Eichstätt. – Die Gespräche dazu liefen schon lange – jetzt ist es offiziell: Die Stadt Eichstätt hat nun offiziell einen Stadtjugendpfleger – wenn auch nur in „Teilzeit“: der Eichstätter Jugendhausleiter Bernd Zengerle übernimmt in Zukunft auch das neue Amt: Die Hälfte seiner Arbeitszeit widmet er weiter dem städtischen Jugendzentrum (Juze), die andere Hälfte geht in die Arbeit mit Jugendlichen außerhalb des Juze: als Koordinator und Ansprechpartner für alle Fragen der Jugendarbeit und Jugendhilfe. Möglich macht das eine Kooperation zwischen Stadt und Landkreis.
Zengerle habe sich seit über zwei Jahrzehnten weit über seine beruflichen Pflichten hinaus in der Jugendarbeit engagiert und sich in seiner Funktion als Jugenhausleiter ohnehin bereits auch außerhalb des Juze für die Belange der Jugendlichen eingebracht, so Siegmund Hammel, der Leiter des Jugendamtes des Landkreises. Jetzt kann er das auf einer ganz anderen Grundlage tun: Als Stadtjugendpfleger hat er weitergehende Zuständigkeiten und Kompetenzen, die das gesamte Stadtgebiet umfassen – und auch die Vernetzung und den Austausch mit den anderen Gemeinden, die Zengerle für eine sehr wichtige Aufgabe hält, von der alle Seiten profitieren könnten. Man sei bereits dabei, ein umfassendes Konzept zu erarbeiten, das man auch gerne zur Verfügung stellen wolle, so Zengerle.
Zweite Juze-Stelle wird aufgestockt
Möglich macht all das eine Kooperation mit dem Landkreis Eichstätt, der über das Jugendamt diesen Teil, der über die rein städtische Aufgabe des Jugendzentrums hinausgeht, fördert. Zwar geht es dabei „nur“ um 25 Prozent dieser halben Stelle, also insgesamt nur in etwa – die Berechnung ist etwa durch gesetzliche Vorgaben gedeckelt – eine „Achtelstelle“. Den Rest trägt die Stadt Eichstätt, die damit auch dafür sorgt, dass das Juze darunter nicht „leidet“. Denn gleichzeitig wird die Stelle der zweiten pädagogischen Fachkraft im Juze, Nicole Balzer, von derzeit 19,5 auf dann 25,5 Wochenstunden aufgestockt.
Das ist Zengerle auch ganz wichtig: Dass da nicht das eine gegen das andere ausgespielt werde – dass es aber auch sauber getrennt sei. Man denke daher auch darüber nach, Sprechstunden außerhalb des Juze, also zum Beispiel im Rathaus, anzubieten. Vielmehr komme nun jene offene Perspektive für die gesamte Jugend hinzu, die mit dem neuen Ressort, das in der Stadt Eichstätt angesiedelt ist, einen professionellen Ansprechpartner bekommt. Dabei könne es um jugendpolitische Fragen gehen, aber auch um ganz einfache Dinge, wie etwa die, welche Angebote und Gestaltungsmöglichkeiten es für Jugendliche bei der Neugestaltung der Altmühlauen berücksichtigt werden sollten. Zudem gehe es auch um die Vernetzung der Jugendarbeit: darum, im Schulterschluss auch mit Vereinen und anderen Institutionen, aber auch im direkten Kontakt mit den Jugendlichen selbst mehr für sie zu erreichen und sich für ihre Belange einzusetzen – wie beim Thema Skaterplatz in Eichstätt.
Auch hier gab es in der Vergangenheit durch viele skatende Jugendliche im Juze bereits viel Kontakt. Umgekehrt war Zengerle während der Coronazeit, als das Juze nicht öffnen durfte, auch immer wieder am Skateplatz zuständig, um hier zum Beispiel auf die Einhaltung der Coronaregeln zu achten, oder organisierte in der Vergangenheit Veranstaltungen mit Jugendlichen auch außerhalb der städtischen Einrichtung an der Wasserwiese mit – zum Beispiel das Musikevent „Akkufish“ mit vielen jungen Livebands aus der damals und zum Teil bis heute sehr aktiven Bandszene rund um das Juze. Das Ganze musste dann aber trotz vieler Gespräche aufgrund von Anwohnerbeschwerden zähneknirschend eingestellt – seitdem wird von verschiedenen Seiten oft eine Wiederbelebung gefordert. Solche Veranstaltungen wurden und werden dann meist durch Vereine wie den Muke e. V., der sich aus Jugendlichen rund um das Jugendhaus entwickelt hat, organisiert.
