Eichstätt. – Auf den Ortstafeln Ingolstadts würde Professor Peter F. Tropschuh zukünftig gerne den Zusatz „Universitätsstadt“ lesen. Schließlich habe die Stadt diesen Ehrentitel mit einer 550-jährigen Wissenschaftsgeschichte mehr als verdient, erklärte er in seiner Festansprache zum Dies Oeconomicus der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät Ingolstadt (WFI) der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) am Mittwochabend. Der Vorsitzende des Förderkreises der WFI erhielt jede Menge Zuspruch für seinen Vorschlag: KU-Präsidentin Gabriele Gien sowie Dorothea Deneke-Stoll, Zweite Bürgermeisterin der Stadt Ingolstadt, zeigten sich begeistert von der Idee.
Gien betonte, wie wichtig es sei, als Universität in der Bevölkerung präsent zu sein und mit ihr in Dialog zu treten, beispielsweise durch Projekte wie „Mensch in Bewegung“ oder durch den Einzug der KU in die Hohe Schule sowie das Georgianum mitten in der Ingolstädter Innenstadt. „Wir sind aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken, wir ziehen Talente an“ – und gleichzeitig empfange und sende die KU Impulse von den Menschen beziehungsweise an die Menschen der Region 10.
Umso passender, dass Jörg Althammer, Dekan der WFI, die Festrednerin des Dies Oeconomicus 2022 nicht nur Dozierenden, Studierenden und Mitarbeitenden der KU vorstellen konnte, sondern auch Ehrengästen aus Politik und Wirtschaft sowie Interessierten aus der Region: Amelie Wuppermann von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erörterte vor diesem vielfältigen Publikum eine Frage, die alle gleichermaßen beschäftigte – „Können wir uns Gesundheit in Zukunft noch leisten?“.
Sie zeigte auf, dass die Ausgaben in der Krankenversicherung unter anderem aufgrund der Alterung der Bevölkerung und des medizinischen Fortschritts steigen und die Beitragseinnahmen aufgrund der demographischen Entwicklung sinken werden. „Die Gesundheitsökonomie kann dabei Vorschläge dazu machen, wie wir uns Gesundheit leisten können.“ Auf der Einnahmenseite brachte sie beispielsweise die Erhöhung der Beitragssätze beziehungsweise Zusatzbeiträge, das Anheben der Beitragsbemessungsgrenze oder einen steigenden Zuschuss aus Steuermitteln ins Spiel.
Auf der Ausgabenseite zeigte sie Einsparpotenziale durch intensivere Verwendung von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz auf und stellte die Möglichkeit vor, Krankenversicherer in einen stärkeren Wettbewerb miteinander treten zu lassen: Momentan herrsche wenig Wettbewerb, „denn 95 Prozent der Leistungen der Krankenkassen sind durch den Bundesausschuss vorgegeben“.
Den Wert der Digitalisierung betonte ein zweiter Höhepunkt des Abends, der an den Festvortrag Wuppermanns anschloss: Der Förderkreis der Fakultät verlieh erstmals einen Preis für eine hervorragende Abschlussarbeit rund um dieses Thema. Diese Auszeichnung sicherte sich Marco Fuchs für seine Masterarbeit, in der er sich mit der Erkennung von Strukturbrüchen in Zeitreihen auseinandersetzte. „Das hört sich erst einmal abstrakt an, ist aber spannend, wenn es darum geht, Defekte im datengenerierenden System frühzeitig zu erkennen.“ Zusätzlich zu einer Urkunde überreichte ihm Tropschuh ein Lebkuchenherz der KU: „Wir sind schließlich eine Universität mit Herz.“ Herz beweist Fuchs auch in Bezug auf das Preisgeld: „Ich habe mir überlegt, die Hälfte des Geldes, also 500 Euro, an die Ukraine zu spenden, weil mich das Schicksal der Menschen dort sehr berührt. Mit der anderen Hälfte könnte ich mir vorstellen, ein neues Fahrrad zu kaufen.“