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Glückwünsche für „Typus des bodenständigen Landrats“

Feierstunde zum 80. Geburtstag von Altlandrat Xaver Bittl

Eichstätt. – Er war nie ein Mann der ganz großen, sondern eher der klaren Worte – und auch keiner, der seinen Geburtstag so groß feiern hätte wollen. Und dennoch wurde es am vergangenen Freitag eben jener festliche Rahmen, in dem Altlandrat Xaver Bittl seinen 80. Geburtstag feiern durfte und „musste“ – und zwar mit einem Festakt im Spiegelsaal der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz. „Schuld“ waren die Gratulanten, die eben doch unbedingt mit ihm feiern wollten: Seine Nachfolger im Amt, die vielen Bürgermeister der Landkreiskommunen und andere Wegbegleiter seiner zwölf Jahre als Landrat, aber auch seiner vielen anderen politischen und ehrenamtlichen Tätigkeiten, die ihn, den „Bauernbub aus Sappenfeld“, wie er sich selbst nannte, und seine pragmatisch-direkte Art manchmal aushalten mussten, meistens aber zu schätzen wussten, wie sie am Freitag betonten.

Etwas Überredungskunst sei nötig gewesen, um Altlandrat Xaver Bittl zu seiner Geburtstagsfeier in der Residenz zu überreden, so Landrat Alexander Anetsberger, der seinen Vorvorgänger würdigte. Fotos: Zengerle

Ein wenig zu viel der „Bebauchpinselung“ und „zu viel der Ehre“ sei es, bemerkte Bittl schon fast ein wenig bayerisch-grantlerisch in seiner Dankesrede und zum Schluss des Festaktes, als er sich gemeinsam mit seiner Frau Thekla in seiner Charakterschrift ins Goldene Buch des Landkreises eintragen durfte. Was für andere ein besonders zelebrierter Moment gewesen wäre, war für Bittl zwar ehrenvoll, aber eben „auch nicht nötig“. Schließlich bekomme er das Lob und die Auszeichnung „für Dinge, die Selbstverständlichkeiten“ gewesen seien, sagte er selbst – ganz Pragmatiker – in seiner Dankesrede gegen Ende des Festaktes.

„Mann der klaren Worte“

Und doch freue er sich vor allem über das Lob seiner menschlichen Eigenschaften: Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Geradlinigkeit. Bittl sei „ein Mann der klaren Worte“, mit denen die Bürgermeister im Landkreis bisweilen natürlich auch einmal angeeckt seien, hatte Rita Böhm, als Kindinger Bürgermeisterin und stellvertretende Landrätin langjährige Weggefährtin Bittls, in ihrer Laudatio gesagt. Als es vor Jahren um die Erhöhung der Kreisumlage gegangen sei, habe Bittl ihm als damaligem Gaimersheimer Bürgermeister einmal in Sachen Kreisfinanzen gehörig die Leviten gelesen, ließ sein direkter Nachfolger Anton Knapp durch Böhm ausrichten – und zwar so, dass ihm anschließend wirklich gar nichts mehr eingefallen sei. Rita Böhm war spontan für den kurzfristig erkrankten Knapp eingesprungen und lobte Xaver Bittl in ihrer Festrede ebenso wie der aktuelle Amtsträger Alexander Anetsberger Bittl auch für seine solide Haushaltspolitik. Der Landkreis stehe heute aber nicht nur finanziell gut da, er lande auch gleichzeitig in Rankings zu Lebensqualität und anderen Themen immer wieder ganz vorne.

„Zu viel der Ehre“ sei der Eintrag ins Goldene Buch des Landkreises, den er und seine Frau Thekla im Rahmen der Feierstunde hier leisteten, meinte der Jubiliar selbst.

„Dein Name ist fest mit dem prosperierenden Landkreis verbunden“, so Anetsberger, der Bittls „Lebensleistung“ nicht nur als Landrat, sondern in verschiedenen Ämtern würdigte. Egal ob für Feuerwehr, BRK, in den Gremien des Naturparks Altmühltal oder an anderer Stelle habe Bittl sich in vielfältiger Weise engagiert, so Anetsberger, der verschiedene Stationen aus dessen Leben rekapitulierte – besonders natürlich sein breites politisches Engagement. Schon seit 1984 sei Bittl für die CSU Mitglied im Kreistag gewesen und das sofort als Fraktionsvorsitzender. 1989 wurde er auch Vorsitzender des CSU-Kreisverbandes Eichstätt. 1990 bis 1996 war er auch Landtagsmitglied. Anschließend war er von 1996 bis zum 30. April 2008 Eichstätter Landrat – das habe ihm ohnehin mehr Spaß gemacht, „weil man da mehr gestalten kann“, sagte er am Freitag bei dem Festakt.

