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Positive Nebenwirkung: Pandemie sorgt für Digitalisierungsschub in Sozialwirtschaft

Eichstätt. – In jeder Krise steckt auch immer eine Chance – eine Binsenweisheit, die aber oft eben auch stimmt: Geht es nach einer aktuellen Studie von Wissenschaftlern der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU), dann hat die Coronapandemie für die Sozialwirtschaft zwar große Probleme gebracht, aber diese hat die Situation auch genutzt, um sich in Sachen Digitalisierung zu erneuern – mit bleibenden Verbesserungen.

Die Kontaktbeschränkungen durch die Corona-Pandemie hatten die Sozialwirtschaft kalt erwischt. Kaum eine Organisation war Anfang 2020 dazu in der Lage, Videokonferenzen für Klienten und Mitarbeitende durchzuführen oder Arbeitsplätze ins Home-Office zu verlagern. Doch was ist seitdem passiert? Der jährlich von der Arbeitsstelle für Sozial­informatik an der KU in Zusammenarbeit mit der Hochschule Hof herausgegebene „IT-Report für die Sozialwirtschaft“ verfolgt die Digitalisierungsprozesse sozialer Organisationen mit wissenschaftlichen Methoden und kann somit auch die pandemiebedingten Veränderungen genau erfassen. Das Fazit fällt eindeutig aus: zwar hat diese Krise den sozialen Organisationen an vielen Stellen stark zugesetzt, doch für ihre digitale Entwicklung war sie ein Segen.

Wie die Autoren, die Professoren Helmut Kreidenweis (KU) und Dietmar Wolff (Hochschule Hof) betonen, scheint mit der Pandemie das gelungen zu sein, was die Sozialbranche anders als andere Branchen in den Jahren zuvor nur sehr zögerlich vorangetrieben hatte: eine Mobilisierung und Flexibilisierung des IT-Einsatzes und eine deutliche Aufwertung und Professionalisierung des IT-Betriebes.

Dass die IT-Ausgabenquote seit 2019 um zwölf Prozent gestiegen sei, könne nach Ansicht der Autoren als klares Zeichen dafür gewertet werden, dass der Nachholbedarf vielerorts erkannt wurde. „Doch das war nicht nur ein Strohfeuer“, so Kreidenweis, „die Daten unseres Reports zeigen, dass weiterhin beträchtliche IT-Investitionen getätigt werden“. Dabei habe sich das Geschehen jedoch deutlich verlagert: Künftig soll statt primär in Software vor allem in die Netzwerk- und Geräte-Infrastruktur investiert werden.

Gleichzeitig wurden die IT-Abteilungen qualitativ aufgewertet und sind näher an die oberste Leitungsebene gerückt. In das gleiche Bild passt, dass IT-Leitungsstellen auch bei kleineren Trägern mittlerweile meist in Vollzeit besetzt werden. Darin drückt sich, so die Autoren, wohl am deutlichsten aus, dass Digitalisierung zu einem Thema mit strategischer Relevanz geworden ist.

Gute Stimmung herrscht in der Softwareanbieter-Branche für die Sozialwirtschaft. Auch hier scheint die Pandemie als Geschäftstreiber fungiert zu haben: Die Zufriedenheit mit dem Geschäftsverlauf des letzten Jahres hat einen Allzeit-Spitzenwert erreicht. Investieren wollen die Anbieter laut Wolff vor allem in den Ausbau der Funktionalität vorhandener Programme, die Entwicklung von Mobil-Lösungen, die Verbesserung der „Usability„, also der Nutzerfreundlichkeit, und den Ausbau der Prozessunterstützung – „endlich genau das, was auch die Sozialunternehmen fordern“, so Wolff.

Erstmals wurde das Thema Anbieterfusionen unter die Lupe genommen. Die Mehrzahl der teilnehmenden Unternehmen geht davon aus, dass die Anzahl der Fusionen weiter zunehmen wird und dabei die großen Unternehmen vorwiegend Firmen mittlerer Größe übernehmen werden. Neben zahlreichen weiteren Statistik-Analysen liefert der IT-Report auch die jährlich von der Branche mit Spannung erwarteten Rankings der Softwareanbieter sowie ein Firmenverzeichnis, das Auskunft über Umsatz-, Kunden- und Mitarbeitendenzahlen der teilnehmenden Firmen gibt.

Weitere Informationen unter sozialinformatik.de. Der IT-Report für die Sozialwirtschaft 2022 kann als digitales Dokument zum Preis von 72 Euro gegen Rechnung bezogen werden per Mail an christine.vetter@ku.de.

Quelle
upd
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