltuntergangsstimmung sorgten und den Weg für den Natinalsozialismus ebnen sollten, wie Moderator Seufert erinnerte – in der aber auch 1923, dem „Schicksalsjahr der Deutschen“, der erste Radiosender den Deutschen den Jazz in die Wohnzimmer brachte und sie in schwierigen Zeiten aufheiterte und zum Tanzen brachte. Dass diese Musik auch ziemlich genau 100 Jahre später noch begeistern kann, zeigte das Polizeiorchester in seinem „Dixieland Jam“ mit verschiedenen Melodien wie „When the Saints go Marchin in“, an dessen Ende es auch für einige der „jammenden“ Musiker Extraapplaus gab – da war er wieder, der positive „Swing“ zum Jahresauftakt.

„Queen goes Classic“ und der Radetzky-Marsch

„Queen goes Classic“, hieß es zum Schluss mit einem Medley der britischen Band im Weltformat, die Nummer-eins-Alben aneinanderreihte und 1977 mit „We are the Champions“ auch eine der großen Hymnen insbesondere für sportliche emotionale Höhepunkte erschaffen hatte. Und so schloss sich der Kreis auch am Freitagabend von der „Fanfare for the Champions“ bis zu Freddie Mercury.

Und weil das Publikum damit noch nicht genug hatte, folgte eben noch der Radetzky-Marsch als Zugabe – ganz im Stile des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker, das der österreichische Chefdirigent Mösenbichler auch charmant moderierte. Dazu gab es quasi Regieanweisungen vom Maestro an das mitklatschende Publikum im Saal. Bei allen Sorgen – oft funktioniert die „selbstverordnete Fröhlichkeit“ ja auch über den Moment hinaus. Egal, ob bei der Fußball-Heim-WM 2006 oder einem Orchester-Konzert in Uniform – es ist eben vieles im Leben eine Frage der Einstellung. Und am Freitag durften die Gäste den Saal nicht nur gut unterhalten, sondern auch gut gelaunt verlassen – und das auch mit ein wenig mehr positivem Schwung zum Jahresbeginn. Denn, wie hatte es Moderator Peter Seufert formuliert: „Musik ist Zuversicht“.

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