Glückwünsche vom Innenminister

Auch der Bayerische Innenminister und Parteikollege Joachim Herrmann würdigte in einem Glückwunschschreiben die Leistungen Bittls unter anderem im Bereich der Schulen und der Gesundheitsversorgung: „Besonders wichtig war es Dir, die Schulsituation im Landkreis Eichstätt durch Neu- und Erweiterungsbauten zu verbessern und den Menschen eine wohnortnahe und moderne Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.“ Trotz der dafür benötigten hohen Investitionsbeträge sei es Bittl auf beeindruckende Weise gelungen, die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel solide zu bewirtschaften.

Eine Lithografie der Residenz, seinem langjährigen Amtssitz, hat Altlandrat Xaver Bittl im Rahmen des Festakts zu seinem 80. Geburtstag erhalten. Fotos: Zengerle

Das betonten auch Anetsberger und Böhm in ihren Ansprachen. Er selbst wisse aus der aktuellen Situation, wie schwierig Gesundheitspolitik sei, so Anetsberger mit etwas neidischem Blick zurück auf jene Zeiten, in denen der Landkreis noch Millionen für Investitionen in die Kliniken aufwenden habe können, „statt für einen Defizitausgleich“ wie heute. Dennoch habe man auch damals schon umstrukturieren müssen – etwa das Krankenhaus in Kipfenberg, das zur Rehaklinik umfunktioniert werden musste.

Zudem habe der Landkreis unter Bittls Führung viel investiert: in das Förderzentrum in Eichstätt etwa, das Gymnasium in Beilngries oder die Realschule in Kösching, und auch die Berufsschule habe ihm in Zeiten der Akademisierung ganz besonders am Herzen gelegen – es brauche schließlich auch „Praktiker“. In seine Zeit fiel hier auch die Einrichtung der Außenstelle der FH Ingolstadt an der Berufsschule in Eichstätt. In seiner Zeit seien 59 Kilometern an Kreisstraßen ausgebaut, drei Bahnbrücken und Überführungen errichtet, 14 Kilometer Radweg und der malerische Schambachtal-Radweg zwischen Lenting und Altmannstein eingerichtet worden, hatte Knapp ausgerechnet.

Agrarwissenschaftler und gekonnter „Steinzwicker“

Bittl habe dem Landkreis immer „mit vollem Herzen gedient“ und für die Landkreisbürger immer ein offenes Ohr gehabt, so Rita Böhm. Sie erinnerte an frühe gemeinsame Begegnungen, als sie dem studierten Agrarwissenschaftler Bittl noch in seiner Funktion als Landwirtschaftsberater im Amt und Leiter des Amtes für Landwirtschaft und Bodenkultur in Ingolstadt kennengelernt habe. Als Sappenfelder Bauernbub, kam er selbst aus der Landwirtschaft und habe sie und andere Ehrengäste bei einem Lammauftrieb im Landkreis einmal beeindruckt, als er ihnen eigenhändig vorgeführt habe, wie man aus heimischem Jurastein eine „Zwicktasche“ herstellte – Bittls Vater hat auch im Steinbruch gearbeitet.

„Geht nicht, gibt’s nicht“ – das sei sein Motto gewesen, so erzählte Xaver Bittl, der es wohl auch mit dieser Einstellung vom Sappenfelder Bauernbub zum Eichstätter Landrat geschafft hat.

Auch der Sohn ist durch das harte, einfache Leben damals auf dem Land geprägt worden – daran ließ Bittlselbst in seiner Dankesrede keinen Zweifel. Nicht beschweren, sondern fleißig sein und sich selbst Respekt erarbeiten, sei schon das Motto gewesen, wenn der Lehrer die Schüler vom Dorf anders behandelt habe als die Stadtkinder, erinnerte er sich in seiner Ansprache und bedankte sich bei den Gratulanten, Weggefährten und vor allem bei seiner Familie. Skeptisch blickt er daher auf so manche moderne Entwicklung, in dem es eben oft um Eigenlob und egoistische Motive statt das große Ganze gehe.

Diese Bodenständigkeit sei eines der prägenden Merkmale Bittls, so Anetsberger und Böhm: Er habe sich selbst nie in den Vordergrund gedrängt, sondern stets die Gesellschaft gesehen. Bittl verkörpere den „Typus des bodenständigen Landrats“, stellte der heutige Landrat fest, der Bittl unter anderem eine Litographie der Residenz überreichte und auch seine Frau Thekla mit Blumen beschenkte. Anschließend folgte der Eintrag in das Goldene Buch des Landreises, dessen Geschicke er um die Jahrtausendwende herum zwölf Jahre lang gelenkt hatte – nicht als Mann der ganz großen, aber dafür der klaren Worte.

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