Eichstätt. – „Handwerk hat Zukunft“ – so lautet ein häufig gebrauchter Slogan, der helfen soll, junge Menschen für handwerkliche Berufe zu begeistern. Das war auch die Botschaft der offiziellen Freisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft am 17. September im Alten Stadttheater in Eichstätt. Dabei erlebten die Handwerksbetriebe durchaus schwere Zeiten, wie auch Peter Aicher, Präsident des Landesinnungsverbandes der Zimmerer, in seiner Festansprache betonte. Handwerksberufe hätten trotzdem eine vielversprechende Zukunft, so auch nicht nur seine Botschaft an die Öffentlichkeit, sondern auch die von Landrat Alexander Anetsberger – oder wie der Eichstätter Berufsschulleiter Wendelin Ferstl es formulierte: „Handwerk ist Ihr Trumpf“.
Endlich fand sie wieder statt, die traditionelle Freisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft. Sie steht auch für den Stolz, der traditionell mit Handwerksberufen verbunden wird – bestens illustriert zum Beispiel durch die Truppe der Zimmerer, die in ihrer historischen Zimmermannskluft auf die Bühne im voll besetzten Alten Stadttheater in Eichstätt kamen. 123 Junghandwerker aus der gesamte Region wurden von Kreishandwerksmeister Hermann Meier freigesprochen und erhielten nach Berufsgruppen gegliedert aus der Hand ihrer Innungsvorsitzenden den Gesellenbrief. Dazu wurden auch zahlreiche treue Mitarbeiter von Betrieben sowie sieben Meister mit Goldenen Meisterbriefen ausgezeichnet.
Keine einfachen Zeiten – glänzende Perspektiven
Das Handwerk erlebe gerade durchaus keine einfachen Zeiten, so Peter Aicher in seiner Festrede. Lieferkettenprobleme, steigende Kosten für Rohstoffe und Energie oder der Fachkräftemangel seien Themen, die das Handwerk beschäftigten. Andererseits aber habe gerade das Handwerk Zukunft und werde immer gebraucht. „Sie haben glänzende Perspektiven“, rief Aicher den Junggesellinnen und Junggesellen im voll besetzten Festsaal des Alten Stadttheaters zu.
Auch Landrat Alexander betonte in seiner Ansprache die Bedeutung des Handwerks – auch für die Wirtschaft im Landkreis Eichstätt. „Ein Element des Erfolges, egal in welchem Beruf, ist die Lust am Handwerk“, so zitierte er die Chemie-Nobelpreisträgerin Irène Joliot-Curie. Und so habe auch der Landkreis viel getan für die berufliche Ausbildung und unter anderem und überwiegend schon zu Zeiten seines ebenfalls anwesenden Vorgängers Anton Knapp insgesamt rund 50 Millionen Euro in die Modernisierung und Erweiterung der Eichstätter Berufsschule investiert.
Deren Leiter Wendelin Ferstl lobte dieses Engagement und die Bedingungen nach der nun fertiggestellten und erst im Juli eingeweihten neuen Berufsschule, lobte aber vor allem auch die jungen Menschen im Saal für ihre Entscheidung zugunsten des Handwerks. Mit dem Wissen und Können, das sie sich erworben hätten, hätten sie nun eine Trumpfkarte, die sie ihr Leben lang ausspielen könnten. Er rief sie dazu auf, diesen Trumpf durch Weiterbildung zu pflegen und zu „polieren“.
Und dann kam der große Moment, auf den die jungen Leute drei Jahre lang „hingelernt“ und hingearbeitet hatten: Die Freisprechung. Hermann Meier verlas die offizielle Formel mit dem viermaligen „Ich spreche euch frei“ und machte die im Saal aufgestandenen Frauen und Männer damit nach altem Brauch zu ordentlichen Handwerksgesellen. Anschließend wurden sie nach Berufen auf die Bühne gerufen und erhielten ihre Zeugnisse: Maurer, Bäcker, Bäckerei-Fachverkäufer, Metzger, Metzgerei-Fachverkäufer, Friseure, Kfz-Mechatroniker, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Spengler, Dachdecker, Metallbauer, Feinwerkmechaniker, Schreiner und Zimmerer durften sich über den Applaus im Saal freuen.
„Influencer“ in Sachen Handwerk
Eine besondere Ehrung und einen kleinen Geldpreis als Anerkennung erhielten die Gesellenbesten sowie eine Jungmeisterin: Benedikt Vetter, Verena Schröder, Markus Miedaner, Laura Hofmann, Jessika Spitz, Leon Daunderer, Johannes Mayinger, Rainer Michali, Samuel Miller, Leon Iberle sowie Reinhard Eckstein, der zudem einen Sonderapplaus als Landessieger im Dachdeckerhandwerk bekam. Marlena Templer aus Titting ist nun Jungmeisterin im Konditorenhandwerk.
Weitere Höhepunkte waren die Ehrungen für langjährige, ununterbrochene Betriebszugehörigkeit von 20, 25, 30, 35, 40 und 45 Jahren, vor allem aber auch die Verleihung von besonderen Auszeichnungen und Goldenen Meisterbriefen an Ferdinand Bauer, Johann Bemsel, Barbara Dechant, Karl Eckerle, Thomas Margarf, Mas Stössl und Anita Wintermayr. Sie seien lebendige „Best-Practice-Beispiele“, dass man aus einem Beruf so viel Anerkennung ziehen könne, dass es ein Leben lang trage, hatte Landrat Anetsberger in seiner Ansprache über sie gesagt. „Sie sind das, was man heutzutage als Influencer bezeichnet“, so Anetsberger: Beispiele und Vorbilder, zu denen man aufblicken könne. Handwerk habe trotz aller aktuellen Schwierigkeiten auch heute noch den sprichwörtlichen „goldenen Boden“.