„Wichtiger Schritt“ kommunale Jugendarbeit
Das sei auch sinnvoll. Zengerle habe das bisher schon getan. Dabei wäre er streng genommen gar nicht zuständig gewesen, „beziehungsweise hätte sich bei entsprechender Berufsauffassung auf das Jugendzentrum konzentrieren können“, sagt Siegmund Hammel. Aber mit dem Stadtjugendpfleger haben sie nun auch in Eichstätt offiziell einen Ansprechpartner, der sie bei den verschiedensten Fragen unterstützen könne. Der Landkreis sei hier vor wenigen Jahren durch den Ausbau der gemeindlichen, kommunalen Jugendarbeit bereits einen wichtigen Schritt gegangen und habe gemeinsam mit den beteiligten Gemeinden, die in ähnlicher Wiese gefördert werden, bereits sehr gute Erfahrungen gemacht. Auf die hofft er nun auch in Eichstätt.
Hier gebe es nun im Grunde keinen Neuanfang, sondern eine Weiterentwicklung: Zengerle kenne die Beteiligten Personen und Institutionen bestens und sei ohnehin schon in vielfältiger Weise aktiv gewesen. Für den Jugendhausleiter selbst war es „einfach nur mein Job“, wie er sagt. Und es gehe dabei auch überhaupt nicht um seine Person, sondern um die Jugendlichen. Nach seinem Verständnis darf Jugendarbeit nicht an der Jugendhaustür enden – und hatte daher auch selbst immer entsprechend gehandelt und sich auch um Probleme wie etwa Schulabschlussfeiern der Jugendlichen im öffentlichen Raum oder die Konflikte rund um die Partys der jungen Generation im Eichstätter Hofgarten ging, wo es auch zu Konflikten mit der Polizei gekommen war. Für ihn ändert sich insofern zunächst einmal gar nicht so viel.
Aber: Er hat eben nun andere Möglichkeiten, Kompetenzen und über die Jugendförderung auch finanzielle Möglichkeiten für Aktivitäten und Maßnahmen zur Verfügung, die es auch bisher schon gab. Neu ist allerdings, dass es neben den beiden Jugendbeauftragten im Eichstätter Stadtrat, Klaus Bittlmayer und Fred Pfaller, nun auch einen unabhängigen, eigenen Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Jugend gibt – egal, ob es dabei zum Beispiel um die Jugendfeuerwehr, Jugendarbeit in Sportvereinen oder einfach nicht institutionell organsierte Gruppen von Jugendlichen gehe. Gemeinsam hatte man bereits in den letzten Monaten die erste Jugendbürgerversammlung und jugendpolitische Gesprächsrunden ins Leben gerufen, die in Zukunft zu festen Einrichtungen werden wollen.
Mehrere hundert Jugendliche
Und eine Eichstätter Jugenddelegation war in diesem Jahr auch in der Partnerstadt Montegalda und hatte dort gemeinsam mit den italienischen Jugendlichen unter anderem per Graffiti eine deutsch-italienische Freundschaftswand gestaltet. Das Spektrum ist also groß. Die Möglichkeiten auch. Der Bedarf ebenso: Man sei gerade dabei, zum Beispiel zu erfassen, welche Spielplätze im Stadtgebiet wie häufig von welchen Altersgruppen genutzt würden, um dann auf der Basis solcher Daten, das Angebot anpassen und verbessern zu können – nur eines von vielen Beispielen.
Rund 300 Jugendliche zwischen 15 und 21 weist das Landesamt für Statistik allein in Eichstätt aus. Weitet man die Altersgrenzen allerdings aus, sind es schnell mehrere hundert oder – mit den Studenten der Universität sogar schnell weit über 2.000 – von den Jugendlichen ganz zu schweigen, die etwa über Schulen und Vereine nach Eichstätt kämen. Es gebe daher auch weitere Gespräche, hier vielleicht noch mehr zu tun und die Förderung aufzustocken. Von Martina Asam von der Kommunalen Jugendarbeit gab es daher zum Start als Geschenk für den neuen Stadtjugendpfleger eine junge Aloe-vera-Pflanze, die wachsen und sich entwickeln solle – wie die Jugendarbeit in Eichstätt.
„Wall of Fame“, Akkufish und „Burgbergbank“: Erste Jugendbürgerversammlung